MC: tim rinker – demo(n)s.eins

Tim Rinker – Demo(n)s, die Erste.
Fünf erste Songs also. 30 Tapes haben sie als erste Runde gemacht, Tim zusammen mit 30 kilo fieber records.
So wie er sich anhört, ich habe sonst groß keine weiteren Infos dazu bekommen, erstmal.
Zuallererst klingt Tim Rinker ja sehr jung und der Song  „Nimmerland“, bzw die ganze Veröffentlichung ist ein reines Acoustic-Werk. Ab und an setzt mal ein Schlagzeug ein, klassische Singer – Songwriter-Mucke, die ein bisschen zum Träumen einlädt. Sehr emotional das Ganze, mit einem ganz feinen Gespür für die Zwischen-Zwischentöne. „kein Puls“ ist ein sehr gutes Beispiel für dieses Dazwischen-Sein. Es geht um das Thema Tod und Sterben. Wie er das erzählt und empfindet, das in Töne schmiegt, das ist schon eine besondere Art und Weise. Ich denke, besser kann ich es nicht beschreiben!
Das letzte Stück „wieder von vorn“ bedeutet wohl: dreh die Kassette rum und hör es nochmal.
Der Anfang mit diesen fünf Songs ist gemacht, er trifft die Töne, da ist nichts Schräges, Unbeholfenes bei. Bedenkenlos zugreifen:
30 Kilo Fieber.
12 Minuten Träumen mit Tim Rinker! Viel Spaß dabei.

7inch: neckarions – s/t

Die 4 Stuttgarter, rund um den aus Texas stammenden Sänger Ivan, hauen uns mit ihrer „The EP“ 4 Smasher um die Ohren. Musikalisch zwischen California-Punk und 80er Hardcore.

Doch zuerst mag ich mich mal über das echt coole Artwork Neckarions auslassen, nein, lobend erwähnen! Das ist wirklich mega! Hottercomix hat da voll ins 50er Jahre C-Movie Kästchen gegriffen und die Neckarions, aus Stuttgart!, ein absolut passendes Äußeres gemalt bekommen.
Wenn man sich nichts unter der Musik erstmal vorstellen kann und das Cover sieht: ich finde, da ist drin, was drauf ist!

Aus der Unterwelt des Abwasserkanals in Gotham City hat Hottercomix die vier Superfischhelden aus Sin City (so heißt der Ort wirklich, aus dem die vier Stuttgarter entsprungen sind) auferstehen lassen. Untermalt wird das heiter in Grüntönen gehaltene Kiemenspiel mit einer Art Horrorpunk. Irgendwo zwischen Dead Kennedys (ich denke, sie werden oft mit ihnen verglichen – wobei sie wirklich kein lauwarmer Abklatsch sind sondern der Sänger einfach diese „Note“ hat) und Neckarions. Auf der Rückseite ist dann das grüne Biest aus der Zwischenwelt.
In der Hülle versteckt sich eine passend giftgrün-transparente Single mit vier Songs. Im falschen Licht betrachtet, könnte es auch Gold sein.
Die klagende Stimme des Sängers scheint auch permanent bemüht zu sein, jedem vorbeilaufenden, halbwegs spießig ängstlichen Spaziergänger die Penunzen aus der Tasche pressen zu wollen; und bereitwillig gibt man schnell alles, was man hat, um wegzukommen vom glibberigen Wesen! „Rise“

Die Melodien sind düster getragen, fordernd im Mid-Tempo-Bereich zieht der Vierer seine Kreise. Ein wenig Distortion auf dem Bass, gesprochene Vocals, mal rufend aus dem Dunkel der Strasse. „Dead Fish“
Es geht eher um den Aufstieg irgendwelcher fiesen Wesen, als um die freudige Zusammenkunft von bunten Waschlappen.

Das hier ist handgemacht, schwer, dunkel und treibt einen nach vorn durch die Strassen deiner Stadt. „a secret kept“.
Um in „Sin City“ zu landen.
Insgesamt ist die zweite Seite etwas flotter und griffiger als der düstere Zwilling auf Seite eins. Was das ganze Werk aber wirklich abwechlsungsreich macht!

Die 7inch bekommt ihr beim Label direkt im Shop 30 Kilo Fieber.
Ich komme allerdings aber auch nicht umhin zu erwähnen, dass es nun ein Tape bei Kloppstock Records gibt, mit den neuen Stücken und denen der CD „the rise of….“ auf 50 Teile limitiert. Das ist auch ziemlich cool; also das Label, wie auch der Release!


Dieser Review ist bereits beim Keks erschienen 😉

LP: cool living – adult contemporary

Nummer 159 von 300. Wie immer hält das Konglomerat Kollektiv sehr transparent die Kosten für einen Tonträger auf der Hülle bereit. 3129€ waren die gesamten Produktionskosten.
Wollen wir also mal gemeinsam reinhören, ob man diese dreitausend Euro auch hört, oder ob es zu wenig Geld war?
Nö.
Musik ist Musik ist Musik, im Grunde ist sie das wert, was du bereit bist zu geben. Cool Living und das Konglomerat Kollektiv haben also diesen Betrag gegeben.
Das Album, ich fange beim Cover an, hat ein außergewöhnliches Artwork. Sehr grafisch gegliedert. Simple und klein der Bandname, daneben eine Erklärung:

this album is called ADULT CONTEMPORARY. that name made sense to us.

Dazu noch ein paar Worte mehr, aber ich muss ja nicht alles verraten. Daneben, statt hintendrauf, die Titel der Songs. Auf der Rückseite dafür ein Zitat von Barkley James Harvest.
Hui, ich bin kurz vomr Reisaus-nehmen, haha!
Nicht bevor die Platte auf dem Teller zum (letzten) Mahl lag?
Klar leg ich die auf.

Vor außergewöhnlicher Kulisse, da muss man schon aufpassen, dass niemand entgleist, spielen uns das Trio aus Wiesbaden da vor.
Verliebt, verträumt, verspielt. I like from the very first Moment. Und ich bleib mal mit allen Vergleichen mit andern Bands weg. Klar gibt es ein Fahrwasser, in das sich Cool Living ganz easy gleiten haben lassen und mittreiben.
Die Texte sind in einem kleinen A6 Beiheft, ganz bewusst zum einstecken und Mitnehmen gedacht. Sie machen in ihrer Herangehensweise wirklich einiges anders als viele andere.
Die Songs, das Album durchweg schön. Emo. Emotional. Sie beschreiben ihre Musik als Indie Film, den man mit dem Hören ihrer Musik selbst durchlebt.
Ein Wechsel zwischen hochemotionalen Nummern und ganz ruhigen Parts. Ich bin so geflasht von der Musik, dass ich gar nicht so richtig weiß, was ich schreiben soll. Jeder Vergleich macht die Musik von Cool Living gleich. Und das möchte ich nicht. Die sind schon ganz besonders!

Erschienen als Coop von Konglomerat Kollektiv, i.corrupt.records (GER), Saltamarges (ESP), Sad React (DK), Shalosh Cult (ISR) & Fresh Outbreak (ITA), Unlock Yourself (RUS)

Dieser Revies ist bereits beim Vinyl Keks erschienen 😉

LP: moloch – nur motten nennen es licht

Ich glaub beim geneigten Hörer & Leser der ProvinzPostille darf ich bei Moloch von vorne anfangen.
Es gibt ja so einige Bands im düsteren Musiksegment, nennen wir es bspw. mal Wave oder auch Blackmetal, die sich diesen Namen auch gegeben haben. Ich kann, mal wieder, nur sagen: ihr verpasst was, wenn ihr da nicht reinhört!
Entdeckt habe ich sie bei Elfenart, bei dem Label sind sie auch mit ihrer neuen Platte „nur Motten nennen es Licht“.
Emotionaler Düsterpunk, der zwischen Melancholie und Selbstzweifeln funktioniert. Was ich jetzt aber nicht sophisticated anhören soll. Im Gegenteil. 
Die Band besagt es so:

Schlechtere Zeiten sind schlechtere Zeiten und beschönigen lässt sich daran einfach gar nichts. Die Fassaden der Leichtigkeit, sie bröckeln. Dahinter nur das Nichts. Ein Auge noch, ein Zahn. Und weg. Robustes, tiefes Schwarz. All-konsumierendes Dunkel. Was für ein Moloch!

Moloch spielen Midtempo Punkrock, auch mal etwas flotter „warten auf schlechtere Zeiten“ oder „kälte“ und quäken irgendwie Melodien aus ihren Gitarren. Das klingt ziemlich gewollt und ist, meiner Meinung nach, die größte Veränderung im Sound. Klar, man sammelt seit knapp 10 Jahren Erfahrung mit dem Aufnehmen in Eigenregie, dies ist nun die druckvollste Mischung. Und „quäken“ ist keinesfalls ein negatives Attribut, nein, ein Hinweis darauf, dass das eigenwillig und anders klingt.
Textlich sind Moloch sehr besonders, kritisch, persönlich, auch direkt. „Y“ ist ein klares Statement gegen die Bundeswehr „….füg dich ein in Camouflage“.
„Käfighaltung“ ist schon so eine Nummer die die Tendenz nach unten zu ziehen hat, wenn ihr wisst, was ich meine. Melancholisch. Wobei es schon etwas sehr besonderes ist über die Ängste, seine eigenen, wie auch die der andern, so direkt zu singen.
Ab und an klingen bei Moloch ein wenig die Duesenjaeger durch, oder auch die angepisste Wut von Es War Mord. Gesanglich ein bisschen Oiro oder die wunderbaren (verblichenen) Grizou. Oder bei Wände an die tollen Kuballa! Ich hoffe, ich habe nun genug Reizwörter fallen lassen, die ihr aufsaugt und durchhört.
Kann an dieser Stelle allerdings nur nochmal sagen: Moloch sind da schon sehr sehr eigenständig.
12 Songs auf der LP, so Richtung 35 Min Spielzeit. Das Cover bösartig, zynisch und fröhlich zugleich. Anbei ein Booklet mit allen Lyrics.

verdammt coole Band. Platte erscheint eben über Elfenart und über das Bandeigene Label Random Events in a dying Universe.

MC: chris von der düssel – pitcher bingo abend

Vor einer ganzen ganzen Weile habe ich von Chris von der Düssel gehört. Wir kamen in Kontakt und tauschten dann endlich auch mal ein paar Tapes aus. So auch seinen neuesten Release: „pitcher bingo abend“
Liverecordings an einem Abend mit Freunden in der Düsseldorfer Altstadt, wenn mich nicht alles täuscht.
Er hat Witz, gute Ideen und total viel Spaß. Und er weiß sein Publikum zu begeistern, mal abgesehen davon, dass das Publikum total Bock hatte an dem Abend der Aufnahme.
Facebook, acoustic-randale, ….
Der „pitcher“ ist wohl eine Kneipe in der Düsseldorfer Altstadt. Chris hat eine ordentliche Röhre, alles ist recht emotional.
Es ist ein Livetape, was total Spaß macht zu hören!
Die eigentliche Platte sollte man sich unbedingt mal reinziehen, das klingt schon wesentlich besser.
Dieses Livetape ist total cool verpackt – im Grunde eine der coolsten Verpackungen seit langem: in alte Tabaksbeutel hat er das Tape gepackt. Mit ein paar Bierdeckeln. Ich finds mega.

 

MC: kapot – place to be

Kapot!
„place to be“ ist endlich raus auf MC. Was irgendwie total schade ist. Denn die erste Platte „alle geht kapot“ ist als LP erschienen, nun „nur“ ein Tape. Ich mein, ich bin glücklich damit, sagt mir aber auch: ihr habt die Platte nicht gekauft! Geht gar nicht. So wie die famose Karmakopter Scheibe nicht zu haben. Das ist ein Affenmesserkampf!
Nun, glücklicherweise gibt es beim herausgebenden Label ein Bundle. Zuschlagen; im Sinne von bestellen! Rilrec
Ich kann nur vermuten, woran es liegen mag: die langen Produktionszeiten bei Vinyl? Keine Kohle?
Egal, digital reicht das ja im Grunde auch; ich mag halt ab und an ein Tape in mein Tapedeck schieben, es hat definitiv etwas Entschleuningendes, da man dem kompletten Release nicht entkommen kann!
Der Titelgebende Song „place to be“ war ja schon auf der Compilation der Ausgabe 8 auf Tape raus.

Insgesamt haben sich Kapot stark verändert. Die Aufnahme sind wesentlich dichter als auf der LP. Den Punkrock haben sie ein wenig verloren und sind eher hardcorig. Vorher war da mehr deutschpunk gepaart mit krass schnellen Beats, superabwechslungreichen Songwriting, was immer wieder den Hardcore kippt. Das ist nun eben: Hardcore.
Verdammt gut gespielt. Miley Silence (dreihardcore-grrrls und einem kerl aus Hamburg) machen die Gangshouts, funktioniert alles megagut.
Ich bin halt mehr so der Punkrocker. Was soll ich machen: ein wenig den alten Zeiten bei Kapot hinterhertrauern. So, jetzt isses raus.
Gebt Kapot ne Chance, lohnt sich ab-so-lut!

Superabgeklärtes Spiel, klasse Texte (lest bei Bandcamp mit), top Bandname, gemischt von Yannig; es gibt wahrlich nichts zu maulen!

Video „gregor“

fanzine: ProvinzPostille #9 IST OUT NOW!!!!!11!!!1!!!

It’s a blast!
So großartig! Felix hat wieder grandiose Interviews geführt mit Bands, die kaum Reichweite haben und durch die ProvinzPostille endlich ihren Durchbruch schaffen. Zudem sie als Audio auf einer unheimlich tollen Compilation dem geneigten Publikum zur Verfügung gestellt werden.
Diese kann man per Nachricht käuflich erstehen. Man möge beachten, dass der Tonträger exklusiv auf Magnetband erschienen ist, 3€ (zzgl Porto) kostet, und absolut strengst limitiert ist auf sechsundsechzig handgewölbte Exemplare.
Kaum einer in diesem doch oft so engstirnigen und konservativen Lande versteht es so gut wie Felix, die Zeichen der Zeit, der momentanen musikalischen Ergüsse kreativer Musiker*innen so in 90 Minuten zu gießen wie er. Ein Füllhorn wunderbarer Musikwerke spült den Hörer*innen hinein in eine zauberhafte Welt der genreüberflutenden Rhythmik.
Für die Digital Natives der neuen Welt(Ordnung) gibt es das Ganze Werk auch noch exklusiv auf digitalem (Nähr)Boden, fruchtbar, ganzjährig erntereif. www.provinzpostille.bandcamp.com
Und so fantastisch wie er mit Musik umgeht, weiß er auch mit Worten und Fragen an die beteiligten Bands zu glänzen.
Kritisch, hinterfragend, niemals zynisch, immer am Puls der Zeit, aktuell bis ins Mark hinein, stellt er uns Bands vor, wie wir sie bisher noch nicht kannten.
Aktuelle Fotos von Liveereignissen von Magdeburg bis Freiburg im Breisgau; allesamt besucht, fotografiert und beschrieben von Felix.
Druckerzeugnis, handgemacht, zwei-Farb-Linoldruck auf hochqualitativem 80-Gramm-Kopierpapier.
Gastbeiträge die die Internationalität des Fanzines, ach was sage ich: des Magazins steigern!
So lange, bis Ausgabe 10 kommt.
Jetzt aber im Ernst:

Viel Spaß beim Lesen und Hören!
Wer eine Ausgabe bezihen möchte: bandcamp oder mail redaktion Ä provinzpostille.de

LP: bent blue – where do ripples go?

Modern Illusion darf ich echt dankbar sein, dass sie diese Band entdeckt haben und das Demotape hier in Deutschland rausgebracht haben „between you and you’re„.
Auf ihrer neuen EP „where do ripples go“ prügeln sich Bent Blue zwischen dem anarchischen MDC Geballer oder auch Sick of it all, und supermelodischen, windschiefen Dischord-like Parts. Das klingt aber nicht nach gestern, sondern als ob sich diese Band ein ganz eigenes Bild macht und das in abwechslungsreiche Hardcoresongs packt.
Ein bisschen Noise hie und da. Treibende Gitarrenriffs, Taktwechsel und den sehr reflektierten und nachdenklichen Lyrics von Toni Bertolino ergeben auf „where do ripples go“ sieben klasse Songs. Kurzweilig und intensiv.

EP gibts in Deutschland hier: aber bei dem Preis würde ich auch hart zucken. Coretex. Bei hhv noch teuer. Die spinnen, ha! In Italien könnt ihr günstiger bestellen, wobei ich bezweifel, dass das Porto nicht doch auch recht hoch sein könnte. Fuck, es lohnt sich wirklich, diese Scheibe zu kaufen 😉 Grindpromotion Records
Ist zwar in einem wunderschönen blau-mixton gepresst, einseitig bespielt. Innenhülle bedruckt mit den Texten.

Ich habs direkt bei War Records (Amerika) bestellt, sie waren so nett, dass cool zu verpacken und… (rest per PN)
Ein paar Tapes vom Demo gibt es noch im Away From Life – Shop.

LP: team scheisse – ich hab dir blumen von der tanke mitgebracht (und jetzt wird geküsst)

Also ich hab mir auch die Team Scheisse besorgt. Besorgen müssen. Hat ja jeder und ich will auch mal jeder sein.
Tolles Video, ja!


Klasse Lyrics. Schon mal ein Argument. Büschn plump aber aufn Punkt. Als ich den gesehen hatte, musste ich feststellen, die Platte war ausverkauft. Reissue in Arbeit.
Jetzt sind sie also da, die „…Blumen von der Tanke mitgebracht“.
Megacooles Poster drin. Klar, wirklich witziger Punkrock, 80er Zappelfaktor mit Humor, an der Grenze zum Funpunk. Songs wie „rein ins Loch“… joah, muss ja im Punk unbedingt machen.
Muss man?
Wenn man dann ein zweites Mal hinhört, Standardakkordfolgen, irgendwie so ein Die Ärzte Touch. „geil geil geil in die Disko“ damit kam ein U30-Kollege ans Set. Der hört keen Punk, ne, der findet den total witzig. Einstiegsmucke also oder doch Schlager?
FB und Insta angeguckt. Sieht alles topmodern aus, die greifen sicher auch Hörer*innen bei TikTok ab, alles auf lustig, also doch Funpunk!
Influencer des Punk, Hallo 21 Jahrhundert, Tschüß Credibility.
Erschienen bei Soul-Force Records, achtung da geht dann gleich spotzify auf. Find ich kacke. Spotzify nicht mehr cool.

Tatsächlich: Linus Volkmann sagt toll, Away from Life bei den Alben des Jahres 2021 – ich finde Team Scheisse hart überbewertet.
hier das coole Demo.