LP: moratory – holiday in israhell

Wahnsinn, wie die Zeit immer durchrauscht.
Moratory habe ich im Interview in Ausgabe 12. Was sich ziemlich kurzfristig und Anfang des Jahres ergab.
Durch Labelmacher Jörg, den ich auf dem Plattenschau-Podcast Event im Juha West in Stuttgart getroffen hatte.
Running Out Of Tape Records veröffentlicht auch Vinyl.

In diesem Fall die Russisch-Israelische Band Moratory.
Thrashmetal. Der, glücklicherweise, nicht zu prollig und breitbeinig daherkommt, oder 1237671 Noten in den Solis runterquengelt.
Geradeaus, nach vorne gespielt. Aufgenommen in der Zeit der ersten Kämpfe in Gaza, als Israel mit Bomben auf den Terroranschlag der Hamas reagierte.
Ob das nun ein politisches Album geworden ist? Ja.
Allerdings auch durch ihre eigene Fluchtgeschichte, denn die Band ist aus Russland ausgewandert, um in (und deswegen der Titel) Israhell unterzukommen.

Gleich der erste Song „doomsday“ drückt die Eindrücke bildlich aus.

Here the cities on fire
Innocent people are crying
We are all going to hell
The world fell
WE TOLL THE BELL!
For doomsday

Die Produktion ist DIY, man spürt dadurch aber auch an jedem Ton, dass Moratory hart angepisst sind.
Ein bisschen Blast-Beats, mit Becken gesmashte Prügelparts.
Der zweite Track dreht sich dann um die Zurückgelassenen in Russland.
„Поколение Рабов“, was soviel heißt wie „generation of slaves“.

Insgesamt empfinde ich schon, dass die Band das Rad nicht neu erfindet aber wirklich erfrischend hart aufspielt. Crust und D-Beat werden super in „klassischen“ Thrash-Metal eingebunden. Und immer schön das Gaspedal durchgetreten

Running Out Of Tape Records. Shop ist hier.

MC: prunk nelke – trauerspiel session

Oi. Was so einen Titel hat…

Nein, so ist es nicht. Prunknelke, ich habe noch nie ein PromoTape zugeschickt bekommen, haben keine Kosten & Mühen gescheut, mir ihr Werk ins Tapedeck zu hieven.
Ich bekam auch rechtzeitig zum oder gar vor dem Release am 07.03.2025, das fertige Tape zugeschickt. Danke!
Sie sind, wegen ihrer ausgefallen, abgefahrenen Mucke auch auf dem aktuellen Postillen-Sampler gelandet.

Prunknelke kommen aus Graz und machen irgendwie ziemlich noisigen Hardcore. Post-Hardcore, vielleicht auch Screamo. Das ist aber nicht so abgenudelt und abgekupfert. Dafür ist es aber auch ein bisschen anstrengend, manchmal. 90er Jahre Screamo (als man das so noch nicht nannte), Hardcore, mit ein paar Neuzeit Riffs, im Sinne von Skramz, ein bisschen Geballer. Ein guter Schuß Punk steckt da drin. Die Bassistin kreischt mehr und der Gitarrist brüllt und singt mehr.
Die Texte sind nicht sooo gut verständlich, doch die Emotion kommt gut rüber. Zwischen manisch treibenden Drumparts und Punkrockriffs passt immer mal ein plötzlicher Ausbruch an Disharmonie.
Allerdings sollte man sich schon Zeit nehmen und Prunknelke zwei, drei mal hören! Nicht alle Takt sind gerade, nicht alles ist eben eingängig.

Sie überraschen mich mit ihrer ungestümen Art. 12 Songs, von denen drei in Klammern gesetzt wurden. Und beginnt mit dem saucoolen Titel „riesen aus rauch“. Sie haben sehr gute Titel.
Prunknelke mit „trauerspiel session“

Erschienen bei Grazil Records und auch dort zu haben.

LP: in gaffa – dunkel, oh ha

Psychedelischer Trip durchs Kinderzimmer gefällig?
„dunke, oh ha“ von in gaffa ist sowas… in der Art. Oder auch anders.
Ich wurde dasgen, ich hab alles erzählt, außer: dem coolen Artwork. Ein ebenso psychedelischer Trip mit Schlafmohn, Nintendo Konsole Nummero eins. Der Hubschrauber… wie hieß der noch aus der Serie „vier fäuste mit einem nerd“ oder so. (ja, ich habs dann gefunden) und „screaming mimi“ heißt der scheiß hubschrauber.
Hat ja aber nix mit der Musik hier zu tun. in gaffa, bzw. Tobias, der das Artwork gestaltet hat, bedient sich noch aus Star Trek, Elfencorpsepaint-Mädchen, welches ein Baby füttert.

Die erste Seite hat nur vier Songs, dafür intensiv, treffsichere Beats, bisschen Krach, am Ende la-lalala-la-la – ich liege auf dem Rücken meiner Deck und schaue mit verdrehten Augen auf die schlingernde Platte.
Hab ich den letzten Output irgendwie nicht angehört?
Wieso ist dieser famos großartige Noiserock nicht hängen geblieben?
Startet mit dem Orchesterstimmen „you’ve got the spirit – we’ve got the hooks“ und zerlegen sich gleich in der ersten Sekunde selbst.
Das wird noch schon harmonisch. Der Bass donnert die Melodie, die Gitarre ergänzt sie zärtlich.
Dann folgt:

Ein halbtonintensiver Hit in dem Mister Spok auf jeden Fall eine Runde mitsingt. Bevor dann der Chor vom Planeten Ogo im Raumschiff heranreist und das Orchester komplettiert.

Seite zwei mit dem Starter „why so unkind“ ist fast ein Pophit. In Gaffa verstehen es sehr sehr gut, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und genau deswegen diesen Genremix auf einen Noise-Nenner zu bringen.
Verzichtet auf die totale Vertracktheit des Noise und liebt den phantasievollen Einsatz des Korg. Der Gesang nicht vieler Worte verlegen sondern ein Instrument, welches eingesetzt wird, den Minimalismus zu maximieren. Geil.

Ich mag Mörtel Sounds für seine irren Releases, doch dieser toppt es echt.

LP: disgusting news – symptoms

Direkt zu Beginn des Jahres 2025 gibt es Hardcorepunk von den Disgusting News auf die Ohren.

Irgendwie drückt die Band bei mir nen Reset-Button mit ihrem dritten Album. Im Vergleich zu den Vorgänger-Alben. Ich hatte beide schon auf dem Plattenteller und ich könnte schwören, es gibt krasse Weiterentwicklungen. Oder doch nicht?
Mal so rum: sie machen von der ersten Probe an Hardcore-Punk.
Die beiden ersten Scheiben „fressfeind“ und „family traumata“ hatten thematisch eine Richtung, die in den Lyrics einer Linie treu blieb.
Beim Titel „symptoms“ könnte man das schon auch denken, aber Symptome kann man ja in Krankheiten wie auch in gesellschaftlichen Dingen feststellen und benennen.

Die ersten vier Songs „wreck, sad boys, lost in a loop und talk of devation“ sind ziemlich krass gut gespielte Kracher. Der Bass dengelt ordentlich, richtig guter Sound.
„people pleaser und strassen“ (was der erste Song in deutscher Sprache ist) erinnert mich ein wenig an Dead Years und weht eine neue Farbe in die robuste Klanglandschaft. Wobei sie auf den ganzen Hall verzichten.
Erste Seite ist total rasant, gut durchgelaufen.
Ich wäre ja dann doch auch manchmal glücklich, wenn es einen Hinweis gäbe, ob es 33rpm oder 45 sind, hehe!

Zweite Seite beginnt wie die erste. Sie „funktioniert“ nicht ganz so. Es wird jetzt knallhart durchgezogen, was vorher noch aufgebrochen wurde. „allein“ ist ein bemerkenswert starker Song.
Das letzte Stück „bitter“ ist ein sehr starker Ausgang für eine LP wie die von Disgusting News. Ein Mann nutzt ein Mädchen aus, nutzt ihre jugendliche Liebe aus. Machtmissbrauch.
Thematisch also breiter aufgestellt, dafür der Sound kompromissloser. Die Sängerin Vanessa brüllt nicht mehr „einfach“ nur sondern gibt den Songs Facetten, die dem Gesamtlärm echt gut tun!

Cover ist ein Gatefold mit allen Texten. 12 Songs. File under „feministischer Hardcore-Punk“. Eingängig. Geil. Kickt wie Hölle.

Platte gibt es entweder direkt beim Label Bakraufarfita Records, oder bei eurem Mailorder!

 

Dieser Review erscheint relativ zeitgleich beim Vinyl-Keks

CeDe Salatschüssel #9: IQ Zero / Margot Erkner / SAFI / drauf

IQ Zero – Toss A Coin

Die aktuellste CD, rein vom Release her, sind IQ zero und heißt „toss a coin“ und mit der beginne ich auch.
Die Band hat also eine Münze geworfen und beschlossen uns dieses Album mit elf Songs zu schenken.
Im Inlay sieht man als erstes „für Stephan“ und darunter ein Foto einer (der) Band, die komplett am Rad dreht. Schön gestellt.
Dazu Autogramme. Nett.
Wenn die CD raus ist, sind lustige Fotos der Bandmitglieder, die offensichtlich sehr viel Spaß hatten komplett over the Top zu sein.
Die Mucke hört sich nach Green Day an. Durchdachter Punkrock von IQ Zero.
Die Bandmitglieder kennen sich seit Schultagen und waren 10 Tage im Killstar Studio in München.
„farewell“ fast schon ein balladesker Beginn, dann eigentlich ein guter Song wird. Das Piano spielt da gut rein.
Bei „wanna know“ geht es schon in fast poppige Gefilde, was so gar nicht mein Ding ist.
Pop-Punk, biscchen Emo, Punkrock.
Der Bass schwer und dengelt ordentlich, dafür ist der Rest so brav eingespielt und gemischt, dass ich echt die Wildheit der Fotos komplett vermisse.
„simpatico“ tatsächlich Pogo-Punk.
Es wimmelt so vor Singalongs, sicherlich live ne Wucht.

DRAUF – sternzeichen zigarette

Band kommt aus Vechta. Cover spricht mich gar nicht an, ich rauche nicht mehr und Tattoos auf der Innenseite der Lippe finde ich einfach dumm.
Also schnell die CD rein und bloß nicht weiter drüber nachdenken.
„sternzeichen zigarette“ ist allerdings auch gar nicht der vermutete Bandname, sondern es ist das Tattoo. Abgefahren. Drauf. Finde den Titel da schon irgendwie geiler. Lässt sich im Netz auch leichter finden! Egal, scheint ne junge Band zu sein, die ihren ersten Release raushaut.

Seit 2017 sind sie ordentlich unterwegs und haben sich, laut Vita, in die Herzen der Deutschpunks gespielt.
Das trifft es ganz gut. Soweit ich das über den ersten Song „das ist deutschland“ sagen kann. Und es ist bisher der beste Release, den mir Rockzone zugesandt hat. Kein Rock dabei, wirklich punkig das Ding. 
klar, es ist nicht alles Gold, was da funkelt, der Nächste „es ist nicht alles gold, was glänzt“ beginnt sofort mit einem Ohohohoh-Chor, den Alarmsignal oder Die Toten Hosen nicht besser spielen könnten und ich krieg Falten im Gesicht.
Jaja, Felix, maul nicht immer an allen CD-Releases rum. Aber halt in einem Song 8 Mal (oder mehr) den selben Refrain mit diesem Chor – warum macht man das? Meinen Bands, die das machen, dass der Zuhörer noch zwei Runden braucht um mitzugröhlen, oder weil er es nicht kapiert hat, was der Inhalt ist, hehe.

Die Themen sind gut, auch ab und an schon mal im Deutschpunk in Gebrauch waren.
Textlich finde ich das allerdings schon ganz gut.

„das ist deutschland
in der mitte rechter rand“
das ist deutschland

„ich kann es nicht mehr sehen
mit brandstiftern und tätern teilt ihr euch das bett
wie die fahne im wind
christlich sozial und so adrett“
auf dem rechten auge blind

Die Aussagen sind also treffend und die Musik läuft schon auch sehr gut rein!
Bisher also, wie gesagt, von Rockzone der geilste Release drauf „sternzeichen zigarette“ – gibts auch auf Vinyl (dann wäre dieser Review auch schneller fertig gewesen 😉 ) im SHop von Rockzone Records

margot erkner

Entschuldigt, dass ist wirklich ewig hier hängengeblieben, obwohl mich die Nachricht und dann die CD-Verpackung doch sehr angesprochen hat.
Tolle Pappschachtel! Und einem Zettel mit Infos und einem Foto. Ist ne Promo, Platte sieht ein wenig anders aus.
September 22 aufgenommen und 10 Songs sind drauf.
Gut abgehangene Rockmusik. Ist nice, läuft ganz gut durch.
Mehr habe ich gar nicht zu sagen.

Tomate Platten, Flight 13.

SAFI

Mehrfach gelesen habe ich über SAFI, dass es DAS Album des Jahres sei – und bin nicht drauf angesprungen.
Dann flatterte die CD doch hier rein.
Es ist düsterer Pop. Ein echt fettes Promoschreiben über zwei Seiten liegt bei und es sind so wohlfeile Worte, die den Sound und alles an SAFI so gut beschreiben, dass ich für einige Momente, in denen ich die Musik einfach laufen lasse, sprachlos bin und keine Ahnung habe, was ich jetzt machen soll.
Zwischen Wall of Sound und minimalistischen Songstrukturen hin + her wabert SAFI, spricht ihre Texte darüber. Also irgendwie mehr Spoken Word mit musikalischer Begleitung? Nein, da wird schon noch gesungen, es gibt Sprachexperimente. Avantgarde oder doch sehr klare, klar verständliche Aussagen?
Ein anderes Magazin schrieb „SAFI ist ein einziger, kritischer Moment, der sich in die Zukunft frisst und anfühlt wie eine Operation am offenen Herzen“. Was sehr lyrisch beschreibt, was die Band lyrisch bringt. Spannend auch die kleinen Noise-Eskapaden. Was beim ersten (rein)Hören noch echt ansprechend war, verliert sich diesmal tatsächlich.
Unglaublich viele featuring Artists wie Denis Lyxzen, Käthe Rummelsnuff, Sebastian Madsen.
Fazit: von Moses Schneider live aufgenommen, was ich tatsächlich, bei dem, was sie da musikalisch machen, für extrem professionell halte. Live sicherlich eine Wucht. Der Sound will mehr, die Musik will mehr, sehr fordernd und speziell. Irgendweas las ich auch von Punk… aber nein, dass ist sehr große Popmusik. Ganz sicher!
Tatsächlich ein Album des Jahres.
Ja, isses. Mir persönlich ist es sehr spannend und exzentrisch, schmiegt sich doch an. Ein wenig suche ich allerdings noch den Zugang.
Wie geht es euch damit?

Rookie Records. Als CD und als Doppel LP.

LP: senor karoshi – egosystem

Ein neuer Release bei Krachige Platten erblickt das Licht des deutschsprachigen Musikkosmos.
Yeees.

Schon 2016 besprach ich die Split 7inch mit der Band Außer Ich. Empfand Senor Karoshi immer als außergewöhnlich und mit ihren Hooks und Lyricaskaden als … hm, schlau. Klingt vielleicht ein bisschen zu schlau, aber he, et is wie et is, sacht der Kölner.

Bevor ich mich in Privatem ergieße: die Musik von Senor Karoshi würd ich doch am ehesten als Elektro-Deutschpunk beschreiben! Das Songwriting ist im Grunde simpel, durch den phantasievollen Umgang mit den Instrumenten und dem wirklich gelungenen Mix, obendrauf die Lyrics – bei denen man wahrlich nicht weghören kann – ein 10 Song Reigen, der jede Minute lohnt!
Was soll ich die Songs nun im einzelnen loben, wenn ich sie rausbringe. Da würdet ihr doch denken, das ist Lobhudelei. Ist es so schon.
Ich würds nicht rausbringen, wenns nicht geil wäre.
Also erfahrt ihr hier nun: wie sind wir denn zusammengekommen?

In den letzten Monaten bekam ich mit, dass sie eine Starnext Kampagne gestartet hatten für ihr neues Album.
Irgendwie kam es dann durch ein paar Mails zustande, dass ich als Label doch noch mit eingestiegen bin. Was man dann noch macht, wenn alles finanziert ist: klar – sich zurücklehnen und zuschauen, wie gut alles läuft!
Nein, ein wenig Promo, digitales Release an den Start bringen, Mailorder „befüllen“. Ihr bekommt die Platte natürlich auch, wenn ihr mehr bestellen wollt, bei Tante Guerilla und bei Flight 13.
More to come!
Und ich kann euch wirklich sagen: das ist nicht leicht, die Releases unterzukriegen. Wer also n guten Kontakt zu nem Mailorder oder Plattenladen hat – let me know. Meine Releases, auch gerne die MC-Sachen, würde ich schon gerne unterbringen!

Hier ein nices Video zur Einstimmung, mein Fav:

 

MC + 7inch: cold summer – cold summer & altlasten

Hatte mir schon ewig vorgenommen, das Tape zu besprechen, denn mir hat es gefallen.
Allerdings hatte ich es auch erst im Spätsommer in Berlin im bis aufs messer Plattenladen käuflich erworben!

Cold Summer – s/t demo.
Es startet mit einem hart geilen, ins Hirn fräsendes Gitarrenriff. Düster, Post-Punk, kalt und treibend.
Der Sound ist ein wenig mumpfig, zumindest auf meinem Tape, ein dennoch überraschendes Release, denn Cold Summer haben schon ihren eigenen Sound gefunden.
Die Gitarren, für Post-Punk auch eher selten mit zwei Gitarren, spielen total gut mit- und gegeneinander.
Und wenn man schon so nen alten Style wiederaufleben lässt, kann man das Rad ja nicht neu erfinden, aber versuchen seine Möglichkeiten schon auszuschöpfen! Cold Summer fügen dem diese gute Gitarrenschrammelei bei! Mit ner ersten Auflage von 150 Stück auf Tape ist das schon auch ne Ansage; doch wenn man sich die Liste an Konzerten im letzten Jahr anschaut, dann weiß man, dass die Band echt was reißen will!

Jetzt ist vor kurzem irgendwann die 7inch „altlasten“ via it’s eleven records in Coop mit Kink Records erschienen. Letzteres Label hatte auch das Tape als Coop mit Jean Claude Madame rausgebracht.

Vier neue Songs auf einer schwarzen 7inch. Selbst aufgenommen im Proberaum.
Gibt es eine Weiterentwicklung?
Ich find cool wahrnehmen zu können, dass es zwei Gitarren sind. Sie sind allerdings so gut hörbar, dass ich die Drums nur wahrnehme, den Bass gar nicht (fast nur hörbar, wenn er allein spielt) und der Gesang so verhallt irgendwo rumwabert, dass ich schon etwas verdutzt bin. Das Tape vom Sound her schon ähnlich, aber nicht so!
Ich übertreibe etwas.
Dennoch, erschließt sich der Sound erst beim zweiten, dritten Hören. Da muß man dran bleiben.
Die Gitarreneffekte haben sich leicht verändert, finde ich.
Textlich weiterhin sozialkritisch, die Menschheit hinterfragend. Die Melodiebögen sind teilweise einer punkig, beatorientierten Spielweise gewichen. Und auch insgesamt etwas düsterer und man könnte schon auch sagen noisiger.

Cool. Ein Cold Summer weht durch die Anlage.

fanzine: rauditum #11 + 12

Ein Zufall will es, dass ich die #11 vom Rauditum in den Händen halte und durch diese fantastische Ausgabe durchgehe. Ich stelle schnell fest, dass es diesmal so viel um Punkrock geht – was eher ungewohnt ist – sondern sogar so viel Punkrock, dass das auch ein Buch hätte werden können. Stattdessen werden es mehrere Teile!
Es startet mit der Band The Orobians aus Italien. Einer jamaican Ska-Band, die es seit 1997 gibt. Direkt anschließend ein, wie es für Ugly, dem Macher des Hefts, üblich ist, ein riesen Bericht über Poly Styrene (in den Link habe ich nicht vorher reingehört). Sie war Sängerin der X-Ray Spex gewesen und er widmet sich zuerst der Herkunft des Namens „Styrene“, dann ihrem Werdegang. Was eine voluminöse Huldigung über 10 Seiten.
Ich habe diesmal nicht so viel von den Gedankenfragmenten gelesen, bin nämlich direkt auf die Erwähnung des Ortes Velbert gestoßen. Ich komme ursprünglich aus der Gegend zwischen Düsseldorf und Köln, bin da also schon mal irgendwann durch. Wie auch immer, ein wenig musste ich mich reinlesen, geht es um die Band Hostages of Ayatollah, die dort Anfang der 1980er Jahre gegründet wurde.
Ugly gibt der Band und ihrer Geschichte unglaublich viel Platz. Sie erzählen, wie sie zur Besetzung kamen, zum Bandnamen und zu ihren ersten Auftritten. Jacho spielte dort auch mit. Und nachdem der lange Bericht, bzw. der erste Teil davon, zuende ging kommt ein Interview mit ihm. Jacho ist Jonny Bottrop und war lange bei Terrorgruppe.
Die Bands sind und waren alle nicht mein DIng, was die Geschichte aber nicht uninteressant macht.

Part III „früher war alles anders“ – cool – stimmt auch alles. Scheiß Schlangen vor Telefonzellen. Und dann keine 20 Pfennig mehr am Start und wieder Schnorren und angepöbelt werden. Hehe.
Dazu gibt es noch von den Neckarions ein Interview, was mal endlich eine mir persönlich bekannte Band ist, die es ins Heft geschafft hat! Cool

Ich lege das Heft erstmal aus der Hand, streune so durch meinen Südflügel und stoße auf ein Heft namens Rauditum. Da steht #12 drauf. Ich denke so „ne, oder?“ Und das Heft so „doch doch, ganz sicher!“
Ich schlag das Heft auf und merke, ich hab hier ne neue Ausgabe und die sollte ich mal lesen.
Es geht nun also weiter, und zwar gleich mit drei Geschichten. Einmal bekommen die The Orobians Platz, ihr neues Album zu präsentieren. Dazu Teil 2 von den Hostages of Ayatollah und dem Interview von Jonny Bottrop, welches hier dann auch zuende ist. Wahnsinn die Arbeit, die dahintersteckt. Zitate aus Fanzines der 80er Jahre zu der Band, Lyrics, Flyer, und und und!

Und dann liegt da auch noch die CD der Platte bei. Super. Jetzt brauche ich nur noch einen CD-Player, hihi. Freue mich darüber sehr.
Dann gibt es allerdings noch etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe und es interessiert lese. Ronja wird nicht explizit erwähnt, dennoch ist sie an #punktoo und auch dem Plastic Bomb beteiligt. Und ich finde den Denkanstoß, den Ugly hier gibt absolut richtig. Lest es aber bitte selbst!

Ugly, weitermachen!

MC: affenmesserkampf – förde runs red

In Anlehnung an“river runs red“ von Life of Agony hier also die deutsche Antwort…. 31 Jahre später
Affenmesserkampf präsentieren „förde runs red“.

Ich schweife kurz in die Vergangenheit. Nachdem ich „doch“ und „clowns in wut“ gehört hatte, war mir die Band, die Hardcore aus Freude am Frust macht, ans Herz gewachsen.
Dennoch, sie blieben jetzt nicht für immer auf dem Plattenteller, habe das ein wenig aus den Ohren verloren. Früher irgendwie mehr Post und auch mehr Punk im Hardcore, vor allem durch den trockenen Gitarrensound, kommt nach 7 Jahren nun also „förde runs red“ zum Verzehr.

Auf jeden Fall ist das Artwork wieder ein Hingucker, unterschiedlicher könnten sie über die Jahre ja gar nicht gewesen sein, diesmal mit Camouflage; die offensichtlich einen Kacki-Streifen in der Mitte liegen hat.
In den Texten findet eine vor sich selbst nicht Halt machende Kritik statt. Gleich im zweiten Songs „im alten weißen van“ bekommen wir in unter eineinhalb Minuten die alte weiße Band (affenmesserkampf) von einer Frau am Mikro erklärt bekommen, wie man sich am besten nicht verhält.
Erinnert mich schnell an Adam Angst, irgendwie.
Affenmesserkampf ist nun mehr Hardcore durch die fetten Distortiongitarren.
Insgesamt geht es mir nach 5, 7 Songs so, dass ich das Gefühl nicht loswerde, dass die Lieder musikalisch auf die Texte ausgerichtet sind. Weshalb dann die Musik nicht so richtig hängenbleibt. Da sind Kaput Krauts ne Runde phantasievoller?
Ey, ist kein Verriß: ist ein gutes Album. Solide, halt.
Remineszenzen und Augenzwinkern in allen Titeln „leb so, dass es niemand wissen will“ „euer ernst ist nicht euer ernst“ „volkaustausch jetzt!“ und mehr!
Vinyl (in schmutzigem Rot) ist bei Gunner Records und das Tape bei Black Cat Tapes raus.
Die Band aus Kiel hat 16 neue Lieder am Start, saugute Texte und soliden Hardcorepunk.

LP: pisse – dubai

Pisse – Dubai, schon ne Weile digital raus.
Endlich auf Vinyl. Yeah. Notwendig: unbedingt?

Die letzte Platte kam 2020 raus, ich hatte tatsächlich das Vergnügen eines der letzten Konzerte vor dem Lockdown mit pADDELNoHNEkANU vor ihnen zu spielen und sie live zu sehen.
Soweit ich weiß, ging es dann so ein klein wenig steil mit Pisse, sodass sie sogar eine USA-Tour buchen, doch leider nicht antreten konnten.
Die Band macht ja soweit alles falsch, was man im Biz falsch machen kann: nach halbwegs gestellten Interviews und dem hinterfragen „wozu braucht man das?“ – haben Pisse eine steile Karriere bei TikTok hingelegt und sind inzwischen bei der Gema. Ich denke, bei der Beliebheit und den Clickzahlen dürfte das eine gute Idee sein.
Heißt aber auch: man muss zusammen bleiben, sonst wird die Gema ein finanzielles Faß ohne Boden, die *rschgeigen.

Okay, ja, zugegeben, ein Review ist das noch nicht, ich glänze mit Halbwissen. Keine Sorge, mir bringt das rein gar nichts, die Buchstaben hier reinzuhacken und auf Clicks zu hoffen. Die Kids wollen nur TikTok Videos. Aber ich bleibe diesem OldschoolMedium wie auch dem Print verbunden. Dort lauern die wahren Freunde!

Das Tape „groupo pisse y las hermanas martinez“ und die schöne 7inch „lambada“ lagen zwischen den beiden Alben. Wieso ich diese seltsame Single mit den beiden Coversongs nicht dazuzähle…? Sie ist blöd.

Nun also „dubai“. Geht echt gut ab. Sie machen mehr mit Synthie, bringen lange Instrumentalteile in kurzen Songs unter, dazu dann ein repetitiver Text. Ganz so hart ironisch sind sie nicht mehr, haben es aber auch nicht liegen lassen. „kanonenfutter auf dem schlachtfeld der herzen“
Endzeitmusik für Menschen die bspw das Gefühl kennen sich in der U-Bahn beobachtet zu fühlen „glotzkowsky“; zappelige 10 Songs in unter 20 Minuten. Apropos zappelige Parts. Pisse hatte augenscheinlich nicht nur Bock auf mehr Synthie sondern auch auf so Küchengeklappergeräuschpercussion.
Die Band könnte wohl in dem, was sie und wie sie es macht gefühlt 100te neuer Tracks schreiben und veröffentlichen. Ich finde das schon bemerkenswert gut, dass sie bei Minimalspielzeit bleiben und auch live exakt das rüberbringen.

Seite A
erster Song „stein“ – gut, check.
zweiter „glotzkowsky“ – gut, check
dritter „herzberg 100“ – gut, check
vierter „tempel I“ –             –        geschrieben und gespielt von Rainer Hoffmann (wer ist das?) was soll das. Dieses Georgel? Haben vrmtl genausoviele nicht verstanden, wie ich. Sonntags, Kirche? Wenn es ein Scherz ist, dann ist es ein recht langer Scherz (ist das längste Lied auf der Platte) – aber lange Scherze, hehe, hört euch mal die B-Seite von Briefbombe an!
fünfter „tempel II“ – zurück in der Spur, gut, check

Seite B
erster Song „soldaten der liebe“ – gut, check
zweiter „möbelhaus“ – gut check
dritter „theater“ – gut, check
vierter „zwangsneurose“ – gut, check
fünfter „männerpissoir“ – gut, check

Platte zuende. Gibts quasi überall. Solltet aber beim Label apokaplexy zugreifen! Da gibts noch andern Egg-Punk, Synthie-Kram!