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buch: chaoze one – spielverderber

„Mein Leben zwischen Rap und Antifa“ ist der Untertitel des Buches „Spielverderber“ von Chaoze One; und das habe ich neulich gelesen.
Ich habe über all die Jahre seines musikalischen Schaffens schon mitbekommen, dass Chaoze One zwischen Mannheim und Karlsruhe recht bekannt ist, unterwegs und umtriebig, er war ja auch lange bei Twisted Chords für seine Veröffentlichungen.
Für den Vinyl-Keks hatte ich sein aktuelles Album „Venti“ reviewed und mir nach und nach seine Platten gekauft. Musikalisch absolut super!
Bei flight 13 hab ich mir das Buch dann mit dazu packen lassen, deshalb nun ein paar Worte dazu.

Es ist wirklich toll, flüssig geschrieben, macht wirklich Spaß zu lesen, auch sehr kurzweilig. Chaoze One widmet sich nicht einem Gedanken und hängt da viele Worte dran. Ein paar Randinformationen liegen auf dem Weg, zu dem jedes Kapitel führt. Klar, das verlangt im Endeffekt schon auch etwas Aufmerksamkeit, die Zeitleiste auf der das Stück spielt in eine Chronologie zu bekommen.
Vor allem führt aber alles in sein politisches Denken, die Aktionen, an denen er mitgewirkt hat, was davon dann inhaltlich in seinen Texten gelandet ist. Er zitiert aber auch immer wieder Wegbegleiter, es gibt ja immer einen Song, der einen zum nächsten inspiriert.
Der Diskurs und die Diskussion, die es in der Linken Szene gibt, welche Metaphern benutzt werden dürfen und wer sich angesprochen fühlt, das passt nicht immer zusammen und muss besprochen werden. Das Hinterfragen dessen, was man dieser Stelle macht, an der man steht, weil man doch in einem linken Laden vor gleichgesinntem Publikum nicht unbedingt die Menschen erreicht, die das erreichen sollte, was man zum Denken mitgibt. Im Grunde sollte man irgendwelche CDU-Menschen erreichen und diese zum Umdenken bringen.
Für jemand wie Chaoze One, der so deutliche Worte findet, wie er es tut, dann neue Formate angeht – er spricht da explizit einen Song an, der bei RTL im Abspann einer Serie lief – fühlt sich schon angegriffen, wenn das dann kritisiert wird, statt den positiven Aspekt hinter dieser Sache zu sehen. Ist er deshalb ein Spielverderber?

Klar, es geht auch um seine Jugend, wo kommt er her, was hat ihn neugierig gemacht und die „Maschine angeworfen“. Über welche Wege ist er zum Rap gekommen, die Attitüde des Punk war ihm immer sehr nah. Und dafür, dass er noch recht jung ist und nicht schon Anfang der 90er mitgemischt hat, kennt er sich recht gut aus und weiß viel zu erzählen und Rückschlüsse zu bilden.
196 Seiten hat Jan, so heißt er in Echt, viel zu erzählen über die Wut, die entsteht wenn man bepöbelt wird. Aber auch über die Einfachheit, wie es ist mit einem Koffer als Rapper unterwegs zu sein.

Gegen Ende widmet sich Chaoze One dem deutschsprachigen Rap und seinen Auswüchsen ab Mitte der 2000er und mir fällt sehr positiv auf, was er für eine Beobachtungsgabe hat und welche Schlüsse er zieht. „Spielverderber“ erschien 2019, vor dem Ausbruch der Aluhutträger! Und ihm fiel damals schon auf, dass Xavier Naidoo, und die Leute, die zu ihm halten, auf dem komplett falschen Weg sind, weil seine Texte schwulenfeindlich, esotherisch, verschwörungstheoretisch und ideologisch im Bereich der Reichsbürger zu verorten sind. Auch den vermeindlichen Skandal beim Echo spricht er an, das alles mündet darin, dass Chaoze One klar benennt, das soetwas eigentlich nicht passieren darf! Dass Rap eine emanzipatorische Musikrichtung nicht diesen Ruck nach Rechts machen darf.
Wenn ich da mal selbst einen Schluss daraus ziehen darf: Musik, bzw. Kunst ist nie rechts, sie ist frei. Frei im Denken, frei im Handeln, sonst kann sie nicht entstehen. Kunst liebt die Freiheit und Offenheit, den Diskurs. Das kann sicherlich schon auch mal konservativ sein. Das kann provozierend sein. Muss.

Empfehlenswert! Erschienen beim Polarise Verlag.

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MC: 5 farben scheisse – dualität des grauens

Eine verstimmte Gitarre lächelt mich an, ein infantiler Text über „hitlers stuhltagebücher“ und ich nehm mir gleich eine ganz „große“ Band vor Die Ärzte.
Und das noch beovro ich die Band auf dem Band genannt habe: 5 Farben Scheisse.
Der Sound ist zwar ein klein wenig räudiger, doch erinnert mich das Oevre dieser Band an die Scheiben „die Ärzte früher“ und „ab 18“. Eine Mischung daraus ergibt die erste Seite der Kassette namens „Sommerhits für den Nuklearen Winter“.
Fazit: 5 Farben Scheisse machen alles falsch. Im 21. Jahrhundert komplett schlimm infantile Texte, diese auch noch mit Vorurteilen gespickt.
„rehafall“ ist dem letzten Drummer gewidmet und seiner momentanen Situation in der Reha. Was er haben könnte, verstehe ich leider nicht. Die Seite endet mit der Ballade um den „säufer“.

Ihr merkt sicher schon: bei mir hat die Seite A einen anderen Titel. Irgendwie wurde das auf der Kassette, dem Cover, vertauscht.
Es folgt „Klangbeispiele für Gehörlose“.
Diesmal vier Songs in acht Minuten. Weniger Indie-Geklampfe, mehr räudiger Deutschpunk.
„meine Leber“, „szenepolizei“, „sommermärchen“ und „blümchensex“ sind so klar definierte Titel, da ist genau das drin, was angekündigt wird.

Zum Abschluss: ich wurde bei Facebook angeschrieben, man habe eine Überraschung für mich. Nun, die ist gelungen!
Ich fürchtete, bei dem Spltter-Deathmetal-Cover, dass mir da komplettes Geballer entgegen dröhnt so mit Gegrunze, Doublebase und Metalgitarren. Aber aux contraire: schon lang nicht mehr derart infantilen Funpunk gehört. Zwischen Teenie- Humor und politischem Bierhumor, alles völlig berechtigt.
Leider sind nicht alle Texte verständlich, außer dem letzten.

Hui, wie soll ich sagen: die Herren hatten wohl jede Menge Spaß daran. „es kommt ausm Bauch wie Kacke“ (Knossi).
Es finden sich ganz sicher Zuhörer. Zu haben bei der Band (-camp) oder beim Label Running Out Of Tape Records.

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MC: elmar – über alten dächern (leise)

Vier Jahre von einer drei Song Split 7inch mit den wunderbaren (aber ganz doll anders seienden) Grüner Star, kommt eine vier Song Kassette.
Endlich!
Klar, ich kann jetzt nicht sagen, dass Elmar bei mir jeden Tag rauf und runter laufen, aber die „betriebstemperatur: halten“ Platte ist mega! Immer noch, also jedes Mal.

Was genau liefern Elmar mit ihrem neuen Tape „über alten dächern (leise)“ da eigentlich ab? Machen sie einfach da weiter, wo sie aufgehört haben?
Es ist jedenfalls kein bisschen leise! Vom ersten Takt bin ich echt wieder mitgenommen. Sofort nach vorne gespielt.
„das haus“ besticht dadurch, als hätten Muff Potter ein bisschen Lygo gefressen und sind voll auf Speed. Das ist keine Sekunde lasch! Die Nachdenklichkeit sitzt mehr in den Texten, als in den Gitarrenriffs!
Mit „elefantenhaut“ legen sie direkt den nächsten Hit drauf. Dann ist Seite 1 leider schon durch…
Die Songs sind abwechslungsreich, die Gitarren spielen mit- und gegeneinander, die Drums treiben immer nach vorne, der Bass legt mit Biss einen verdammt guten Teppich drunter.
Bevor ich das Tape umdrehe, schaue ich kurz (nicht während der Fahrt!) ins Klappcover, spickel in die Lyrics. Aufgenommen Anfang letzten Jahres Ende Januar 2023 erschienen. Man hat keine Kosten & Mühen gescheut ein aufregend buntes Cover zu gestalten. Auf dem Cover ein Kind mit, vermute ich mal, dem Vater auf dem Skateboard im Garten. Der Bildauschnitt ist sehr cool gewählt, zeigt nichts und verrät alles. Unterstreicht die Lebendigkeit der Musik.
Kleiner ausgrissener Fresszettel mit einem Dank fürs bestellen drin. Robin würde sich freuen, wenn wir uns mal kennenlernen. Oke, dann richte doch bitte deinen Bandkollegen aus, dass wir das dieses Jahr mal machen sollten!

Die weiße Weste ziemlich dreckig
und ihr Blick eher gemein
Wenn das der Anfang ist
will ich für das Ende sein
„das Haus“

Das finde ich mega!
Es folgen „maulschorf“ und „bon duell“.
„maulschorf“ ein waschechter Emosong! Total super, aber bevor ich den Gedanken fassen kann, was ich gut daran finde, kommt auch schon der letzte „bon duell“ und haut mich um.
Disharmonischer Anfang, der die Spielfreude der Band unterstreicht, in Melancholie rumstreunert, ein paar Ecken und Kanten später einen sphärischen, melodidiösen Part münden lassen, diesen ganz reduzieren auf Snareklicken, Bass und einen cachy Refrain, um daraus wieder zu explodieren!
Elmar haben viele, abwechslungsreiche Ideen, die sie in kurze Songs, in den einen Sound packen, den sie haben.
Und in der Kürze dieses Tapes ist das maximal gut gemacht.

Bestellen bei Bandcamp oder per Mail.

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buch: schreie von unten – songtexte von DDR-Punkbands

Auf den ersten Blick ins Buch, nach dem Lesen der Einleitung von Jakob „Schrammel“ Geisler, war ich ein wenig enttäuscht über die kurzen Texte und die vielen Lyrics ohne die Musik dazu. Klar, es ist ein Buch.
Schrammel beschreibt es ganz klar: „Umso wichtiger ist es, möglichst viele unterschiedliche Zeugnisse jener Zeit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um uns davor zu bewahren, dass irgendwann nur noch ein einfaches Schwarz-Weiß-Bild der DDR übrigbleibt.“
Dieses Bestreben besteht ja nun schon seit ein paar wenigen Jahren, von alten Ostpunk-Haudegen hin zu einigen Westpunks, die ja auch unter anderem illegale, heimliche Konzerte in der DDR gespielt haben.
Nur der Fakt, dass die Musiker*innen der DDR ihre Texte verstecken mussten, sie nur live vortrugen, um der Stasi nicht in die Finger zu geraten, ist nur einer von vielen!
In Kapitel unterteilt stellen sich dann verschiedene Themenbereiche dar „Lieder über Zukunftspläne und Perspektivlosigkeiten“ über „Widersprüche zwischen Propaganda und Realität“ hin zu „Polizei, Staatssicherheit und Repression“. Immer ein paar einleitende Worte, eine halbe Seite vielleicht, dazu; einige Bilder, die bspw die erwähnten Widersprüche sehr gut darstellen und jede Menge Fußnoten.

Ich hab keine Ahnung, ob man sowas ein „essentielles“ Werk nennen kann. Jedenfalls denke ich, dass es sehr viele gute Beispiele von Lyrics enthält, die bisher nicht öffentlich zu hören waren. Vielleicht macht sich jemand die Mühe und sammelt mal alle gesungenen Texte zusammen?
Inzwischen denke ich, ist die Ostpunk-Geschichte um ein weiteres, interessantes Buch reicher. Hört, lest, seht euch all die tollen Veröffentlichungen an, die es bisher gibt; meist mit begleitenden Lesungen oder Ausstellungen. Heldenstadt Anders (eine Compilation aus Leipzig), Too Much Future, Tapetopia, Untergrund war Strategie, und und und.

Das Buch bekommt ihr in vielen Mailorder bspw. Amoebenklang, errortistic subculture.

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MC: korrosion – couchelden

Zum Review hatte ich hier das aktuelle „naked in the playground„-Tape, welches famos abzufeiern ist.
Nun haben korrosion, posthum sozusagen, einen digitalen Release ins analoge Tape geschoben und auch zum Durchnudeln im Tapedeck rausgebracht. Es hört auf den Titel „couchhelden“ und ist beeits 2021 erschienen.
Dvor gab es ja die Split mit der Band Scheisze aus dem Jahre 2020 und davor ein Demo in 2019. Weswegen ich das alles aufzähle: ihr merkt selbst, korrosion sind nicht nur schnell im Spiel, dem Spiel der Schlagstöcke und der flinken Finger, nein, auch im Schreiben und veröffentlichen von neuen Songs. Also man kann schon fast von Geknüppel von Chouchhelden sprechen!

Die Songs auf diesem Tape sind zügellos! Ohne jede Handbremse wird drauflosgebrettert. Melodicore vom Feinsten. Aber nicht so wie irgendein amerikanisches Abziehbild. Das ist definitiv mit etwas mehr Hirnschmalz. Oft genug sind ja die Texte von solch melodischen Bands recht… sagen wir mal… einfältig?
Bei korrosion ist das anders:

Krisentreffen, Rat der Punks
Die scheiß Wende zerstört No Future
Katastrophe, wo soll das hinführen
Wohlstand rafft die Massen dahin
Kein Ticken mehr im Hintergrund
Kein Damokles-Schwert blickt gütig hinab

Kein Ticken mehr im Hintergrund

Für die Jugend – Für die Kinder
Zerstört die Erde so krass ihr könnt!
Für die Zukunft von No Future
Sprengt Paläste, sprengt die Knäste
Sprengt die Schweine in die Luft
Und vielleicht auch ein Atomkraftwerk

Kannst du die Freiheit spüren?

No Future
(Fridays for no Future)

Mehr hab ich gar nicht zu erzählen. 11 Songs. Gute Aufnahme, super gespielt, viel Spaß beim Zuhören und Abfeiern.
Zu haben via Bandcamp bei der Band oder Mail beim Label Abfallproduktionen.
Kommt mit feinem, bunten Cover, A4 Faltblatt mit allen Texten, farbiges Tape.

 

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LP: frachter – bad sterben

Frachter, eine Band aus Weimar, wo liegt das eigentlich? Ein Ort irgendeines Dichters, glaub ich, da kommen Frachter her, die schon in 2016 ihr erstes Demo veröffentlichten.
Mich erinnert das sofort an Kitt Wolkenflitzer, Herr Paulsen und das Zeitproblem oder Lygo. Nicht ganz so „schreiig“, mehr Indie, mehr Emopunk,
aber von vorn:

Der Frachter legt ab mit dem ersten Track der Platte Bad Sterben. Der lakonische Gesang von Jochen, dem Sänger und Gitarristen von Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen kommt mir in den Sinn; dabei ist Weimar tatsächlich weit weg von Flensburg oder Kiel.
Sie haben auf jeden Fall die „richtigen“ Vorbilder, die sie in den Titeln auch benennen, wie Graf Zahl oder ….but sterben zum Beispiel. Das ist schon alles hoch melodisch und hat doch so einige schöne Textzeilen, viel Ironie zwischen und in den Zeilen.

denn perfekt ist nur der tod

die Tischdecke bleibt kleinkariert
genauso wie die Köpfe
(Atacama)

Das gefällt mir richtig richtig gut, was die Band da macht. Abwechslungsreiches Songwriting! Die Songs „zylinder“ und „keine szene machen“ gehen ineinander über, durch ein Break ins andere.
In Letzterem dreht es sich um eine Liebeserklärung an eben die eigene Szene, davon ein Teil sein zu dürfen, sich sicher fühlen kann, aufgehoben. Was man kreativ und subversiv erschaffen kann. Im letzten Satz bekommt das noch einen Twist, ein klein wenig erhobenen Zeigefinger, denn ob der Jugend der Band ist das entschuldbar:

eine Szene nimmt eine Menge in Kauf
weil sich das einfach besser verkauft
aber hey alles cool
ich will keine Szene machen
es war schon immer so
und dabei sollten wir es belassen

So ein kleiner Wink, dass eben auch eine coole Szene ins Konservative abrutschen kann; eingefahren wird. Sollten wir es also belassen?

Die Worte gebe ich mit auf den Weg.
Ein paar Shows spielen sie auch, schaut mal bei FB.
Album ist am 17.02. erschienen. Mein Review so ähnlich auch beim Vinyl-Keks.
Käuflich zu erwerben direkt beim Label gunner-records.
Ein Video gibt es zu „homo faber“ – ein Track, der mich nun an Captain Planet erinnert. Das Album kann echt nur gut sein, wenn ihr auch nur annähernd etwas mit den genannten Bands anfangen könnt!

und ganz aktuell gibt es noch einen Clip zu „schnauzbert“

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LP: cages – second thoughts

Hier komm ich endlich dazu die Cages zu reviewen. Eine ganz wundervoll verpackte Platte, die ich mir  schon vor ner ganzen Weile gezogen hab.
Ich bekam mit, dass Micha der Sänger, auch Zeichner von vielen schönen Emo/Screamo-Releases, Herausgeber des Artzines Schwarzer Rand, eine neue Band hat, die Cages heißt. 
50 Stück dieses tollen Artworks sind bei Through Love raus:

Es ist eine EP, einseitig bespielt, fünf Songs. Und jeder einzelne packt mich!
Emotive Hardcore. Auch als Punker kann man sich von all den Haken und Ösen, den Stopps, mal etwas vertrackter mitnehmen lassen. Cages rutschen nie in ein zu schreiiges oder jazziges Gefrickel. In den Lyrics geht es viel um Nachdenkliches, Dinge die wir zu schnell vergessen, über das Immerwiederkehrende, die Rituale, die so dumm sind, sie ewig zu wiederholen.
Ich finds saucool:


Erschienen bei Through Love Rec. (Germany), Middle-Man Rec. (USA), Shove Rec. (Italy) und Long Legs Long Arms Distr. (Japan)

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video: frachter & in gaffa & paddelnohnekanu

Von den demnächst reviewten Frachter gibt es ein neues Video raus, schön geschrammelter Indiepunk, erschienen bei Gunner Records, namens „Graf Zahl“.

Das sagt die Band dazu

„Mit „Graf Zahl“ erscheint die dritte Single aus unserem Album „Bad Sterben“. Aus dem Experiment die Songstruktur entlang des Basslaufes zu entwickeln, wuchs das repetitive Gitarre/Schlagzeug Pattern. Lucky Denver Mint in my mind. Textlich ist da im Westen nichts Neues. Die Wende-Euphorie verpufft, das System immer noch scheiße. Nur irgendwie anders. Aber über Politik spricht man nicht, wenn dann über Blumenbeete, Bordsteinkanten und Pflastersteine. Letzteres nicht zum Protest oder für angetrunkene Gespräche nachts um halb eins, sondern weil sie im Garten gesetzt werden wollen. 

Im Video (wie immer vom Sifter Collective aus Leipzig) wird gekegelt, weil gekegelt werden muss. Weil hier im Ort schon immer alle gekegelt haben und sich das eben so gehört. „Was nicht passt wird passend gehasst“.  “ Aaron Kuch (FRACHTER)

 

In Gaffa haben einen superlustigen Trickfilm veröffentlicht zu ihrem Song „so’n Haldern Pop Typ halt“.
noisiger Indie mit einer Portion Kopfstimme und viel Sound. Erschienen bei Mörtel Sounds.

Das sagt die Band dazu

Catchy-Fresh Old Men‘s Noise For The Advanced Special Interest!

Zum Abschluß noch n One-Shot meiner eigenen Band zum Song „Chatlag“. Post-Deutschpunk.
pADDELNoHNEkANU.
Song erschienen beim Major Label. Aktuelle Single „wir streiten aus ästhetischen Gründen nie“ via 30 Kilo Fieber, Elfenart, Entes Anomicos oder Krachige Platten.

Das sagt die Band dazu

Kein Kommentar 😉

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LP: todeskommando atomsturm – endlich zukunft

Wie hart man sich täuschen kann! Ich entdecke Todeskommando Atomsturm hier wohl ein zweites Mal.
Ich stelle fest, nach den ersten paar Takten, dass das nicht das ist, was ich erwartet habe. Irgendwann hatte ich mal ne Split, ne, bei der kleinen Recherche stelle ich fest, ne, Todeskommando Atomsturm hat keine Split gemacht. 
Wie auch immer: also alles neu!
Die Mucke ist ja mal einfach cool. Hardcorepunkband aus München.
Im ersten Song „dead punks“ verabschiedet sich die Band davon, dass diese Szene von Altem, denn diese Szene, und deren Inhalte, wofür sie stehen, haben sich verändert, weiterentwickelt. Was soviel heißt: mit der Entwicklung der Gesellschaft geht diese Veränderung einher und alles, was du von früher laberst mündet darin, dass es heute halt einfach nicht mehr so ist; und du konservativ an deinem Shit festhälst.
„Seelenverkäuferin“ handelt von Menschen, die Geld vom Staat beziehen und die Frage daraus: Was ist dieser Mensch denn Wert?
1,96 EUR?

die Mäuse sind verschwunden, nur der Kater ist geblieben

„Tag des Feuers“, auch als Videoauskopplung erschienen, geht es um den niedergebrannten Regenwald in Brasilien.

Wobei ich hier den Wehmutstropfen loswerden mag: dieses Solo vorneweg ist so hart rockig, dem/(der eine(n) oder anderen wird es gefallen – ich mag diese Rockmusik null, dass es mich sofort dazu bringt, beim Video auf Stop zu drücken. Die Platte läuft, selbstverständlich, durch!
Wenn ich mir dann noch den Artkel aus der Süddeutschen Zeitung dazu reinziehe…. Die Band hat ein gutes Gespühr für Melodien, ja, aber ausgerechnet dieser Song? Es ist ein Rocksong, mit Punk, nunja, hat das nicht so viel zu tun.
Nichtsdestrotzrotz ein sehr schönes Video und ein super Text. Die Wut ist textlich und gesanglich klar formuliert.
Bei „Tigerbalsam“ geht es ums älter-werden in dieser Szene. Der Teenagerfrust ist nie vergangen, was einen zum Nachdenken bringt, man aber dann doch immer weiter macht. Genau! Ganz meine Meinung! Fett nach vorne gespielter Hardcorepunk, der den beschrieben Frust die Faust in der Luft hinzufügt!
Ich weiß jetzt auch nicht, ob ich mit 62 oder so noch auf der Bühne stehen werde, aber eventuell kenne ich befreundete Bands von meinen Kindern oder deren Freunden, und schaue mir die an, supporte! Wenn es diese Blüten treibt, haben wir doch alles richtig gemacht. Lärm bis in alle Ewigkeit.
„Endlosschleife“ ist eine sich endlos wiederholende Abwärtsspirale im Internet.
Danach folgt „nein“, in dem es um die Menschen geht, die sich in den letzten beiden Jahren vermehrt auf die Strasse gewagt haben, um mit Todschlagargumenten durch die Gegend zu latschen. Und auf jedes Gegenargument mit „nein“ zu antworten.
„Kabul calling“ ist teilweise in Englisch, es geht um Flucht und Fluchtursachen. Er schließt sich musikalisch ein wenig an „Tag des Feuers“ an, ich nutze hier mal den Ausdruck pathetisch.
Zum Abschluss schieben sie dann einen Song auf französisch hinterher, meinen tiefsten Respekt dafür, es ist keine leichte Sprache. Der Trugschluss der feministischen Punkrockparty – und bevor ich da jetzt etwas erkläre, was mir möglicherweise unerklärlich ist, weil ich ein Mann bin, empfehle ich hier den Anspieltipp.  Zuhören und nicht durchrauschen lassen!

Die Band spielt richtig gut zusammen und haben ein eingespieltes Songwriting. Rotz in der Stimme, melodische Gitarren, präsize Backsection.
Im Booklet präsentiert sich Todeskommando Atomsturm auf großer Bühne mit Konfettiregen. Ich denke, wer Pascow mag, kann hier bedenkenlos mitbestellen! Und auch das nächste Konzert besuchen. Sow ie sich die Band präsentiert, ist damit zu rechnen, dass da noch einiges kommen wird!

Erschienen und zu haben via Gunner Records.
(und dieser Review mit Freundlichen Grüßen auch schon mal beim Vinyl-Keks.)

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konzert: Fatal Brutal, Knigge + Krust, ScheisseDieBullen @ P8 – 18.02.2023

J:
Wir (.a, .k und Joey) sind von Heidelberg mit Fahrrad und DB angereist. Joey hätte noch veganen Linseneintopf kredenzt, so dass wir gestärkt im P8 eingetroffen sind.
(.a, .k und Joey)

Es waren verhältnismäßig viele Punk-Kids da, aber es hat nicht gestunken.
Gleich ein paar Bekannten Hallo gesagt und ein Dosenbier geordert.
(eine Aufforderung zum glücklich-sein)

F:
Etwas früher kam ich mit .r im P8 an. Sie war noch nicht dort gewesen, seit dem Umzug und war ganz fröhlich erstaunt über die tolle Location.
Es waren schon so 70 Leute da, die meisten draußen, rauchen. Toll, dass das Innen nicht gestattet ist, man kann alles andere dafür besser riechen. Erstmal n Dosenbier in die Pfote, wobei der Barkeeper so nett war, sein Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse zu ziehen, als ich ein Panache orderte. Meine Adleraugen hatten gleich entdeckt, dass die Dosen aus Frankreich importiert wurden, um heute Abend auch sicherlich ein wenig fliegen zu lernen. „Naja, muss halt fahren und es ist Fasching…“, er zuckte nur mit den Schultern und gab mir dann doch, was ich wollte.

J:
Dosenbier Party war das Motto, sehr schöner Flyer auch. Wenn ich raten müsste, hätte ich gesagt, dass der Alfi (u.a. Dvmp) designed hat, der macht gerne so Spielereien. Ich will aber auch niemand anderem die Butter vom Brot nehmen.
Schon vor dem Konzert hatten verschiedene Leute ihre geleerten Dosen mit Gaffa-Tape zu verschiedenen Gebilden zusammengeklebt. An dem Abend hat man manches Zepter und manche Krone aus Aludosen gesehen. Der Pöbel als Souverän, Selbstbewusstsein durch Dosenbier.
Das P8 ist 10 Minuten mit dem Fahrrad vom Hbf entfernt, wenn man denn weiß, wie man fahren muss. .k führte uns zielstrebig durch Parks, Wohn- und Gewerbegebiete in der Karlsruher Peripherie.

F:
Der Flyer hatte mich auch angesprochen, tatsächlich mehr, als die Auswahl der Bands. Wobei ich Knigge + Krust noch am coolsten finde!
Für n 10er Eintritt und 2€ für ne Halbe war der Abend prädestiniert sich die Kante zu geben. Ein Einkaufswagen stand am Bühnenrand, um die leeren Dosen aufzunehmen und Gaffa gab es dort auch.
(einfach und billig – so muss das)

Wir waren gegen 21Uhr da, rechtzeitig zu Konzertbeginn, doch die erste Band ließ sich Zeit. Ich glaube, so gegen viertel vor Zehn, als ich schon fast dem Glauben anheim gefallen war, es handle sich hier um eine Deutschpunk-Disco-Veranstaltung, ging es los.
In dieser Zeit bewunderten .r und ich einen Kuttenmantel, den sich eine junge Frau aus mehreren Jeansjacken zusammengenäht hatte! Auch so manches Halsband, zerschnittene Hemden, viele bunte Haare, Iros! Gei-el. Tolles Publikum. Sie wollen scheiße schön aussehen und das tun sie auch. Klar, ich hatte meinen Iro auch aus dem Hut genommen.

J:
Fatal Brutal legen vor, nicht zwingend fatal, dafür brutal. Es wird gepogt. Ich höre vorne nur Bass und Schlagzeug mit Gesang, den aber gut. Ein Highlight ist für mich immer das Dementia-Cover, Lebenslüge. Hab FB zuletzt häufiger gesehen, ist rundum ne feste Bank.
Am Merch lag auch ein Tape der Voodoo Zombies, Projekt von .g, FB Drummer, good stuff, hab ich eingepackt.
(pogo, pogo, pogo)

F:
Einen Blick auf den Merchtisch habe ich auch geworfen, haben tatsächlich die aktuellen LPs und 7inches aller Bands des Abends. Und Shirts habe ich ohnehin genug, da muss ich kürzertreten.
Ein klein wenig, wie soll ich mich da diplomatisch ausdrücken, burschikos empfinde ich den Livevortrag von Fatal Brutal. Trotz Sängerin. Viele Vocals hat dann doch auch der Gitarrist, der ne ordentliche Hardcore-Röhre ins Mikro shoutet. Was mir echt ne Nummer zu maskulin ist und zu wenig Deutschpunk.
Dennoch applaudiere ich in Zuhilfenahme des voller werdenden Einkaufswagen und klappere.
(1000 Liter Dosenbier im Bauch)

J:
Knigge + Krust sind am Start und für mich die interessanteste Band des Abends. Musikalisch sehr genehm; schneller Hardcore Punk ABER! Sowohl musikalisch als auch von der Ausstrahlung der Musiker*innen total warm, herzlich, sympathisch. Kein unnötige Härte, BadAss Attitude oder sonst was. Einfach flott und lieb, ja, in der Tat. Der Schlagzeuger schlägt diverse Haken, Basser und Gitarristin übernehmen die Vocals; sehr fein, mehr davon.
(pogo-wiederholung)

F:
Einige im Publikum riefen „lauter“, ja tatsächlich, so knapp vor der Bühne war der Sound schon recht angenehm und eben nicht zu donnernd. Ich rief ergänzend „schneller“. Klar, irgendwer hätte noch das Trio mit „härter“ vervollständigen sollen, war aber nicht so. Stattdessen der Basser: „noch schneller, ha!“ Danach legten sie wieder eins ihrer Punkrock meets Hardcore meets Blast-Beats hin, die Sängerin und der Bassist mit ganz entspannten, teils repetitiven Texten. Ja, das machte Laune.
Es wurde vorne ausgiebeig Pogo getanzt, erfreulicherweise mit mindestens acht weiblichen Personen und einem heftigst knutschenden Gay-Pärchen! Ein Iropunker mit einem nicht-enden-wollenden Grinsen im Gesicht, ein Schlappiropunker mit fettem Sado-Halsband. .r und ich gehen davon aus, dass die beiden noch eine sehr intensive Nacht vor sich hatten!

J:
Scheissediebullen kenne ich von Spotify – Autoplay. Der Funke sprang bei dieser Art von Punk bei mir noch nie wirklich über. Die Musik auf eine Art schlicht, die meinem Empfinden nicht schmeichelt , die Typen sind nicht mein Typ.
Mindestens der halbe Saal sieht das anders als ich, es wird getanzt und mitgesungen wie verrückt.
Die Band muss unglaublich fleißig sein – tightes Spiel, überhaupt Schlagzeug wie eine Dampflokomotive, die Chöre sitzen. Trotzdem leider nicht meins 🙂
(#endlichwiederdeutschpunk)

F:
Joey nimmt mir die Worte ausm Mund, ich kann es nicht besser formulieren. Etwas, was ich allerdings noch nie (bei einer Deutschpunkband) gesehen habe: einer der Gitarristen spielt nur mit den Fingern, kein Plek! Und dabei ist er auch noch der, der die Melodien rausknallt.
Ich hatte die neue Platte schon mehrfach gehört, es kamen ein paar Hits (anwohner raus), ein paar Songs vom aktuellen Album „simulation eines guten Lebens“. Diese Band hat den angekündigten Deutschpunk gezockt.
Mich erinnert das stellenweise an Alarmsignal. Ziemlich gutes Zusammenspiel, was aber alle Bands an diesem Abend drauf hatten.
Wir sind dann nach den ersten 5, 8 Songs gegangen, es war spät und wir mussten, leider, Sonntag früh raus.

J:
Zugfahrt zurück, zähne geputzt, ab ins Bett.

F:
Konzert war megagut besucht, so 150 Menschen hatten sich eingefunden und das Dosenbier genossen. Ein voller Erfolg, würde ich sagen.
Autofahrt nach einem Radler und einer Halben, noch zuhause einen Absacker, morgens müde raus. Irgendwas hab ich da falsch berechnet!