buch: der mit der Luft schimpft (Texte Rachut / Bilder Raoul Doré)

Was soll man groß Worte verlieren zu einem Buch, dem die ganz harten Rachut-Fans nachsagen „das war überfällig“. Und DIE ZEIT hat ihn im Kulturteil. Vow. Jetzt kommt die Postille um die Ecke.
Eine kleine Geschichte: mein alter Kumpel Ken, mit dem ich von 1994-1999 die Bühnenbretter mit unserer HardcoreEmoPunkband HÜNERSÜPPCHEN teilte, schrieb mich vor Weihnachten an. Er hätte da was für mich. Wir haben uns das letzte Mal gesehen in einer Nacht in Berlin, er bei SPREE VOM WEIZEN auf der Bühne, in Paris das Massaker im Bataclan. 2015 also.

Alles von Rachut ist nicht immer gut. Ken und ich, auch Philipp unser Trommler damals, waren große Fans der Dackelblut-Alben „Fluten & Tauchen“ und „Schützen & Fördern“, diese übergroßartige 7inch mit „der Kran“ drauf. Der ganze Stil vom Cover über Gitarre, Schlagzeug, die Art zu Singen, die Lyrics. Fantastisch. Später erst entdeckt Angeschissen und Blumen am Arsch der Hölle.
Live gesehen in der Ex-Steffi. Typisches Punkpublikum bei der Vorband. Dann einmal alle durchtauschen und Blumen am Arsch der Hölle gaben eine Mini-Reunion. Hemd gekauft.

Dann kamen viele Bands, die mehr oder weniger an mir vorbeizogen. Meine Liebe an den bisher genannten hab ich nie verloren. Maulgruppe noch echtes ein Highlight wieder. Weil ich auch die Herren von Ten Volt Shock echt heiß und innig… genug gelobt.

Jedenfalls: Ken meldet sich, er hätte da was. Oke. Adresse gegeben, Post kommt an. Geiler Scheiß! Mensch du, da weiß ich nun gar nicht, was ich sagen soll. Danke!

DER MIT DER LUFT SCHIMPFT ist ein großartiger Titel. Das Buch ist beim Ventil-Verlag erschienen und beinhaltet 39 Zeichnungen von Raoul Doré (Schlagzeuger bei Alte Sau und Grafiker, bspw. das Maulgruppe-Cover) und 127 Texten von Jens Rachut, wenn ich richtig gezählt habe. Das erwähnte „der Kran“ ist einer der Texte, der fehlt, leider. Oder „Shoko Asa Hara“. Nichtsdestotrotz und deswegen eine große Freude die Texte zu lesen, die er ausgewählt hat. Bei manchen hab ich sofort den Song im Ohr „er knallt den Hörer drauf wo er hingehört…“
Hier der Text zu „der Kran“:

Öl verschmiert und Pfützen
Wasser ohne Charme
Dunkelheit im fahlen Licht
Hier schläft der alte Kran

Rostig kalte Winden
Starker langer Arm
Die Räder ruhen am Hafenrand
Und wir?

Dämmerung, die schreit mich an
Ich halt dich fest im Arm
Und werde wach denn Finger brenn
Und riech an deinem Haar

Der Morgenhimmel weint nicht
Nicht blau, nicht schön, doch klar
Der Alltag greift die Großstadt an
Doch niemals diesen Kran

Rostig alte Winden
Er steht noch immer da
Er heult nicht, wie wir es tun
Und zum wiederholten Male festzustellen
Das war es jetzt
Schon lange her
Dass da etwas noch richtig knallt
Außer das wir uns tierisch mögen
Wir saugen alles Gute raus
Obwohl wirs gar nicht wollen
Ich drück dich fest an mich
Und fühl vorraus was kommt
Ich weiß genau, du ahnst es auch
Und riech an deinem Haar

Irgendetwas zieht mich hin
Zum Wasser ohne Charme
Allein jetzt hier im fahlen Licht
Und zum wiederholten Male
Festzustellen zerkochte Zeit
Unsere Liebe und dieser Kran
Wir waren oben und konnten was bewegen
Doch das scheiß Ding rostet
Länger schon, denn wir haben es nicht genutzt

 

fanzine: GERMAN COMPLIMENT #5 (und #4)

Ich kann mich dunkel erinnern, dass die Nummer 4 nur als PDF erhältlich war, kann aber nicht mehr genau sagen warum. Papiermangel? Auf Klopapier wird es noch nicht gedruckt, ist also Quatsch. Und mit diesem lauen Scherz widme ich mich nun dieser Doppelausgabe:
Mir fällt bei einem Fanzine der digitale Review echt schwer, bin ein haptisches Kind und lese die Seiten, blättere, finde Neues.
Die #4 beginnt mit einer teilweise wahnwitzigen Auflistung von Interpreten, die Songs von Bands zugeordent bekommen, die besser jemand anderer gesungen hätte.
Bspw. soll da Rod Stewart The Undertones (Teenage kicks) singen, Emimen sich um CottonEyeJoe bemühen und Falco von Bon Jovi „livin on a prayer“ intonieren. Ich bin gespannt, ob eine der Bands mal diese Liste in die Hand bekommt und sich bemüht!

Im Weiteren gibt es einige Artikel wie immer in Englisch oder auch auf Deutsch mit englischer Übersetzung nebenan. Alle sind sehr kurzweilig gehalten, was dem Lesefluss echt zuspricht.
Ein Artikel über Cyberpunk in Filmen der 80er und 90er Jahre. Ein Interview mit der Band BourgeOI!sie und dem ideenreichen, geradezu kunstvollen Einarbeiten von Arnold „Arnie“ Schwarzenegger. In dieser Ausgabe eine Kurzgeschichte des „Last Action Hero“ und einer (sehr ehrlichen) Auflistung der Redaktion und welchen Film mit Arnie sie gesehen haben. Ich gratuliere zu so viel Ausdauer. Einzigen Film mit seiner Beiteiligung, den ich mehrmals gesehen habe war „Total Recall“.

Auch in Ausgabe #5 ist er selbstverständlich Thema. Dazu muss man nur das Heft „auf links“ drehen und schon gehts weiter!
Martina startet mit einem Artikel über Feminismus im Punkrock, danach lädt Cornelius die Macherin Bianca vom OKAPI RIOT Fanzine zum Interview. Es gibt in beiden Ausgabe ganz klasse Fotos von APERTURE TO DESTRUCTION und jede Menge kleiner Artikel (a brief an incomplete history of australian punk rock), Shorts und auch mal ein Gedicht zu entdecken.

Das Heft gibts bei Keep It A Secret, mit einer Playlist und anderem liebenswerten Zusätzen.
Guckt auch ab und an bei einem der Macher Maeglin rein, der wohl den einzigen veganen Punkrock Video Blog macht in Germoney.

buch: Hamburg Calling 1977 – 85 / Punk, Underground & Avantgarde

Hamburg Calling ein Buch von Alf Burchardt und Bernd Jonkmanns erschien gerade im Junius Verlag.
Ich bin durch ihre Startnext-Kampagne aufmerksam geworden. Klar gab es auch Ausgaben mit schönen Gimmicks wie Fotodrucken.

Das Buch stellt die Frage: Berlin oder Düsseldorf? Und antwortet ganz klar mit: Hamburg! Es geht um die Zeit von 1977 bis 1985, wie der Titel ja auch schon verrät. So weit, so durchschaubar.
Es geht tatsächlich los mit DEM Vertreter des deutschen Punkrocks, denn wer kennt diesen Düsseldorfer nicht: Campino. Punk mag nun denken „och nö, nicht der schon wieder.“ Doch als Zeitzeuge kann er halt nunmal ein paar witzige Anekdoten zum Besten geben. Die ersten Fotos springen einen also an, wie Campino als 17-jährigen, schlaksigen Jungpunk mit seiner ersten Band ZK auf der Bühne steht.
Ein ganzer Stapel sehr bekannter aber auch weniger bekannter Szenegrößen gibt das Buch nun (weider) ein Gesicht. Alfred Hilsberg beispielsweise, der durch sein Festival und auch überhaupt als Konzertveranstalter zu Bekanntheit verholfen hat. Wenig später auch durch sein Label Zick Zack einige Bands wie Abwärts richtig bekannt gemacht hat.
Die Macher vergessen aber auch nicht, vor allem durch die Interviews, erzählen zu lassen, wie das denn damals auch mit dem Aufnehmen, dem Plattenpressen und -verlegen funktioniert hat. Die Buttocks zum Beispiel, die ich sehr liebe, erzählen warum sie durchgekommen sind mit der Textzeile „…und röstet ihre Schwänze“ aus dem Song BGS; im Gegensatz zu Slime mit ihrem Song Bullenschweine. Natürlich darf die Eintrittskarte zu dem nie stattgefunden Konzert der Sex Pistols nicht fehlen. Sehr viel sehenswertes Bildmaterial auf 140 Seiten! So einige Fotos stammen von den Konzertfotografinnen Sabine Schwabroh sowie Ilse Ruppert, die auch quasi von der ersten Stunde an dabei waren.

Zum Abschluss gibt es noch eine Auswahl an Schallplatten und 7inches mit  Coverabbildungen, was das Bild für diese Zeit echt abrundet Dolles Ding.
Gibt es beim Verlag oder irgendwo noch im Netz 😉

review: COR – friedensmüde LP

COR haben ihr neues Album „Friedensmüde“ raus.  Der erste Song „was man von hier aus sehen kann“ geht gleich los mit all dem was man von COR kennt und Friedemanns eindringlichen Lyrics. Diese abwartende katzenhaften Geduld, dieser sehr genaue Blick auf die Menschen. Selbst hinterfragend lyrisch. Musikalisch kann ich gar nicht so genau definieren ob und was sich geändert hat, habe aber mitbekommen dass sich die Bandzusammensetzung etwas verändert hatzu den vorangegangenen Alben. Ihr findet sicher genauere Infos in dem ein oder anderen Interview bei einschlägigen Magazinen dazu, die besser informiert sind als ich, haha!

Ich höre COR in Albumlänge zum ersten Mal und bin überrascht, wie gut mir das gefällt! Immer wieder habe ich in eines ihrer großartigen Videos reingeschaut. Man sich nicht entziehen!

Song 2 „Seele streichen und vergiften“ ganz großartig klare Ansage an die, die nicht wirklich eine Meinung haben, bekommen von den Demagogen die Seele gestreichelt und damit wird sie vergiftet. Sehr schön die Aufforderung zum Schluss „Tanzt, los tanzt!“ Mit „nackt“ die Aufforderung dein Gesicht preis zu geben, Lüge nicht! Hat ne ordentliche Metal-Kante, die ich bei vielen Bands nicht so mag, doch hier fetzt das immer wieder!

Es folgt ein „Abriss“ und ist trotz der ganzen Wut, die in der Mukke steckt, so hoffnungsvoll, er rührt auf zum Kampf, er bittet um ein Leben für alle gleich. Bei der bei den ganzen Punkrock, der in ihrer Mukke steckt, vergessen sie den Metal nicht. Es folgt mit „lass doch mal die Leute“ das volle Rockbrett in dem es um die Freiheit des Menschen geht.

Friedemann macht sich viele Gedanken um das menschliche Miteinander, dass zwischen-einander. Immer wieder bekommen ich aber auch einen Eindruck davon, dass er nicht einfach Beschwerde führt oder angklagt, sondern auch eine Lösung, einen Ansatz einer Lösung, ein Friedensangebot im Petto hat. Obwohl er sich ja für Friedensmüde hält…. Mit dem „Mittelfingergruß“ hält COR noch die klarste Ansage der Platte bereit!

Die Platte besticht durch eine mega saubere Produktion, der Sound ist richtig fett, tight und bombastisch gut. Da liegt eine Schicht über der andern und alles knallt und ballert. Musikalisch sind da viele Freiräume die genutzt werden trotz des in Anführungszeichen in engen Korsetts was man sich ja steckt durch verzerrte Metalgitarren.

All Killer, no Filler.

Erschienen im September auf ruegencore. Dort zu haben oder bei flight13

review: KRAUSE GLUCKE WELTVERSCHWÖRUNG – split/ PARKBANK 5000 MC

Krause Glucke Weltverschwörung und Parkbank 5000 haben mir ihr Split Tape zugeschickt. Erster Song „stillstand“ geht gleich echt gut rein, mit ner guten Portion Schrammel-Punk-Attitüde… und da fällt mir dann direkt ein, dass ich das Tape schon ganz lange habe, Asche auf mein Haupt, weil ich den beiliegenden Zettel, den die liebe Marion mir geschrieben hat, wieder lese. Das Tape kam schon im August, habs gleich beiseite gelegt, ganz viele andere Sachen angehört.

Krause Glucke Weltverschwörung eröffnen also die erste Seite und der zweite Song „der tod fährt mit“ kommt etwas ruhiger mit mehr Indie-Einflüssen. „brachland“ und „sprechdurchfall“ beschäftigen sich mit brandaktuellen Themen, die Texte sind sehr engagiert. Es geht um Brandrodung, Ausbeutung und Monokultur. Es dreht sich, leider jederzeit akutell, um die Dummheit der Menschen, die sich unbeschränkte Macht wünschen, um die Freiheit des Einzelnen abzuschaffen. Insgesamt fällt mir auf, dass zum ersten Demo die Band sehr viel keativer im Songwriting vorgeht. Stilistisch inwzischen ein wenig mehr Lügen als noch auf dem ersten Demo vom letzten Jahr. Sie sind auf einem verdammt guten Weg zwischen Melancholie Ernsthaftigkeit. Zjm Abschluss ihrer Kassettenseite gibts ein Cover der Band Suicidas, der hervorragend zu den andern Songs passt.

Es folgen Parkbank 5000 mit Elektro-Deutschpunk. Klar, kann man sofort irgendwie Richtung Pisse denken, ist aber doch ne ganze Ecke anders. Etwas mehr Rock’nRoll bzw surfige Gitarren und viel gemeinsamer Gesang. In „mimikri“ geht es um misstrauen und verwandlung der menschen. „scheiss deutschland“ fällt bei mir schon seltsam auf, da die Badn von 40 Jahren Mauerfall singt. Verrechnet? Oder kommen sie aus der Zukunft? Mit „sleepless nights“ und „toxic human“ gibts zwei englischsprachige Songs, die sich to-tal nach oldschool England-Punk anhören. Die fallen musikalisch etwas ab, jedenfalls irritiert mich der plötzliche stilistische Wechsel. So haut es am Schluss „einer flog über die parkbank“ mit Reimen wie „die pillen haben versat / wirst von deiner angst gejagt / die verzweiflung saugt dich aus / du weisst, hier kommst du nie mehr raus“ gar nicht mehr raus, im Gegenteil. Da ist noch Luft nach oben!

Nichtsdestotrotz: ich liebe Tapes und kann nur empfehlen, euch die Split zu besorgen. Sehr schönes Artwork auch, solide aufgenommen und sowieso unterstützenswert, da die Bands aus dem südlichesten Teil Deutschlands kommen, wo Punkrock provinziell ist und bleibt; und deswegen einzigartig!

 

review: DUNKLE STRASSEN – s/t MC

Dunkle Straßen (benannt nach einem Song der folgenden Band?) aus jeder Pore klingt sofort PISSE! Klar findet eine Band die so steil geht zwangsläufig irgendwann Nachahmer. Wobei ich die 1. Kopie in dieser Art höre. Das soll auf keinen Fall ein Diss werden!

Dunkle Straßen unterscheiden sich in jedem Fall dadurch, das sie auf Synthie und Theremin verzichten. Bass, wenig Klampfe, Drumcomputer. Die Musik dadurch nicht ganz so apokalyptisch, doch ebenso angepisst. Zappelig gehts los mit „die blaue lagune“. Ein paar im Sampels setzen einige Stücke zusammen, Skit 1 und Skit 2. Musikalisch nicht wirklich einzuordnen. Die andern Songs eine wilde Mischung aus düsterem, angepissten Wave-Punk. „nebel“ ist so ein fieses Stück. Geil. Einen Hit landen sie auf jeden Fall sofort bei mir:  „obwohl da ist noch joint. Hat so was vom Minimalismus der Sleaford Mods.

Das Cover ist ganz schön gemacht, die Farben passen da ganz gut zusammen. Irgendwie ist das ja eine ganz schlimme Kreuzung, ich würde mich dort verlaufen, in der Nacht, wenn ich all den Strichen folgen würde. 

Wie auch immer, ich höre weiter, mir fällt bestimmt noch was Schlaues ein, was ich in diesen Review packen kann. Ja: auf der A-seite ist ein Mix der so wohl nicht gewollt wurde, heißt es. Deswegen auf der 2. Seite noch mal die selben Songs in einem echt guten Sound. Das Tape lohnt sich anzuhören, macht mal ne Platte!

Das Outro zum Schluß von Dunkle Straßen zeigt, das die Herren mehr als  Wut im Bauch haben, auch Humor. Jedenfalls scheint da wohl jemand doch n Joint gehabt zu haben.

(ich war übrigens Like #2. also: FB besuchen!)

review: i am the fly – s/t 7inch

I Am The Fly – eine selbstbetitelte, in Eigenregie rausgebrachte Synthie-Punk 7inch, die sich gewaschen hat.

Ein erstaunter Ausruf entlockt sich meiner vom OP-Maske tragen heiseren Kehle: Oha! Warum hab ich diese Single nicht schon früher aufgelegt das fetzt wie die Sau. Sie erschien bereits im Sommer. Total abgefahrener Synthie Punk ohne dabei noisig zu sein oder sonstige Lärmeskapaden. Die Band selbst beschreibt es nicht weniger treffend:

Flirrend und aggressiv erinnern I Am The Fly an wütende Insekten, die sich mit resigniertem Nihilismus und naturwissenschaftlichem Halbwissen gegen die Menschheit formieren.

Eine 70er Jahre Drummachine auf High Speed, ein richtig schön dengelnder Bass, eine nölige Stimme, das Ganze auf Englisch … mich erinnert an einen abgefahrenen Elektro-Track, ich komme vielleicht noch im Laufe des Reviews drauf. Die Single läuft zum 3. Mal am Stück, ich kann gar nicht genug davon bekommen! I am the fly gehen richtig deep ins Tanzbein, ich wirble durch mein Wohnzimmer, als flöge ich über hunderten verschwitzten Körpern. „Axolotl“ will mich, die gemeine Stubenfliege, fressen. „Wonko the sane“… ist klar, zum Schluß „heresy“, welches ich in diesem Fall wohl am ehesten mit Irrlehre übersetzen würde. Nihilistische, misanthropische Texte. Kein Song knackt die 2 1/2 Minuten Marke. Und es bleiben Melodien hängen.

Das Geile an der 7inch ist, dass jeder Fetzen Musik, der dir um die Ohren fliegt, so eine richtig fette Punk-Attitüde hat! Musikalischer Rückflug nach Anfang der 80er, leicht monoton, melancholisch, kurz vor der Apokalypse. Trotzdem ideen- und abwechslungsreich. Kriegt man bei der Band (info(at)i-am-the-fly.de).

Hier ein Interview mit der Band bei vinyl-keks.

review: FLUID TO GAS – handle with care / split w/POTATO FRITZ

Fluid To Gas vs. Potato Fritz. Damit leg ich mal los.

Bei dieser 7inch handelt es sich um die Silberhochzeit dieser beiden Bands. 25 Jahre Geburtstag und Freundschaft feiern! Auf der Rückseite prangt eine große 50. Weil beide Bands zusammengerechnet ergeben also 50 Jahre D.I.Y. Wurschtelei. Ich kann nicht mehr nachvollziehen warum ich das schwarze Gold erst dieses Jahr bekommen habe, aber es war ein fettes Paket! Zwei 7incher und eine CD mit allen Songs von Fluid To Gas. Also: 1994 bis 2019. Die Band aus Bonn begann mit einer 10inch bei dem famosen Label Revolution Inside, welches es heute leider nicht mehr gibt.

Functioning Bullshit Detector“ kommt als erstes um die Ecke gekratzt. Bisschen Fugazi, etwas punkiger als sonst. Einer der schnelleren Songs von Fluid To Gas, ein sehr kurzes Vergnügen! Ein Song pro Seite zwingen mich schnell wieder an die Nadel!

Potato Fritz (der Bandname ist einem deutschen Western aus den 1970er Jahren entnommen, Hardy Krüger in der Hauptrolle des gleichnamigen Kartoffelbauers), die mir total laut und brachial in Erinnerung geblieben sind, kommen geradezu sanftmütig aus der Rille. Mit „Gerichtsmedizin“ kreucht da das Gespenst der Hamburger Schule, nein, ich würde sagen IndieRock, nachdenklich, melancholisch, ein Song mit Ecken und Kanten, wird noisig. Der Song ausufernder und länger.  

Das Layout ist top, dicker Karton, der einen kleinen Falz hat, um die7inch vollständig zu umschliessen. 180 Stück  ist die Auflage und es gibt auch noch eine 3inch CD mit einem etwas anderen Cover. Lag wohl daran, daß zum Releasekonzert der Siebener noch nicht fertig war, schnell mal für den geneigten Sammler eine Mini-CD gemacht. Release Nummer 15 1/2 vom eigenen Label F-Spin Records

Handle with care“ 7inch dann mit mehr Songs und ausschliesslich Fluid To Gas.

Release Nummer fünfzehn von F-Spin Records. Kam also kurz vor der oben besprochenen Silberhochzeit. In 2017 hatte ich hier schon den vorherigen Siebener besprochen, die auch sehr gelungene „on air EP

Endlich komme ich dazu, diese tollen 7incher aus meinem riesen Stapel an Mucke zu Reviewen zu ziehen und sie ein paar Runden drehen zu lassen. Der erste Song und Titelgebende Track „handle with care“ wirft mich sofort in die Erinnerung an die erste 10inch von 1996 zurück. Wie schön! Man erkennt sie musikalisch also sofort wieder, der Sound kompakter und das Songwriting runder. Mit „don’t sing along“ beweisen sie mir ein weiteres Mal, daß sie DIE deutschsprachigen Vertreter des großartigen DISCHORD-Sounds sind. Zwischen Noise und Hooks, die dich sofort mitreißen, macht  ganz ganz großartige emotionale Musik! Der letzte Song „our way“ hauen sie nochmal voll auf die 12. Ich mag es inzwischen, wenn die Band Tempo aufnimmt.

Danke für die beiden Singles! Und btw: die CD-Compilation ist selbstverstädnlich auch zu empfehlen, wer sich einmal durch ein viertel Jahrhundert der Bonner Band graben möchte. Meldet euch einfach hier: Mail oder bei FB anschreiben.

review: PEPPONE – beste aussichten LP

(seufz), hach, der Peppone

Da läuft er wieder los, der Peppone! Er holt mich gleich ab. Und bevor es an der Haustür klingelt habe ich das im Bild im Kopf: vor der Tür steht ein junger Mann mit einem freundlichen Gesicht, er streckt mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie, wir laufen los. Er beglückt mich pfeifend oder summend mit einer Melodei. Wir hüpfen jetzt nicht kindisch durchs Gras, dafür ist Peppone zu alt und zu melancholisch fröhlich. Er freut sich, erzählt, wie er sich mit dir freut, seinen Mantel mit dir teilen möchte. Dosenbier wäre auch oke. Nach ein paar Minuten hört er kurz auf zu Pfeifen, dann setzt er aber auch gleich wieder an! Er gibt mir das Gefühl, daß mich das alles nicht betrüben soll.

Ich könnte eigentlich über jeden Song so weitermachen, doch dann würde der Review ungefähr 17 1/2 Minuten Lesezeit beanspruchen, was euch, dem geneigten Online-Leser natürlich über alle Maßen beansprucht, da könnt  ihr es auch gleich anhören, würde ich sagen!

Beispielsweise in diesem famosen Livestream des Bandhaus Leipzig vom 23.10. diesen Jahres.

Ein paar Worte zur Musik: sie hat sich schon einschneidend verändert gegenüber den letzten beiden Alben, denn jetzt spielen sie mit einem richtigen Schlagzeuger. Tuba ist eingestiegen, auch in Magdeburg unterwegs mit seiner hervorragenden Punk-Band Ben Racken. Man merkt also, dass die Beatbox fehlt und ein Schlagzeug etwas mehr Ecken und Kanten gibt. Ein bisschen Rauer klingt das Gesamtbild, denn Jens singt auch mit etwas mehr Reibeisen in der Stimme. Das tut den ganzen Band insgesamt gut, denn so wirklich haben sie das Songwriting dabei gar nicht verändert! Was ja so einige Bands nach Jahren tun und dabei eher noch poppiger werden, Ohrwurmtauglicher. Das brauchen Peppone ja glücklicherweise nicht, denn die produzieren sie am Band!

Das Artwork ist schön und klar, wie immer eigentlich, die Songtitel kurz & knackig. Die Texte und der Gesang erinnern, nehmen mit, lassen Räume zum ausschweifen. Wer an einem herrlichen Herbsttag melancholischen PopPunk hören mag, in Midtempo Manier, der kann da wirklich bedenkenlos zugreifen da passt einfach alles!

Anspieltipp ist in jedem Fall DER neue „Klassiker“ des Deutschpunks: „kartoffelfell„. Kurz und knackig gespielte Drums, knappe Lyrics, vier Zeilen Strophe, Refrain. Und der ist so einprägsam, man mag nur noch gröhlend auf einer Berliner Straße vor die Häuser der Spießer pissen. Man kann, man muß dieses Lied einfach nur hemmungslos lieben…. und danach nimmt, nach diesem leidenschaftlichen Ausbruch, Peppone einen auch wieder melancholisch in den Arm. Eine wundervolle Scheibe, Leute.

Erschienen beim MajorLabel.

review: SNACKWOLF – appetizers 7inch

SNACKWOLF   auf eiligen 45 RPM kommt die vier-Track-Single „appetizers“. Erschienen bei einem meiner Lieblingslabels, weil vielfältig, 30 Kilo Fieber Records.

Zu hören bekommt ihr vier „Appetithappen“ des muikalischen Könnens dieser Band aus Stuttgart. Melodischer Hardcorepunk mit viel Spielfreude und auch viel Abgeklärtheit. Man spürt, daß das Quartett schon in einigen Bands gespielt haben muss. Mit dabei ist, wir kennen uns schon ein paar Tage, Flo am Bass, der auch bei den famosen Ludwigsburgern von KUBALLA am Start ist. Von den andern weiß ich leider nicht sooo viel. Gitarrist Rainer gab im letzten OX-Fanzine (Numero 151) ein Interview, eventuell erfahrt ihr dort mehr. An den Drums kloppt Hesse (doch doch… ich kenne ihn von PLANET WATSON, yeah, es ist mir wieder aus den grauen Zellen gefallen), Jonas zupft die andere Gitarre. Singen tun irgendwie alle. Mal mehr, mal weniger. Auf der FB-Seite gibts als Info nur „Snacks, Drugs and Rock’n’Roll“. Den Spaß haben sie groß geschrieben, für weinerliche DeproDüsterPunx ist das hier nichts, haha! Das konnte man schon Anfang Juno bei ihrer Releaseshow im Livestream beim Juha-West in Stuttgart mitverfolgen: Top Sound und viel Spaß.

Ich hatte mir den „Siebenincher“ mit einem Klasse Mundschutz („care bundle“) bestellt auf dem „snackwolf“ steht. Jaha, das ist mal großartiges Merchandise. Der Name passt und ist funktional. (keine Ahnung, was ich meine….)

Kurze elf Minuten. Zu haben bei Bandcamp.