review: pADDELNoHNEkANU – my button is bigger than yours

Ihr denkt sicher, ich spinne. Aber es muss mal was persönliches sein.
Ich habe das letzte Album meiner Band pADDELNoHNEkANU mit Tulle (Bass) und Ole (Drums) in 2018 / 19 bei uns im Proberaum aufgenommen. Wie immer, kann man sagen. Die Herangehensweise ähnelt sich jedesmal, und ist doch anders. Neue Mikrofone oder anderes Equipment ist dazugekommen.
In diesem Fall haben wir in unseren Proben, über Wochen, mal einen, mal drei Songs aufgenommen. Je nachdem, wie wir mit ihnen fertig wurden.
Ich hatte Listen mit den Abläufen geschrieben, was auch neu war, dass zum Beispiel der Opener „willkommen im vakuum“ in einer Probe entstand und in der nächsten auf 12 Spuren aufgenommen wurde.
Wieso ich auf unser Album komme: ich habe neulich reingehört und finde die Songs super, nur den Sound hart gewöhnungsbedürftig.
Warum ist der so anders als bei den andern Alben?
In unseren Proben oder auf der Fahrt nach Magdeburg zur Bootstour haben wir Bandintern darüber gesprochen. Ich verschone euch jetzt mit Gelaber von uns: eine alte Email wurde beim Digitalen Frühjahrsputz nach oben gespült. Ein sehr alter Freund, der vor vielen Jahren ausgewandert ist, hatte uns eine lange Mail geschrieben mit Kritik zu diesem Album „my button is bigger than yours“.
Ich habe die nun etwas aufgearbeitet zu einem Review (vor allem die Reihenfolge)

Habt soviel Freude daran wie ich, bitte!

Ich wollte anlaesslich der neuen Scheibe und auch als Fan-Reflektion der ersten 15 Jahre Bandgeschichte eine Top 10 meiner Lieblingslieder anlegen – fiel mir sofort auf das es eine Top 15 werden muss 😉

Filmemacher (s/t)
Troubadour (s/t)
Der teufel und die tiefe blaue see (s/t)
Tauchstation (s/t)
Suedtangente (Wunschkind)
Wie auch immer du heissen magst (Wunschkind)
Fidel Astro (4 Affen 1 Ziel)
Nichts (4 Affen 1 Ziel)
Turmbau zu dubuy (Endlich wieder Deutschpunk)
Hearts fear punkrock (Endlich wieder Deutschpunk)
Der moderne punk
Nicht hier nicht jetzt nicht du
Entschuldige schon mal wegen morgen
Uebel und gefaehrlich
Frei sein

Da könnt ihr mal sehen, wie stark die neuen Stuecke in meinen Lieblings-Top-15 vertreten sind. Das ist eine wirklich geile Schreibe, geil gespielt, geil geknueppelt und hoert sich an als gehoert es alles zusammen.

Es schwingt bei mir bestimmt einen haufen nostalgie und herzblut beim hoeren der Stuecke des ersten Demos (s/t) mit, aber ich glaube trotzdem dass damals ein besonderer ‘Drive’ dabei war, den ihr bislang nicht habt wieder matchen koennen. Mit der neuen Scheibe ging es mir das erste mal seit 2005 so, dass euer Songwriting und auch die Performance diesen Drive wieder irgendwie dingfest machen konnte.
Es ueberrascht mich irgendwie nicht, dass das mit der ausgefallenen Herangehensweise an’s Songwriting geschah, von der du, Felix, mir erzaehlt mal hast. Wie auch immer, es hat gewirkt. Ich glaube, dass ihr mit der neuen Platte euer bisher bestes Werk aufgenommen habt.

Ein klein bisschen zu den einzelnen Songs:
Fuer mich ganz oben steht ‘entschuldige schon mal wegen morgen’. Einfach vom Gefuehl und den Parts. Hoert sich so dermassen authentisch an. Die Mosh-Parts sind fett.

Obwohl ‘nicht hier nicht jetzt nicht du’ mein zweites Lieblingsstueck  ist, frage ich mich, ob es nicht einfach im Uff-ta haette durchgeknueppelt werden wollen. Der Rockbeat nach dem 2.Vers nimmt dem Stueck fuer meinen Geschmack den Wind ein bisschen zu sehr aus den Segeln.
„Uebel und Gefaehrlich“ – da finde ich die Lyrics und wie sie gesungen sind in den Versen besonders stark. Das hebt sich auch so sehr von anderen Dingen, die ihr zuvor gemacht habt, ab.

„Frei sein“, da finde ich auch die Verse cool. Auch, dass sich der Chorus so sehr vom Vers absetzt. Muss man erst mal so einen Refrain finden!
Der moderne Punk – vielleicht mein Lieblingsrocker auf der Platte.

„Scheuch’em auf“: Meine CD-Kisten sind abgepackt im Keller, vom Umzug noch, drum hab ich noch nicht nachgeguckt. Ich glaube aber, dass meine Lieblingsversion von „Scheuch’em auf“ auf einer CD war, auf der handbeschrieben ‘Paddelnohnekanu 2011’ steht. Ich nehme an, dass das die Urversion des Songs war. Das geile war daran war das Geschrei der Worte ‘Scheuch ‘em, scheu ‘em auf! Scheuch ‘em, scheu ‘em auf!’ waerhrend der ersten Mosh-Sektion. Das Lied braucht genau das, finde ich. Es fehlte mir auf der ‘In die Tiefe der Sprung’-Platte und auch auf Version auf dieser neuen Platte.

Rhythmsection: Ich finde es geil, dass nichts Ueberfluessiges von Bass und Drums gespielt wird. Da wirken erstmal die paar geilen Fills die gespielt werden viel staerker und zweitens unterstuetzt das Spiel so umsomehr das Songwriting, die ausgefallenen Taktwechsel und Songstrukturen. Drittens ist’s auch ein Zeichen vom reifen musizieren.
‘Reise’ von EA80, da gibt’s auch gar nichts was nicht gebraucht wird. Was mich auch umhaut bei der neuen scheibe sind die Drum-Fills, besonders die Einsaetze. Der Einsatz zum 1. Vers bei ‘Entschuldige schon mal wegen morgen’ ist grandios, wollte ich mal besonders hervorheben.

Gitarrensoundtechnisch:
Dein Gitarrensound aus den Zeiten des Line-6 Distortion Modeler steckt mir noch immer in den Ohren – Geil.

Dann hattest du glaube ich eine back-to-krasse-basics-Phase, wo du nur Zerre vom Amp gespielt hast? Hat mir rein soundmaessig nicht besser gefallen. Rein Misch-und Zerre maessig hat mir ueberraschenderweise dein Gitarrensound des letzten Jahrzehnts am allerbesten gefallen auf der Notwist Cover-Aufnahme fuer die Jubileumsscheibe.

Zum Abschluss kann ich wiederum mich heute wieder bedanken, dass mich das „geweckt“ hat: es geht nicht immer um Hörgewohnheiten, um „deinen Sound, den du hören willst“, sondern um die Musik und das Songwriting, was eine Band dann eben ausmacht.
Erschienen auf 30 Kilo Fieber Records und Elfenart und dem Bandlabel Krachige Platten.

LP: abklatsch – alarm! alarm!

Abklatsch machen Alarm! Alarm! – duch puren internet’schen Zufall bei mir gelandet. Die Band ist ein Duo. Wenn man nach dem Cover gehen mag spielt die Frau Bass und der Mann macht nix. Musikalisch ist dann schon zum Bass etwas Gesang und Drums, auch Synthie.
Die beiden haben ordentlich Spaß in den Backen. Erster Song „runter vom sofa“ ist ein quirliger los-steh-auf-Song. Der Spaß ist aber nicht nur in den Kopf und in den Beinen, sondern auch untenrum. In „edgar“ werden männliche wie weibliche Höschen feucht, er ist schon ein cuuler Tüp!
Eine kleine Hymne über Alkohol; doch muss ich jedesmal an Nagel denken, der mal dichtete „Lieder über Alkohol sind so unerträglich harmlos“.

Ein Anspieltipp ist unbedingt „reiche Eltern für alle“. Wobei auch der spacelordig fünfminütige Hammer „unsinn“ macht großen Spaß, diesem repetitiven Song bis zum Ende zu folgen; und dann nochmal. Es gibt nochmal einen, sogar noch etwas längeren, nämlich „schlabbernack“, der dieses erste Album abschließt. Ich versteh den nicht. Ich mag es kaum glauben, aber ich versteh den nicht! Was passiert da?

Abklatsch hat einen Lo-Fi-Sound, gut im NDW zu verorten. Ein bisschen Surf. Sehr Beat-Orientiert, Drumsund Bass stehen da auf jeden Fall im Vordergrund, die Gitarre recht reduziert. Mit einem Schuß Punk und etwas „uhlala“ garniert ist das eine tanzbare, wilde Feierei. I like!

Die Band Abklatsch hat sich inzwischen vermehrt und aus einem Zweier-Projekt ist eine sechs-köpfige Band geworden. Sie meinen es also ernst euch zu beschallen! Hin da.

buch: gernot recke – RestAlkohol – 35 üble jahre

Gleich vorneweg sagen: das ist ein gutes Buch!

Es hat alles, was ein Buch braucht, Seiten, gefüllt mit Buchstaben, nein, Quatsch!
Ich bin jedenfalls nach drei, vier kurzweiligen Kapiteln überrascht, wie flüssig sich das liest! Und wie schnell ich in der Geschichte bin. Klar, ich kann es auch hautnah nachvollziehen, war ich selbst mal ein Teenie mit Musikambitionen.
Das Trio namens RestAlkohol, klar, ein Bandname wird natürlich erst noch gefunden werden müssen, trifft sich im Schrebergarten zum Proben. Nebenan die Jazz Daddy’s, die es voll drauf haben. Sie werden auch nicht müde, den meist alkoholisierten, Jugendlichen zu zeigen, wie man Musik macht. Sie zeigen ihnen ein paar Akkorde, nehmen mit ihnen ein Tape auf. Proberaum-Wonderland in der Kleingartensiedlung.
Dazwischen Konzertbesuche, ich erwähne an dieser Stelle mal: der Roman von Gernot Recke spielt Anfang der 80er-Jahre in West-Berlin.
Eine Zeit, eingekreist, aber internationale Bands kommen zu Besuch, die Toten Hosen, hehe.
Und immer passiert einem der Mitglieder etwas, allsda sind (selbstverständlich mit standesgemäßen Punkernamen versehen), Klobürste, Glotze und Laberkopp (der Ich-Erzähler). Mal leicht verünglückte Konzerte, mal der Rausschmiß bei einem Konzert einer Punkband, und endet mit: alternativen Enden. Ein Comic „Fiasko im Klo“, ein gestrichenes Kapitel und noch einiges mehr ist im Anhang zu finden.
Das Buch hat mir großen Spaß gemacht zu lesen, ich werd’s sicherlich nochmal in die Hand nehmen!
Ist erschienen bei Impact Records, wo auch die Band, in der er mitspielt veröffentlicht wird, Kellergeister. Zu Haben bspw. direkt über den Autor bei FB. Viele Links habe ich leider nicht gefunden, auch nicht zu den Kellergeistern!

Zusätzlich hat mir Gernot noch die Doppel CD mitgeschickt.
Auf CD 1 sind lauter Bands, die die fiktive Band RestAlkohol covern. Dabei sind Bands, die jeder Punk im Lande seit den 80ern (oder spätestens den 90ern) kennt: Dödelhaie, Molotow Soda, Heiter bis Wolkig oder Abstürzende Brieftauben – respektive die, die von den genannten Bands noch geblieben sind. Denn die 80er sind lang her. Und das ist dann, bei aller Liebe, irgendwie konservativ. Der Sound, die Texte, die Songs. Kann man mögen!
Die am meisten angesprochenen Songs im Buch sind „idioten“, „kohl ist hohl“, „lederjacke helmut“ und „feuerlöscher hirnverbrannt“.

CD 2 beinhaltet vier Stunden Hörbuch. Es ist eine gekürzte Version des Buchs, damit man die Band besser kennen lernt. Wohl als MP3, mein CD frisst das nicht – moment, ich muss mal kurz ein CD-Laufwerk für den Computer ausgraben….

LP: le havre – so wohl war mir noch nie

Wie schön ist es, von einem Jugendfreund zu hören, dass er eine neue Band hat, wenn man ein Zine macht? Mega! Nämlich gleich aus mehreren Gründen, die darin mündeten, das wir uns auch nach Jahren mal wieder persönlich trafen. Sinnigerweise in einer Kneipe namens Bierbrunnen in Baden-Baden.
Und das gleich noch mit zwei andern lieben, alten Freunden.
Ein Abend voller dummer Sprüche, ernster Themen, Familie und eben Musik.

Le Havre sind eine fünfköpgige Band aus Potsdam. Hensch macht Tasten & Geplauder, Andreas sitzt auf dem Drumhocker, Sasch am Vier-Saiter, Nico zupft die Sechs, David drückt am Synth rum und ab und an Gitarre.
Bei Hensch unterschreibe ich die Beschreibung „Geplauder“ nach den ersten drei Sätzen des ersten Songs „flurtür“. Die Band nimmt sich die Zeit, erstmal alle Instrumente vorzustellen.
Eine recht ruhig bebende Stimme erzählt etwas vom Verlorengehen einer Liebe. Getragen, poetisch, ein wenig pathetisch, wenn dann noch die zweite Stimme im Hintergrund den Gesang doppelt. Nach der lange Strophe wird es ein wenig lauter, aber dezent. Ein kurzer Einwurf „es sieht nach regen aus“.
Der zweite Titel „über den pass“, nicht minder voller gefühlvollem Pathos, ist schon etwas drängender, nicht minder erzählend, es dauert etwas, bis mich das cacht.
Ich entsinne mich da an eine Review von Dr. Dexter, die etwas punkiger sind, die aber Assoziationen an Fliehende Stürme weckten. Vielleicht ist das auch hier so. Letztere sind nicht ganz meine Hörgewohnheit. Und die brechen Le Havre auch auf. Es klingt wirklich alles so wohl.
„jetzt“ – manches am Songwriting weckt Bilder, wenn die instrumentalen Parts ihre Momente haben. Post-Punk ist das irgendwie nicht, mehr Post-Rock. Sehr individueller Gesang.
„sergej“ – darf ich erhlich gestehen, verstehe ich nicht. Aber irgendwie zieht es mich hinein. Eine Mischung aus dieser verschorbenen Art, die die Bands von Jens Rachut auch haben. Hier vielleicht am nähesten Alte Sau.
Der letzte Song von Seite A „auftauchen“ holt mich persönlich noch am meisten ab. Dieses bretternde Schlagzeug, die Orgel, cool.

Ich dreh im. Die Platte. Die tiefen Gräben in Familien sind das Thema. Bevor der Song einen sehr besonderen Takt bekommt, wird mit dem Sonntags-Brotmesser etwas Pathosbutter aufs Brot geschmiert. Irgendwie total fies und auch megagut.

diese familie romantisch versoffen
zu früh gegangene hinterlassen ungeklärte fragen
und alle versuchen verluste auszufüllen
überspannen den bogen und treffen nie das ziel
sich tröstend zu verzeihen und die andern zulassen

In „klick klock“ nehmen sie sich wohl selbst etwas auf die Schippe. Hensch legt eine ordentliche Spur Ironie in seine Stimme, die Musik melancholisch fröhlich nach vorne gespielt.
Mit „trotzdem“ gibt es eine kleine, eigenwillige Auseinandersetzung mit Punk vs. Traditionen; die ich sehr gut nachvollziehen kann.
Zwischen zweieinhalb Minuten Spielzeit und fünfeinhalb ist alles dabei. Die Band spannt einen großen Bogen im Songwriting. Das ist nicht so, wie man es erwartet und das ist richtig gut so! Nicht alles muss nach dem selben Schema funktionieren! Und trotzdem brechen sie jetzt nicht total aus und schlagen permanent aus. Das Klavier nervt mich an keiner Stelle, es ist nicht ganz mein Instrument, doch im Gesamtsound der Band hat es seinen Raum bzw. macht es den Sound von Le Havre (druck)voll.
Mit „doch am ende“ verabschieden sie sich, schließen einen Kreis. Post-Rock. Sehr schönes Laut/Leise-Spiel, ein gewisses zerlegen ihres Riffs findet ein Ende in einer der wenigen Rückkopplungen.
Und das ist vielleicht das Wort, welches am ehesten die Lyrics von Hensch beschreibt: sie sind eine Rückkopplung.

Cover ist eine Kaltnadelradierung von Holger. Gemischt und gemastert von Nikolaus Chaos Audio Production. Handnummeriert. 300 Stück.

fanzine: rubberXhead #8

Das neue RubberXHead lag nun ein paar Tage bei mir, ruhte etwas vor sich hin. Denn ich war ein wenig erschreckt. Ich hatte es,als es ankam, in die Hand genommen, mir die Themen auf dem Cover durchgelesen. Tattoos, Bands und dann, im schon Kleingedruckteren, steht „porn better“. Zu diesem Thema war schon mal ein längerer Bericht im Plastic Bomb, ich hab sofort in den Bericht reingeblättert und gelesen. Auch dieser hier ist gut, keine Frage! Doch ich war ein wenig erschreckt gewesen, dass kann ja nicht sein, dass ich davon so schnell getriggert werde. Ich bin jetzt nicht gerade ein Porno-Konsument, oder täglich nach Inhalten suche.
Dann lag das RubberXHead eine Weile und ich nahm es vor ein paar Tagen wieder in die Hand, habe es dann, ganz klassisch, von vorne aufgeschlagen.
Das Vorwort von Brösel (all pronouns) gelesen und finde total richtig und wichtig, was er sagt, denn so sind, funktionieren, Fanzines. Sie sind meistens eine sehr persönliche Sache, die man in seinem Netzwerk teilt. Irgendwo darauf hofft, dass es zwei, fünf, freißig Menschen gibt, die Teil daran haben. Und auch Feedback geben! Das rubberXhead ist ein queer-feministisches, antifaschistisches, DIY-Zine.

Death Pill, ukrainisches Hardcore Trio. Megacoole, erste Platte vor ca. zwei Monaten rausgekommen – ich recherchierte: ausverkauft – die Band scheint absolut steil zu gehen. Hier mal ein Artikel, random, aus der Suchmaschinenrecherche.Wirklich krasser Sound für ein Trio!
Dann bin ich über die Doku KFA gestolpert, der Korean Friendship Association, in die sich ein Spion aus Dänemark eingeschlichen hat. Ich habe die ersten 15 Minuten geschaut – megaspannend!

Ihr merkt, das Heft hat es in sich, macht mich alles neugierig, bin gerade aus Seite 15, hehe.

Also besorgt euch das Heft. rubberXhead.

LP: sport – paint it black

Neulich einen kleinen Spaziergang im Internet unternommen, nach einigen Aufwärmübungen bei Bandcamp ging es weiter durch die Facebook-Timeline und irgendwo bin ich hängengeblieben. Ich entdeckte die Gruppe Sport bei Fidel Bastro, mir kein gänzlich unbekanntes Label (vor allem Potato Fritz sind total Burner). Eine Messenger-Nachricht später waren wir in heftigstem Austausch über all die schönen Vinyl, die rausgekommen ware. Ich konnte sogar noch eine der kleinen 5″ von Potato Fritz ergattern – coool!
Nun, Die Gruppe Sport, oder kurzgesagt Sport, sind eine Hamburger Indie-Legende, zumindest gibt sie schon sehr lange!
Bei der Platte „paint it black“ handelt es sich um eine Compilation aus 1996 – 2009, erschienen 2022. Wenn ich das richtig verstehe, ist Bassist Christian Smukal letztes Jahr verstorben. Ein letzter Gruß an ihn also.
Ich bestellte also ein riesen Paket, nein, kein Reviewmaterial, die Kohle hat sich gelohnt!
Superabwechslungsreicher und kurzweiliger Indie mit Noise-Elementen. Sie sind nicht so hart sophisticated, so hört es sich jedenfalls an, dass sie mit ihrem Output quasi darauf bestehen, das jede Textzeile genauestens verstanden wird. Stimmlich erinnert mich das ab und an an den Sänger der wunderbaren Punkband Anatol, wenn irgendjemand bei Sport abgeguckt hat, dann waren es anfänglich wohl Tocotronic, zwinker. Die Songs sind zwischen 2 Minuten und 5, insgesamt 15 Stücke auf der LP. Super Artwork von Michael Imhof.
Es gibt das Cover wie auf der Bandcamp-Seite als Einleger vor dem eigentlichen Cover, auf dem nur „sport“ steht. In der Hülle ein Plakat, auf dem Christian leicht verblasst ist, zusätzlich ein Einleger mit Infos zu allen Songs. 100 Stück wurden davon gemacht.

Unbedingt mal auschecken:

 

7inch: bootstour split Panikraum / Ben Racken / pADDELNoHNEkANU

Es wird Zeit, hierrüber zu schreiben.

Ein wenig Geschichten zu erzählen. Es begab sich in 2019 als ich mit pADDELNoHNEkANU angefragt wurde, ob wir nicht bei der Bootstour mit Ben Racken und Panikraum dabei sein wollen. Für uns gab es da keine Möglichkeit einer Absage!
Das „Team Peppone„, Band wie auch umtriebige Konzertveranstalter in und um Magdeburg, hatten noch eine Überraschung im Gepäck: alle drei Bands kommen auf eine gemeinsame 7inch; ob wir denn einen Song hätten.
Nun, wir hatten gerade unsere LP „my button is bigger than yours“ draußen und waren schon gefragt worden, ob wir nicht eine Split LP mit unseren Buddies von Krasser-Fahrstil und Ennolicious machen wollen – und zugesagt hatten. Side-Info: wir wollten einen alten und einen neuen Song aufnehmen. Mehr hatten wir nicht. Da mussten also die Würgegriffel des Gitarristen schnell mal was aus dem Handgelenk zaubern.
„chatlag“ kam dabei heraus.
Bei Ben Racken lugten zwei Songs um die Ecke „schwarzer peter“, ein sehr persönliches Stück von Basser Nico geschrieben, und „die kinder“.
Panikraum entschieden sich zu „von allen zwängen“ – beim Hören wusste ich nun auch, dass Peppone hier ganz sicher ein klein wenig abgucken – oder umgekehrt!
März 2020 sollten wir das Boot besteigen, Runde zwei der Bootstour auf der Elbe bei Magdeburg.
Dann kam da so ne Pandemie um die Ecke und, kurz gesagt, es wurde eine Geisterschiff-Edition. So besagt es der Aufkleber auf dem Cover.
Und da 2021 schon eine weitere Bootstour geplant war, waren unsere Seefahrtsträume erstmal ausgeträumt. Und die 7inch trotzdem glücklicherweise ausverkauft.
Wir hatten schon nicht mehr gehofft, dass es zu einem neuen Termin kommen würde. Doch Team Peppone blieb zäh und das Majorlabel sagte auch noch eine zweite 7inch zu. Ist das nicht irre?

Und nach einem echt pickepackevollen, hammergeilen Tag, drei Bands, je zwei Sets, auf einem Boot mit 100 Leuten, sind wir am Sonntag beschwingt nach Hause gedüst. Ole meint, dass das beste Konzert ever gewesen wäre!
Panikraum haben, meiner Meinung nach, das souveränste Set abgeliefert. Ben Racken waren die bekannteste Band mit Mitsing-Garantie und wir, pADDELNoHNEkANU, haben ein paar Menschen von weit weg anreisen sehen, um uns zu sehen.

Glückliche Punks. Yeah.

Mit keinem Wort bisher die inzwischen insgesamt sieben Lieder erwähnt, gell!
Wenn man sie hintereinander in den Player schmeißt ist die Reihenfolge Panikraum, pADDELNoHNEkANU, Ben Racken, pADDELNoHNEkANU und Panikraum. Da hat jemand was ausgefuchst!
A01 – Panikraum – von allen Zwängen

Unseren findet ihr als Bonustrack zu unsere Split LP. Da packen wir dann den Neuen auch mit rein.
A02 – pADDELNoHNEkANU – chatlag

B01 – Ben Racken – die Kinder
B02 – Ben Racken – Schwarzer Peter
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A01 – Ben Racken – Eisgarten
A02 – pADDELNoHNEkANU – träumerei auf der partyinsel der geköpften

B01 – Panikraum – Waldsterben
auch dieser Track ist noch nicht online.
Erschienen und zu haben bei den Bands direkt in einer 20 Stück Bandauflage oder beim Majorlabel den Rest.

LP: es war mord – utopie der kosmonauten

Eine Utopie ist etwas Schönes, eine Zukunft, die blühend ist, Menscheit gerettet, Erde gesund und munter.
Es War Mord spielen uns hier allerdings eher den Soundtrack zum Untergang. Klar, dieser Soundtrack ist inzwischen auch ziemlichj lang geworden; vermutlich mehr zu hören, als der ganze Untergang dann sein wird.
Die neue Schallplatte ist wieder extrem gut verpackt. Sounds of Subterrania ist da ein Label, welches unheimlich gerne mit speziellen Verpackungen arbeitet. Auch hier wieder Karton in Fomr einer bedruckten Stecktasche, in die die Platte kommt.
Es War Mord, machen dort weiter, wo sie mit ihrer famosen 7inch „in der miesosuppe“ aufgehört haben. Angepisst, dreckig, immer im drückenden Mid-Tempo, jeder Song mit einer Melodie der Lead-Gitarre versehen.

Anfang macht „der traurige Diktator“; und ist geradezu melancholisch. Es folgt „gute reise“ und „falsche uhr“. Ich find die Songs alle großartig. Ab und an mal ein wenig Hall auf dem Gesang. Die Melodien nie quälend oder quiekend, das ist richtig gut gespielt. Ich will schon fast sagen „glatt“. Dabei ist der Sound aber zu bissig, keine Sorge!
Auf Seite zwei find ich „sprung“ wirklich megagut. Die Songs bleiben ja ohnehin in ihrer 2-Minuten-Taktung. Die Solimelodien kurz & knackig. Nichts, was das Lied unnötig verlängert.

ich bin so high, ich brauch eine leiter
um mich selbst zu erreichen

Um mal ein oder zwei Vergleiche in die Runde zu werfen, finde ich, dass Kuballa Ähnlichkeit haben, klar, auch EA80. Mit „aua“, „dunkle töne“ und „foto“ sind auch drei Songs der oben erwähnten 7inch neu aufgenommen und eingerillt.
Wer hier behauptet, dass sei Punk der 80er-Jahre, liegt falsch. Das Rad erfindet heute keiner mehr neu, aber —–>
Schaut mal bei Facebook & youtube rein, ihre Musik gibt es quasi nur dort (oder bei mir aufm Sampler #9 zwei Songs) und dazu herrlich verschrobene, eigenwillige Videoclips und Tourstories. 06.05. in der Alten Hackerei (und ich kann nicht da sein, weil ich aufm Hellfest in Stuttgart bin…)

Erschienen bei Sounds of Subtarrania, dem Label für irre Verpackungen. Diesmal: nach oben aufklappbares Taschen-Cover, Texte auf die Hülle gedruckt, schwarzes Vinyl in Packpapierhülle.

LP: keller compilation

Mit einem Songs aus dem Gruselkabinett des musikalische Einerleis beginnen Tankstelle den Sampler mit ihrem Lied „Benzin“ auf der Keller-Compilation arschienen bei Rilrec.

Da sind echt n riesen Stapel Bands drauf, die ich schon ne Weile kenne und die Rote Flora in Hamburg wird damit finanziell unterstützt. Ich liebe solche Sampler ja, zwei Fliegen mit einer Klappe! Allsda wären zB. Bad Affair (leider inzwischen aufgelöst), Antinational Bass Crew, Brutale Gruppe 5000, Oma Oklahoma, Kapot, Loser Youth, und und und. (hab mal nur Bandcamp verlinkt, gleich zur Musik)
Entweder waren sie schon mal auf einer PP-Compilation mit drauf, oder werden es vllt irgendwann sein. Jedenfalls in meiner Welt ne Top Auswahl und alle Bands, die mit drauf sind, haben den direkten Bezug zur Roten Flora.

Hm, die Trümmerratten kenne ich noch und den Song „glas & stahl“ gibt es auf ihrem aktuellen Album. Weswegen diese Compilation wohl kaum neue Tracks der jeweiligen Bands enthält, aber mir liegt da auch keine genauere Info vor. Nur das, was auch auch der HP von rilrec steht.

Wir als Proberaumbands möchten der Roten Flora etwas zurückgeben. Da jegliche kulturellen und politischen Veranstaltungen und der damit einhergehende Freiraum in Eigenregie betrieben und in Stand gehalten wird, fallen Kosten an, die ohne jegliche staatliche Gelder oder Sponsorings gedeckelt werden müssen.
Deshalb haben wir uns für diesen Sampler zusammen getan, von dem 100 % des Gewinns an die Rote Flora gehen. Gerade in Zeiten ernormen Proberaummangels ist es uns umso bewusster, wie wichtig dieser Ort ist. Wir aus dem Keller geben euch einen Einblick in die musikalische Vielfalt des Hauses. Viel Spaß damit und danke für euren Support.

Ich bin jetzt viel zu faul, das alles für euch zu recherchieren. Kauft euch einfach die vier Seiten A C A B, zu kaufen gibt es die Compilation bei Rilrec, dort auch erschienen. Doppel LP, Gatefoldcover, Geschichte der Roten Flora ab 1987 im Cover. Schön, dass es einen Laden gibt, der so viele klasse Bands beherbergt. Mich überraschen Erregung Öffentlicher Erregung

Textlich sicherlich eine Remineszenz an Trio, musikalisch so herrlich stumpf monoton, Minimal NDW.
Count Count fallen aus dem Rahmen wegen ihres rockigen Sounds, wobei der Basssound mich am meisten anlächelt. Hafenhund sind in etwa im selben musikalischen Fahrwasser. Dieses repetitive „drop me a line“ ist echt spacig, großartig.
Die einzelnen Songs erscheinen so nach und nach bei den Bands selbst bei Bandcamp.

MC: kurschatten – träume in pastell

Neulich flatterte hier leider nur ne CeDä rein. Lieber Vinyl oder Tape, Freunde 🙂
Egal, die Band ist so gut, ich besprach schon ihr „planeten ohne ringe“ – Tape. Und so ist dies ein Tapereview, auch wenn das blöde Ding auf dem Bild nicht in meinen Kassetten-Spieler passt.
Die Band Kurschatten legt auf jeden Fall n Zahn zu. Großartiger Post-Punk mit hartem New-Wave-Einschlag.

Jedenfalls, diese erste Tape ist schon drei Jahre her und ich bin froh, dass es Kurschatten noch gibt und sie weitergemacht haben. Sie geben den Punk in den Bass-Synthesizer zurück und das rastlose Schlagzeug treibt mal deutlich nach vorne, mal bekommt die Düsternis den Vorzug und wabernde Schläge hallen aus den Boxen.

Zu deutlich werden sie in den Texten, wie bei diesem Genre üblich, werden sie nicht; man merkt aber in oder an vielen Zeilen, dass sie die letzten drei Jahre sehr beschäftigt haben. Bei „Gemüse“ würde ich doch sagen, handelt es sich um eine Metapher für rechte Umtriebe.

Die Songs stark unterschiedlich. Mal knappe zwei Minuten „gemüse“, mal können es uch fast sechs werden „okkultes“.
„träume in pastell“ sind wohl bunter als grau, wie die Musik, die Kurschatten machen. Das wirkt keine Sekunde Grau, eher zwischen Sandsturm und Nebelwand mit Hintergrundbeleuchtung.
Erschienen ist dieses Ding bei Bakraufarfita. Tape bei Jean Claude Madame.