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fanzine: wiggin‘ out #2 & 3 (with flexi)

Als ich das Hard Strike Interview für Ausgabe 10 gemacht habe, verriet mir Dan, dass er gerne das Wiggin‘ Out lesen würde, ein englisches Zine.
War zwar nicht ganz günstig, dafür aber zwei Ausgaben jeweils mit einer Flexi. …und wie ich das liebe!
Großartig. Würde auch gerne der ProvinzPostille eine Flexi beilegen, es rentiert sich aber halt NULL bei meiner Auflage von 150/200 Stück.

Wie auch immer.
Das Wiggin‘ Out ist ein selfcopied Fanzine, dickes Papier und geschnitten. Die Interviews mit den Bands sind recht kurz & knackig.
Ich hab mich natürlich daraüber gefreut, dass Bent Blue auch Teil des Zines #3 sind. Deswegen bin ich auch gleich drauf angesprungen, mir die beiden Ausgaben zu bestellen. Einfach ne megacoole Band aus San Diego, gerade eine Split 7inch rausgebracht mit Sun Stroke. (Review folgt).
Sonst kenne ich keine.
Einiges an Metalbands, Hardcore, aber auch Punk ist dabei. Wenn man beim Label Crew Cuts Records schaut: die sind schon eher hardcorig unterwegs.

Höngengeblieben bin ich bspw. bei Tossed Aside, weil ich auch das Coverfoto ziemlich cool finde und gucke mal ins Interview, was denn die „necessary violence“ ist, die diese Frau präsentiert.
Im Interview dann natürlich auch eine Frage nach den Einflüssen des Trios. Der Gitarrist mag Helmet, Integrity und Anti Cimex. Der Drummer hört viel Grindcore. Und ihre Lyrics sind persönlich, aufrichtig und sie nimmt eine Menge aus Taylor Swifts Songwriting. Das mache den Spaß der dreien aus. Sehr amüsant! Hört mal in das harte Geballer rein, zwinker. Sie scheinen sich jedenfalls selbst nicht ganz so ernst zu nehmen.

Ein paar wenige Reviews sind drin. Einiges als Appetizer, was bei Crew Cuts erscheinen wird. Eine deutsche Band hat sich auch in diese Reihe verirrt Urinstein, von denen man nicht so recht weiß, ob sie denn auch deutsch sängen.

Flexi mit Spaced von Wiggin‘ Out #2
Hardcore mit Frontfrau.

Flexi mit Fiend von Wiggin‘ Out #3
Ist Punkrock mit female Vocals.

Das Heft gibt es hier zu kaufen CrewCutsRecords.

Hat sich hammermäßig gelohnt, die einfliegen zu lassen.

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LP: farewell signs – dead body language

Post von Modern Illusion Records. Das Ulmer Label bringt die erste LP von Farewell Signs raus. Erstere dürften euch bekannt sein, da sie die famose MC von Bent Blue seinerzeit für Europa veröffentlichten. Ich bin großer Fan seitdem!
Klar schreibe ich einen Review für das Label, ab und an sind zwar ein oder zwei sehr harte Bands dabei, die mir nicht so richtig ins Gehör wollen, doch lass ich mich ja auch gerne überraschen!

Farewell Signs veröffentlichen (heute, 01.09.2023) ihr Debut Album in Zusammenarbeit mit Modern Illusion und Passion Means Struggle (euch vrmtl auch aus einigen Reviews hier bekannt!)
Sie haben sich als Band tatsächlich erst letztes Jahr gegründet, die Songs wurden als 1-mann-projekt bereits vor ein paar Jahren begonnen.
Die Band, das sage ich vorneweg, spielt ihre langjährige Erfahrung aus anderen Bands hervorragend aus. (ex-)Mitglieder von Red Tape Parade (Ule Gigl, Songwriting), Bridges Left Burning und Driving the Salt (Patrick Winterl, Lyrics) tummeln sich bei Farewell Signs. An der zweiten Gitarre Martin Hoffmann, Drums Johannes Puschmann und am Bass Benedikt Hein.
Die Band hat das ganze Debut in Eigenregie aufgenommen und gemixt.

Jetzt mal zur Musik.
Düster geht es los. Das Intro des ersten Songs „in awe of your own killer“ ist ein echter Brecher, total geil!
„death ceremony“ (ganz unten zu hören!) ist irre abwechslungsreich, so wie auch der Rest, ganz klar, aber der läuft mir echt so am besten rein. Erinnert mich an Judge, obwohl das nur ein ganz kleiner Teil dieses voluminösen Songs ist! Liegt auch am Gesang, der zwar gepresst ist, woran ich mich immer erst etwas gewöhnen muss, aber der sitzt wie eine Eins!
(Ganz geschickt hat die Band das Album schon peux à peux veröffentlicht.)

„la belle indifference“ ist Anfangs total vertrackt und löst sich dann aber auf, hat Melodi-Core Anleihen.
„tonight we’re not for sale“noch so ein Hit! Insgesamt echt ein Bomben Album!
Farewell Signs haben ihre eigene Mixtur aus Hardcore, Emo, Melodi-Core, moderner Hardcore, wie er mich echt öfter vorgespielt werden darf.

(Nicht alle Songs sind in der Albumreihenfolge. Macht ja nüscht:)

und das hier setze ich ans Ende, da „bitter end“ auch das Album beschließt.
Großartiger Track!

Farewell Signs spielen super zusammen. Klar, wenn man die Unterschiede zwischen Hardcore vor 30 Jahren (oder mehr) hört, was damals im Studio (! mit der damaligen Technik) aufgenommen wurde und was heute eben in Eigenregie möglich geworden ist, dann sind das Quantensprünge in Punkto Sound und Recording-Qualität. Natürlich geht dadurch etwas von der Rauheit, der Ungeschliffenen Wut verloren, die Hardcore-Bands früher hatten.
Die Lyircs sind tendenziell hoffnungslos über den Rest der Menschheit, die ihre Meinungen unumkehrbar einbetonieren. Farewell Signs geht es um die Freundschaft, um die man manchmal auch kämpfen muss. Um Abschiede.

Kauft euch dieses Album. Es ist toll!
Modern Illusion Shop
passion means struggle

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10inch: TxWxOx – TxWxOx

Two Worlds One, ein Projekt über zwei Kontinente mit drei Menschen.
Zum einen, an den Vocals, Mike Bullshit, seineszeichens bekannt durch die NYHC-Band GO! und seine Umtriebigkeit in Punkto Hardcore, Gleichheit, Gerechtigkeit, Queer, und und und. Er hat auch ein Buch raus „bullshit monthly anthology“ mit knapp 30 Ausgaben seines Fanzines. Erschienen 1989 – 1991. Und Design by Mike.
Zusammen mit Atilla und Mark von Crippled Fox.
13 Songs in knapp 10 Minuten. Etwas schneller und knüppeliger als die Sachen mit GO!, aber auch ziemlich cool eingespielt. Diesmal liegt ein extra Blatt bei, mal abgesehen davon, dass immer Texte beiliegen, in dem es um den Song „Tulsa 1921“ geht. Ein rassistisches, zwei-tägiges, Massaker an der Stadtbevölkerung von Tulsa. Ehemals eine veritable Stadt, die alles hatte und funktionierte; eben durch und mit einer schwarzen Community.
Dieses Massaker wurde begraben und vergessen. Ein sehr wichtiger Song.

Die Lathé-Cut 10″ gibt es insgesamt 65 Mal. Eine davon habe ich, yeah! Auf jeder steht ein anderer Spruch, weil einseitig bespielt.
Ihr könnt die Songs hier anhören:

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LP: neon neon – rot

Neon Neon sind eine neue Band aus Bremen.
Roberta am Gesang, weil sie bei den wunderbaren Postford gesungen hat (?) gibt es die noch? Nun macht sie mit Neon Neon ziemlich coolen midtempo NDW-Punk. In meinen Ohren klingelt da ordentlich die Neue Deutsche Welle durch. Ideal, Bärchen und die Milchbubis, sowas eben. Auf der andern Seite ist es sehr Beatorientierte Musik. Die Texte zeimlich schlau und haben so gar nichts poppiges oder spaßiges, was man ja gerne mal in der NDW gefunden hat.
Schönes Artwork in dem Orangerot. Wie auch das Vinyl, und das weiße Cover in eben jener Farbe auch bedruckt. Die Gitarren sind ausführlich, dudeln aber nie, Bass und Drums spielen sehr tight zusammen.
Roberta, Britta, Daniel und Jakob aus Bremen bringen euch also trockene, tanzbare Post-Punk Musik auf den Plattenteller. Tatsächlich strotzt dieses Album nur so vor hörbarer Tracks, kein Ausfall dabei!
Über die Lyrics, die sehr persönlich gehalten sind, Eindrücke aus den Städten, der Umgebung in der sie sich bewegt, zeichnet Roberta aber auch ein Bild der Gesellschaft und übt Kritik.

Eine Gemeinschaftsproduktion von Break The Silence Records, Raccoone Records und Tofu Neon Records.
Kommt mit Textblatt.

Btw: Roberta macht auch bei BSIDES-Paint Siebduck.

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MC: nachladen geburtstagscompilation

Eine kleine Werbung für die Geburtstagscompilation des Nachladen in Hamburg. Besser auch bekannt unter der großartigen Internetadresse sternstundendeskapitalismus.
Nun, Werbung deswegen, weil ich mit meiner Band auch mit einem Song vertreten sein darf.
Sieben Jahre besteht der Laden nun.

Es handelt sich um eine 80-Minütige Tapecompilation, kleines Fanzine mit Geburtstagsgrüßen gibt es dazu. Tape gibt es hier und Zine hier.
Beides ist im Risoprint-Verfahren gedruckt.
Los geht es mit Monodont, was die Seite „warten im schlamm“ elektronisch beginnen lässt.

Während die Musik so im Hintergrund läuft, schaue ich mir das Zine an, die Geburtstagsgrüße diverser Künstler, die im Nachladen gedruckt und veröffentlicht haben. Ein paar Sachen habe ich ja auch schon mal hier besprochen. Immer wieder liebenswerte Sachen dabei, die manchmal vor kreativer Ironie nur so strotzen. Kreatives Mastermind ist Tim, der den Laden schmeißt.

Von ihm kommt dieser geniale Aufkleber „Print = dead, Punk = dead, you = next“!

Das erste was mir total megagut reinläuft, denn mit elektronische Musik habe ich es ja nicht so, ist KemTrail. Ein Song seines Tapes ist mit drauf!
Den Abschluß auf Seite 1 macht Cooperfrau Melissengeist mit dem Track könnte er prima einen düsteren Science-Fiction Film stimmungsvoll aufhellen.

Das durchzieht die ganze Compi, dass Elektro und Gitarrenmusik sich abwechselnd gegenüberstehen.
Seite zwei beginnt dann mit einer Folkband. Frank findet ihr bei wintermusik.
Das nur mal ein paar Beispiele, die sich so tummeln.
Affenoma ist der beste Bandname auf dem Tape, Berliner Doom hätte es werden können, doch 51,4% haben sich für ersteren entschieden.

Sehr schöne Compilation!

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7inch: hell & back – club lathé #3

Hier mal wieder eine kurz & knackig Review, zu einem Release, der schon bei Erscheinen sowas von ausverkauft ist.
Ich meine, bei der Produktiovität von Hell & Back und der Qualität der Songs, tippe ich auf einen Longplayer, wenn diese Obercoole Abo-Aktion mit dem Lathé Club durch ist.

Zum ersten Track „rat race“ gibt es auch ein neues Video

So wie auch der Song der B-Seite „i put the pro in procrastination“, handeln bei inhaltlich vom älter werden und dem „ich komm schon irgendwie klar damit“. Das geht, wie immer, irre cool ins Ohr.
Zieht euch das!
Hell & Back straight outta Stuttgart. Selbstproduziert. Da steckt echt ordentlich Leidenschaft und DIY dahinter.

 

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MC: ex-white – complete collection

Musste ich zugreifen, allein wegen des absoluten Kracher-Cover!

36 Songs voller Herzschmerz. Ex-White.
Räudiger Garage-Punk.
Titel wie „tell me nothing“, „looser“, „kings“, „high society punk“ etc. machen die Richtung schon ganz klar, auch wenn die Stimme sich oft hinter etwas Zerre versteckt; und sich verständlicherweise auch keine Mühe mit Verständlichkeit macht.
Teilweise mit ganz wunderbaren Chören unterlegt (auch verzerrt), bleibt im Grunde schon ordentlich was hängen.
Musikalisch wild und verzerrt, mal mehr Garage, mal Iggy Pop-Attitüde, pissed, immer kurz vor „etwas zu rumpelig“, dafür spielen Ex-White ihre Mucke aber zu gut. Ich stelle sie mir in einem Van, der so groß ist, dass die Backline in den Kofferraum passt, quer durch Amerika vor.
Songs wie „special“ in dem ein bekanntes GitarrenRockRiff verballhornt wird, brauch ich nun wieder gar nicht.
Nun, insgesamt stecken da vier Jahre Musik drauf, im Sommer ist ein neues Album „this is future“ erschienen – mit USA Tour, ich dachte es mir!

Erschienen bei Turbo Discos (aus Halle!).

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MC: das bildungsbürgertum – die gewaltfrage

Das Bildungsbürgertum tut nur so auf Bildung, dabei sind das voll die Rocker Punks. Hat dafür aber richtig viel Clicks. Mehr so auf Party. Leichte Metalkante.

Dann plötzlich weich und einfühlsam. Halt wie so Bildungsbürger, nur hat ohne Bildung dafür mit ganz viel Meinung:

Nettes Tape hier, würde gerne mehr Songs hier reinkloppen, denn zu sagen habe ich nichts. Ich zähle mich nicht dazu.
Oke, genug blöde Scherze gemacht. Es ist halt eine Gewaltfrage. Und sie haben die Clicks und Zuhörer, ich bin da weit von entfernt.
Apropos. Ich hab da so n Kanal. Da pack ich Livevideos rein.

Wie auch immer, Das Bildungsbürgertum ist in diesem Falle / Review, eine Punkband mit ordentlicher Rockkante „olé, olé“ geht spannend los. Es geht, klaro, um Fussball. Ich mag die Aussage.
Irgendwie erinnert mich diese Art, Gesang und Songwriting an  …But Alive. Das Bildungsbürgertum schafft es nur, ihr musikalisches Schaffen in einen lakonischen Humor zu verpacken, der so unverschämt leicht daher kommt, dass einem das Schmunzeln doch irgendwie einfriert.
In den sechs Songs geht es nämlich wirklich um „die Gewaltfrage“. Ob nun staatliche oder politische, klar, mit dem angesprochenen Fussballthema ist da eher etwas sozialkritisch vs. persönliches Dabei.
Jedenfalls: abschließend kommt die „Ode an die Zäune“. Der Gitarrensound beißt in den Ohren, soll er auch. Der Song startet wieder fröhlich – bis der Gesang mit den Lyrics um die Ecke kommt – ist schon verdammt cool.
Sollte auf jedem Bierzeltfestival laufen, damit es die Honks auch ins Hirn gehämmert bekommen.

Ja, ernstgemeint. Die ballern den ganzen Tag Kacksexistische Schlagermusik (oder ähnliches) und das zerfrißt auch das Hirn, kein Frage, oder?
Also: Das Bildungsbürgertum sollte genau dahin!
Bis dahin nehmt das doch bitte in eure Playlist auf!

PS: Zweite Seite hat die letzte EP drauf. Zu haben ist das bei der Band oder bei Bakraufarfita.

Zu haben via Bakraufarfita.

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MC: plaeikke – hydrastylez

„Amygdala“ ist ein ziemlich abgefahrener Track! Und damit schaffe ich es mal wieder, von hinten her anzufangen. Keine Ahnung, wie man das schafft bei einem Tape! Also schmeiß ich meine Notizen über den Haufen und fang mal von vorn an.
plaeikke hat eine MC rausgebracht via Black Cat Tapes und lautet auf den Titel „hydrastylez“.
Eingangstrack ist dieser hier:

ich fick nicht das game – ich restauriere den bo-o-den

plaeikke steigt mit einem Song in ihr Album, der den männlichen Kollegen wohl ganz klar eine Richtung weist: die Tür. Erzählt aber auch von der Genese dieses Albums, dessen Weg bis zur Veröffentlichung nicht ganz einfach war.
„ralla ralla“ ist irgendwie der Party-Track mit spooky Intro, in der sie mit Nachdruck darum bittet, dass sich alle Motherfucker von der Bühne verpissen sollen. Eine Aufforderung zum Abhauen.

Klasse!
Menschen, die kurzweilig von Hiphop unterhalten werden wollen, verstehen das hier ganz sicher nicht. Was ich als schade empfinde, da es sich absolut lohnt immer und jederzeit über seinen Tellerrand rauszugucken. Wie dichtet es plaeikke: „…mit Weitsicht die anfängt bei dir und endet bei deinem ich“ – klar, ich reiße das Zitat aus einem Zusammenhang, hört bitte den ganzen Track!
Sexisten in der Szene: muss man eine klare Ansage machen!
Ich mag die Oldschool-Beats, klar nach vorne gebrettert. Keine Umwege, kein Gelaber, keine Fritzelbeats.

Der erwähnte „amygdala“ hat einen abgefahrenen Beat von Dr. CrackLE bekommen und ich finde die Sprachlichkeit von plaeikke in diesem Track sehr sehr geil.
Die Reime sind cool, unkonventionell und die Worte werden so verdreht, dass sie sich reimen. Das kann ich an Sprechgesang total gut abhaben, dass eine Freude daran haben kann, das jemand so kreativ mit Worten umgeht. Buchstaben werden verdreht, aber der Sinn bleibt verständlich. Das ist nicht ganz leicht.
Das Tape schließt also mit einem absolut gekonnten Track. Thx!

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LP: das rattenkabinett – die zukunft war gut

Zuersteinmal: wieder eine wirklich tolle Band, die hart unter dem Radar fliegt.
Laut Suchmaschine gibt es keine bis gar keine Reviews zu dieser Platte. Das ändern wir jetzt mal:

Das Rattenkabinett (FB) sind drei weibliche Musikerinnen und ein Musiker. Lena Stoehrfaktor, die auch schon lange als Solokünstlerin unterwegs ist, macht seit 2019 in neuer Besetzung mit dem Rattenkabinett (insta) weiter. Das ist, wenn ich das so recherchiere, schon eine sehr bewusste Umbenennung und manche Seiten oder Infos recht schwer zu finden. Die Homepage ist da, in Bezug auf dieses, aktuelle Album aber doch super lesbar! Rattenkabinett (HP)

Es wird schnell klar, dass es schon eine Platte gab unter dem Namen Lena Stoehrfaktor & das Rattenkabinett. Doch gab es Umbesetzungen in der Band und Das Rattenkabinett, bzw Das RTKB möchte sich als eigenständige Band verstanden wissen.

Die Platte ist erstmal digital erschienen, leider hing die LP im Presswerk fest.
Inzwischen haben sich diese Produktionszeiten etwas entspannt und der Vinylnerd kann ob der Fülle an Releases gar nicht genug Lohnarbeit verrichten um die Sammlung zu füllen und neue Musik zu hören.

Inzwischen ist das gute Stück schon einige Mal gelaufen und erinnert mich immer wieder ein wenig an die 90er Jahre, als Such A Surge so DAS Ding im deutschsprachigen Crossover-Rap waren. (werden zu teuer gehandelt und es kommen leider keine Reissues…)
Später ist mir mal noch eine sehr junge Band namens Être? über die Ohren gelaufen.

Musikalisch, vor allem auch in Punkto HipHop, ist dieses Album von Das Rattenkabinett echt tough. DIe Lyrics haben Tiefgang, Lenas Stimme hat einen echt guten Vibe. Sie versucht sich immer wieder neu zu finden, in dem was und wie sie macht.
Hört euch dazu doch nochmal ihre letzte EP essenz an. – ihr merkt, ich komme aus dem Erzählen gar nicht raus!
Je öfter ich „die Zukunft war jetzt“ höre, desto mehr fällt mir allerdings schon auf, dass die Keyboardeinsätze nicht so ganz meins sind.
Aber: in der Gesamtheit funktioniert die Instrumentierung mit Keyboard, Bass, Gitarre und Drums total gut. Sie schaffen es, Parts einzufügen, Abwechslung in die Songstruktur zu bringen, wo man sie nicht unbedingt erwartet und arbeiten da etwas gegen die Hörgewohnheiten.
Die Musik und die Raps ergänzen sich total gut. Die Drums schieben das etwas nach vorne und es klingt halt nicht ganz so fluffig, ganz so Radiotauglich.
Etwas bissiger!

Im ersten Song „golden horse“ sprechen sie mich gleich an, mir fällt aber auch sofort auf, was DIY Rap & Hiphop so außergewöhnlich macht: es ist totale Nischenmusik. Kennt ihr noch eine Band, die sowas macht wie Das Rattenkabinett? – dann schickt mir was, ich bin neugierig!
Die erste Singleauskopplung war „kerstin“, eine Liebeserklärung an die Wirtin ihrer (Berliner) Stammkneipe.

Der Refrain von „niemals Rebellen“ ist

Die Songs bauen sich mal auf durch die Gitarre, mal durch das Keyboard, die Musik bekommt viel Raum im Songwriting, entsprechend sind die Tracks schon alle eher 3 bis 4 Minuten lang, als zu kurz.
Es ist so anders, und das ist toll.

und noch einen neuer Clip zu „gather“ gibt es:


Feat. Daisy Chain, die auf griechisch ihre Rhymes dazu gibt. Checkt sie mal aus. Das ist auch cooler Stuff!

Anspieltipp von mir ist „seeräuber“.
Am Schluß kommt noch ein knackiges „…war gut“, den ich am rundesten von allen Songs empfinde.

Ihr bekommt euer Stück Vinyl unter dieser Mail oder digi via Bandcamp.

Funfact: wenn ihr in eure Suchmaschine „das Rattenkabinett“ eingebt, kommt ihr recht schnell beim Bundeskabinett raus.