Gastbeitrag von Joey Controlletti!
Danke an .n, der verlässlich Flyer auf Social Media teilt, wenn er auf ein Konzert geht. Dank der gemeinsamen Schnittmenge in Sachen Musikgemack, räumlichen Faktoren und Nutzung des ÖPNV bekomme ich so von .n einen Last-Minute Hinweis auf ein tolles Konzert.
Auf dem Hinweg sitzen mir in der S-Bahn Kids mit gekämmtem Seitenscheitel und Marken-Pullovern gegenüber, bisschen gruselig. Ansonsten kann ich an diesem Freitag dem Mannheimer Stadtbild und den Menschen dort viel abgewinnen: es ist anregend und bunt.
Im JUZ Getränk geschnappt, Getränkeauswahl und Preise sind immer wieder eine Freude. Nach ein paar Hallos und Gesprächen mit alten und neuen Gesichtern sowie einer halben Partie Tischkicker, spielen Alien Placenta auf.
AP hatte ich im vergangenen Jahr schon mal im JUZ auf dem Punx Picnic gesehen. Crust, D-Beat – you name it. Die Sängerin brüllt, die die Gitarristen brüllen mit. Alle sehen irgendwie Action Figur mäßig aus (aber bitte verschont mich mit dieser KI generierten Sch***e), sprich cool, vom Crust-Punk bis zum Skinny-Boy alle dabei. Ich schaue immer wie gebannt auf den Drummer, der mit seinen locker gehaltenen Sticks irgendwie einen sehr eigenen Style hat, während die Band wie eine Lok mit Volldampf durch das Set rast.
Die nächste Band, Wurrm, fand ich super sympathisch, alle Musiker*innen hatten irgendwie einen tollen, netten, klugen Vibe. Die Ansagen waren politisch stabil ohne zu predigen. Die Musik ist simpler und wirkungsvoll gespielter Crust-Punk, besonders die Vocals haben mir es angetan: Ein gleichförmiges Gebelle, was sich über das Set von Wurrm zieht, ich bin ganz verzückt.
Zu guter Letzt spielen Hiatus, von .a und der kurzen Beschreibung des Veranstalters als Crust-Götter aus den 90ern angepriesen. Ich habe wirklich null Ahnung von der Band, gehe aber von der Altersverteilung innerhalb der Band davon aus, dass der Bassist eher jüngst dazu gestoßen ist. Die Band spielt richtig tight und hat auch mix-technisch den besten Sound am Abend. Bis auf den Drummer, der super knackig abliefert, übernehmen alle drei übrigen Bandmitglieder auch Vocalparts und das richtig geil, Hut ab. Auch die Frau, die Hiatus u.a. in Sachen Merch unterstützt übernimmt bei einem Lied die Vocals und das ziemlich wild (Leider weiß ich nicht mehr, in welcher Band diese Person singt, wurde eigentlich mit angesagt, sorry… schreibt es in die Kommentare :P). Ansagenmäßig verbreiten die Herren eine sehr angenehme Stimmung, der Mann am Bass drückt mehrfach seine Dankbarkeit angesichts des schönen Beisammenseins aus, der Gitarrist in der Nietenjacke hat auch mal den Schalk im Nacken. Der gute Sound ist auf meine Frage hin laut Aussage des einen Gitarristen einfach der Tatsache geschuldet, das Recht hochwertiges (gleich teures) Verstärker Equipment (aus dem Hause Marshall und HiWatt, Schleichwerbung Ende) genutzt wurde. Es wurden unter anderem ein paar neue Lieder vom anstehenden Release gespielt, die Menge tobt.
Ich muss den Abend über irgendwie hungrig gewesen sein – auch wenn flaschenweise Lammsbräu alkoholfrei den Flüssigkeitsbedarf gedeckt und den Blutzucker im grünen Bereich gehalten haben, erzähle ich den ganzen Abend von schwäbischem Halb und Halb. Davon habe ich, wenn ich mich recht erinnere, aus dem Brot-Fanzine, in einem Interview mit der Band Alter Egon erfahren. Es handelt sich um Spätzle und Pommes Frites zu gleichen Teilen, serviert in Bratensoße. Tatsächlich habe ich am folgenden Abend das Gericht erstmals als vegane Version nach kreiert, aber das ist eine andere Geschichte.
Ganz beseelt von der tollen Live-Musik und den netten Begegnungen mit Menschen auf und vor der Bühne fahre ich mit .n und .a in der Bimmelbahn Richtung Heidelberg. Es war sehr schön, vielen Dank und bis zum nächsten Mal.