LP: senor karoshi – egosystem

Ein neuer Release bei Krachige Platten erblickt das Licht des deutschsprachigen Musikkosmos.
Yeees.

Schon 2016 besprach ich die Split 7inch mit der Band Außer Ich. Empfand Senor Karoshi immer als außergewöhnlich und mit ihren Hooks und Lyricaskaden als … hm, schlau. Klingt vielleicht ein bisschen zu schlau, aber he, et is wie et is, sacht der Kölner.

Bevor ich mich in Privatem ergieße: die Musik von Senor Karoshi würd ich doch am ehesten als Elektro-Deutschpunk beschreiben! Das Songwriting ist im Grunde simpel, durch den phantasievollen Umgang mit den Instrumenten und dem wirklich gelungenen Mix, obendrauf die Lyrics – bei denen man wahrlich nicht weghören kann – ein 10 Song Reigen, der jede Minute lohnt!
Was soll ich die Songs nun im einzelnen loben, wenn ich sie rausbringe. Da würdet ihr doch denken, das ist Lobhudelei. Ist es so schon.
Ich würds nicht rausbringen, wenns nicht geil wäre.
Also erfahrt ihr hier nun: wie sind wir denn zusammengekommen?

In den letzten Monaten bekam ich mit, dass sie eine Starnext Kampagne gestartet hatten für ihr neues Album.
Irgendwie kam es dann durch ein paar Mails zustande, dass ich als Label doch noch mit eingestiegen bin. Was man dann noch macht, wenn alles finanziert ist: klar – sich zurücklehnen und zuschauen, wie gut alles läuft!
Nein, ein wenig Promo, digitales Release an den Start bringen, Mailorder „befüllen“. Ihr bekommt die Platte natürlich auch, wenn ihr mehr bestellen wollt, bei Tante Guerilla und bei Flight 13.
More to come!
Und ich kann euch wirklich sagen: das ist nicht leicht, die Releases unterzukriegen. Wer also n guten Kontakt zu nem Mailorder oder Plattenladen hat – let me know. Meine Releases, auch gerne die MC-Sachen, würde ich schon gerne unterbringen!

Hier ein nices Video zur Einstimmung, mein Fav:

 

LP: tu la llevas – s/t

My Ruin ist ja inzwischen schon auch recht breit aufgestellt, was die musikalischen Erzeugnisse anbelangt.
Da gibt es Metal, Hardcore, NewWave, PopPunk, irre.
In diesem Fall hat Rosi mir mit dem ok nein Album, noch tù la llevas mitgeschickt. Sieben Songs Emo / Alternative drauf.
Ein Trio, was wohl in Deutschland lebt (Hamburg), und aus Griechenland, Spanien und Italien kommt; soweit ich das oberflächlich recherchiert habe. 
Sie singen auch auf Spanisch.
Die ersten beiden Songs „terremoto“ und „los jazmines“ sind etwas fordernder als der dritte „jonas“. Der Vierte ist nur ein Skit, aien instrumentales Zwischenstück namens „schellingstrasse 75“ – ich gehe mal davon aus, dass es der Ort der Freiheit ist: der Proberaum.
Der Sound ist insgesamt etwas schmutziger, klirrender, was die Gitarren anbelangt. Fast schon ein weng übersteuert wirkend, wobei fast keine Verzerrung auf den Saiten stattfindet.
Sehr entspannte Musik in meinen Ohren. Und das längste Stück auf dieser Scheibe mit sechs Minuten.
Letztes Stück „rivas va hacia madrid“ gefällt mir wieder richtig gut, was tù la llevas formen die Atmosphäre in ihren Songs in ihrer Einfachheit. Das ist das spannende an der Band.
knapp über 25 Minuten Musik in einem sehr schlichten Artwork. Die Farbwahl finde ich aber wiederum echt gut!
Ihr Bandname, so schreiben sie, „Tú La Llevas is spanish for „you got it“ and our answer to Yo La Tengo“ (wobei das dann wiederum in etwa dasselbe bedeutet)

Ich würd ja nun gern selbst was über „file under ____“ schreiben, aber ich kenne keine vergleichbaren Bands.
Zitat vom crossedXletters blog: „…Standstill, Catarata, It’s Not Not, Schedule, Heroes Del Corazon (haha), Madee oder Maple (auch haha, die haben doch alle gar keine bis wenig spanischsprachige Songs) erinnern? ..:“

LP: freunde der italienischen oper – kassandras komplex

Schon zig mal angehört.
Also ich muss schon sagen, wenn mich eine Platte fesselt, dann kann ich das selten in richtig gute Worte fassen.
Ich bin über dieses Video gestolpert, „ikarus – she kill the laugh“ von 1989 (!!!) in schwarz-weiß gedreht. 

Kann man nur direkt in der Tube anschauen.

Der Einsatz der furztrockenen Gitarre. Dazu der dengelnde Bass. Drüber der pathetische (opernhafte) Gesang. Und doch gesprochen.
Manisch. Das fordernde Tempo. Das beißt, das zieht, das zerrt und fordert dich zum Tanzen! Dich darin zu verlieren, wo dann doch die Vocals zu fordernd und mitrei0end, da muss man einfach zuhören!

Nach der letzten Faustaufführung verschwand der Film für 32 Jahre im Archivschrank. Da der Song des Filmes erst jetzt für den neuen FDIO-Tonträger „Kassandras Komplex“ eingespielt wurde, hatte Ray van Zeschau den Wunsch, den Film aus dem Dunkel des Archives zu befreien und ihn nach 35 Jahren endlich wieder mit der Musik zu vereinen. Im April wurde „Ikarus – She Kill The Laugh“ erstmals anlässlich des International Short Film Festival Dresden wieder aufgeführt.

Geil.
Die Platte musste also her und das Majorlabel war so nett, mir eine zum reviewen zu schicken.
Die zweite Seite ist schon fast die großartigere Seite der Schallplatte von Freunde der italienischen Oper.
„des volkes jammer“ ist ein Volltreffer. So klar und wütend  und hinterlistig böse vorgetragen, dass es genau das trifft, was eigentlich soviele Leute in Ost & Wets denken. Stattdessen gucken wir zu, wie diese rückwärtsgewandte Minderheit alles in Frage stellt und damit verunsichert.
Es gibt überhaupt viel zu berichten über diese Band. Denn Sänger Ray van Zeschau ist auch Schauspieler, Produzent und macht Regie. Dazu sind diese Songs auf der LP „kassandras komplex“ auch eine Art Rückschau, denn es sind nicht alles neue Songs sondern nur endlich mal eingespielt!
Da kann man ja von Zeitlosigkeit sprechen.

Das Artwork, das Foto mit dieser stierenden jungen Dame ist großartig!
Auch die Fotoarbeiten sind auch vom Sänger. Tolles Booklet dazu.
Die Texte der Freunde der italienischen Oper sind super gut, auch mal in englisch;  die Band mischt Rock mit Post-Punk und Wave, etwas Rock’n’Roll (den man schon sehr klar in den Riffs und der Intonierung der Solos raushört). Und sind dabei ausgesprochen düster.
Es geht um Tod, Zerfall und das Alleinsein.

Ich fürchte, ich muss diese Band mal live sehen.

Majorlabel.

MC: ädwud – fringe

Im Juli erschien ein wunderbares Tape von Multiinstrumentalist ädwud.
Ich hatte schon mal ein Tape, das war irgendwie mehr Synthie und nicht so ganz das Hit-Tape. Trotzdem fand ich es – gut! (hier lesen)
Nun also ein neues Tapes namens „fringe“ mit 10 Songs.

Alle Songs sind laut Eigenaussage zuhause auf „shitty Equipment“ aufgenommen worden. Also ist das hier nix für Audiophile – es ist aber auch keine Harsch Noise!
So shitty er das nämlich meint, hat er einen Weg gefunden, und ein saugutes Händchen, für New-Wave-Popsongs! Sehr schön arrangiert. Von The Cure inspiriert.
Nach dem futuristischen Intro von „fosca“ werdet ihr fündig.
Man hört in jedem Lied, dass er selbst wahnsinnigen Spaß daran hat, das alles genau so zu machen. Und der Sound ist doch absolut in Ordnung, oder?
Er experimentiert mit Stilen und Sounds. Kann er ja auch, schließlich quatscht ihm keiner dazwischen.
Drums und Bass sind, für mein Verständnis da allerdings gleichlingend über die ganze Länge.

Witzig ist sein ab und an gekautes Englisch. Die Basslines sind ziemlich cool.

Zieht euch das Tape, es ist wirklich gut!
Erschienen bei Moertel Sounds, einem ganz tollen Label aus Köln!
Das Label fragt leider zum Ende des Textes auf Bandcamp ob dies das letzte Release sein könnte!
Ich hoffe, Ädwud, du machst weiter, SOngs schreiben kann man nicht einfach aufhören, oder 😉

MC: day clinic – s/t

Day Clinic überrachen mich!
Ich hatte keine Infos vorneweg.
Nach einem elegischen, wenn auch gewöhnlichen Intro, im Grunde alles offen lässt, und dann Wave kommt. Gitarre, Bass, Drums; mit Saxophon. Oder Synth-Sax. Und ich kann Bläser nicht leiden auf Wave-Musik.
Aber es entwickelt sich.
Day Clinic haben irgendwie was Western-mäßiges, Dur-Tonarten, deswegen nicht allzu düster. Aber es zieht mich rein; was vermutlich auch an der Länge der SOngs liegt, die teilweise 7 Minuten lang sind. Ja, der Sänger ist abwechslungsreich. Er gibt da eine klangliche Farbe, die mir richtig gut gefällt. Sie selbst beschreiben es als „Mixing cold Post Punk with Psychedelic Rock experimentation we search for mental stability in a world gone insane“.

Je länger ich das höre, desto mehr bannt es mich und überrascht mich. Anfangs echt cool, dann kommt in „memorial days“ gegen Ende eines wirklich abgefahrenen Songs, der mit Prog-Rock beginnt und ein tolles Ende nimmt, geht fast nahtlos in „memorial“ über. Der richtig cool beginnt. Ich mag das Tempo, alles, und dann kommt dieser anstrengend pathetische Rockpart und Refrain. Das ist wohl psychedelisch. Wo da der Post-Punk ist, weiß ich manchmal nicht so genau!
Es ist aber der Hammer, wieviele Ideen Day Clinic haben und wie sie gemeinsame das Ganze umsetzen und zusammen spielen. Richtig gut!

Zehn Songs auf dem Tape. Ca. 38 Minuten Spielzeit. Erschienen via Black Cat Tapes, womit sie wiedermal beweisen, dass sie einen echt breit gefächerten Musikgeschmack haben!

MC: electrolytes – ultralyte

Die Electrolytes bringen mit ihrem ersten Output „ultralyte“ via It’s eleven Records eine Mixtur, die ihresgleichen sucht. Irgendwer hat der vierköpfigen Band aus Dresden ein paar Genretabletten eingeflößt, jeder hat ne andere gekriegt. Das hört sich jetzt gelesen wild an, ist es aber gar nicht.
Die Bassistin singt, Gitarre und Drums und Synthie machen das musikalische Bild komplett.
„no one’s gun“, der erste Song auf dem Tape, ist ein Überhit. Das Zuhören macht, dass man schnell merkt, das die Electrolytes nicht die allercoolsten und besten Riffs, oder das megabesondere Songwriting, sondern sie haben jede Menge Magic Spice und verteilen den mal auf ein Post-Punk-Riffing, mal Synth- mal Indiepunk. Manche Gitarrenriffs wirken sehr krautig. Der Synth macht manches fast schon Elektro. Durch den Gesang werden die Songs fast Blondie-haft und man fällt zurück in der Zeit. „servant“.
Um direkt im Anschluß noisigere, sperrigere Gefilde zu erkunden „hellacopta“

Die Electrolytes nehmen sich auch die Zeit, ihre Riffs auszuspielen. Ist rockig aber tanzbar, ist postig aber nicht zu poppig.

Cool
It’s Eleven Records.