LP: neat mentals – wasteland

Nach dieser famosen, großartigen 7inch mit diesem „it ain’t easy“ – ihr könnt euch an den Wahnsinns-Wechsel im Song erinnern? Wo sie aus diesem Coolen Intro nicht den 77er-8tel-Punk machen sondern das schön lässig auspielen und daraus den Banger schlechthin machen?
Nein? Neat Mentals!
Gleich nochmal reinhören:

Die Neat Mentals legen, gefühlt, eine ganze Schippe drauf in Punkto Songwriting. Kredenzen uns 14 neue Songs, die superabwechslungsreich in der mental’schen Schublade liegen und nur darauf warten herauszuplatzen, wenn man die Lade öffnet!

Für ein Punkrockalbum sind 40 Minuten schon eine ganz ordentlich gediegene Länge, da geht nicht jeder mit. Da sich aber nach den ersten drei Songs noch keine Langeweile eingestellt hat, bin ich guter Dinge, dass beide Seiten bis zum Ende genug Kurzweil zu bieten haben, nicht abwechslungsreich genug wären, um 40 Minuten zu tragen!

Neat Mentals machen das richtig cool, ihre neuen Ideen geschickt mit den unterschiedlichen Arten der Herangehensweise zu verstricken. Es gibt einen Aufbau im Songanfang. Ein Intro, dann ein Strophenintro und dann kommt erst die Strophe!
Danach kommen die Singalongs, die die Neat Mentals so ausmachen. Die Art des Gesangs!
Authorities and delusions of grandeur“ hört sich an wie von Motörhead, wenn dann aber Petes Gesang einsetzt wird man schlagartig in die mental’sche Welt gerissen. Geil.

„staying underground“ dreht sich um das Leben als Band, welche ganz gut unterwegs ist, aber gar nicht so bekannt wird. Was sich jetzt irgendwie ein wenig traurig anhört, doch wenn der melancholische Song läuft versteht man auch die Sehnsucht in genau diesem Verhalten. Man kann schon die „coolest Band on Earth“ sein, und trotzdem Underground.

„my sleeping mind“ überrascht mit einem Intro, welches mit an Pat Benatar erinnert. Oder hab ich das falsch im Ohr. Ist auch schon ewig her, dass ich Popmusik gehört habe. Egal. Ein fetziges Stück über die Rückkehr, die Wiedererweckung.

Der Rausschmeißer „Zeitverschwender“ ist ein Song mit deutschen Lyrics. Franco gibt da seine nölige NDW-Stimme zum besten mit einem Track der sowas wie die Faust aufs Auge zu ihm passt. Dabei bleibt aber der Neat-Mentals-Style total erhalten und die Band hat tierischen Spaß!

Insgesamt ist der Sound ziemlich gut gemischt, soweit ich das weiß, hat die Band das in Eigenregie in einem Studio aufgenommen. Der Sound der Snare ist anders, irgendwie mehr an die Toms angeglichen, als herauszustechen. Pop-Power-Punk mit ordentlichem 77er Einschlag.

Zum Abschluß des Reviews die Videoauskopplung, einem kritischen Song über die Rüstungspolotik unserer Regierung(en). Deutsche Waffen töten Menschen.

Erschienen via Gunner Records, mit Hilfe der Initiative Musik – Förderung zu einem fairen Einkaufspreis machen.
Darum ging es in der Hauptsache, Vinylproduktion ist teuer und eine Punkscheibe für 25€ verkaufen ist nicht im Sinne der Band.
Gibt es also für 17€ bei Gunner (auch als CD) oder einem Versandhändler eurer Wahl. Rotes Vinyl oder clear. Mit DL-Code und Texteinleger. Oder bei mir. Ich habe auch ein paar Exemplare im Bauchladen.

Dieser Review ist auch schon mal beim Vinyl-Keks erschienen. Und die Platte ist immer noch genauso gut 🙂

7inch: shitshow – -​+​#​!​?​$

Der Titel wirkt schon mal so, als ob da jemand mit dem Kopf auf die Tastatur gefallen ist. Das ist Kunst, oder? Oder ein Fluch, wie im Comic.
Shitshow bringen ihre zweite 7inch raus mit sieben neuen Punkrock-Perlen.
Auf der ersten Seite sind „cop porn“ „flat white“ und „bottropp“. Die Titel sprechen ja schon mal für sich!
Shotshow sind irgendwie „rock’n’rolliger“ geworden; was bei der Röhre am Mikro aber auch kein Wunder ist, das muss man schon ausnutzen.
Die Texte sind nihilistisch und desillusioniert aber mit einem gewissen Humor. Die Band hat schon eine mega Spielfreude, weil sie den Punk ganz schön vor sich hertreiben. Fast forward. Läuft richtig gut rein!
„-​+​#​?​!​$“ „casual tea“ „red light“ und „no tomorrow“ bringen Seite zwei zum durchdrehen. Alle Songs bleiben bei 1:30 oder zumindest unter zwei Minuten. Konsequent!
So n richtigen Vergleich habe ich nicht, da ich die Spielart des Punk nicht so ausgiebig höre – und Shitshow machen da richtig Spaß!
Sängerin Julia bastelt sich, in meiner Hörwelt, irgendwie ihr eigenes Englisch zusammen, weil ich beileibe nicht alle Texte verstehe, bzw. sie manchmal so gar nicht mit dem geschriebenen Wort auf dem Textblatt zusammenpassen wollen.
Vielen Dank auch für das Kalenderblatt der Steel Panther, welches meinem Paket beilag! „balls out“ und eine Bikinischönheit hält sich immens große Liebeskugeln zwischen den Schenkeln. argl.
DIY – self-released. Cool. Gibt es hier:

7inch: D.V.A. – hermeneutik this

In letzter habe ich ein wenig gesucht nach dem Deutschpunk in den meisten Punkbands, da viele schon schreiben, dass sie so spielen würden, machen sie aber gar nicht.
Hier habe ich ihn nun gefunden. Die verwesenden Altlasten (DVA) schmuggeln den Pesthauch des Deutschpunk auf meinen Plattenteller und ich atme sie in vollen Zügen ein.
Sie haben eine neue 7″ raus mit vier Songs drauf. Sie heißt „hermeneutik this“ und es ist eine Scheibe – klingelt’s?
Hermeneutik hat aber nix Flaches im Sinn, eher das Herstellen von Zusammenhängen und diese zu verstehen. Eine philosophische Deutschpunkband also.
Die Erde ist flach und auf dem Cover befindet sich auch noch Jean Luc Picard vom Raumschiff Enterprise, der feinfühlig zynisch lächelt.

Es ist wohl schon eine ganze Weile nichts neues von DVA erschienen, die Band gbt es aber schon ganz schön lange, da muss man ja auch nicht mehr ständig neue Songs raushauen, sondern kann sich etwas Zeit lassen.
Drei Alben, zwei Split-LPs, ein Tape und nun diese vier Song EP auf 7inch.
Direkt beim ersten Song „denken“ finde ich keinen Zugang, doch der zweite „enigma 23-7-42“ verstehe ich dann schon mehr.
DVA macht einen sehr melodischen mit einem ganz kleinen melancholischen Touch angehauchten Deutschpunk, der nun kein Ufta-Ufta ist, eher Midtempo. Knideldiedeldie knideldiedeldie machen die Gitarren, die ganze Band singt mit. Abgebildet werden sie in einem Cartoon von Chris der Berg, aufgenommen von Flo Führer (demnächst auch ein Tape-Review von den beiden – bleiben sie uns gewogen!) im Mai 2022 in Fieser Schwan Recordings.
Die 7inch hat aber auch noch eine zweite Seite und da isser dann: Pogopunk!
Gut, dass ich diese Platte zuende gehört habe, sonst hätte ich es ja nicht herausgefunden!
„kinderaugen“ und „baut mehr raketen“ sind da drauf. Ich denk, hoffe, dass alle Lyrics hart zynisch gemeint sind, denn die Veröffentlichung beschäftigt sich ja sehr mit Verschwörungstheorien. Und der Satz „einePandemie den Kids ihre besten Jahre raubt“.  Warum? Weil ich selbst drei habe. Und die erfahren all die Action sowieso erst dann, wenn sie sich „nehmen“. Woher sollen 14-Jährige also wissen, was ihnen entgeht, wenn sie es gar nicht erleben können? Weil man als Eltern mit 14 schon betrunken im Autonomen Zentrum rumgehangen ist und Klebstoff geschnüffelt hat? (Ironie!!!) Jedenfalls: ich bin mit solchen Aussagen vorsichtig, denn man kann sie leicht falsch verstehen.
Oder werden die Kids von heute mit 22 denken: „heuel – ich hab so viel verpasst“ oder mit 25? Und dann ne Punkband gründen, um abzuwüten? Zwinker.
Und ihr seht: Deutschpunk regt in 2023 zum Nachdenken an, also kauft euch diese 7inch, wie ein gutes Buch, und genießt den Rausch der Gedanken.

Erschienen bei SN-Rex, dem Label für Deutschpunk. Gibt es in zwei Farben.

MC: fuck’it’head – fuck’it’head

bei Fuck’it’Head, muss ich gestehen, hab ich erstmal gezuckt – ob das gut ist, ob mir das zu deutschpun…. nein, sagen wir zu ufta-punkig ist?
Herr E-Aldi hat mir das Tape Aufgrund enes Tauschs zukommen lassen. Nun geht es nicht mehr. Meine Zurückhaltung zerfällt wie die Berliner Mauer behämmert wurde (geiler Satz, oder?)

Habe Fuck’it’Head hab ich auf jeden Fall schon eine Weile auf dem Radar, da ja Sänger Marv auch bei Hass singt. Ebenso Trommler – sry ich dein Name ist L-O-S-T in meinem Hirn, dafür haste mal bei SS-kaliert gespielt, gell?- sind insgesamt zu viert und machen Polit-Party-Punk. Was sich erstmal nach den ollen Dödelhaien anhört, ist aber ganz anders.
Das selbstbetitelte Tape beinhaltet 12 Songs voller Wonne, Witz und Punkrock.
Mich überrascht die fast cleane Gitarre, die auf keinen Fall schrammelig ist, da man jeden Ton / Akkord klar hören kann. „scheiße gelaufen – da war ich mal wieder besoffen“. Eine wilde Punkrock-Mischung aus 77er Punk ohne den Rock’n’Roll und mehr NDW- Attitüde.
So ein wenig verstört blicke ich drein, wenn zwischendurch die hart verzerrte Gitarre zum Einsatz kommt. Das Tempo find ich gut, da möcht ich gleich was kaputt machen. Geht nach vorne, Band ist gut eingespielt, ist gut aufgenommen. Stimmlich macht Marv so einiges. Zwischen Schleimkeim-Reminenszenzen, gemeinsame Gang-Shouts „keine Arbeit im Ruhrgebiet“ – manche Texte verstehe ich nicht so gut, im Tape leider keine Texte.

Zwei Anti-Nazi-Songs gibts, einer ist auch ein Live Video von „good night white pride“

Ein Track in englischer Sprache, was ja auch nochmal Abwechslung reinbringt. „brauner Frühling“ ist der andere Song. Auch gut. Echt!
Stop’n’Go Punk, bisschen Ufta gibt es dann doch auch und Fuck’it’Head kriegen mich dann auch mit diesem Abwechslungsreichtum. Yeah!
Zweite Seite „vorbei“ – und jetzt weiß ich, an was mich die Zerre der Klampfe erinnert: einen Rasenmäher!
Oder ein Piano, was man auf Distortion gestellt hat.
Dieser Abgesang auf eine alte Liebe ist witzig formuliert, doch bevor die Freude lange hält kommt ein lustiges Skalied.
Och menno. Wieso muss man denn, naja, egal.
Auch das machen Fuck’it’Head gut. „misanthropisch, praktisch, gut“ ist dann wieder eine Rückkkehr zu dem, was ich am andern Anfang des Tapes richtig gut fand. Puh.
Und das letzte Stück dann… hm… ist das ein Coversong?

Haut ein. Wir sehen uns!

LP: no°rd – böse wetter

In diesem Fall: ein Glück muss ich keinen Review für den Vinyl-Keks schreiben!
Denn der Review für diese Band, mit der ich inzwischen so eng verbunden bin, fällt mir echt schwer. Also mach ich das mal ein klein wenig anders!

Ein Interview im Keks! Eines kommt in der Provinzpostille (Ausgabe 11 – so Richtung Weihnachten!). und nicht zu vergessen: der schöne Clip zu „Zahltag“, den ich mit den Herren habe produzieren dürfen.

Es ist auch der erste Song, mit Intro, mit dem die Platte startet. NO°RD können sich definitiv auf ihre Skillz verlassen, was sie auch tun, die sie sich in den knapp 10 Jahren ihre Bandgeschichte zusammengespielt haben.
Zwei Alben gab es bisher, wie ich schon öfter mal fühlte und nun deutlich schreibe, die leider etwas unbeachtet geblieben sind.
Warum eigentlich? Ich weiß, auf warum-Fragen bekommt man nie eine zufriedenstellende Antwort und NO°RD haben sich sicherlich darum auch wenig geschert; und wenn, dann ist ihre Antwort „weiter“.
Und das merkt man nun. Die Band glaubt an ihre Art Songs zu schreiben, die persönlichen, kritischen Texte, die mal sehr offen daherkommen, manches mal auch sehr deutlich sagen, was Phase ist. Ohne jemals eine Phrase zu dreschen.
NO°RD glauben daran, dass wenn sie noch eine ordentliche Schippe drauflegen, damit mehr Menschen zu erreichen. Und wahrlich: das ist derselbe Sound, den sie sich da verpasst haben, mit Hilfe des Heavy-Kranich-Studios, und nun ist er sauberer, druckvoller, dichter.
Das Songwriting hat so ein wenig seine Ecken und Kanten geschliffen bekommen und das alles tut diesem Output „böse Wetter“ richtig gut.

Erschienen (und kaufbar)  bei Kidnap Music, auch das ist so, wie es schon war. NO°RD sind auf Tour.

10.11.23 Köln @PRIVAT
11.11.23 Recklinghausen @Proberäume am AKZ
18.11.23 Husum @Speicher
01.12.23 Hamburg @Rote Flora w/ Knigge + Krust
02.12.23 Braunschweig @Nexus w/ Knigge + Krust
08.12.23 NEED HELP
09.12.23 Kiel @FKK w/ Dr. Dosenbier
12.01.24 Hannover @Vereinskneipe SV Arminia w/ Knigge + Krust
13.01.24 Landau @Fatal w/ Knigge + Krust
19.01.24 Berlin @Schokoladen w/ WauMiau
20.01.24 Erfurt @Café Tikolor w/ WauMiau

video: NO°RD – zahltag

Ein klein wenig Eigenwerbung wird das nun, da es tatsächlich sich so ergeben hat, dass ich dieses Video produziert habe.

NO°RD kenne ich nun schon seit ihrem ersten Demo und wir haben auch schon drei, vier gemeinsame Konzerte miteinander verbracht.
Von damals zurückhaltend bis heute, etwas „kräftiger“ im Auftreten, immer noch smypathisch, empathisch, total liebenswerte Gang.
Klar, habe ich mich gefreut zu so einem guten Song gefragt zu werden, was mir da so einfiele.
Die Band selbst hat mich auch ganz ordentlich gefüttert mit ihren Ideen und heraus kam:

Wer mehr „behind the scenes“ wissen möchte, möge in Ausgabe 11 lesen. Kommt im Nov/Dez.
Lasst gerne einen Kommentar da, freue mich über Rückmeldung!

Wer das neue Album „böse wetter“ hören mag: gibt es bei Tante Guerilla zu kaufen. Und sicher bei ganz vielen andern und Streaming-Diensten und so!

7inch: Angerboys – Against a Wall

Die Angerboys, die lagen hier schon mal auf; mit ihrem Album „how to profit from the panic“. Nun ein neues, kurzweiliges Vergnügen mit sechs Songs auf einer 7inch. „against a wall“. Die Angerboys sind ein Quartett aus Recklinghausen und Bochum, gegründet 2018, ordentlich Zunder in die Gitarre gegossen, den Geang angezündet und los geht das Feuerwerk mit Taylor Snifft am Gesang, Zotti zappelt mit der Gitarre, Benni brummelt Bass und Dustin dengelt Drums.

Genug des Spaßes, schwierige Zeiten erfordern klare Worte; und die finden die Angerboys mit einem messerscharfen Blick. Im Grunde ist bei diesem, man sagt heute „klassischem“ und meint „kenn ich schon“, Hardcorepunk vermutet man zu wissen, was als nächstes kommt, und doch machen Angerboys dann doch was anders.
Die Vocals von Tylor Snifft ist noch ein wenig überdrehter, als ich ihn in erinnerung habe. Da ist ganz sicher ein bisschen Zerre drauf, um sie ab und an hochzupitchen, die Vocals. Es geht in einem sehr gut angezogenen Midtempo nach vorne, vielleicht ein wenig krautrockige Anleihen auf der Gitarre (sag ich jetzt aber nur, um irgendwen zu ärgern; wäre ja möglich, dass es Absicht ist). Das ist total gut eingespielt und es hört sich an, als hätten Angerboys einfach maximalen Spaß, euch ihre Riffs und Texte vor die Füße zu schmeißen.
Um diese dann, lautstark mit Wut angefüllt, in Pogo zu verwandeln. Es hat etwas räudiges, roughes, und etwas unperfektes, was die Band liebend gerne ausspielt. Da rumpelt nichts, das meine ich nicht!

Die Texte sind in ihrer Direktheit sehr sehr geil.
„frontex kills“ ( diese Organisation ist europäischer Faschismus; wir zahlen von unseren Steuern Genozid) und „stop being poor“ sind da meine Anspieltipps.

one mans trash is another mans treasure
strength through joy and work ist pleasure
you owe me a living i keep reciving and you keep me giving

Diese sechs-Song EP hat ein klasse Cover; welches Zotti zusammenschnippelte. Ein Frau lässt sich offensichtlich mit Messer bewerfen. Da muss(te) man wirklich Nerven behalten. In diesem Moment frage ich mich, wer auf die Idee gekommen ist solche Jobs zu „erfinden“ und wieviele Schrammen die Ladies abbekommen haben von diesen dämlichen Männern, die ihren seltsamen Machthunger auch damit ausgelebt haben?

Als 7inch und MC erschienen bei RilRec.
Ich kann jemensch wärmstens empfehlen, wer etwas gegen diese Welt hat, oder noch ein Argument mehr braucht, der möge sich diese sechs gesungenen Argumente rein tun.

V.Ö. am 06.10.
300 Stück schwarzes Vinyl und 80 gelbe Tapes!

(dieser Review erscheint so auch nochmal beim VinylKeks 😉 )


 

LP: von hölle – unwelt

Neues Album von Von Hölle heißt „unwelt“, was ich schon einen ziemlich coolen Titel finde!

Hinter dem ersten Track steckt gleich ein megasweeter Gedanke, jemanden eine handvoll Konfetti hinterherzuwerfen, der mich abgefuckt hat.
Zweiter Song „dunkel in mir“ ist ein klares Statement über die Umtriebe der Rechten in Sachsen-Anhalt. Ein wirklich guter Track. Insgesamt fällt mir ohnehin auf, dass das erste Album „alles muss raus“ von 2018 nun schon fünf Jahre her ist.
Es gab einen Bandzuwachs, die Herren sind nun zu viert und haben zwei Gitarren am Start.
Ich hatte sie letztes Jahr schon auf dem Gutensglück Festival gesehen und fand ihr gesamtes Zusammenspiel wesentlich runder und tighter als noch in den Jahren davor.
Ja, es ist sehr breitbeiniger Punkrock, der sich aber durch die (nicht zu) schlauen Texte aus dem Deutschpunk verabschiedet und nichtsdestotrotz aber diese Attitüde hat. Könnte Mensch gefallen, der auf frühe Muff Potter steht, oder auch Molotow Soda.

EIn Video hamse auch gemacht „besoffen ohne bier“. Der ist herrlich punkig und so leicht misszuverstehen. Natürlich doppeldeutig gemeint. Es ist ein Liebeslied.

Das Album „unwelt“ haben sie wieder in Eigenregie aufgenommen und rausgebracht. Bei mir könnt ihr ein paar Exemplare erstehen, aber auch bei Flight13 oder der Band direkt.

CeDe Salatschüssel #6 – ausschreitung / g.recke / streckmittel / mainline 10

Ausschreitung – Welt am Galgen
ausschreitung, eine Deutschpunkband aus Lauchhammer. Assoziative Wortspiele herzlich willkommen!
Und aus dieser Stadt, die keiner kennt, kommt eine Punkband, die keiner (?) kennt und sie bringen nicht nur ein neues Album sondern auch noch eine Doku (!!!) von Gründung 2012 bis heute.
Das neue Album wird gleich mit dem ersten Track besungen „Welt am Galgen“.
Ein Name, den ich kenne springt mich sofort an: Kurt Ebelhäuser. Es ist also garantiert, dass hier ein Top-Sound aufgenommen und gemischt wurde.

ausschreitung spielen ohne Umwege. Mir springt der Begriff „ernsthafter Deutschpunk“ irgendwie an.
In Ausweg gibt es schöne, melacholische Mollakkorde. Die Stimme bleibt aber immer fordernd, vielleicht in der Art von den Dödelhaien?
Dann geht es aber auch mit einem rock’n’rolligen Einschlag auf den Klampfen desöfteren nach vorn!
Zu dieser fast klassischen Mixtur mischt sich ein wenig Crossover, einem ordentlich bretternden Bass und einem ziemlich tighten Trommler.
Dreizehn Songs Punkrock.

Erschienen bei Pauli Punker Records als CD.

Gernot Recke – Alles Gute Geschichten

Unter dem Pseudonym TaschenRecke findet ihr in bei Facebook.
In der ersten Geschichte widmet er sich dem Fleischkonsum, dem Rauchen und anderen alltäglichen Lastern und der einhergehenden Schwierigkeiten, wenn man in der Öffentlichkeiten derart Dinge tut. Er bezweifelt hier stark, dass es mehr als herausgplatzte Argumente sind, die irgendwo aufgeschnappt wurden und im falschen Zusammenhang gebracht dann aktivistisch genutzt werden.
Ich höre weiter.
Kindheit anno 1984. Laute Musik muss laut gehört werden – laute Musik hören nur Jugendliche, die nicht arbeiten.
Ich hörte noch weitere Gedichte. Die ganze viertel Stunde.
Ein Gedicht, dass auch meine wunderbare Omahanne hätte schreiben wollen. Sie liebte es, witzige, hintersinnige Gedichte zu schreiben. Ohne Andeutungen von Drogen, aber in diesem Duktus. Ich mag es, in diesem Moment des Hörens.
Es geht um Humor, ums Hinterfragen, ach, was wünschte ich, dass Gernot das all den alten Menschen vorliest, die so verbohrt und dümlich durch die Gegend laufen, die heute 60+ sind. Da sind so viele, die ihren Horizont jeden Tag aufs neue überblicken sollten.

Bei Facebook gab es mal eine kleine Lesung.
Kleiner Appetizer auf das famose Buch.
Das Buch „RestAlkohol“ habe ich auch reviewt und fand es um einiges besser, als die kurzen, auf wirken sie etwas sehr aus der Zeit gefallen, Geschichten.

mainline 10 – painful EP

Auf der EP, ich nehme es vorweg, sind die Songs „ohana“ und „heartbeat“ von der Split 7inch mit den Tourette’s drauf. Review gibt es hier dazu.
Mit „i don’t care“ und „the silent“ zimmern Mainline 10 gleich ein hartes Brett Melodicore in eure Ohren. Die Gitarren schon recht metallisch, fast Speedmetal, die Drums kloppen exakt getriggert präzise und unablässig. Der Gesang, bis auf ganz wenige Ausnahmen sehr melodisch. Als Abwchslung bauen sie auch schon mal einen kurzen Beat-Down ein.
„bright falls“ ist dann etwas, ein ganz kleines bisschen…, nein doch nicht, haha!
Mainline 10 haben auf dieser EP extrem viel Spaß daran, die Pogobeats in Höchstgeschwindigkeit über ihre Gleise zu jagen.
Es ist schon so, dass ich da „Ohana“ schon fast als ruhigeren Punksong bezeichnen kann, weil sie ein wenigTempo rausnehmen und der Track auch kurz & knackig ist mit 1 1/2 Minuten. Und da kann ich auch sagen, dass ich diese Länge wirklich erträglicher finde, was mein Gehirn an Beatwechseln in kurzer Zeit halt so aufnehmen kann.

In kleiner Auflage ist diese EP der mallorkienischen Band Mainline 10 erschienen. Wenn noch welche da sein sollten: für den geneigten Melodi-corer ist das hier Gold!

streckmittel – demo

Das Deutschpunk-Demo der Band Streckmittel, tatsächlich eine selbstgebrannte CDr, das ist ja sowas von 2000er – fehlt nur noch das Myspace Profil!
Stephan von Punkrockers-Radio am Gesang. Dazu Peter an den Drums, Lara am Bass und Rapha an der Klampfe.
Streckmittel kriegen einen hart-Daumen-Doch-Bonus für diesen ganz klassischen Proberaum-Deutschpunk. Bombe!

Was soll ich sagen, sie machen alles richtig. Nicht ganz gradlinig gespielt, Proberaumaufnahme ohne Schepperfaktor, Versmaß, welches manchmal gar nicht so richtig in die Zeile passt, keine nervigen Melodielinien, der Gesang noch relativ auf einer Tonlage und Bass & Gitarre spielen schlicht das Gleiche.
Mit „ich kam, ich sah, ich kaufte“ geht’s dann etwas hardcore-iger zu.
Fünf Songs in sechs Minuten. Wieder: richtig gemacht!
MIt was lässt sich das vergleichen? Mit Hass (ein Songtitel mit dem selben Namen) vielleicht?
Die Themen sind „gegen Nazis“, „Hass“ und „morgens aufstehen“
„Das Handy schellt um eins, das Handy schellt um zwei“ – schellen! was für ein geiles Wort, schon ewig nicht gehört.
Ich freue mich. Hier wird nichts gestreckt. Es geht zackig auf den Punkt.
Kann mich leider nicht erinnern, woher ich das Ding habe. Aber danke dafür!

MC: das bildungsbürgertum – die gewaltfrage

Das Bildungsbürgertum tut nur so auf Bildung, dabei sind das voll die Rocker Punks. Hat dafür aber richtig viel Clicks. Mehr so auf Party. Leichte Metalkante.

Dann plötzlich weich und einfühlsam. Halt wie so Bildungsbürger, nur hat ohne Bildung dafür mit ganz viel Meinung:

Nettes Tape hier, würde gerne mehr Songs hier reinkloppen, denn zu sagen habe ich nichts. Ich zähle mich nicht dazu.
Oke, genug blöde Scherze gemacht. Es ist halt eine Gewaltfrage. Und sie haben die Clicks und Zuhörer, ich bin da weit von entfernt.
Apropos. Ich hab da so n Kanal. Da pack ich Livevideos rein.

Wie auch immer, Das Bildungsbürgertum ist in diesem Falle / Review, eine Punkband mit ordentlicher Rockkante „olé, olé“ geht spannend los. Es geht, klaro, um Fussball. Ich mag die Aussage.
Irgendwie erinnert mich diese Art, Gesang und Songwriting an  …But Alive. Das Bildungsbürgertum schafft es nur, ihr musikalisches Schaffen in einen lakonischen Humor zu verpacken, der so unverschämt leicht daher kommt, dass einem das Schmunzeln doch irgendwie einfriert.
In den sechs Songs geht es nämlich wirklich um „die Gewaltfrage“. Ob nun staatliche oder politische, klar, mit dem angesprochenen Fussballthema ist da eher etwas sozialkritisch vs. persönliches Dabei.
Jedenfalls: abschließend kommt die „Ode an die Zäune“. Der Gitarrensound beißt in den Ohren, soll er auch. Der Song startet wieder fröhlich – bis der Gesang mit den Lyrics um die Ecke kommt – ist schon verdammt cool.
Sollte auf jedem Bierzeltfestival laufen, damit es die Honks auch ins Hirn gehämmert bekommen.

Ja, ernstgemeint. Die ballern den ganzen Tag Kacksexistische Schlagermusik (oder ähnliches) und das zerfrißt auch das Hirn, kein Frage, oder?
Also: Das Bildungsbürgertum sollte genau dahin!
Bis dahin nehmt das doch bitte in eure Playlist auf!

PS: Zweite Seite hat die letzte EP drauf. Zu haben ist das bei der Band oder bei Bakraufarfita.

Zu haben via Bakraufarfita.