LP: GO! – impact

Da ich ein Konzert dieser mich schon seit über 30 Jahren begleitenden Band besuchen konnte im Juli (in der Printausgabe 12 mehr dazu) und ein Interview mit Mike Bullshit führen durfte, hier der laaaaang vor mir hergeschobene Review dieser weiteren Zusammenstellung von 7inches, die GO! in den letzten 20 Jahren veröffentlicht haben.

Das waren nur zwei, zwinker. 2006 veröffentlichten sie nach 15 Jahren „reactive“ und direkt in 2007 dann „what we build together“. Um danach wieder für mehr als ein Jahrzehnt von der Bildfläche zu verschwinden.
Bei mir tatsächlich nie. So einfach und schnell die Songs von GO! wirken und sicherlich auch geschrieben sind, so schnell vergißt man sie aber auch nicht.
Die wenigen Worte, die oft in den Lyrics zu finden sind, sprechen eine klare Sprache.
Vor allm pro! – nicht contra. Einen so herzlichen Menschen wie Mike BS trifft man auch nicht allzuoft.
Ich will jetzt gar nicht groß auf die Geschichte der Band eingehen, die könnt ihr an anderen Stellen nachlesen.
Mir geht es tatsächlich um die Nachhaltigkeit, die eine solche Band, die 1990/91 ihren Peak hatte, noch heute hat.
Sonst wären sie nicht ausgerechnet nach Deutschland gekommen, um ein paar Konzerte zu spielen.
Um nächstes Jahr eine kleine Spanientour zu machen.
Dort sitzen wohl die die-hard-GO!-Fans.
Via grabaciones viscerales ist diese Compilation der beiden 7inches und eines Liveauftritts im Radio (2006) erschienen.
Beteiligt sind auch Rat Monkey Records, Viladecans Hardcore und Little Jan’s Hammer.

Kurz zur Musik.
Ich emfpinde die Songs noch immer, auch als ich mir die 7inches das erste Mal durchhörte, als ein wenig kraftloser. Sie sind viel besser gespielt und auch meist besser aufgenommen. Liegt eventuell auch an den Vocals von Mike, die more laid back sind.
Wobei trotzdem einige Überraschungen warten, wie zB das „too religious“ mit einer wahsinns Line und tollen Gitarren aufwartet, die fast schon Emo sind.

there’s no god in your side
there’s only you

Da ich zu diesen Die-Hard-Fans gehöre, kann ich sagen: ich besitze die komplette Discographie an 7inches und die drei Compilations.
Dies letzte Compilation nun, hatte mich überrascht. Irgendwie hatte ich geahnt, dass was kommen könnte, da Mike BS ein Buch mit all seinen Fanzine-Ausgaben des „bullshit monthly“ rausgebracht hat. Ebenso ein Projekt namens TxWxOx (two worlds one) – was es als Lathé Cut gab und dann auch noch als Shape-Vinyl. Ebenso die Veröffentlichung der allerersten Band SFA (die ich mit Brendan an den Vocals später sehr geliebt habe), die ihre räudigen Demos von 1987/88 auf Vinyl gepresst haben. (!!! alles für lau zum Download)
Ihr versteht… da musste was kommen.
Das das gleich mit ein paar Konzerten verbunden ist, hätte ich nicht gedacht.

Nun, here we GO! – ja, sie hatten einen Impact auf mich.

LP: paddelnohnekanu – endlich wieder deutschpunk (digi-release)

Es ist Weihnachten!
Ich hoffe, ihr habt Zeit, euch etwas durchzulesen, was eine ganz eigennützige Sache von mir ist:

unsere erste LP „endlich wieder Deutschpunk“ haben wir vor 11 Jahren, irgendwann 2013, selbst veröffentlicht.
UND NUN WIRD ES SIE AUF ALLEN ALLEN ALLEN KANÄLEN DIGITAL GEBEN.
Auf eurem geliebten Spuckify, und auch den 18932 anderen Plattformen, die nur darauf gewartet haben.
ich habe noch circa 75 Platten zuhause, von einstmals (übertriebenen) 500 Stück.
250 blau transparent, 250 rot transparent.
Gern DM, wenn Interesse.
Zuallerst aber das liebenswerte „Review“, welches mich in den über 20 Jahren mit paddelnohnekanu erreicht hat:

Geiel. Danke! Wusste ich nicht, war mir nicht bewusst. Ich wünschte, wir hätten dir das mal live präseniteren können und uns getroffen!

Deswegen hier gleich mal unser erster Song und erstes Video zu „kein kommentar“
TRACK #01

Ich hatte die fixe Idee zu jedem Song ein abgefahrenes Video zu machen.
Die Welt anzuschauen, Videos von meinen Reisen zu machen, die mich manchmal nur irgendwo in die Wallachei in Baden-Württemberg verschlagen haben; durch meinen Job.
Im Laufe des Mixing-Prozesses fiel mir auf, dass sich die ersten drei Songs ganz wunderbar ineinander übergehen lassen.
So haben wir sie dann auch eine ganze Zeit live gespielt!

Song Numero 2 ist dann „turmbau zu du-buy“
ein wirklich, aus heutiger Sicht, einfallsloses Wortspiel. Macht nur Sinn im Zusammenhang mit dem Bild aus dem Booklet. Dem Dubai-Tower, diesem sinnlosen Glas-Beton-Gebäude
Dennoch: wir lieben Wortspiele. Und wenn sie keiner versteht, haben wir im Laufe der Zeit gelernt: dann ist das Kunst. Da kann dann auch weg.
Deswegen hier, reaktiviert, ein späteres Video zu diesem Clip.
TRACK #02

Die leider für mich persönlich nicht ganz so witzge Geschichte dahinter ist (ich schrieb darüber dann doch mal in einer Printausgabe der ProvinzPostille), dass ich einen Kurzfilm gedreht habe.
In diesem Kurzfilm sind die beiden 16-jährigen Mädchen ausgebrochen von Zuhause und sind auf ein Konzert gegangen. Das war, denke ich, 2002 oder 2003. Turbostaat in der KTS in Freiburg.
Blauäugig bin ich da hin. Die beiden im Schlepptau und meine Super 8 Kamera und ein Film (das sind ein paar Minuten).
Ich hab mich durchgefragt un dbin bei Drummer Peter rausgekommen. Er sagte ja, würde aber gerne dann mal den Film sehen.
Klar. Wir schauten uns also die famosen Turbostaat an, ich filmte ein wenig, ohne Licht in einem arschdunklen Laden.
Danach, damals gab es so Entwicklertütchen dazu, man stopfte den fertigen Film da rein, schickte den an ein Kopierwerk (es gab mehrere in Deutschland) und bekam den entwickelten Film ein paar Wochen später wieder zurück.

Doch der Film kam nicht.
Und ich hatte ja den Rest meines Kurzfilms schon gedreht und musste und wollte dieses Material da reinschneiden.
Ich rief dort an, keine Reaktion.
Eine Mail, ein Brief.
Klar, wir schnitten den Film einfach fertig und ließen das Material weg.
…. und Jahre später kam dann plötzlich eine DVD und ein Entschudigungsschreiben.
Das Kopierwerk hate einen Wasserschaden und ist komplett ruiniert gewesen. Alles Material darin. Da war Hobbyfilmer Felix natürlich der Letzte, bei dem sie sich gemeldet haben. Es gab sicher andere Kunden, die versicherungsmäßig versorgt werden mussten.

Nun, vielleicht erkennt ihr in dem Grau, in der Suppe, irgendwo ein paar Menschen. Dass sind meine beiden Jungdarstellerinnen und Turbostaat.

Zu den Videos „unkraut“, „hearts fear punkrock“ und „weltraumschrott“ auf Seite 2 hatte ich auch noch Videos gemacht.
Doch im Zuge dessen, dass wir ab Oktober des Jahres 2014 nur noch zu dritt waren, haben wir uns entschieden, die Videos auf ein Minimum zu reduzieren. Meine Filmkunst kam nicht so gut an, hehe.

Bei Olivia haben wir im Keller eine Akustik-Release-Party gemacht. Das war ein schöner Abend und hat uns gezeigt, dass unsere Musik auch so funktionieren kann.
TRACK #03

Der vierte Song dann „schon gehört (heute wird die Welt abgestellt)“ wurde von Marko im OX #108 Juni/Juli 2013, mal abgesehen von anderen Songs, abgefeiert. Danke (immer noch) dafür. Es gab recht gute Kritiken, wir haben einen langen Weekender (ich sollte mal das gefilmt Material zusammenschneiden?!?!?) mit Ben Racken gemacht, auf dem uns auch an zwei Abenden the Lamplighters begleitet haben.
TRACK #04

und den fünften Song, der eigentlich (fast) immer unser Set abschließt, das ist „troubadour“. Der erste jemals geschriebene Song für diese Band.
Und ein Video hatten wir ein paar Jahre schon vorher gefilmt und zusammengesetzt aus Aufnahmen der ersten Bandbesetzung mit Boris, Pillchen und Patrick, die unegfähr eineinhalb Jahre Bestand hatte.
Ihr könnt auch noch die verblichenen Grizou sehen, mit denen wir in Berlin gespielt haben. Bei uns damals noch Flo an der zweiten Gitarre. Und Ole und Tulle schon dabei!
TRACK #05

Erstaunlicherweise spielen wir noch einige dieser Songs. Einfach weil sie echt stark sind.
„unkraut“ oder „hearts fear punk rock“ haben immer nur mit zwei Gitarren funktioniert und sind echt öde, wenn nur ich sie auf der Klampfe spiele.
Zudem wir uns auf kompakteres Songwriting geeinigt haben, grins.

Bin gleich fertig.
Hier gibts noch 15 Minuten Laberung beim 20 Jährigen Bandjubilat (2022)  mit ein wenig Backstory.

Tschau, Tschüß, schöne Weihnachten und lest in den folgenden Tagen auch noch die Verrisse, die ich geschrieben habe!

LP: dave collide – why not

Die Frage „warum nicht“ sollte man sich öfter in seinem Leben stellen. Bei einigen Dingen. Manche kann man aus dem Bauch entscheiden, bei einigen muss man einfach in sich gehen und drüber nachdenken; planen.

So hat es wohl auch Dave Collide eine ganze Weile getan, bevor er losgezogen ist, seinen Wunsch in die Wirklichkeit zu hieven: professioneller Musiker zu werden.
Darüber will ich gar nicht viele Worte verlieren, denn es gibt einen halbstündigen Bericht in der Ard-Mediathek, in der Dave begleitet wird, auf diesem Weg.

Ich hatte diese Doku gestolpert über Mareike, die gerne Fotos macht und in der Stuttgarter Szene viele Konzerte und Menschen begleitet. Und direkt aufgefallen ist mir, was für ein grundsympathischer und bescheidener Mensch Dave ist.
Ich schrieb ihn an und er war sofort Feuer & Flamme mir eine Platte zum reviewen zu schicken. Nun, ein paar Tage hat es mal wieder gedauert aber here we go!

Dave’s Markenzeichen ist das rot/schwarz gestreifte Shirt und das hat den Weg gefunden auch als Artwork zu dienen. Das ganze, so empfinde ich es, ist serh jugendlich aufgemacht. Zielgruppe sehr wahrscheinlich U40.
Cardboard in LP -Größe, da sind die Texte drauf, dazu dieses schöne rot-transparente Vinyl mit den schwarzen Schlieren. Das passt schon alles sehr gut zusammen!

Dave hat eine ganze Menge zu sagen, dass merkt man, wenn man einen Blick auf die Texte wirft. Ich gehe völlig unvorbereitet an die Sache ran, habe Dave bisher nur als Solomusiker wahrgenommen.
Und „hi“ ist ein akustischer Song. Er stellt sich vor. Es ist alles sehr durchdacht und geplant und auf den Punkt dort, wo es sein soll.
Mit „final feast“ geht es dann los mit Band, von der ich wahrlich überrascht bin!
Das ist also kein Akustikalbum! huch 😉
Dave hatte alle Songs, Gitarren und Bass eingespielt. Sebastian Kränzlein die Drums.
Es gibt eine ganze Reihe Gastmusiker*innen: Violine, Vocals, Backing Vocals, Keyboard, Synthie, Vow!
Die Musik ist hochmelodischer Poppunk, supergut produziert.

„stop eating your friends“ ist ein Song gegen das Essen von Tieren. Su-pergut gespielt, dennoch catcht mich das persönlich nicht gleich. Dafür ist es wieder etwas zu glatt.
Aber hej: fette Empfehlung bspw für das New-Pop-Festival bei SWR3.
So einen Stapel guter Texte musst du erstmal schreiben. Auch noch mit so viel Tiefgang und Reife! Er sollte unbedingt mensch im Radio damit den ganzen Tag beschallen. Auf Arbeit, in der Werkstatt, beim Autofahren!

„don’t be a dick“ (feat. Linh Le of Bad Cop/Bad Cop) über eine Frau, die allein von einer Show nach Hause geht und von einem Mann belästigt wird.
„why not?!“ der Titeltrack verrät über den Aufbruch, mal über den Horizont hinauszuschauen, offen zu sein, warum nicht über Grenzen geht. Stellt euch vor, es gäbe keine Diskriminierung und niemanden mehr, der ausgeschlossen wird! Klar, klingt erstmal naiv, denn die Realität unter Menschen sieht anders aus. Aber eben: wenn man sich nicht darüber mal Gedanken macht, dann bleibt ja alles so …. grau.

Auf Seite zwei gibt es Songs auch auf deutsch gesungen.
„hast du gesagt“ ist dann die lyrische Verarbeitung seines Weges, seinen Traum wirklich werden zu lassen. An jeder Ecke zu spielen, unterwegs zu sein.
Am Ende gibt es „anker“ in dem es um Abschied von alten Freunden geht.

„why not?!“ ist ein wirklich tolles Album und ich wünsche mir, dass ihr ihn ordentlich unterstützt, denn wenn das hier keine Radiotaugliche Musik mit allem was dazugehört ist, dann kenn ich ja wirklich gar nix.

Get it here

 

LP: brutal verschimmelt – alles frisch

Daserste, was mir in den Sinn kommt bei Brutal Verschimmelt ist, nachdem ich das Cover gesehen habe und zu 100% weiß, dass da Deutschpunk drinsteckt!
Und, dass sie sich auf „alles frisch“ anhören als ob die Notgemeinschaft Peter Pan Deutschpunk gemacht hätten; und ich lieb die total!

Nach diesen leicht infantilen Beginn höre ich mir also die Songs mal durch.
Sehr gut eingespielter Deutschpunk. So wie ich mir das eigentlich mal vorgestellt hatte, als ich jung war, und dann doch immer die rumpeligen (Vor-) Bands mit schier endlosen Sets mir jede Freude daran nahmen. Klar, 1981 – 1984 hab ich das noch gar nicht gehört, das war die Zeit, in der Brutal Verschimmelt sich im Allgäu herumtrieben. Ihr erstes und einziges Album hat sich zu einem heimlichen Klassiker gemausert.
An mir ist das so ziemlich gänzlich vorbeigegangen, deswegen kann ich jetzt auch (alles) frisch von der Leber weg hören und darüber schreiben:

Hier gibt’s kurze & knackige Songs „auf’n Sack“. Angefangen mit „sterbehilfe“. Ein Song der ironisch gemeint ist, dann doch aber sehr deutlich über Fleischkonsum spricht „yes, ve gan!“ – was ja wirklich ein typischer, etwas sperriger, zweideutiger Deutschpunktitel ist.
In „schieß dich ab“ geht es um Drogenkonsum in jeglicher Art, was sie eindeutig auch nicht gut heißen.
Was ich wieder gut finde. Klar, es gab, musste sie geben, eine Zeit, in der die Jugendarbeitlosigkeit und die Aussichten („no future“) beschissen waren. Die Kids haben also alles auf die Strasse getragen.
Heute leben wir ganz anders und da kann man schon mal überprüfen, ob der unkontrollierte Konsum von Alkohol, Tabletten und anderen Substanzen (für meinen Teil nehme ich mal THC aus) zwingend notwendig ist. Und woran es liegt, dass man sich das reinpfeifen muss. Heute (meist) nur noch durch den Leistungszwang.
Im „sündenbock“ nehmen sie dann alle mit, die sich ausgeschlossen fühlen. Im Sinne eines Sündenbocks. Problem nicht bei sich selbst suchen – Ausländer raus. Meine eigene Freiheit ist bedroht – Masken runter, es gibt keine Pandemie!
Ich muss da aber mal einhaken und klar sagen, dass ich die älteren Punks Ende der 80er als Verschwörungstheoretiker (Erich von Däniken, Elitenglauben, Freimaurer, …) kennengelernt habe. Die jede Gelegenheit nutzten, sich wegzuballern! All das hat sich offensichtlich nach rechts verlagert. Auch gut so, wir brauchen schließlich auch eine Gruppe von Menschen, an denen wir uns abarbeiten können.
„hau weg die kacke“ hat auch die nicht ganz untypische und dystopische Grundnote, die es sich für ne Deutschpunk-Combo aus 19alptraum80 gehört. Das ist, was ich auch immer mochte. Auf jeden Fall mehr als diese Spaß-Lieder, die mir damals schon oft zu sexistisch oder Alkohol-verherrlichend waren.

Zweite Seite „dicke eltern“. Hehe. Konsum von Convenience Food.

wir sind die dicken dummen eltern
von den scheiß fetten kindern
wir tragen ohne hast
die teuer angefressen last

Textlich wird versucht immer irgendwie alles mitzunehmen, was spannend ist, wie eben „dicke eltern“ oder auch „progrom“.
Manchmal hab ich schon das Gefühl, dass vieles ironisch gemeint ist, es kommt nur bei mir irgendwie manchmal so nicht an.
Der Sound, der Vortrag, was weiß ich, alles richtig. Die Platte langweilt mich keine Sekunde.
Dennoch wirkt es vielleicht ein wenig zu unpersönlich dadurch das versucht wird eben genau alles thematisch mitzunehmen.
Und lässt mich eben ein wenig fragend zurück. Was ist denn nun die Haltung dahinter? No Future isses irgendwie nicht, oder doch?
Es könnte auch sein, dass ich halt nicht einfach nur „abgehen“ kann. Ich will da zuhören.
Und „alles frisch“ ist ja nicht. Die Musik ist wirklich nicht neu.

Jedenfalls, Brutal Verschimmelt regen mich an, nicht nur zum Pogotanzen, 15 Songs sind auf der ersten Platte nach 40 Jahren drauf. „alles frisch“ klingen sie.
Zwei sind Coversongs von the Ruts, Notdurft („jajaja“ – super Song mit Saxophon“) und eines ein Text von Erich Fried.
Was mir auch ein freundliches Fragezeichen ins Gesicht zaubert ist der Copyright-Vermerk auf der Rückseite der Platte.
„Dieses Werk von Brutal Verschimmelt ist unter einer Creative Commons Namesnennung nicht kommerziel, keine Bearbeitung 4.0 international Lizenz lizensiert“. Aha. Was heißt das?

Anspieltipp ist „auf’n sack“, das ist 100% Deutschpunk und gefällt mir weit besser als Hass zB!

Eventuell liegt es daran, dass das Label: erschienen via Power it Up – ein Label, welches mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen war – hoffentlich dafür jetzt öfter! – vorsichtig geworden ist. Denn mich erreichen die zu rezensierenden Platten gelocht an einer Stelle.
Damit das als Promo-Exemplar erkenntlich ist. Hatte ich tatsächlich noch nie.
Aber ich habe auch noch nie eine Platte, die sich im Wert so gesteigert hätte, dass ich sie für viel Geld verscheuern kann, zum Review bekommen.
Ich bin gespannt und behalte meine „aktien“ im Auge“!

Ein paar Reviews der Veröffentlichungen von Power it up kommen noch!

7inch: die kürassiere von blanckenburg

Post von Krischan aus dem Hause Frischluft Tonträger.
Die Kürassiere (Wikieintrag) von Blanckenburg (Region im Harz, ohne „c“, vermutlich also ein fiktiver Ort) fliegen auf den Plattenteller, eine 7inch mit der üblichen superüppigen Aufmachung und Beigaben.

Annliese saß hoch oben im Turme
die bunten Fahnen tanzten im frühen Wind
ihr Federkiel tanzte am purpunen Morgen
im Gesuch für den Jüngling
der im Kerker nun sinnt

So steht es auf dem Cover geschrieben. Woher Krischan auch immer all die 1000 Ideen und Remineszenzen, die kleindetailige und liebevolle musikalische Umsetzung her hat: es ist immer wieder auf neue Überraschend.
Ich kenne vieles, das aber nicht. Und das ist es, was mich fasziniert.

Auch fasziniert mich oft mit Seite zwei anzufangen. In diesem Falle also mit dem Song „himalaya“, der wirkt, als sei die Melodie aus einem Märchenfilm in einen spooky Horrorfilm-Wolf gefallen und ein bisschen da durch gedreht worden. Nicht zu dolle, die grobe Einstellung. Es bleibt melodisch. Gerade so, dass es nicht zu düster wird.

Ein sehr gelungener Release, der mit einem Intro und dann „kerkerhaft“ startet. Ein geradezu blumiges Stück.
Die Tracks sind diesmal mehr als die manchmal ausschnitthaften Songs, die ich in Erinnerung habe. Es sind fertige Stücke, so um die zwei Minuten.
Ein wenig melancholischer insgesamt, was dieser Art Neo-Schlager, Northern Soul, Pop, was immer, gut zu Gesichte steht.

Die schwarze 7inch ist in eine ordentliche Kartonhülle verpackt. Alles passt. Dazu eben Aufkleber, Visitenkarten, Label, wahnsinn, wie schön dieses Artwork alles ist.
Greift zu, große Auflagen machen Frischluft Tonträger nicht.

fanzine: trust #229

Kurz & knackig der Ausgabe #229 vom Dezember / Januar 24/25 – fuck, schon wieder ein Jahr um.

Trust. Langjähriger Abokunde, bin ich.
Diesmal bringt mich das fast unlesbare Coverartwork ein wenig aus der Ruhe, als ich das Heft aus dem Briefkasten ziehe. Beim Durchblättern entdecke ich dann ein Interview mit Rosi von Myruin und bin überrascht, aber der Adressaufkleber verdeckt dieses kleine Detail auf dem Cover.
Müsst ihr eigentlich dieses Heft immer mit diesem Adressaufkleber verunstalten?

Von hinten nach vorne bin ich es durchgegangen, habe nämlich ein Belegexemplar bekommen, da ein Review von der ProvinzPostille nun drin ist. Yeah!
Die #11 wurde besprochen, herzlichen Dank.

Ich habe diesmal wieder seeeeehr viele Reviews gefunden von Sachen, die auch bei mir über den Plattenteller gegangen sind. Das unterscheidet die Musikauswahl klar vom OX. Da habe ich in der aktuellen Ausgabe so gut wie nicht gefunden.
Das Trust und ich sind aber im Geiste Freunde und das freut mich. Zumindest kann ich dann immer mal lesen, was die Kollegen dazu meinen, und ob sie verschiedene Sachen genauso hören, empfinden und beschreiben, wie ich.

Das Spanien-Special Teil 2 ist echt super, mir fiel da auf, dass ich die Ausgabe vorher gar nicht gelesen habe… wo habe ich die denn hingelegt?
Jedenfalls super geschrieben.
Ich finde es klasse, dass das Trust unaufgeregt bei seinen 4- 5 Interviews / Berichten pro Heft bleibt. Straight einen Stapel Reviews raushaut, die mich oft anspricht. Alles richtig gemacht.

Und viel mehr lese ich auch nicht, sonst schiebe ich diesen Review wieder endlos vor mich hin und am Ende habe ich die #230 in der Hand und es ist zu spät.

10inch: ernährungsfehler – ernährungsfehler

Irgendwann habe ich schon mal über „strumverse“ geschrieben, weil ich zufälligerweise an die Platte via Sick Suck Records gekommen bin.
Super Deutschpunk, oder nennen wir es eher deutschsprachigen Punkrock, aus Sachsen-Anhalt.
Ernährungsfehler nun als kleine Compilation von neun Songs auf einer Lathé Cut 10 inch.

Kochi, der Sänger und Gitarrist, rotzt die Texte schon so richtig echt deutschpunkig ins Mikro, nur: die Gitarren, das Songwriting, das ist eher so Boxhamsters.
„wirre gedanken“ wurde 1990/91 in der ersten Phase der Band aufgenommen.
Dann gibt es einen wahnsinns Sprung nach 2005 -08, in der die Band ihre zweite Existenz hatte.
„hunger“ und „strumverse“ wurde da aufgenommen.

Von Anfang an war Nico dabei, der auch bei Ben Racken die Saiten zupft. Vermutlich wäre ich ohne diese Connection gar nicht auf Ernährungsfehler gekommen. Tuba, auch Ben Racken, spielte in der zweiten Phase dann an der Klampfe mit.
„mir fehlt die gabe“ und „mutter natur“ sind zwei total geile Texte, weil sie nach heute versetzt zeitlos wirken.
In den 15 Jahren bis zu den nächsten Songs ist dann echt einiges passiert. Ganz sicher hat die Band „gast“ von EA80 gehört und einfach mal ihr komplett eigenes Stück draus gemacht. Weit weniger düster und mit einem Refrain zum niederknien.

Mir fällt hier persönlich auf, warum die ganze Magdeburger Gang auch auf Bands wie Grizou stehen und standen. Ein bisschen rough der Sound, nicht ganz einfach zugänglich und doch bleibt es hängen!

Texte haben eine klare Message und Haltung. Sie spielen „bunte bilder“ mit einer wahnsinns Energie. Zwischendurch klingt es sogar mal nach Bela B. – ich weiß, dass wolttet ihr sicher nicht lesen!
Das letzte Stück „brett ran – liebe“ – vielleicht Spandau, Ben Racken. Nachdenklich.
Toller Release.

Limitiert auf 20 Kopien in schwarz. 30 in transparent.
Erschienen via Frei Zum Abriss Kollektiv.

A1 to A5 taken from Ernährungsfehler – Wirre Gedanken
B1, B3 taken from Ernährungsfehler – Hunger
B2, B4 taken from Ernährungsfehler – Sturmverse

 

7inch: ceresit 81 – kraft durch bier

Ein kurz & knackig Review über die einseitig bespielte 3-Song-EP von der Band Ceresit 81 folgt hier!

Die Band Ceresit 81 gründete sich eben im Jahre 1981 und brachte 85 ein Full-Length-Album namens „three gallows“ raus. Sie kamen aus Berlin.

Ich würde mal sagen, dass das Hardcore-Punk ist. Schnell, rau, ungeschliffen.
Die 7inch startet mit einem, für mein Gefühl, unerträglichen Rockpart, der dann schnell im Deutschpunk endet.
Der Sänger singt so zackig, dass man eigentlich nur den Refrain „checkst noch was Mode ist“ richtig versteht.
Der Sound ist nicht schlecht, so ist das nicht gemeint. Man kann gut die beiden Gitarren Rhythmus und Lead unterscheiden.
„Kraft durch Bier“ dann der Hit.
Nette Wiederveröffentlichung dieser Songs, die haben wirklich Power. Es kein wirklicher Deutschpunk. Die Zeit damals war ja sehr schnelllebig und Punk-Bands wurden härter und schneller. Selbe Zeitspanne entwickelte sich ja in Ami-Land auch der Punk zum Hardcore mit dem wohl bekanntesten Beispiel Minor Threat, die mit durchgetretenem Gaspedal nicht mal die Schnellsten waren.
Ceresit 81, später auch nur noch Ceresit, sind dann doch am ehesten Deutschpunk, kein Rumpeln, kein Zucken, voll nach Vorne!

Die beiden Songs „Kraft durch Bier“ und „Sixpack“ sind eher als ironisch konotierte Songs zu betracten. So beschreibt es jedenfalls Marcel, der Sänger und Gitarrist der Band in einem Interview im OX-Fanzine.

Bei Power It Up gibt es nun die Werkschau in einem recht passablen Sound. Teilweise mit Synthie, teilweise englisch gesungen. Hier also das wohlverdiente Re-Issue dieser 7inch!

(dieser Review ist auch beim Vinyl-Keks erschienen)

MC: lypurá – hang around (like dust)

An mir vorbeigegangen und auf einem famosen Konzertabend mit Lypurá entdeckt! Jesses. Isch des gut!

Hier ein quick&dirty Review.
2023 aufgenommen wurde der Track im P8² in Karlsruhe, dort habe ich sie auch bei einer Proberaumshow gesehen.
Hubu und Paul haben geholfen bei dem Track.
Zwei Songs sind schon mal als b́  veröffentlicht worden auf dem verblichenen Twisted Chords Label.
Alle drei Titel also auf einer auf 30 Stück limitierten Kassette.

Der erste Track ist wahrlich kurz, für diese eine Minute hätte sich nun wahrlich kein phyischer Release „gelohnt“…. mir doch egal.
Könnte auch auf einer 5inch sein.
Die Band klingt irgendwie knackiger, richtig fetter Bass, die Gitarre nicht ganz so clean und trocken wie auf Platte.

Lypurá machen in meiner Welt, wie immer, alles richtig.

Die beiden Songs „behind all these walls and above my head…“ übergehend in „…there is nothing but torment“ schwelgen zwischen Pianoklängen, etwas pathetisch, nicht weniger schön.
gönnt euch.

10inch: nein, danke – ich weiß nicht, wo ich bin

…das lässt sich leicht behaupten, wenn man vor einer Haustür steht und da zB keine Nummer dran ist; und alle andern Türen gleich aussehen.
Wenn man allerdings Postbote ist oder ein Wegweiser, dann wäre diese Aussage wirklich bedenklich.

nungut, die Band Nein, Danke hat eine famose 10 inch raus, die mich ordentlich umgehauen hat.
Dabei sind die doch gar nicht cool. Wir alle sind nicht cool. Nö.

Der Song ist übrigens nicht auf der Platte drauf.
Warum nicht, weiß ich auch nicht.
Es befinden sich neun Lieder auf dieser 10 inch, bei der einfach so gar nichts dabei sein möchte, außer der guten Musik.
„was auch sonst“ ist sooooo schnell, ich kann fast nicht atmen.
Ideal sind auf 77rpm unterwegs durch Neuwied. Das ist das neue Berlin. Denn nicht alles aus Berlin ist cool.
ach so. Nein, Danke sind ja nicht cool.
Oder ich bringe da was durcheinander.
Mir ist ganz schwindelig von den Hubert Kah Keyboards auf Pogo-Punk-Beatmaschine mit leierndem Synthie. „ich bin nicht genug“.
Ich denke schon drüber nach, ob es mir genug ist und lass es laufen.
Der Bass wummert los und trifft mein Herz und der Text meinen Verstand „ich mag keine menschen“. Stimmt. Ich auch nicht. Nicht nur an manchen Tage. Meistens.

Außer dem Beatmonster hört sich vieles ordentlich verbollert an, leiernd, windschief.
Dann kommt der Titeltrack.
Ich seh schon die Normalos versuchen ihren Körperausdruckstanz auf „ich weiß nicht, wo ich bin“ zu tanzen. Verloren, denn sie wollen nicht zugeben, dass sie nicht wissen, wo sie sind.
Sie tanzen im Viereck.

Bis jetzt, die beste NDW-Scheibe, die mir seit 1982 über den Weg gelaufen ist.
Und da bin ich gerade eingeschult worden.

Mit „illusion“ schließen sie mit dem längsten Song des Albums.
So herzzerreißend monoton und tonlich knapp danebenliegend hat sich noch keine Band in mein Herz gespielt.

Love it.

Nein, Danke.
Erschienen bei 3xA oder DREIMAL A – es ist nichts, aber auch gar nichts zu diesem Label zu finden.