LP: berliner doom – notre doom

Hach. Ist es DAS Album des Jahres? Die Nachfolge von Stereo Total in einem Synth-Wave-Gewand?
Eher einem leichten Mantel, den man schnell ablegen kann, einen schönen, leichten, cremigen Touch hat. Vielleicht sogar Schulterpolster wie vor drei Dekaden.

Ist der Pop, den die dreiköpfige Band uns da in die Ohren zimmert einfach ein Volltreffer?

Vocals: Claire Roy, zugezogen aus Frankreich. Mit dabei die wohl etwas bekannteren Boris Guschlbauer an der Gitarre, Valeska Uribe am Bass und Drums und Recording von Daniel WTO.

Wer kennt sie nicht – ich… haha.

Dafür kannte ich sie schon vorher. Also vor dieser Umwandlung in ein honigartiges Wave-Wesen, welches eine so derart süße und fast klebrige Anziehungskraft hat. Was OK NEIN an Geballer asu dem Synth hauen, ist hier minimalistisch dosiert, aber nicht weniger fantastisch!
Auf dem Tape-Sampler zum 7ten Geburtstag des Nachladen in Hamburg, ein wunderbarer Laden mit Zines und Drucken, fand sich die damals als Projekt gestartete Band Berliner Doom mit bspw. meiner Band paddelnohnekanu wieder. Tolles Ding!
Sie hörten sich ein wenig anders an, und da das aktuelle Album das Aktuellste ist, was sie musikalisch zu bieten haben, quasi der momentane Peak und das beste Album der Band. Funfact: die Band startete als Grindcore-Duo. Eine schrägere Linie kann man also nicht quer durch die Musikgenre ziehen!

Berliner Doom ist New-Wave. Da steht zwar noch ein „punk“ hinter der Beschreibung, würde ich mal wegnehmen, denn Punk hör die da keinen. Und irgendwie bin ich es auch leid, überall wir Punk angehängt. Das ist schon fast infaltionär. An jeder doofen Melodic, New-Wave, Synth, whatever-Band wird noch ein Punk rangeschraubt, als könne das JEMALS ein Verkaufsargument sein.
Also ich würds mir nicht kaufen, harhar!

Der Gesang ist durch französisch, deutsch, englische Gesang ist durch Titel, Wörter oder komplette Lyrics sehr abwechslungsreich. Zwischen Minimal und Dada recht subtile Botschaften.
Die Band bleibt ebenso minimalistisch.
Und ich mag diesen poppigen Sound. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Band live um einiges krachiger ist.
In schlappen 18 Minuten – kurzweilig ist es also auch! – schieben Berliner Doom zehn Songs zwischen die Rillen von „Notre Doom“. Machen nicht, wie andere Vertreter*innen des Genre New-Wave, so 4 Minuten Endlossongs, in denen sich die Basslinien ziehen wie Gummi und man permanent auf den Wechsel wartet. Nein, kurz und knackig, auf den (punkigen?) Punkt gespielt.
Es ist tanzbare Mucke und dennoch auch kaum innovativ. Da passiert jetzt nicht soooo viel Neues, das meine neue Leidenschaft für die Band 100% gerechtfertigt ist.

„l’amour pour 2 jour“ ist so das tanzbarste Stück, ein Discobanger. Während dann „lost on the dancefloor“ „mehringdamm“ eher gediegen und düster. Gegen Ende wird es auch mal kurz sphärisch mit „two types of reality“ – aber auch nur für etwas mehr als zwei Minuten!

„notre doom“ macht total Spaß, läuft richtig gut durch.
Ich halte das alles für ziemlich schlau. Die Songlänge macht es.

Kauft bei:

 

Dieser Review ist bereits beim Vinyl-Keks erschienen.
Dazu auch meine Top 3 von 2025. Leset und höret!

LP: aackr – wtf 2025

Nachdem ich mir Yass angehört hatte, da muss doch direkt nochmal AACKR auf den Teller!

Diese Songs sind manisch, beatorientiert und nimmermüde. Manchmal wollen sie gar nicht enden!
AACKR verfolgen eine Mischung aus Rhythmus und Rhytmen, die nicht ganz zuende gespielt sind. Darauf eine Basslinie, die sich langam aufbaut. Irgendwo fehlt mal ein halber Takt am Ende – darauf reduzierte und akzentuierte Gitarrenlinien.
Mal ein Synthie, mal ein Sample.
Wenn man es einfach laufen lässt, da es instrumentale Musik ist, kann man das schon ganz schön reinfallen. Im Sinne von „sich fallen lassen“.
Man wird mitgerissen, doch die Musik ist wiederum nicht flott genug, um anzufangen zu zappeln. In gewisser Weise, könnten AACKR auch einen Soundtrack gestalten.

Willentlich reduzierte Sphäre.

Nur sechs Songs, dafür maximale Spielzeit, die auf eine LP passt. Wie soll es auch anders kommen, wenn man Songs mit diesen Klangteppichen aufbaut und wieder vergehen lässt?
11 Minuten Wahnsinn in dem Video oben!
Linernotes zu den einzelnen Songs im Gatefoldcover.
Spannend zu lesen, was die beiden sich dabei gedacht haben!
„eine wichtige, emotionale Momentaufnahme, die in einer Zeit voller Krisen entstanden ist. Our world is about to loose its Balance. Darauf waren wir in unserem ständig Fortschritt verwöhnte Gesellschaft einfach nicht vorbereitet.“

Sehr gute Beobachtung und Zusammenfassung.
Noiserock-Bands klingen, meiner Meinung nach, alle anders. AACKR sind eine von den Guten. Checkt das aus.
Artwork ist von Atze. Und er hat es wohl geschafft nach Jahren etwas Gelb ins Cover zu packen. Eben ein Gatefold. Superklasse Farbe.
200 Stück.
Bei Moertel Sound.

LP: yass – feel safe

Die neue LP von Yass beginnt mit einem Songs, den es schon als erstes Video gab. „in the basement“.

gemeinsam mit dem zweiten Song „got hurt“ fangen Yass sehr fiebrig an, was sie im Grunde auch live ausmacht.
Sie fangen auch dort an, wo sie beim letzten Album aufgehört haben.
In jedem Fall gehen die stampfenden Beats hart ins Bein. Zappelfaktor garantiert.
„suit“ eine, gewissermaßen, ruhigere Nummer.
„nobot“ – auch als video erschienen – man muss sich an diesem Punkt dann doch mal wieder in Erinnerung rufen, dass die Band nur aus zwei Menschen besteht. Drums und einem Wahnsinnigen! Dieser spielt Gitarre, spricht seine Lines ins Mikro und programmiert noch die ganzen Synthy-Sachen, die zugespielt werden.

Yass sind in ihrer Art unglaublich kreativ. Und in dem Synth-Noise-Gitarren-Spektrum wohl ziemlich alleinstehend.
Seite zwei – mal kurz & knackig zusammengefasst – der Titeltrack „feel safe“ ist mit der schnellste Song.
Insgesamt wirklich ein, in seiner überladenen Schlichtheit, sehr sehr gutes Album.

Grafik-Design von Fabian Bremer. Erschienen bei Crazysane Records.

MC: freund hein – madonna

Eine nicht ganz neue Band ganz weit ausm Norden namens Freund Hein fallen mir ins Auge, Bestellung, und ins Tapedeck.
Ich habe keine 10 Sekunden gebraucht, um mich zu entscheiden.
Leider sind keine Texte im Tape, klar, ist nicht soooo viel Platz. Und der Sound ist bei mir leider ein wenig übersteuert.

Nichtsdestotrotz haben Freund Hein einen Anfang und ein Ende. Klar, ich denke schnell an Turbostaat, bisschen Knud Voss oder Schalko. Oder die Stimme ähnlich Das Aus der Jugend. Alles schon wirklich passend!

„raufasergespenst“ ist, der zweite Song und hat eine wirklich großartige Hook! Die Stimme bleibt gleich und macht keinen Popsong draus – sehr gut!
„schlapphorn“ ist etwas ruhiger, bezeichnend für diesen Release.
Freund Hein zeigt alles, was sie können, blieben schön minimalistisch und sticht doch etwas heraus aus dem, was die genannten Bands so machen.
Punkrock. Mit Post, mit Emo.

Einige Samples begleiten die Songs, das ist ja hart in den 90ern zelebriert worden und durch die Looper nochmal bei den aktuelleren Bands angekommen.
„liich-ut-dreier“ hat dann recht viele dieser Samples aus Filmen, was immer, und ich glaube zu verstehen, warum der Titel „madonna“ ist.
Sie ist entweder tot oder verschwunden und wohl eine Mörderin war. Genau kann das ja nur die Band beantworten.

Gefällt mir sehr gut, dieses Tape. Es gibt noch zwei weitere Tapes. Freund Hein haben erst 2023 den ersten Release raus, sind also recht fleißig. Zweite Auflagen gibt es bei Bandcamp auch schon:

LP: däächt – crying houses

Ungewöhnlicher Bandname und keine weitere Erklärung, warum sie davor mal Colossus Däächt hießen und nun anders.
Vielleicht spuckt das Internet ja was aus!

Auf Seite 1 sind 6 und auf Seite 2 vier. Der erste Song „notopia“ überrascht mich mit ner Art Post-Hardcore, im zweiten Song erwarte ich dann schon etwas mehr Gewalt, aber es kommt Garage. Auch gut!
Interessanter Wandel.
Däächt knallen mit „time machine“ einen krass geilen Hit raus! Die vier Herren aus Regensburg klingen nach The Hives oder ähnlichen Vertreter*innen. Beim erwähnten Song mit einem ordentlichen Schuß Bubble-Gum-Pop. Was vor allem an der engelsgleichen Stimme liegt. Aber auch an der kleinen, nicht übertrieben langen Melodie der Gitarre, der man recht schnell folgen kann; vor allem mit den Armen in der Luft!

Die Band Däächt scheint sehr genau zu wissen, was sie machen. Auch in der Einfachheit des Artworks. Garagepunk mit so nem Post und bisschen Spielfreude, nein, viel Spielfreude. Ein Stapel wilder Ideen später ist dieses Album leider auch schon durch.
Sie würden ganz prima zu Bands passen, die bei Bachelor Records ausspielen dürfen.

Es passt da schon echt alles zusammen.
Ich habe die Platte schon viel zu lange gehört, bis hier nun der Review „rüberwächst“. Kommt mal in Rastatt vorbei!
Was sich am Anfang noch sehr kurzweilig gestaltete, wird gegen Ende der Scheibe immer länger. Die Songs bekommen dann mal eine Länge von knapp 4 Minuten und werden etwas sphärischer, so nenne ich das jetzt mal.
30 Minuten rum. Dann ist Schluß.

„smile“ schließt ordentlich nölend das Album „crying houses“ von Däächt.

Get it here:

LP: rauchen – fallen und schweben

Eine Platte, die ich mir geakuft habe, weil mich die Band vom ersten Release an begleitet und ich ihre Weiterentwicklungen echt megagut finde. Bis jetzt!
Veränderung ist Leben. Und das lieb ich beides und kann es akzeptieren. Zumindest wirkt das musikalische Schaffen der Band untere anderem auch so auf mich.

Rauchen haben eine Platte raus, die vom „fallen und schweben“ handelt. Klar gibt es feministische Inhalte. Das „fallen und schweben“ in Beziehungen, in toxischen Beziehungen.
Dieses Jahr habe ich kein abwechslungsreicheres Album gehört!
Thematisch auf den ersten Blick etwas einseitig. Musikalisch aber so Genre-übergreifend, dabei seinen ganz eigenen „Rauchen-Stil“, dass ich das einfach „nur“ nochmal geil finden kann!
Es ist keine Neuerfindung, aber in einer Einfachheit werden hier so viele gute Teile schlüssig aneinandergehängt und zusammengebracht, die bei mir in Freude mündet!

Post-Punk, Wave, Synth, Post-Hardcore, ja, Grungig, alles auf jeden Fall fresh, wenn nicht gar sogar jung. Chöre und wütendes Geschrei, geradezu poppig umschlingen mich die harten Beats dazu.
Ein Track „flimmern“ ist so hart deppressiv und nur drei Minuten lang, ich habe das permanente Gefühl, der Song will nicht enden. Und das ist so, denke ich mal, gedacht.
Die Schönheit der Wut.

Was bemerkenswert ist, mich doch aber davon abhält, diese tolle Platte öfter zu hören:
die tollen Lyrics. Kraftvoll und ermattend zugleich. Erschlagend und fordernd. Gegen alle Männlichkeit. So mag es manchmal wirken.
Und … eventuell überfordert mich das als Mann. Eventuell zurecht.

Gibt es bei Grand Hotel Van Cleef.

LP: nichts – tiefschwarz

Es ist nicht so, dass ich darauf gewartet hätte, ein neues Album von Nichts zu hören. Allerdings hat die Band ja schon eine sehr interessante Geschichte mit einigen Sängerinnen, und auch Besetzungswechseln an den Instrumenten.
Nur Mikel, der Leadgitarrist und Songwriter ist über all die Jahrzehnte dabei geblieben. (mehr lesen könnt ihr demnächst in dem Interview, welches ich 2019 mit der Band geführt habe – immer Donnerstags gibt es die Interviews aus den vergangenen 12 Ausgaben!)

Im Mai 2025 ist also das Album „tiefschwarz“ erschienen und ist nach langer Zeit dann endlich auf meinem Plattenteller gelandet.
Und ich bin überrascht.
Es ist tiefer und ernster als der Vorgänger „zeichen auf sturm“. Auch gibt es „tiefschwarz“ nun auf Vinyl.
Großangelegte Promo bei allen großen Fanzines, etc. leider nichts bei mir gelandet. Das Label Pomegranate ist wohl ein bandeigenes, denn sie haben sonst nicht weiter etwas veröffentlicht, was ich in der Recherche finden konnte.
Nichts sind auch wieder mal auf Tour im November.

Das letzte Album schon 14 Jahre her! Da ist ein Wort. Dennoch spielen Nichts konsequent Festivals und Gigs.
Im Songwriting hat sich nicht sooo viel verändert. Mikel spielt schon verdammt gut und auch sehr gerne Gitarre.
Da kommt schon ein drittes Mal der Refrain, dann noch ein Solo, dann nochmal ein Refrain.
Die ersten drei, vier Songs, von „mensch oder maschine“ zu „mauern, masken, maschinen“ sind schon richtig gute Gitarrenriffs.
Da sind schöne Erinnerungen an die Anfänge der Band in den 80ern. Sehr schön gespielt. Nicht einfach nur Powerchord-Geklampfe.
Bei diesem Album machen sie einen guten Sprung ins 21 Jahrhundert. Die Sängerin Nina ist ein echter Knaller. Megagut! Die durchlaufenden Synthies sind absolut treffend und nie nervend. Eine gute Ergänzung.
Wiederm die letzten drei Songs „und nichts tun“, „geist“ und der Titeltrack „tiefschwarz“ sind fast ausschließlich elektronisch.
Aber auch, sehr sehr gut.
Mir gefällt das Album durchweg.

 

LP: tremöre /w lhuma – amor & psychose Split

Die beiden Bands TREMØRE und Lhuma haben gemeinsam diese LP rausgebracht in Eigenregie.
Lhuma sind keifender Hardcore und 2000er Screamo die hier aufeinander treffen. Sehr abwechslungsreich. Auf unterschiedliche Arten wird ordentlich geprügelt.
Der 5te Song „teiler“ ist für mich der Anspieltipp.

Sozusagen der repräsentativste Song. Alle Songs sind kurz & knackig gehalten. Wütende Gedichte verpackt in emotionale Lieder.
Die Gesellschaft, die nach dem Mehr und dem Größer strebt, der scheinbaren Unermeßlichkeit des Kapitalismus nachhängt. Vor allem die Erde kommt damit nicht klar.

Die zweite Seite bespielt T͎͎R͎Ë͎M͎Ø͎R͎͎E͎.
Einesechsköpfige Band aus Berlin.
Sie haben einen eher rougheren Sound und ich würde sagen, sie haben mehr Crustpunk in der Mucke und ballern richtig nach vorne.
Der erste Song ist zwischen dem Wahnsinn von Yacopsae und JaKa angesiedelt. Empowerviolence!
Im Vergleich zu Lhuma sind deren Texte geradezu herzlich. Tremore wirken wesenltich politischer und angreifender.

reich sein muss sich wieder lohnen
häuser kaufen nur im sommer drin wohnen
kleingewerbe gründen kein mindestlohn
ihr kotzt mich an mit eurer disintegration
bis die langeweile wieder in dir wächst
bis du wegziehst und die finanzkrise hinter dir lässt
silversurfer

Zwei sehr unterschiedliche Band in Musik und Text, inhaltlich.
Beide Seiten haben mich überzeugt.
Transparentes Vinyl mit blauen Schlieren und Textblatt.

Gibt es direkt bei den Bands (Bandcamp)

LP: 5-way-split meißzel, ikigai, apousia, azzacov, portreit

ab und an müssen, dürfen es Blast-Beats sein und heftiges Geschrei.
ikigai machen den Anfang. Schwer technischer Screamo mit Metal Einflüssen. Erinnert mich teils an die 90er mit ACME oder Golgatha, fiese Akkorde aus der Hölle gepaart mit Melodie-Geschrubbe wie bei Drei Affen. Ziemlich geiler Einstieg. Emoviolence nennen sie es, kommen aus der Schweiz.

Apousia wirken etwas frischer, noch nicht ganz so eingespielt. Screamo. Aus den Niederlanden. Zieht ziemlich schnell durch. Blast-Beats. Hat eine gute Energie.

Meißel. Geil. Zwei abwechslungsreiche Songs. Ich bin Fan des Zwei-Mann-Projekts aus Karlsruhe.

azzacov, die Band, die wohl dieses Projekt der fünf Bands zusammengetrommelt hat, machen fesselnden Skramz. Die Stimmeklingt ein wenig wie aus einem Hexenkessel, ich kann sie nicht richtig greifen. Gut gespielt und aufgenommen.

portrëit kommen aus Gießen und bringen mit 7 Minuten den längsten Song in die Rille. Beginnt als Emo-Song, macht aber noch ordentlich Screamo im weiteren Verlauf.

Ist erschienen via ZilpZalp Records, Dingleberry Records
und Friendly Otter Records

 

LP: theilen – niederbrennen weitermachen

Theilen haben ihren ersten Longplayer raus. Sie haben sich nach dem Antifaschisten Fritz Theilen (war Teil der Ehrenfelder Gruppe in Köln und auch der Edelweißpiraten, und hat seinem HJ-Jungzugführer in die Aktentasche gekackt) benannt und machen Punkmusik, ich denke ich kann sagen, inhaltlich auch in seinem Sinne.
Theilen machen Deutschpunk des 21 Jahrhunderts. Klar, angepisst, eine Seite „niederbrennen“, es geht um Themen „Dorfmatraze“ oder „Brautstrauß“, die man safe abfackeln kann, zweite Seite „weitermachen“ dann eher witzigere Themen wie „Autobahnkirche“.
Darauf kann man echt nur kommen, wenn man viele Kilometer auf Autobahnen unterwegs ist und bspw darüber rätselt, wie einzelne Schuhe liegenbleiben können. So beschäftigen sich Theilen also mit diesen kleinen Kirchen an lauten Strecken. Vielleicht hilft ein Stoßgebet bei der Verkehrslage.
Der Song „Rana Plaza“ (es geht um die Textilfabrik, die zusammengestürzt ist in Bangladesh) war auch schon auf dem Demo, den find ich tatsächlich total gut!
„aluhüte“ bezeichnen wir heute noch so, wobei sich der Kontext geändert hat. In den 80er ging es ja tatsächlich darum, die atomare Strahlung abzuhalten. Heutzutage sind es Esoteriker und Antisemiten, die in Reichsbürgern münden.
Der letzte Song ist „kein Freund, kein Helfer“, klar, um was es geht.
Ich finde immer wieder bemerkenswert, entschuldigt, wenn ich mich da nun selbst kurz einbringe, wie schnell Konservative (und solche, die noch weiter Rechts stehen) das Argument bringen, wenn man gegen den deutschen Staat singt, gegen die Cops, die wahrlich oft keine Unterstützung für Linke sind und auch nicht sein wollen, dann ist man gleich ein Staatfeind und will die Demokratie abschaffen.
Ne, wollen wir nicht. Wir wollen, dass es gerecht zugeht. Knüppelt doch mal die Faschos bei ihren Demos platt!

Der erste Song, der auch als Video erschien, „hadamar“ handelt von einer psychiatrischen Klinik in ebenjemen Ort, die im Dritten Reich als Tötungsanstalt missbraucht wurde, um Menschen mit Behinderungen zu ermorden.

Was – all in all- komplett DIY ist, ist echt hart zu liken. Gebt Theilen eine Chance eure Ohren, euer Hirn und auch euer AZ oder was immer zu erobern.

Sehr cooles, übersichtliches Cover.
Erschienen bei RilRec und Raccoone Records. (eigener Shop im Link)
Rilrec hat ihren Shop beim Grand Hotel van Cleef laufen.

Diese Review wird auch relaiv zeitgleich in ähnlicher Version beim Vinyl-Keks erscheinen.