MC: Odio Social – holy wars

Von Odio Social habe ich hier das Tape „holy wars“ liegen. Es handelt sich um einen Reissue, da dieser Release mal als „unholy wars“ als Coop-CD bei 10 (!!) Labels erschienen ist.
Black Cat Tapes hat dieses Tape allerdings allein rausgebracht. Yeah. Mit einem superklasse Artwork von Chukky Fuck, die schon einiges für das Label gemacht hat und die durch ihre Art zu zeichnen wirklich auffällt.

Odio Social spielen, ich kannte die Band vorher noch nicht, schnellen Hardcorepunk mit einer trashigen Kante. Texte/Gesang auf Portugiesiesch.
Die Band aus Sao Paulo kloppt mir hier 23 Tracks um die Ohren, von denen ich eigentlich nur verstehe, dass das Trio ziemlich angepisst ist, über die Zustände, in den sie leben. Es handelt sich hierbei um ein neues Album der Band, ist bereits in 2021 erschienen, das Tape letztes Jahr.
Die Band gibt es bereits seit Anfang der 2000er und ich würde wahnsinnig gerne mehr über die Inhalte texten, doch nach einer kleinen Recherche finde ich nur die ganzen deutschen Mailorder und Reviews, die das abgeschrieben haben, was sie an Infos bekamen….
Also: geiles Gekloppe, tight eingespielter Punkrock mit ordentlich Wut. Tape gibts in einer 100er Auflage. Direkt bei Black Cat Tapes oder auch Black Mosquito, Riot Bike….

fanzine: rubberXhead #6

Das ist RubberXHead Numero 6 ist bei mir im Briefkasten gelandet.
Was ich auf den ersten Blick schon mal mehr cool finde ist, dass es in Schwarz gehalten ist, trotz der Farbkleckse; wie zB der Frau mit der Fahne „Never give up“ auf dem Cover.
Und da dies die Nummer 6 ist: genau, haltet durch! Klar müssen Fanzines nicht per se auf Jahrzehnte geplant sein, aber etwas längerfristig dürfen sie das alle machen, da es alle auch nicht mehr gra so oft machen. Der Rhythmus eines Zines hat sich von (wenigen) jemals monatlich erschienenen Zines auf mindestens einen Zwei-Monats-Rhythmus verschoben. Eher sind es aber 3- 6 Monate. Ich hatte aber schon immer das Emfpinden, dass das nicht aktuell sein MUSS. Es ist schön, wenn es Aktuelles gibt.
Themen sind #punktoo, Interview mit der Band eat my fear (queerfeminist Hardcore aus Berlin). Scheißcoole Mucke, roh, noisig, in your face, und mit dieser klasse Jeansjacke! („…and full of love“)

Etwas wortbegriffiges (ich nenn das mal jetzt so) nämlich Ableismus auf Hardcore / Punkrock-Konzerten. Aus dem unten angefügten Interview von Brösel weiß ich, dass er selbst das so nicht kannte und auch ersteinmal recherchiert hat. Ich halte das Thema für sehr wichtig, keine Frage, doch wer weiß sofort, um was es geht. Ich würde eine simples deutsches Wort doch irgendwie bevorzugen, damit ich es nicht jedes Mal erklären muss. Ist aber auch weit weniger wichtig, wie das Thema selbst. Ableismus = Menschen werden im Alltag auf ihre körperliche oder psychische Behinderung reduziert.
Eine Reihe von Fanzines werden empfohlen und da stehen echt ein paar sehr engagierte und toll gemachte Zines drin. Durch diese Liste bin ich auf das Abfallprodukt gestoßen, dazu ein ander Mal mehr!
Ein Interview mit der Fauchkrampf Agency (FB und Insta)
Entschuldigt, wenn ich nicht allzuviel über den Inhalt der jeweiligen INterviews verrate, nur soviel: ich lerne jedes einzelne Mal dazu!
Der Diskurs, der angestoßen wurde, über FLINTA*, Feminismus, Patriarchale Struktur im Punk / Hardcore – total wichtig! Und selbst lesen, hilft da mehr. Ich habe das Gefühl, noch, dass ich den Inhalt nicht so wiedergeben kann, wie er gemeint ist, sondern zu viel meiner eigenen Haltung darin stecken könnte.
So, Luft holen, neuer Satz.

Großartig ist, da ich momentan sehr viele superschnieke aufgemachte, was Grafik und Druck anbelangt, Zines in die Hände bekomme: dieses ist ein astreines Printfanzine. I like most! Yeah.
Mail auf der Homepage von Rubberhead.

Statt Musik in dieser Review ein Video einer Talkrunde von Fanzinemachern.
Total spannend!

MC: Zirkus Zirkus – erlebnis

Mit dem vielversprechenden Bandnamen Zirkus Zirkus knallt ein „Clown“ hart in meinen Kasi. Mit dem Song geht das nämlich hier los. Hardcorepunk mit deutschen Texten.

heute, heute geht ihr alle drauf

Der Titel des Gesamtwerks lautet „Erlebnis“, denn es handelt sich um zwei Releases auf einem Tape. Als erstes kommt „all you can eat“ von 2019 und danach „beglückt, entzückt, entrückt, verrückt“ von 2021.
Ich geh dann kurz mal auf Anfang. Von vorne:
etwas düsterer, nach vorne gespielter Midtempo-Punkrock mit gepressten Vocals. Finde das insgesamt sehr gut eingespielt und aufgenommen. Bei Bandcamp steht „Aufgenommen im Proberaum mit so´nem kleinen Aufnahmedings“. Ja, so geht das heute!
Erinnert mich an Es war Mord, die ich neulich hier auf dem Plattenteller hatte mit ihrer neuen 7inch. Manchmal auch ein bisschen Blumen am Arsch der Hölle; aber vielleicht will ich das auch hineinhören….
Zirkus Zirkus haben klare Ansagen in ihrern Texten wie in „Erlebnis“

erlebnis für den harten mann,
ferrari oder bagger fahren.
eventvergnügen für die frau
wellnesskochkurs in braunau.

oder in „Scheiß am Stiel“

Der Mob tankt Wahn und Paranoia
Im Jammertal staut sich der Hass
Durchgeknallte ran ans Steuer
Rückwärtsgang und dann gib Gas

Alle Titel sind ausnehmend gut „Wellness in der Diktatur“ „Worstcase Walter“.
Die Unterschiede in den beiden Releases würde ich sagen: erst mehr Deutschpunk, dann mehr Hardcorepunk. Beim zweiten Release „beglückt, …“ legen sie noch eine Schippe Wut obendrauf. Das alles ist etwas drückender und düsterer, platziert in den Lyrics allerdings auch an den richtigen Stellen ab und an eine Portion Zynismus.
Die Gitarre macht nicht viele Schnörkel und schafft es doch, gute Riffs zu platzieren, die im Ohr hängen bleiben.
Recorded von chaosaudio. Artwörk von Holg. Überhaupt haben sie hübsch hässliche, respektive auch nicht ganz ironiefreie Cover zu bieten! Erschienen auf Kassette bei Black Cat Tapes.
Im Pappschuber mit einem Lyricsheet.

MC: Angerboys – how to profit from the panic

AngerBoys kommen aus Recklinghausen und warten ganz sicher schon seit Release auf meinen Review 😉 – Die Platte / MC ist bereits im September 21 erschienen.
Zur Verfügung gestellt wurde mir dieses, mit einem hervorragenden, ins Auge springende Artwork ausgestattete, Tape von RilRec.

„How to profit from the Panic“ ist Release Numero 75 bei RilRec und somit auch ein kleines Jubiläum.
Gesanglich hochgepitchter, angepisster Gesang, der manchmal sowas klagendes hat wie Jello Biafra einst bei den Dead Kennedys, allerdings ziemlich schnell in eine verhexte Nina Hagen umschlagen kann.
Die Band / die Instrumente hängen ziemlich cool ab miteinander und haben auch den ein oder anderen Scherz auf den Saiten, wie zB bei „Terror Attack“. 
Zwischen wütendenden, abwechslungsreichen Garagepunkkrachern werden Insektenköpfe besungen, weiße Privilegien, Faschisten wird gedroht „Make Fascists afraid again“. 15 Songs in 20 Minuten, wer da noch Kaffe braucht, wird nie wach!
Das Cover ist auch noch ein paar Worte wert: ich find nämlich spitze! Ganz klasse Retrokommunistendesign plus ein bunten Tape. Das ist echt n Hingucker!
Erschienen ist das kotzbeige Tape bei RilRec. Als 12inch, rosa, gibts das auch bei Plastic Bomb Records und No Front Teeth Records.

MC: Atomvulkan Britz – Privilegoland

Ein wunderschöner Bandname mit tollem Plattentitel fliegt hier rein: Atomvulkan Britz, Tape nennt sich „Privilegoland“.
Da hat sich auch jemand eine ganz hübsche, passende Kulisse gebaut, oder bauen lassen. Scary Gary Flanell, der den Bass und die Vocals übernommen hat, könnte ja einer der Erbauer dieses utopischen Landes sein. Oder Sun Ra Bullock, der die Drums und auch Vocals übernommen hat?
Nun, in der Hauptsdache sind beide wohl, außer mit der Musik auf dem Tape und diesem Seitenprojekt Atomvulkan Britz, mit ihren Labels John Steam Records (Gary) und Edelfaul Recordings (Sun Ra) beschäftigt.

In 2019 hatten die beiden eine Debüt EP rausgebracht und haben also weitergemacht. Mit was denn, werdet ihr euch fragen. Nun, es ist experimenteller Punk. Live gemeinsam im Trixxta zu Berlin aufgenommen.
14 Songs, sehr geduldig aufgenommen, geschnitten, gemischt und gemastert von Ilja Gorowitz.
Etwas Elektronik und Guest Vocals wurden hinzugefügt.
Mit dem recht amüsanten Titel-Stück „Privilegoland“, sie bieten uns einen etwas hochgepitchten Gesang, japanischer Kinderchor?
Das Duo Bass Schlagzeug funktioniert sehr gut.
Die Wirkung von Ibuprofen wurde vertont, wieso sind da eigentlich keine Lyrics bei, man scheint mit einem gewissen Augenzwinkern sein eigenes Tun zu beäugen.
Der Atomvulkan kommt meiner Meinung nach nicht zur Explosion, es fehlt an richtig zündende(lde)m Material. Was wahrscheinlich an bspw dem tollen, sphärischen Stück „Woher?“ mit seinen fünf Minuten liegen könnte. 
Es folgt dem ein Halbminüter namens „Fahrstuhl fahrn“. Ist das eine Ode an den Fahrstuhl im Trixxta 😉
Zwar schon lange her, dass ich dort auf einem Konzert war (mit den famosen Grizou), dennoch in meiner Erinnerung verankert, ein Fahrstuhl in den Keller. Ach, ich möchte dort gerne wieder sein.
„Vokaltrio“ ein Song, der auch gut in einen Film aus den 50er Jahren passen könnte.
Die beiden Macher haben ein sehr eigenes, respektive eigenständiges Verständnis zur Musik, weswegen sogar ein(e) „Dub Station“ Platz findet zwischen den insgesamt, ich erwähnte es, 14 Liedern.

Atomvulkan Britz, Privilegoland. Limitiert auf 50 Tapes. Digital bei BC:

MC: Faust X Bein vs. Knastwaffe

Faust X Bein streiten sich mit Knastwaffe.  Zuerst die Faust X Bein – Seite. Es steht drauf „Deutschpunk“, ja, stimmt. Texte sind recht simpel, die Musik ist…. Deutschpunk. Ordentlich nach vorne gespielt, ein wenig rumeplig. Themen sind: Häuserbesetzung, DIY; Handywahn, Bombenterror (hier geht es um den I.Weltkrieg) waren und Bombenterror. Ich finde es … gut… Deutschpunk ist per se cool. Band kommt aus dem musikalisch sehr schönen Magdeburg.
So richtig zündet es aber gerade nicht.

Apropos zünden: Knastwaffe, scheinbar ein Projekt?, da es sich um ein zwei Personen Stück handelt, Schleppe und Koma musizieren. Die beiden haben ganz schön Frust abgelassen. Hier geht es wesentlich härter zur Sache, mehr Hardcore, düster.
Das Tape ist supercool aufgemacht, besprüht, klasse Einleger, alles stimmungsvoll zusammengetragen von Zehnagel Records. Mir liegt hier die Frustrationslatte ein wenig zu hoch. „Play Deutschpunk or die“

MC: oiro – coole narben

Wer n Tapedeck hat, ist klar im Vorteil. Den nutzen Oiro für sich aus und werfen, (oder warfen, weil auch schon ausverkauft?) einen Appetizer auf den Markt, bevor die Platte im Mai dann endlich erscheinen wird.
Oiro haben sich enorm gesundgeschrumpft und spielen ohne Trommler eine Platte ein, die dort anknüpft, wo die letzte „Mahnstufe X“ ihre unverwüstlichen Spuren hinterlassen hat.
Zu dritt, Akki und Jonny Bauer sind noch am Start, dazu Don, der schon bei der „Meteoriten der großen Idee“ mit dabei war.
Immer noch, großartiges Video!

Habe das Album also schon gehört. Ist gut. Gönnt euch! Tape gibts bei Bandcamp eins (! – Stand 01.03.) oder bei Raccoone Records (da gibt es noch ein paar UND einen Soli-Verkauf für Genoss*innen in der Ukraine)
Ein paar Konzertdates gibt es auch, bin wirklich gespannt, wie die Band das nun auf die Ketten kriegt, ihren Sound zu reproduzieren un dob das funktioniert. Klar, vielleicht werden auch einige Hits fehlen, aber macht ja nihx, ist ja Oiro nicht die Rolling ACDC’s.

LP: Cruor Hilla – Warten auf den Kater

Erstmal ein fettes „Sorry“ für den superspäten Review! Habe diese Platte schon im Herbst letzten Jahres bekommen, als sie, damals schon mit starkem Delay, dem Presswerk abgepresst wurde.
Cruor Hilla haben schon die ein oder andere CD rausgebracht und nun vagen sie den Schritt ins Land des Vinyl. I like!
Es ist der vierte Longplayer namens „Warten auf den Kater“. Den Zustand kennt der ein oder andere vielleicht doch: viel trinken und nichts passiert. Warten also.
Eventuell kennt ja der eine oder andere den Zustand nicht, dafür aber schon eines ihrer Werke ,hat die Band schon mal live gesehen? Denn wer Cruor Hilla kennt weiß, dass sie eine sehr Fun-punkige Seite haben, ohne dabei dem Flug Brieftauben beizuwohnen, eher abzuschneiden.
Der erste Song „Steuerfahnder im Großbordell“ der die Platte eröffnet, ist gleich so einer. Die Band war so liebenswert, mir Texte und Linernotes mitzuschicken. Hier: „auf der Suche nach einer Textidee fanden wir im Proberaum noch ein Hamburger Abendblatt mit dieser Überschrift. Der Rest ist Geschichte.“
Doch außer Funkpunk, weiß man auch die Berliner Melancholie zum Ausdruck zu bringen. Mit dem Videotrack „nach der Party Depression“ – der mir auch wahrlich am besten gefällt, soviel kann ich vorwegnehmen:

Insgesamt ist die erste Seite abwechslungsreich wie das sonst Bands auf zwei Alben verteilen. Es ist alles da: Funpunk (ja, ich weiß, ich erwähnte das bereits), Punkrock, ein wenig 70er Jahre Rock (?), ein paar Off-Beats eingemischt – apropos: die Aufnahme, Mischung und das Mastering habt die Band selbst übernommen! – dabei trifft Cruor Hilla immer den  richtigen Ton und hat coole Texte im Gepäck. Das Großstadtliebeslied „ich gehe nicht nach Hause“ ist auch ein schöner Anspieltipp für die VErliebten unter euch.
„Zeit braucht Zeit“ ist ein wenig…. hm. Wir sind Helden – mäßig. Nein. Quatsch: an Strg_Z erinnert es mich. Ganz tolles Album, welches hier vor ner gefühlten Ewigkeit zum Review kam.
Abwechslungsreich macht auch der immer wieder wechselnde GEsang von allen drei Bandmitgliedern, Felix, Till und Christian. Von der Platte haben sie 300 Stück machen lassen, greift zu!

Cruor Hilla geben auch wieder Konzerte und schreiben Vinyl“S“ leider falsch 😉 und ja, ich bin ein Nerd.

8inch: Sigmund Jähn und die Jungpioniere

Letztes Jahr habe ich mir beim Frei Zum Abriss Kollektiv zwei von drei 8 Inch Lathé Cut Platten bestellt.
Eine Davon ist Sigmund Jähn und die Jungpioniere.
Die Aufnahmen sind von 1986/87. Sechs Songs. Ein Fold-Out Cover, sehr übersichtlich, mit spärlichen Infos. 30 Stück sind handnummeriert in Umlauf gekommen.

Kurzfassung: auf Seite 2 gibt den Überhit „grau“ – super Ohoho-Chor, das ist, glücklicherweise, nicht das Einzige. Die zweite Seite ist insgesamt vom Songmaterial etwas fordernder und aggressiver. Man sollte es recht laut hören, damit man alles gut verstehen kann. Die Band kam aus Haldensleben, das ist in der Nähe von Magdeburg und ist eine Vorgängerband von Ernährungsfehler, die schon zu DDR-Zeiten gemeinsam Punk machten
Tolles Zeitdokument. Man muss schon drauf stehen, diese Liveaufahme ist schon eher schepprig. Doch dafür, daß es dann auch noch auf eine Lathè Cut Platte überspielt wurde, ist es wieder super. Auf jeden Fall.
Es gibt noch mehr vom Frei Zum Abriss Kollektiv. Immer mal schauen bei Bandcamp oder Instagram.