buch: Hamburg Calling 1977 – 85 / Punk, Underground & Avantgarde

Hamburg Calling ein Buch von Alf Burchardt und Bernd Jonkmanns erschien gerade im Junius Verlag.
Ich bin durch ihre Startnext-Kampagne aufmerksam geworden. Klar gab es auch Ausgaben mit schönen Gimmicks wie Fotodrucken.

Das Buch stellt die Frage: Berlin oder Düsseldorf? Und antwortet ganz klar mit: Hamburg! Es geht um die Zeit von 1977 bis 1985, wie der Titel ja auch schon verrät. So weit, so durchschaubar.
Es geht tatsächlich los mit DEM Vertreter des deutschen Punkrocks, denn wer kennt diesen Düsseldorfer nicht: Campino. Punk mag nun denken „och nö, nicht der schon wieder.“ Doch als Zeitzeuge kann er halt nunmal ein paar witzige Anekdoten zum Besten geben. Die ersten Fotos springen einen also an, wie Campino als 17-jährigen, schlaksigen Jungpunk mit seiner ersten Band ZK auf der Bühne steht.
Ein ganzer Stapel sehr bekannter aber auch weniger bekannter Szenegrößen gibt das Buch nun (weider) ein Gesicht. Alfred Hilsberg beispielsweise, der durch sein Festival und auch überhaupt als Konzertveranstalter zu Bekanntheit verholfen hat. Wenig später auch durch sein Label Zick Zack einige Bands wie Abwärts richtig bekannt gemacht hat.
Die Macher vergessen aber auch nicht, vor allem durch die Interviews, erzählen zu lassen, wie das denn damals auch mit dem Aufnehmen, dem Plattenpressen und -verlegen funktioniert hat. Die Buttocks zum Beispiel, die ich sehr liebe, erzählen warum sie durchgekommen sind mit der Textzeile „…und röstet ihre Schwänze“ aus dem Song BGS; im Gegensatz zu Slime mit ihrem Song Bullenschweine. Natürlich darf die Eintrittskarte zu dem nie stattgefunden Konzert der Sex Pistols nicht fehlen. Sehr viel sehenswertes Bildmaterial auf 140 Seiten! So einige Fotos stammen von den Konzertfotografinnen Sabine Schwabroh sowie Ilse Ruppert, die auch quasi von der ersten Stunde an dabei waren.

Zum Abschluss gibt es noch eine Auswahl an Schallplatten und 7inches mit  Coverabbildungen, was das Bild für diese Zeit echt abrundet Dolles Ding.
Gibt es beim Verlag oder irgendwo noch im Netz 😉

review: COR – friedensmüde LP

COR haben ihr neues Album „Friedensmüde“ raus.  Der erste Song „was man von hier aus sehen kann“ geht gleich los mit all dem was man von COR kennt und Friedemanns eindringlichen Lyrics. Diese abwartende katzenhaften Geduld, dieser sehr genaue Blick auf die Menschen. Selbst hinterfragend lyrisch. Musikalisch kann ich gar nicht so genau definieren ob und was sich geändert hat, habe aber mitbekommen dass sich die Bandzusammensetzung etwas verändert hatzu den vorangegangenen Alben. Ihr findet sicher genauere Infos in dem ein oder anderen Interview bei einschlägigen Magazinen dazu, die besser informiert sind als ich, haha!

Ich höre COR in Albumlänge zum ersten Mal und bin überrascht, wie gut mir das gefällt! Immer wieder habe ich in eines ihrer großartigen Videos reingeschaut. Man sich nicht entziehen!

Song 2 „Seele streichen und vergiften“ ganz großartig klare Ansage an die, die nicht wirklich eine Meinung haben, bekommen von den Demagogen die Seele gestreichelt und damit wird sie vergiftet. Sehr schön die Aufforderung zum Schluss „Tanzt, los tanzt!“ Mit „nackt“ die Aufforderung dein Gesicht preis zu geben, Lüge nicht! Hat ne ordentliche Metal-Kante, die ich bei vielen Bands nicht so mag, doch hier fetzt das immer wieder!

Es folgt ein „Abriss“ und ist trotz der ganzen Wut, die in der Mukke steckt, so hoffnungsvoll, er rührt auf zum Kampf, er bittet um ein Leben für alle gleich. Bei der bei den ganzen Punkrock, der in ihrer Mukke steckt, vergessen sie den Metal nicht. Es folgt mit „lass doch mal die Leute“ das volle Rockbrett in dem es um die Freiheit des Menschen geht.

Friedemann macht sich viele Gedanken um das menschliche Miteinander, dass zwischen-einander. Immer wieder bekommen ich aber auch einen Eindruck davon, dass er nicht einfach Beschwerde führt oder angklagt, sondern auch eine Lösung, einen Ansatz einer Lösung, ein Friedensangebot im Petto hat. Obwohl er sich ja für Friedensmüde hält…. Mit dem „Mittelfingergruß“ hält COR noch die klarste Ansage der Platte bereit!

Die Platte besticht durch eine mega saubere Produktion, der Sound ist richtig fett, tight und bombastisch gut. Da liegt eine Schicht über der andern und alles knallt und ballert. Musikalisch sind da viele Freiräume die genutzt werden trotz des in Anführungszeichen in engen Korsetts was man sich ja steckt durch verzerrte Metalgitarren.

All Killer, no Filler.

Erschienen im September auf ruegencore. Dort zu haben oder bei flight13

review: KRAUSE GLUCKE WELTVERSCHWÖRUNG – split/ PARKBANK 5000 MC

Krause Glucke Weltverschwörung und Parkbank 5000 haben mir ihr Split Tape zugeschickt. Erster Song „stillstand“ geht gleich echt gut rein, mit ner guten Portion Schrammel-Punk-Attitüde… und da fällt mir dann direkt ein, dass ich das Tape schon ganz lange habe, Asche auf mein Haupt, weil ich den beiliegenden Zettel, den die liebe Marion mir geschrieben hat, wieder lese. Das Tape kam schon im August, habs gleich beiseite gelegt, ganz viele andere Sachen angehört.

Krause Glucke Weltverschwörung eröffnen also die erste Seite und der zweite Song „der tod fährt mit“ kommt etwas ruhiger mit mehr Indie-Einflüssen. „brachland“ und „sprechdurchfall“ beschäftigen sich mit brandaktuellen Themen, die Texte sind sehr engagiert. Es geht um Brandrodung, Ausbeutung und Monokultur. Es dreht sich, leider jederzeit akutell, um die Dummheit der Menschen, die sich unbeschränkte Macht wünschen, um die Freiheit des Einzelnen abzuschaffen. Insgesamt fällt mir auf, dass zum ersten Demo die Band sehr viel keativer im Songwriting vorgeht. Stilistisch inwzischen ein wenig mehr Lügen als noch auf dem ersten Demo vom letzten Jahr. Sie sind auf einem verdammt guten Weg zwischen Melancholie Ernsthaftigkeit. Zjm Abschluss ihrer Kassettenseite gibts ein Cover der Band Suicidas, der hervorragend zu den andern Songs passt.

Es folgen Parkbank 5000 mit Elektro-Deutschpunk. Klar, kann man sofort irgendwie Richtung Pisse denken, ist aber doch ne ganze Ecke anders. Etwas mehr Rock’nRoll bzw surfige Gitarren und viel gemeinsamer Gesang. In „mimikri“ geht es um misstrauen und verwandlung der menschen. „scheiss deutschland“ fällt bei mir schon seltsam auf, da die Badn von 40 Jahren Mauerfall singt. Verrechnet? Oder kommen sie aus der Zukunft? Mit „sleepless nights“ und „toxic human“ gibts zwei englischsprachige Songs, die sich to-tal nach oldschool England-Punk anhören. Die fallen musikalisch etwas ab, jedenfalls irritiert mich der plötzliche stilistische Wechsel. So haut es am Schluss „einer flog über die parkbank“ mit Reimen wie „die pillen haben versat / wirst von deiner angst gejagt / die verzweiflung saugt dich aus / du weisst, hier kommst du nie mehr raus“ gar nicht mehr raus, im Gegenteil. Da ist noch Luft nach oben!

Nichtsdestotrotz: ich liebe Tapes und kann nur empfehlen, euch die Split zu besorgen. Sehr schönes Artwork auch, solide aufgenommen und sowieso unterstützenswert, da die Bands aus dem südlichesten Teil Deutschlands kommen, wo Punkrock provinziell ist und bleibt; und deswegen einzigartig!

 

review: DUNKLE STRASSEN – s/t MC

Dunkle Straßen (benannt nach einem Song der folgenden Band?) aus jeder Pore klingt sofort PISSE! Klar findet eine Band die so steil geht zwangsläufig irgendwann Nachahmer. Wobei ich die 1. Kopie in dieser Art höre. Das soll auf keinen Fall ein Diss werden!

Dunkle Straßen unterscheiden sich in jedem Fall dadurch, das sie auf Synthie und Theremin verzichten. Bass, wenig Klampfe, Drumcomputer. Die Musik dadurch nicht ganz so apokalyptisch, doch ebenso angepisst. Zappelig gehts los mit „die blaue lagune“. Ein paar im Sampels setzen einige Stücke zusammen, Skit 1 und Skit 2. Musikalisch nicht wirklich einzuordnen. Die andern Songs eine wilde Mischung aus düsterem, angepissten Wave-Punk. „nebel“ ist so ein fieses Stück. Geil. Einen Hit landen sie auf jeden Fall sofort bei mir:  „obwohl da ist noch joint. Hat so was vom Minimalismus der Sleaford Mods.

Das Cover ist ganz schön gemacht, die Farben passen da ganz gut zusammen. Irgendwie ist das ja eine ganz schlimme Kreuzung, ich würde mich dort verlaufen, in der Nacht, wenn ich all den Strichen folgen würde. 

Wie auch immer, ich höre weiter, mir fällt bestimmt noch was Schlaues ein, was ich in diesen Review packen kann. Ja: auf der A-seite ist ein Mix der so wohl nicht gewollt wurde, heißt es. Deswegen auf der 2. Seite noch mal die selben Songs in einem echt guten Sound. Das Tape lohnt sich anzuhören, macht mal ne Platte!

Das Outro zum Schluß von Dunkle Straßen zeigt, das die Herren mehr als  Wut im Bauch haben, auch Humor. Jedenfalls scheint da wohl jemand doch n Joint gehabt zu haben.

(ich war übrigens Like #2. also: FB besuchen!)

review: i am the fly – s/t 7inch

I Am The Fly – eine selbstbetitelte, in Eigenregie rausgebrachte Synthie-Punk 7inch, die sich gewaschen hat.

Ein erstaunter Ausruf entlockt sich meiner vom OP-Maske tragen heiseren Kehle: Oha! Warum hab ich diese Single nicht schon früher aufgelegt das fetzt wie die Sau. Sie erschien bereits im Sommer. Total abgefahrener Synthie Punk ohne dabei noisig zu sein oder sonstige Lärmeskapaden. Die Band selbst beschreibt es nicht weniger treffend:

Flirrend und aggressiv erinnern I Am The Fly an wütende Insekten, die sich mit resigniertem Nihilismus und naturwissenschaftlichem Halbwissen gegen die Menschheit formieren.

Eine 70er Jahre Drummachine auf High Speed, ein richtig schön dengelnder Bass, eine nölige Stimme, das Ganze auf Englisch … mich erinnert an einen abgefahrenen Elektro-Track, ich komme vielleicht noch im Laufe des Reviews drauf. Die Single läuft zum 3. Mal am Stück, ich kann gar nicht genug davon bekommen! I am the fly gehen richtig deep ins Tanzbein, ich wirble durch mein Wohnzimmer, als flöge ich über hunderten verschwitzten Körpern. „Axolotl“ will mich, die gemeine Stubenfliege, fressen. „Wonko the sane“… ist klar, zum Schluß „heresy“, welches ich in diesem Fall wohl am ehesten mit Irrlehre übersetzen würde. Nihilistische, misanthropische Texte. Kein Song knackt die 2 1/2 Minuten Marke. Und es bleiben Melodien hängen.

Das Geile an der 7inch ist, dass jeder Fetzen Musik, der dir um die Ohren fliegt, so eine richtig fette Punk-Attitüde hat! Musikalischer Rückflug nach Anfang der 80er, leicht monoton, melancholisch, kurz vor der Apokalypse. Trotzdem ideen- und abwechslungsreich. Kriegt man bei der Band (info(at)i-am-the-fly.de).

Hier ein Interview mit der Band bei vinyl-keks.

review: FLUID TO GAS – handle with care / split w/POTATO FRITZ

Fluid To Gas vs. Potato Fritz. Damit leg ich mal los.

Bei dieser 7inch handelt es sich um die Silberhochzeit dieser beiden Bands. 25 Jahre Geburtstag und Freundschaft feiern! Auf der Rückseite prangt eine große 50. Weil beide Bands zusammengerechnet ergeben also 50 Jahre D.I.Y. Wurschtelei. Ich kann nicht mehr nachvollziehen warum ich das schwarze Gold erst dieses Jahr bekommen habe, aber es war ein fettes Paket! Zwei 7incher und eine CD mit allen Songs von Fluid To Gas. Also: 1994 bis 2019. Die Band aus Bonn begann mit einer 10inch bei dem famosen Label Revolution Inside, welches es heute leider nicht mehr gibt.

Functioning Bullshit Detector“ kommt als erstes um die Ecke gekratzt. Bisschen Fugazi, etwas punkiger als sonst. Einer der schnelleren Songs von Fluid To Gas, ein sehr kurzes Vergnügen! Ein Song pro Seite zwingen mich schnell wieder an die Nadel!

Potato Fritz (der Bandname ist einem deutschen Western aus den 1970er Jahren entnommen, Hardy Krüger in der Hauptrolle des gleichnamigen Kartoffelbauers), die mir total laut und brachial in Erinnerung geblieben sind, kommen geradezu sanftmütig aus der Rille. Mit „Gerichtsmedizin“ kreucht da das Gespenst der Hamburger Schule, nein, ich würde sagen IndieRock, nachdenklich, melancholisch, ein Song mit Ecken und Kanten, wird noisig. Der Song ausufernder und länger.  

Das Layout ist top, dicker Karton, der einen kleinen Falz hat, um die7inch vollständig zu umschliessen. 180 Stück  ist die Auflage und es gibt auch noch eine 3inch CD mit einem etwas anderen Cover. Lag wohl daran, daß zum Releasekonzert der Siebener noch nicht fertig war, schnell mal für den geneigten Sammler eine Mini-CD gemacht. Release Nummer 15 1/2 vom eigenen Label F-Spin Records

Handle with care“ 7inch dann mit mehr Songs und ausschliesslich Fluid To Gas.

Release Nummer fünfzehn von F-Spin Records. Kam also kurz vor der oben besprochenen Silberhochzeit. In 2017 hatte ich hier schon den vorherigen Siebener besprochen, die auch sehr gelungene „on air EP

Endlich komme ich dazu, diese tollen 7incher aus meinem riesen Stapel an Mucke zu Reviewen zu ziehen und sie ein paar Runden drehen zu lassen. Der erste Song und Titelgebende Track „handle with care“ wirft mich sofort in die Erinnerung an die erste 10inch von 1996 zurück. Wie schön! Man erkennt sie musikalisch also sofort wieder, der Sound kompakter und das Songwriting runder. Mit „don’t sing along“ beweisen sie mir ein weiteres Mal, daß sie DIE deutschsprachigen Vertreter des großartigen DISCHORD-Sounds sind. Zwischen Noise und Hooks, die dich sofort mitreißen, macht  ganz ganz großartige emotionale Musik! Der letzte Song „our way“ hauen sie nochmal voll auf die 12. Ich mag es inzwischen, wenn die Band Tempo aufnimmt.

Danke für die beiden Singles! Und btw: die CD-Compilation ist selbstverstädnlich auch zu empfehlen, wer sich einmal durch ein viertel Jahrhundert der Bonner Band graben möchte. Meldet euch einfach hier: Mail oder bei FB anschreiben.

review: PEPPONE – beste aussichten LP

(seufz), hach, der Peppone

Da läuft er wieder los, der Peppone! Er holt mich gleich ab. Und bevor es an der Haustür klingelt habe ich das im Bild im Kopf: vor der Tür steht ein junger Mann mit einem freundlichen Gesicht, er streckt mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie, wir laufen los. Er beglückt mich pfeifend oder summend mit einer Melodei. Wir hüpfen jetzt nicht kindisch durchs Gras, dafür ist Peppone zu alt und zu melancholisch fröhlich. Er freut sich, erzählt, wie er sich mit dir freut, seinen Mantel mit dir teilen möchte. Dosenbier wäre auch oke. Nach ein paar Minuten hört er kurz auf zu Pfeifen, dann setzt er aber auch gleich wieder an! Er gibt mir das Gefühl, daß mich das alles nicht betrüben soll.

Ich könnte eigentlich über jeden Song so weitermachen, doch dann würde der Review ungefähr 17 1/2 Minuten Lesezeit beanspruchen, was euch, dem geneigten Online-Leser natürlich über alle Maßen beansprucht, da könnt  ihr es auch gleich anhören, würde ich sagen!

Beispielsweise in diesem famosen Livestream des Bandhaus Leipzig vom 23.10. diesen Jahres.

Ein paar Worte zur Musik: sie hat sich schon einschneidend verändert gegenüber den letzten beiden Alben, denn jetzt spielen sie mit einem richtigen Schlagzeuger. Tuba ist eingestiegen, auch in Magdeburg unterwegs mit seiner hervorragenden Punk-Band Ben Racken. Man merkt also, dass die Beatbox fehlt und ein Schlagzeug etwas mehr Ecken und Kanten gibt. Ein bisschen Rauer klingt das Gesamtbild, denn Jens singt auch mit etwas mehr Reibeisen in der Stimme. Das tut den ganzen Band insgesamt gut, denn so wirklich haben sie das Songwriting dabei gar nicht verändert! Was ja so einige Bands nach Jahren tun und dabei eher noch poppiger werden, Ohrwurmtauglicher. Das brauchen Peppone ja glücklicherweise nicht, denn die produzieren sie am Band!

Das Artwork ist schön und klar, wie immer eigentlich, die Songtitel kurz & knackig. Die Texte und der Gesang erinnern, nehmen mit, lassen Räume zum ausschweifen. Wer an einem herrlichen Herbsttag melancholischen PopPunk hören mag, in Midtempo Manier, der kann da wirklich bedenkenlos zugreifen da passt einfach alles!

Anspieltipp ist in jedem Fall DER neue „Klassiker“ des Deutschpunks: „kartoffelfell„. Kurz und knackig gespielte Drums, knappe Lyrics, vier Zeilen Strophe, Refrain. Und der ist so einprägsam, man mag nur noch gröhlend auf einer Berliner Straße vor die Häuser der Spießer pissen. Man kann, man muß dieses Lied einfach nur hemmungslos lieben…. und danach nimmt, nach diesem leidenschaftlichen Ausbruch, Peppone einen auch wieder melancholisch in den Arm. Eine wundervolle Scheibe, Leute.

Erschienen beim MajorLabel.

review: SNACKWOLF – appetizers 7inch

SNACKWOLF   auf eiligen 45 RPM kommt die vier-Track-Single „appetizers“. Erschienen bei einem meiner Lieblingslabels, weil vielfältig, 30 Kilo Fieber Records.

Zu hören bekommt ihr vier „Appetithappen“ des muikalischen Könnens dieser Band aus Stuttgart. Melodischer Hardcorepunk mit viel Spielfreude und auch viel Abgeklärtheit. Man spürt, daß das Quartett schon in einigen Bands gespielt haben muss. Mit dabei ist, wir kennen uns schon ein paar Tage, Flo am Bass, der auch bei den famosen Ludwigsburgern von KUBALLA am Start ist. Von den andern weiß ich leider nicht sooo viel. Gitarrist Rainer gab im letzten OX-Fanzine (Numero 151) ein Interview, eventuell erfahrt ihr dort mehr. An den Drums kloppt Hesse (doch doch… ich kenne ihn von PLANET WATSON, yeah, es ist mir wieder aus den grauen Zellen gefallen), Jonas zupft die andere Gitarre. Singen tun irgendwie alle. Mal mehr, mal weniger. Auf der FB-Seite gibts als Info nur „Snacks, Drugs and Rock’n’Roll“. Den Spaß haben sie groß geschrieben, für weinerliche DeproDüsterPunx ist das hier nichts, haha! Das konnte man schon Anfang Juno bei ihrer Releaseshow im Livestream beim Juha-West in Stuttgart mitverfolgen: Top Sound und viel Spaß.

Ich hatte mir den „Siebenincher“ mit einem Klasse Mundschutz („care bundle“) bestellt auf dem „snackwolf“ steht. Jaha, das ist mal großartiges Merchandise. Der Name passt und ist funktional. (keine Ahnung, was ich meine….)

Kurze elf Minuten. Zu haben bei Bandcamp.

 

review: LOSER YOUTH – warum haust du dich nicht selbst LP

Loser Youth „warum haust du dich nicht selbst“ und der ersten Frage die ich stelle, bevor ich die Latte ganz ganz hochlege: wieso soll ich mich selbst hauen? Eventuell gibt der Songtitel „was zum fick bist du kämpfend für“ die Lösung: eins zu eins Übersetzung aus dem Englischen! Daß die Herren Humor besitzen haben sie schon auf den andern erschienenen Tonträgern bewiesen. I like them since the first EP „livin‘ la vida loca“!

Endlich ein Album vom Trio ausm Norden und das geht gleich los als würden THE HIVES mit ihrem Album „barely legal“ drauf losrotzen, nur das hier der Gesang unverkennbar Loser Youth ist. Nach dem kurzen Intro „L.O.S.E.R.“ führt die Band den geneignten Punkhörer ein schönes Sample in den Glauben ein, das Punk zum Satanismus führt. Wie wir heutzutage aus einschlägigen Mainstreammedien wissen, führt Punk nicht zu Satanismus, sondern Frau Merkel gehört dem Satanskult an. Siehe Videos der einschlägig bekannten Demos aus Berlin beim, ist das eigentlich auch schon Mainstream?, allseits bekannten Fernsehsender youtube. Vielen Dank auf jeden Fall an alle Corona-Leugner für diese Aufklärungsarbeit in Punkto Satanismus. Will sagen: das Sample ist schon überholt und trifft nicht mehr den Zeitgeist. Hihi.

Eine Veränderung ist spürbar bei Loser Youth, es werden noch mehr Genres gemixt als auf den letzten Releases. Da herrschte ja noisiger Schrammelpunk vor, nun höre ich mehr HorrorPunk-Elemente („deutschlandlied„), Garage („raum 3„), Surf und aber immer noch windschiefe Noise in den Gitarrenlinien.  Ich erfreue mich an der in jedem Song spürbaren Spielfreude, gut gesetzte  Breaks, kurzes, knackiges Songwriting. Der Bass knallt wie bei einer NYHC-Band, ab und an dann eine schmeichelnde Line („ich bin ein punk„) wie Sahnie bei den Ärzten. Die Drums kloppen dir die Snare um die Ohren! Das Einzige, was ich, auf hohem Niveau, mokieren könnte: nach dem ersten Mal Hören sind die 15 Songs ganz schön durchgerauscht. Am Ende hätte ich gar nicht sagen können, wie viele Stücke das denn waren.

Die Texte sind, kann man nicht anders sagen: wie immer!, ganz klar formuliert, angepisst und doch immer mit einem süffisanten Blick auf das Geschehen, politisch, wie solidarisch, wie gemeinschaftlich. Das Artwork ist diesmal wirklich ein auffälliger Oberhammer, sehr sehr geil! Anspieltipp ist definitiv Song Numero 15 „deutschlandlied“

Platte ist echt hart zu empfehlen. Wer auf die Pisse-LP Anfang des Jahres gewartet hatte, der hat hier allemal drauf gewartet. Erschienen bei RilRec. Link führt zu einer schönen Edition mit Beutel und Dackelposter.


 

fanzine: DEAR YOU #3 (bad zine, everyones fault)

Dear You Fanzine, Nummer 3

Durch zufall entdeckte ich in einer meiner Lieblingsgruppen bei FB „The 90s SCREAMO/HC/EMO/INDIE-Rock Friends“ einen Post von Fanzinemacher Mark. Vorliegen habe ich habe Nr.32 von 50. Einzigen Wehrmutstropfen nehme ich vorneweg: der Macher ist zwischen in Spanien ansäßig, daher nicht ganz billig das Ganze, 5 € fürs farbige Zine plus Porto. Aber:

Ich bin sehr froh dieses außergewöhnliche Fanzine bekommen zu haben. Als Projekt schon mit einer Gruppe Freunden 2005 gegründet und rausgebracht. Dann kam eine Nr. 2, die er wohl schon fast alleine gemacht hat, nicht als Print sondern nur als pdf und zwar 2008.

Ganze 12 Jahre später, inzwischen ist er fast 50 – und ich mag da direkt seine Ehrlichkeit, denn ich verrate nicht, ob ich älter bin als 28, haha – hat er sich an die Ausgabe 3 gesetzt. Respekt!

Ihm ging es darum einfach mal wieder über unbekannte Bands und die  gute Musik die sie machen, zu berichten. Natürlich ist das Heft, welches im Juli erschien, auch ein Produkt des Corona-Lockdowns. Zeit zu schreiben und eine wirklich ansprechende Grafik zu gestelten! Es gibt sehr gut lesbare Interviews mit den Bands Fiddle Head (Hardcore / Boston), Glean SD (emotive HC / San Diego), die Newcomer von Bent Blue (Hardcore / San Diego), dem New Morality Zine, drugchurch und Entropy (heavy shoegaze / indie / grunge). Eine schöne Farbfotosammlung der HC / Emo-Shirts die in seinem Schrank sind. Ich hatte da ja auch schon mal über das Buch „life.love.shirts.“ berichtet, welches die unterschiedlichen Shirtdesigns der Bands abbildet.

Jedenfalls: ein Plakat des Covers ist dabei und einige Augenkrebsmachende Aufkleber. Wo man das Heft bekommt? Hm. Evtl druckt Mark noch welche nach. Ich sag bescheid!