interview: #1 – no comply – Melodic Punkrock, Rastatt (r.i.p.)

Vorklapp:
Nach und nach werde ich – bis Weihnachten – mal alle Printinterviews, auch längst verblichener Bands, hier online stellen. Ich pimp die noch ein wenig, Musik, Links, Fotos. IMMER DONNERSTAGS – zur Tea-Time.Auch die bereits veröffentlichten bekommen einen neuen Termin und werden angepasst.
Alle Ausgaben sind Out of Print und werden nicht wieder aufgelegt.
Ausgabe 13 eventuell in 2026!

Interview NO COMPLY – geführt im März 2014

Ich kenne die Jungs schon ein paar Tage und weine mich schnell im Vorwort ein bisschen aus. Schon „immer“ wollte ich mit HÜNERSÜPPCHEN (1994-99) eine Bühne mit ihnen teilen. Dazu kam es nie. Dann gründeten wir 2002 pADDELNoHNEkANU und spielten immer noch nicht zusammen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, haha! Die Provinz ist so klein, da muß das doch mal klappen.

Wahrscheinlich lag es auch ein wenig daran, daß man in der Jugend doch sehr kategorisch mit Musik umgeht und nicht einfach „Punk“ hört, sondern auch diesen aufmüpfigen Bereich, der so frei und laut sein will, in Schubladen teilt. pADDELNoHNEkANU gehörten schon immer zu denen, die auf Schubladen scheißen. Wir machen, wozu wir Bock haben. Und darum geht’s doch?

In diesen 2010er Jahren nun gilt es wohl das Fähnchen „Punkrock“ wieder ordentlich mit der geballten Faust in die Luft zu strecken, da es inzwischen ja so ist, daß wir für den Otto-Normal-Verbraucher in die Kategorie „Rock“ gesteckt werden. Und es sogar soweit geht, daß „die Ärzte“ und „Frei.blöd“ für die selbe Kategorie nominiert werden……

Ich lass das mal so stehen und widme mich meinen Gesprächspartnern von No Comply Daniel (Gesang) und Wagilö (Gitarre), mit denen ich mich im provinziellen „Hopfenschlingel“ auf ein naturtrübes Bierchen verabredet hatte.

PP
Seit wann gibt’s euch? Und wann habt ihr aufgehört?

Wagilö
2007 war unser letztes Konzert in der Rock n Roll Bar Karlsruhe

Daniel
1994 haben wir zu viert angefangen, da war der Wagilö noch nicht dabei. Da war noch ein anderer Typ dabei, da müssen wir aber nicht näher drauf eingehen. Da hießen wir noch „Schwiegermuttermilch“. Das ist ein Getränk aus Österreich. 75 prozentiger Schnaps. Ab 96 dann NO COMPLY.

PP
Dann habt ihr Euch um 398 Grad gedreht und euch nen neuen Namen verpasst?

Daniel
Der Wagilö kam mit rein und das war wohl auch so der Grund, die Band etwas ernsthafter zu betrachten. Und außer Josel sind wir anderen damals geskatet oder skaten heute teilweise immer noch, deshalb NO COMPLY

Wagilö
Da NO COMPLY ja auch ein Skateboardtrick ist, wie du vielleicht weißt?!?!

(Der Mikrofonhalter schüttelt den Kopf)

Daniel
Übersetzt heißt das „nicht mit allem einverstanden sein“.

Wagilö
Bei diesem Trick geht ein Fuß vom Brett und die Faustregel ist ja, das beide Füße auf dem Brett bleiben sollten. Und zum Punkrock, da wir ja anders sein wollten, sind wir nicht mit allem einverstanden! Punkrock trifft Skateboarding. Und im Namen noch beides abgedeckt. Passt wunderbar!

Daniel
Bevor wir uns umbenannt haben, coverten wir noch viele Sachen, wie Megavier (ein Projekt mit Gitarren der Fantastischen Vier, Anm.d.Verf.) oder Nirvana. Klar, natürlich auch NO FX, Lagwagon und SNFU. Unter NO COMPLY konzentrierten wir uns dann ausschliesslich auf eigene Songs.

PP
2006 habe ich auf einer ziemlich gute besuchten Jubiläumsshow im Artcanrobert gesehen, eure CD ‚Long way home‘ in Dauerrotation gehabt….. und dann wurd’s still.

Daniel
Jeder hatte nach 11 Jahren, mit der Band trotzdem auch große persönliche Veränderungen durchgemacht. Auch musikalisch ging jeder in eine etwas andere Richtung. Klar hörte jeder auch noch Punkrock, aber im Proberaum fanden wir nicht mehr so richtig zusammen.

PP
Was ist denn seit 2007 passiert? Die Veränderung hört ja nicht auf! Wie kamt ihr also auf die Idee, NO COMPLY nochmal aufleben zu lassen?

Wagilö
Weil wir damals jedes Wochenende auf Konzerten oder im Proberaum verbracht hatten. Das war geil! Das hat uns natürlich geprägt und irgendwo hat jedem von uns etwas gefehlt die letzten Jahre.

Daniel
Weil’s all die Jahre immer noch bei jedem präsent war. Es gab Zeiten wo wir uns sehr wenig gesehen haben, dann wieder oft, auch durch die Kinder, da drei von uns inzwischen Kinder haben. Der Einzige, der zum Glück gefehlt hat, war Ingo, der inzwischen in Hamburg lebt. Jeder hat sich, glaube ich, von dem Zwang gelöst, was tun zu MÜSSEN. Wir waren damals auf dem Weg unsere vierte CD einzuspielen. Durch die doch sehr unterschiedlichen Sichtweisen auf die Musik, haben wir uns im Proberaum irgendwie festgefahren. Stundenlang Teile aufnehmen wollen, die nicht passten. Da hat dann der Spaß an der Sache gelitten. Irgendwie hat man dann versucht den Scheiß einzududeln…. Das hat’s nicht gebracht. Keine Konzerte mehr, dann kam einer nicht zur Probe, nächstes Mal ein anderer nicht. Ist dann einfach zerfallen.

Wagilö
An den 10 besten Songs haben wir 3 Jahre lang rumgedoktert, war sich nur noch selten einig….

PP
Das wußte ich ja nicht, daß da ein viertes Album in Arbeit war. Und als ich neulich die letzte CD ausgepackt habe „long way home“ kam mir der Gedanke, daß das irgendwie eine selbsterfüllende Prophezeihung gewesen sein könnte! Von langer Hand geplant!

Wagilö
Klar, wir haben alles vorher gewusst, haha!

Daniel
Vielleicht hat das unbewusst eine Rolle gespielt. Die Hoffnung, daß wir uns wieder zusammenraufen….. Über lange Jahre war das nicht so einfach mit uns. Wir waren sehr verschieden. Und dann ist das natürlich ein langer Weg!

PP
Wieviele Konzerte habt ihr denn gespielt in den 11 Jahren? Und beste Story bis jetzt?

Daniel
Etwas über 100.

Wagilö
Der Bassist pinkelt aus dem 4ten Stock Backstageraum und 2 Minuten später tauchte jemand auf, beschwerte sich, daß wir kein Bier aus dem Fenster kippen sollen. Dann haben wir uns entschuldigt und die Party ging weiter!

Daniel
Bestes Konzert war wohl 2001 WÖRTH CUP (Skateboard Contest). Als Headliner kamen 4LYN und wir durften aber plötzlich nur noch 6 oder 7 Songs spielen, weil deren das Management das so wollte. Die im Publikum sind abgegangen wie Raketen.

Wagilö
Die Stimmung war einfach zu gut für eine Vorband. Frechheit. Wer weiß, vielleicht waren wir auch einfach nur mies, haha! Nein Spass, die Stimmung war einfach nur perfekt!

PP
Ihr seid in Rastatt beheimatet und seid auch wieder im Art Canrobert e.V. in euren ehemaligen Proberaum eingezogen. Was hat sich in der Zeit, in der ihr „Abstinent“ ward verändert?

Daniel
Ziemlich viel und ziemlich krass! Wenn ich noch zwei oder drei Leute kenne, ist es viel! Da ist ganz klar eine neue Generation am Start. Und die kennen uns ja auch alle nicht persönlich. Trotzdem wurden wir aufgenommen, als wären wir nie weg gewesen.

Wagilö
Es hat sich positiv verändert. Ich habe das Gefühl, daß die Politik etwas zurückgenommen wurde und dafür wieder mehr Konzerte stattfinden. Gute Undergroundbands aus allen Ecken des Landes.

Daniel
Wir dürfen da MARY ANN’S KITCHEN dankbar sein, daß dieser Proberaum erhalten blieb und wir ihn nun mit der Nachfolgeband ALTE NEUE TRICKS teilen dürfen. Da sind wir ziemlich dankbar dafür.

Wagilö
Das war wie nach Hause kommen.

Daniel
Und wir dürfen bald unser erstes Konzert dort spielen. Übrigens am 17.05.! Mit uns spielen FOR THE BIRDS aus Achern ihre erste Show. (Auch auf dem Sampler, Anm.d.Verf.)

PP
Seht ihr den politischen Aspekt nicht etwas verklärt, weil ihr Altersmilde geworden seid? Es finden ja beispielsweise Vorträge vom INPUT Rastatt dort statt,

Daniel
Man muß es nicht mehr so nach außen tragen. Man genügt sich ja auch manchmal selbst schon, weiss was man denkt. NO COMPLY war übrigens nie eine politische Band!

PP
Dann komme ich zu meinem Thema dieser Ausgabe „Grauzone“. Was denkt ihr über Grauzone(n)?

Wagilö
Ist ne Neue Deutsche Welle Band.

(schweigen)

Daniel
Das meinst du nicht?

(Kopfschütteln)

(Lachen.)

Wagilö
Ist das ne Anspielung auf meine Haare?

PP
Es ist irgendwie cool, daß dieses Thema an euch vorbeigegangen ist. Ich habe deshalb dieses Thema gewählt, um denen, die die GrauzonenKarte ausspielen (und das bei jeder Gelegenheit) aufzuzeigen, daß es noch mehr Graue Bereiche gibt, vielleicht sogar für manchen Wichtigeres, als mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, nur weil er eben kein politischer oder politisierter Mensch ist.

Was habt ihr euch den für 2014 vorgenommen, außer dem Konzert am 17.05.?

Daniel
Darüber haben wir uns so noch nie richtig Gedanken gemacht. Eigentlich haben wir nicht mehr vor, als uns zu fünft im Proberaum zu treffen und Spaß zu haben! Alles andere kommt von allein.

PP
Wie geht das mit einem Bandmitglied aus Hamburg?

Daniel
Es gibt Nachtbusse!

Wagilö
Ja, Ingo ist klasse, der hat einfach auch Lust, wieder dabei zu sein!

Daniel
Ist großartig wie viel Energie er da reinsteckt. Aber das tun wir natürlich wieder alle!!

PP
Dann danke ich für dieses Interview und wünsche viel Spaß am 17.05. im Art Canrobert

Daniel / Wagilö
Danke dir!

NO COMPLY Members nowadays:
Josl – Bass bei Petricore und Come The Day
Sebi – Drums bei In Schwerer See (Krachige Platten Labelband!)

 

 


	

7inch: aldi ost – aldi ost

Die Single von Aldi Ost heißt genauso wie die Kassette von Aldi Ost. Die hatte ich doch schon. Sind jetzt aber andere Songs drauf.
Ich vermisse sofort einen hinweisenden Aufkleber auf der „neuen“ 7inch.
Aldi Ost nochmal mit sechs Songs. Zuerst denke ich an EggPunk, der grad so bei Arte Tracks gezeigt wurde. Isses aber nicht. Habe ich falsch in Erinnerung (hab ich ja im letzten Review eigentlich schon… jaja).
Also kein Hinweis und falsche Erinnerungen…. da stimmt doch was nicht.

Irgendwie garagige Dead Kennedys gemischt mit guten Sex Pistols. Irgendwo erhaschte ich in „state of the reuinion“ ein kleines Zitat dieser Band (?).
Der Sänger drückt seine Stimme durch eine Distortion. Die Band insgesamt eben sehr garagig, doch auch lärmig, nicht im Sinne der 80er Jahre, wo man die Becken noch mehr scheppern hörte als die Gitarre, nein, das ist schöner hier.
Coole Taktwechsel.
Joah. Gute Sache das, Aldi Ost, ich wünsche mir ein Album mit dem selben Titel.

Erschienen bei Sabotage Records.

interview: #1 – BEN RACKEN – Punkrock, Magdeburg

Vorklapp:
Nach und nach werde ich – bis Weihnachten – mal alle Printinterviews, auch längst verblichener Bands, hier online stellen. Ich pimp die noch ein wenig, Musik, Links, Fotos. IMMER DONNERSTAGS – zur Tea-Time.Auch die bereits veröffentlichten bekommen einen neuen Termin und werden angepasst.
Alle Ausgaben sind Out of Print und werden nicht wieder aufgelegt.
Ausgabe 13 eventuell in 2026!

Ich kenne Ben Racken nun schon seit 2009. Patrick erzählte mir von ihnen, ich lud sie ein und das Artcanrobert in Rastatt sagte ‚ja‘!
Tuba (Gitarre / Gesang), Nico (Bass / Gesang) und Daniel (Ex-Drummer) fuhren also mal sowas um die 1000km (hin und zurück) um mit pADDELNoHNEkANU zum Tanze aufzuspielen. Das war toll!
Was ich bemerkenswert finde an dieser Band, ist, daß sie beharrlich ihr Ding durchziehen. Nun also auch schon zum dritten Mal. Denn die neue Scheibe heisst „III“. Aufgenommen im April, Mai 2013 und erschienen im November auf Vinyl mit beigelegter CD.
Das sie irre coole Jungs sind, wissen sie hoffentlich, und Punk machen, weil es Spaß macht…?

PP
Woher kennt ihr euch und wie kam es zu dieser Besetzung?

NICO
Wir sind Ben Racken geworden, weil die Band ERNÄHRUNGSFEHLER sich aufgelöst hat. Weil der Sänger ausgestiegen ist und der Gitarrist n Bandscheibenvorfall und taube Fingerkuppen hatte. Tuba und ich wollten aber weitermachen und haben Daniel, den Schlagzeuger dann mitgenommen. Der ist aber dann ausgestiegen und Paule hat ihn ersetzt. Ben Racken gibt’s nun seit 2008 und Ernährungsfehler von 1989 bis 92 und 2005 bis 2008. Mit Ernährungsfehler haben wir 4 Platten rausgebracht und mit Ben Racken nun die dritte.

PP
Wie lange seid ihr in dieser Besetzung unterwegs?

PAUL
Drei Jahre werden es im Februar.

PP
Wie bist du denn zur Band gekommen?

PAUL
Mich betrunken beworben.
TUBA
Ich hab Paule angeworben.
PAUL
Mit Pfefferminzbonbons angeworben.

PP
Ihr habt ne neue Scheibe rausgebracht, die ‚III‘ heisst. Man merkt da in jedem Fall in der Titelgebung eine extreme Weiterentwicklung zum Vorgänger ‚II‘. Wie lange habt ihr für die Platte gebraucht und gibt’s Songausschuß?

NICO
Das hast aber schön formuliert. (lacht)
PAUL
Das sind genau die 10 Songs, die wir in der Zeit….
NICO
….weil wir nur gute Songs machen, konnten wir auch alle auf Platte bringen….
PAUL
…ein Jahr lang dran gearbeitet haben. März 2013 haben wir die aufgenommen.

PP
Wer hat sich um den ganzen Kram gekümmert? Habt ihr das selbst rausgebracht oder ist das in Zusammenarbeit mit einem Label entstanden?

PAUL
Von der Sache her ist das ne Eigenproduktion. Aber wir haben in Magdeburg ein relativ großes Label (BANDWORM). Die machen zwar andere Musik aber der Betreiber ist ein guter Bekannter von uns und der hat mit seinem Label ganz andere Drähte und Möglichkeiten.

PP
Würdet ihr sagen, das Magdeburg eine provinzielle Stadt ist?

PAUL
Definitiv!

PP
Ist doch die Hauptstadt Sachen-Anhalts?

PAUL
Dann kannste dir ja ausrechnen, wie die anderen sind.
(gelächter)

PP
Weswegen ich darauf komme ist, weil diese Ausgabe das Thema „Grauzone“ hat und die sich ja meist in der Provinz tummelt. Dort wird selten darüber diskutiert und meist zu wenig dagegen getan.
Gibt’s da bei euch klare Abgrenzungen zwischen Bands und Szene?

TUBA
Ich finde gerade wenn es um so ein sensibles Thema wie „Grauzone“ geht, sollte man nur dem glauben, was man mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört hat. An dem kleinen Fall, als wir selber in die Grauzonenrichtung gesteckt wurden, habe ich gemerkt, daß manche Leute aus der Szene das Thema viel zu uninformiert angehen.
Die übernehmen irgendeine Meinung oder haben was gelesen, meistens im Internet, wo ja jeder die Möglichkeit hat, irgendeinen Quatsch zu schreiben. Ohne das zu überprüfen und zu hinterfragen wird es übernommen. Dann haben sie dich drin in ihrer Schublade „Grauzonen-Band“, weil du diese und jene Freunde hast, die angeblich dies und das gemacht hätten, Dinge, die überhaupt nicht stimmen haarsträubender Quatsch sind. Schlimmerweise spricht niemand selbst mit den Betroffenen und die, die am lautesten schreien, scheinen zu vergessen, dass Punkrock ursprünglich gerade gegen Konformität und Dogmatismus angetreten ist und nicht um zu gefallen oder sich von der Szene-Polizei abnicken zu lassen.

PP
Wie seid ihr denn in diesen Grauzonenbereich gerückt worden?

NICO
Durch eine Bremer Band, die nicht mit uns spielen wollte.
TUBA
Wir wollen das wirklich nicht verharmlosen, wir haben viel geredet, auch mit den Beschuldigten, und reflektiert, in Endeffekt haben wir uns nichts vorzuwerfen, wir kennen uns und unsere Freunde, wir können ehrlichen Herzens in den Spiegel schauen. Ich glaubte niemals, dass in unseren kleinen Kreisen so deutlich betonen zu müssen, weil es eine Selbstverständlichkeit ist, Nazis sind doof und wir und unsere Freund haben nichts mit ihnen zu tun. Punkt.
Aber wer Modelle wie Heimat, Herkunft oder gar Staaten benötigt, um sich und seine Identität zu definieren, ist ein armes Licht und gehört zurecht kritisch hinterfragt. In unserer Gegend gibt es die Tendenz, dass manche junge Leute, auch in ihren Bands, dazu neigen, sich als „ostdeutsch“ zu positionieren.
Es widerstrebt mir, mich mit so einer Heimatidentität auseinander zu setzen. So wie unser Freund Anthrax schon mal sagte: „Heimat und Nationalstaaten sind völlig überholte Konstrukte, die man nicht anerkennen sollte.“

PP
Kommen wir mal wieder zurück zu euch. Über was erzählt ihr denn?

TUBA
Über unser Leben. Über die Liebe, den Tod. Universelle Themen.
NICO
Und Ängste.

PP
Ich habe mal in einem Interview mit euch gelesen, das „Ben Racken“ ein fiktiver Held für euch ist. Und Helden denken ja eigentlich selten über Leben und Tod nach, sondern machen es einfach.

TUBA
Wir leben unser Leben. Denken nicht so viel drüber nach. Wir sehen dieses Leben als großes Geschenk und ich ehre das, in dem ich …
NICO
…auch mal fröhlich bin….

PP
„wir haben uns nie was geschworen, wir waren einfach immer da“
Für wen würdet ihr Helden spielen?

TUBA
Wir spielen jeden Tag den Helden!
NICO
Kannst du doch nen Helden nicht fragen, weil er einfach immer ein Held ist.
TUBA
Nico ist jeden Tag ein Held für arme, kranke Kreaturen und bringt sie wieder auf die Beine. Paule ist jeden Tag ein Held für Jugendliche, die es nicht so leicht haben, wie andere. Und ich, ich bin Held für meine Kinder. Hoffentlich.

PP
Was ist ein erstrebenswertes Ziel? Sprich: für Ben Racken!

PAUL
Die Weltherrschaft!
NICO
Und Platinstatus.
(gelächter)

PP
Ich bin mal danach gefragt worden, ob Familie, Beruf und Punkrock sich nicht widersprüchlich zueinander verhalten. Wie seht ihr das? Passt das nun alles zusammen oder gibt’s da starke Differenzen, die man immer wieder rechtfertigen muß? Was heisstn dann Punkrock 2014 noch?

TUBA
Sich die Freiheit nehmen zu können, zu machen, was man möchte.
NICO
Das ist ebend auch ein Teil von uns, auch wenn wir jetzt ein bisschen älter sind und ne Familie haben, ist das ein Teil unserer Persönlichkeit. Und die leben wir aus.
Und alle die, die das so sagen, wie du beschrieben hast, die schränken sich ganz schön selber ein.
PAUL
Die Legitimation vor dem Gig Schnaps und zwei Bier zu trinken und während des Gigs auch!

PP
Magdeburg: Welche Bands sind in eurer Provinz gerade total angesagt?

NICO
Pazor Vlak
TUBA
Lärrys Motz
NICO
Bikinimusik.
PAUL
Ganz viele große Bands, aber die alle aufzuzählen….

PP
Schlusswort:

TUBA
Wir haben viele Ziele erreicht, die wir wollten. 2 Mal im Monat n Gig, drei Platten raus, wir amüsieren uns zusammen, das ist alles was wir wollen.

PP
Bedankt.
(nuschel)
War das aufregend!

LP: petrograd – abc (reissue)

Ein weiterer Reissue der mich erreicht ist die Platte „abc“ von der Band Petrograd.
Sagte mir bis dato nüscht, aber es geht gleich richtig gut los. Melodischer Punkrock mit englischen Texten aus Luxembourg.
Nach 25 Jahren hat „abc“ einen neuen Release erfahren durch Sabotage Records. Remastered!
Band ist wohl wieder oder noch unterwegs. Habe sie im P8 leider verpasst!

Es geht los mit einem Pianointro, und ich muss gestehen, ich hatt eirgendwie volle Power Hardcore erwartet, dass mich erstmal so gar nicht abholt.
Bei „he calls it freedom“ und „october“ fällt mir direkt auf, dass der Gesang etwas zu leise ist, im Verhältnis zu den extrem fetten Gitarren.
Der Musik macht das keinen Abbruch. Ich hab das Gefühl, ich kenne diesen Sound, diese Spielart. Wart ihr mal in Baden-Baden?

Dieser Emo-Sound, Leatherface, gepaart mit vielen musikalischen Ideen, ist sowas typisches für die 90er, auf dem Weg in die 2000er. Es gibt auch einen reinen Elektro-Track.
Wilde Mischung!
„100 acre woods“ finde ich echt arg.
Aber im Gesamtbild der Platte funktioniert das! Mal flott, sehr melodisch, die Stimmen wechseln sich ab. Petrograd machen Indie-Punk, Emo-Hardcore.
„reminder“ ist in seiner Einfachheit, auch in den Lyrics, nämlich das die Welt wunderschön ist, komplett abholt! Ordentliche 6 Minuten 13. Yeees!
Diese ungewöhnliche Herangehensweise braucht bei mir schon dann den dritten Durchlauf, um wirklich anzukommen, aber genau dazu ist ja Musik da, finde ich, dass sie nicht immer sofort zündet. Ist ja bei der Liebe genauso, zwinker!

Schöne Platte, wirklich. Abwechslungsreich. Danke für diesen Re-Release!
Gibt es bei Sabotage Records.
Bestellt dort was, er hat auch immer gute Cheapos am Start!

interview: #1 – klappstuhl gang – Punkrock, Rastatt

Vorklapp:
Nach und nach werde ich – bis Weihnachten – mal alle Printinterviews, auch längst verblichener Bands, hier online stellen. Ich pimp die noch ein wenig, Musik, Links, Fotos. IMMER DONNERSTAGS – zur Tea-Time.Auch die bereits veröffentlichten bekommen einen neuen Termin und werden angepasst.
Alle Ausgaben sind Out of Print und werden nicht wieder aufgelegt.
Ausgabe 13 eventuell in 2026!

Kurzinterview KLAPPSTUHL GANG – Punkrock aus Rastatt. Heute heißen sie (auch schon lange) KRASSER-FAHRSTIL

PP
Moin! Dann stellt euch doch mal kurz vor!  (wer, wo und seit wann?)

Marcus
Hallo,ich bin der Marcus und ich komme aus der „Wallhalla“ in Rastatt.
Ich schätze ende 2011 hab ich mit Christian zusammen den Klappstuhl ausgegraben.
Ich übernehme seitdem den Gesang und Gitarre.Wir musizieren in der „mitte-unten-links“.

Tim
Hi, ich bin Tim vom südlichen ende der Stadt, ich spiele die elektrische Bassgitarre und unterstütze Marcus und Christian seit letztem Sommer.

Jonathan
Jonathan, 2.Gitarre, seit bald einem halben Jahr halt ich diese Typen jetzt schon aus.

Christian
Christian, Schlagzeug. Wie schon gesagt bin ich seit Anfang an dabei.

PP
Wie kommt man dazu, in der Provinz so ungewöhnlichen Punkrock wie ihr zu machen?

Marcus
Langeweile ? Drogenkonsum ? Die innere leere ? …ich glaube so ungewöhnlich sind wir nicht. Ungewöhnlich ist nur, das ich mein „Dingsbums“ wieder nicht finde. Hast du’s gesehen?

Christian
Nein. Guck doch mal bei der Blumenvase.

Marcus
Äh…Irgendwie ist doch eh alles schon einmal da gewesen und wir werden wahrscheinlich nur noch eine Retrowelle nach der anderen erleben…

Jonathan
So sieht’s aus.

Marcus:
Ja…und ob das jetzt furchtbar neu,innovativ,wegweisend oder ausgeflippt ist,bzw. wird was wir machen interessiert mich nicht.Sicher wäre das ganz nett,jeden Tag mit den Bands aus meiner Plattensammlung abzuhängen und mit denen in einer Liga zu spielen …aber Hallo ???
Ich mache Punkrock weil ich das halt kann und so gut ich das eben kann.Jeder kann das,der eine gut der andere schlechter. Es gibt niemanden der sagt so oder so wird’s gemacht.
Learning by doing,das ist riesig,das fetzt !.Und so versuch ich das, wie ich es eben hin bekomme.
Was andere sagen ? I don’t give a fuck ! Hauptsache ist der Spaß an der Sache. Alles andere egal. Ich hab mich schon früh in meiner Jugend in diese Musikrichtung verliebt, das war so ca.’89. Seit dem mag ich das immer noch, mit vielen seiner Ableger…Punkrock ist das Geilste.
Ausser die Kackscheißebands, die gehen nicht !….     …nun ja wer sind die Kackscheißebands?
Sicherlich mag es irgendwo jemanden geben, der sich jetzt denkt …du Lutscher mit deinen Futzies, ihr seit doch auch nur eine Kackscheißeband, Schön, oll er halt weiter leben. Aber er könnte auch da hin gehen,wo die schon hingehen sollten,die mit dem Song Pestperle von einer der genialsten Punkbands beschenkt wurden. : )

Christian
Schön !.Aber die Frage lautete glaube ich…

Marcus:
Ah Ja …mit Langeweile,exzessivem Drogenmissbrauch,einem Equipment und einer Couch! Verführt die Provinz zu so einem bescheuerten Bandnamen 😉
Ich weiß nicht ? sag du mal…

Jonathan
Provinz ? Rastatt ist der scheiß Nabel der Welt ! ^^

C+T.
Ah ja ???

PP
Von was handeln eure Songs?

Christian
Vom härter arbeiten, bunter kaufen, schöner wohnen, schneller ficken.

Jonathan
Unsere Song-texte sind aus dem Leben gegriffen.

Marcus
Ein paar unserer Songs sind Cover-songs oder Interpretationen von Songs die wir mögen und handeln von anderen Menschen in anderen Leben.

PP
Was passiert 2014?

Marcus
Ich hoffe wir gehen ein paar Songs an, die noch unvollendet rumliegen. Und wir bringen sicherlich noch ein Album mit dem Namen ARMCHAIRSUPPORTERS raus ! ( Hallo Julia : )

Tim
Ich werde euch Helfen können, wenn der Rahmen verzogen ist. Ich bin dann Fachmann.

Jonathan
Schwanzgröße und Intelligenzquozient liegen weit jenseits der Raumtemperatur auf einem gut besuchten Klappstuhlgangkonzert.

Das Ende:  …………………………………………………Wir folgen einer Linie, bis in den Tod.

Klappstuhl Gang – AA

selber Song, eine Weile später als Krasser-Fahrstil

LP: Bambix – what’s in a name (reissue)

Zum 25-jährigen Jubilat bringen Bakraufarfita Records ein Reissue der Bambix Scheibe „what’s in a name“ auf unsere Plattenteller.
Bambix hatten in den vielen Jahren, in denen sie durch Europa, Amerika und Südamerika getourt sind, immer wieder Besetzungswechsel und am Ende blieb immer Wick Bambix, die Sängerin, Gitaristin und Texterin übrig. Sie macht inzwischen solo Musik, ab und an mit einem zweiten Gitarristen.
Ich darf ehrlich gestehen, da ich in den 90ern aufgewachsen bin, dass mich diese Art melodisch und schnell gespielter Punkrock nie interessiert hat. Vor allem haben Bands, die ordentlich Geld damit verdient haben, dafür gesorgt. Das sind ja in der Hauptsache amerikanische Bands gewesen. Nicht Bambix!

„what’s in a name“ ist ein Album, welches in 13 Menschen mit Geschichten aufgeteilt ist. Es geht in jedem Stück um einen andern Menschen, „julie“ und „amy“ cachen mich da in der ersten Runde des Hörens am meisten!
Vor allem gehen alle Geschichten darum, weiterzumachen und zu kämpfen für das, an was man glaubt!
Und mit dem Song über Amy, die der Kopf des Labels Daemon Records in USA ist, ehrte sie damals eines ihrer Vorbilder – und dann veröffenlichte Amy die dritte Bambix Platte „what’s in a name“ tatsächlich auf ihrem Label.
Was ich in meinen Jugendjahren empfand, nämlich das all diese Melodic-Punkbands quasi gleich klingen, kann ich heute sagen: doch, ich höre einen Unterschied! Ich wollte wohl damals nicht.
Bambix stechen durch den wirklich tollen weiblichen Gesang raus. Wick spielt auch noch echt geile Riffs und haut nicht die üblichen Hooks raus. Ab und an ein bisschen NO FX, recht poppig, schafft es ihre Melodien in schöne Bögen zu spannen. Also nicht einfach „nur“ ein Riff und eine Melodie dazu, diese Melodien werden dann auch weitergezogen ins nächste Riff.

Ein schöner, für mich überraschender, Reissue. Keine Ahnung, ob die Platte damals steil gegangen ist, verdient hätte sie das auf jeden Fall!
Ursprünglich erchienen bei Vitaminepillen Records, ein wirklich bekanntes und umtriebiges Label aus NRW (glaube ich). Auf jeden Fall kam auch Knochenfabrik bei ihm raus – und einige andere heute noch spielende Bands!

Gibt es also bei Bakraufarfita in schwarz/weiß marmoriert, gelb und schwarz. Wick’s Solo-Platte könnt ihr gleich mitbestellen 😉
Natürlich gibt es die Platte auch im gut sortierten Plattenhandel.

Review kommt auch beim Vinyl-Keks. Yeah!

das aus der jugend – für immer niemals sein wie ihr

Plötzlich sprang mich so ein witziger Bandname an. Demotape von Das Aus der Jugend. Klar, ich habe erstmal Haus gelesen und mich dann auch über meine eigene Blödheit amüsiert.
Wer öfter mal von mir hier liest weiß, ich steh auch Wortspiele, Wortverdrehungen und Wortakrobatik.
Letzteres ist ja ein seltenes Gut im Punk und wurde lange als Studentenpunk abgetan.
Ehrlich gesagt habe ich das Demotape schnell weggelegt, weil es mir viel zu Indie war – und dann kam die Anfrage mit der ersten Platte und ich bin ja auch begeisterter Hörer von Weiterentwicklungen. Also her damit, rauf auf den Plattenteller.

Und was von Flight13 Records kommt kann nicht Fail gehen, meistens, die LP heißt „für immer niemals sein wie ihr“. Wisst ihr jetzt was ich meine? Das ist schon mehr Wortakrobatik. Könnte ja auch nur „niemals so sein wie ihr“ heißen. Wäre aber ein veränderter Sinn und das „immer“ im Satz ohne das „so“ hat sowieso 1000 Mal mehr Wucht.
Und dann guck dir die drei Typen auf dem Cover an! Ich glaub ihnen das. Dieses Setting, in dem sie sitzen, eiskalt ad absurdum geführt; dennoch nicht unmöglich, dass sie das cool finden.
Deshalb werden sie niemals, niemals sein wie ihr. Und ihr nicht wie ihr, oder?

Der angeschnittene Zwetschgenstreusel (übrigens ist gerade in unserer Gegend, so zwischen Bühl und Freiburg sowas von Zwetschgenzeit!) zieht sich dann ganz wunderbar als Reminiszenz an die Beatles auf die Labels weiter: Seite A vollständig, Seite B das abgefutterte Blech.

Während ich das instrumentale Klavier-Intro der Platte anhörte, las ich auf dem Textblatt die Lyrics und empfand sie direkt als gut. Ja, wirklich: gute Lyrics. Witzig. Hintersinnig.
„Künstler aus Süddeutschland“ – „die SPD schiebt ab“ und „Mollies aus Champagnerflaschen“ sind direkt Hingucker und bergen schöne Scherze.
Ja, schön, den Punk kann auch schön.
Schön laut, schön rotzig, schön Fun, Arme in die Luft.

Ich denke kurz, so für ca. 3 einhalb Minuten habe ich Gelegenheit dazu und dann kommt der dritte Titel „ich will dein Hundi sein“ – och neee. Echt jetzt?
Da hab ich mich schon so gar nicht abgeholt gefühlt. Ich hatte sofort „Waldheims Pudel“ von K.G.B. in den Ohren und The Neglected „my dog he licks me to keep my body clean“ – das sind so Songs um einen Song gemacht zu haben. Bleiben kleben wie der feuchte Tropfen einer Nektarine auf dem Küchenboden. Sehr alter Kram, der, in der Hoffnung darauf, das sich nicht „Schimmelkulturen aller Fächer vereinigt euch“ dahinter klebt, nicht mehr in diese Zeit passt.
Aber Das Aus der Jugend möchte uns da sicher ihre Sichtweise näherbringen. Dochdoch, als Künstler aus Süddeutschland hat man in der Geburtenlotterie gewonnen und verspielt nun den Gewinn.
Sie wirken jung, haben aber wohl all die Klassiker der deutschen Musikgeschichte wie Schwämme aufgesogen und nun wird mit Reibeisenstimme rausgeprügelt, was nicht mehr länger in der vollgestellten Studentenküche vor sich hinschlummert.
Ein paar Songs sind irgendwie zu lang, dennoch alles klar, verständlich und äußerst amüsant.

Seite B, das leere Blech, schau dir jetz amol a, was aus derre Jugend worre isch (<— das ist Badisch, oder sowas in der Art) folgt ein Ein-Minutenkracher auf den nächsten. Kaum Luft geholt, geht der nächste Track los. Alle drei Jugendlichen singen, so ist es ordentlich abwechslungsreich und „fick mindestlohn“ ein geiler Hardcore-Refrain. „glockengeläut“ nimmt ein wenig das Tempo raus, um dann mit „wir bauen uns ein haus“ einen Rock’n’Roll-Smasher rauszuhauen und zurecht die Keule gegen Nazi-Opas zu schwingen.
Ey, wenn die wirklich so unverblümt und direkt auch auf den Straßen rumlaufen würden, dieses Aus der Jugend, dann wäre hier einiges echt geradegerückt. Ich höre da eine permanente Wut in den all der Fröhlichkeit!

Die Kritik an der Generation, die Boomer, kriegt ordentlich auch ne verbale Keule:

ich esse Steak, ich trinke Wein,
ich bin ein altes, reiches, weißes Boomer-Schwein
ihr seid so faul, großes Maul
von nichts n Plan eure Armut kotzt mich an
„eure Armut kotzt mich an“

Als wäre das unbedingt berechtigte Kritik an den herrschenden Verhältnissen.
Aber in meiner Jugend habe ich das auch so schon gehört, nur das das Wort Boomer darin nicht vorkam. Es hat sich also nichts verändert. Das ist echt arm.

„Das Aus der Jugend“ ist das sehr gute, wilde Ende dieser Platte und beinhaltet nochmal das anarchistische Komplettpaket theatröses Chaos über Chaos, Piano, dummes Geschwätz über Fußball.

Das Artwork, und all seine wilden Ideen, komplettieren ein Gemälde mit Rahmen, auf Betriebstemperatur und unter einer Minute.
Kaufempfehlung.

Flight 13.

 

dieser ausfürhliche Review ist bereits beim Vinyl-Keks erschienen.
Mit freundlichen Grüßen!

 

LP: hell & back – a constant buzz

Hab ja schon drauf gewartet. Boah war das lang seit dem letzten Release. Drittes Album von Hell & Back.

Mit Gastsängerin Colletti haben sie ein regelmäßige Besucherin beim Hellfest (sag ich nun einfach so, hab sie ja dort auch schon gesehen) und bekannt durch Pascow, mit auf dem Album. Cool. Aber nicht Coolletti (musste der sein, ja, musste sein) denn sie ist cool. Ich mag den Style! Und es ist eh to-tal mutig allein mit einem Instrument auf der Bühne zu stehen!

Das neue Album also “ a constant buzz“ – ich stelle mir direkt so nen roten Knopf vor, da drückt man drauf und dann ringt das die ganze Zeit. riiiiiinnnnnnggggg.
Nervtötend. Ist das gemeint? Oder eher so ein permanentes Tatschen auf den Hinterkopf, hihi.
Keine Sorge, die Musik ist weder nervtötend noch penetrant.
Bei dem Album von Hell & Back „a constant buzz“ handelt es sich um die Zusammenstellung aller auf der Lathé Cut Serie veröffentlichten Songs. Was einfach mal per se eine unfassbar lange und aufwendige Arbeit war.
Dazu gibt es beim ReleaseKonzert (das war schon im November 2024) eine Siebdruck-Variante mit einem Beastie Boys Ripp Off der „hallo nasty“. Saugeil.
Musste ich mir mitnehmen und ja, ich habe auch die babyblaue Vinyl, die dann bei Not Sorry Records erschienen ist. (<—- dort bestellen!)
Das mache ich nicht bei vielen Bands!

Zu den Songs (falls ich etwas in den Reviews zur Lathé Club Serie was vergessen habe) hab ich eigentlich nicht mehr soooo viel zu sagen.
„rat race“ und „space jam“ sind für mich die Hits des Albums. Vielleicht für manchen ein wenig zu offensichtliche Hits, da gibt es sicher mehr zu entdecken.

Supergut aufgenommen, ein wenig haben sie, denke ich, das Tempo reduziert insgesamt.
Ich verfolge sie ja schon einige Jahre und sehe sie desöfteren auf ihrem Festival oder eben (wie im Video) als Vorband zu Kuballa…. würde ich sagen, ich kenne ihren Sound ganz gut.
Sie haben sich jetzt nicht riesig weiterentwickelt, bleiben sich selbst treu. Bauen jetzt nicht total fuzzy ihr Songwriting um. Tortzdem habe ich das Gefühl, dass in den zweieinhalb bis drei Minuten abwechslungsreiches Spiel drinsteckt und auch sehr klar und aufgeräumt wirkt. Alle Songs funktionieren und so funktioniert auch das Gesamtwerk!

Hell & Back. Hot Shit.

 

PS: ich hab diesen Review einfach nicht veröffentlicht…. unglaublich.
11.März, da war er fertig. Nun, auch Monate später immer noch eine super Scheibe! Echt! Drei Herzen von drei.

LP: smackbeat – little letters

Die Platte flattert bei mir rein und haben 11 Songs im Gepäck.
Smackbeat aus Münster.

mit 1999 gehts los, erinnert mich an Green Day; keine Ahnung ob das stimmt, ich kann Green Day heute noch nicht hören.
Mir fallen mit laufender Spielzeit Ramones oder Bad Religion ein, Poppunk ohne Ende da drin, das läuft glatt durch.
Top Sound, schön ausgewogen. Der Gesang ist superklar zu hören; was mich auch dazu bringt zu fragen, was denn da in „last summer“ los ist?

Per se keine schlechte Musik, wirklich nicht. Der Pop“punk“, den da Smackbeat kredenzen ist fachlich sicherlich erste Sahne, bei mir wird die aber sauer.
„song for nolti“ ist eine schöne Hommage an englischen Punkrock im Midtempo. Die Band versteht wirklich gute Hooks zu schreiben und nervt mich hart damit.

Monasteria Records dort gibts die Scheibe. Veilchenblaues Vinyl. Total gelbes Cover mit hübschen Buchstaben drauf.

LP: the midlandfuckers – anthropogenic chaos

Die The Midlandfuckers hatten mir ein wundervolles Paket mit total echter schweizer Lieblingsschokolade gepackt.
Die habe ich, Stück für Stück, erstmal genossen und mir dabei diese Platte namens „anthropogenic chaos“ angehört. Das ein wenig zur Verzögerung dieses Review geführt.

The Midlandfuckers haben Bambi auf dem Cover. Sieben Songs sind auf dem Vinyl zu finden. Mich erinnert der Sound und Songwriting schnell an The Lamplighters (aus Köthen) oder auch Überyou.
The Midlandfuckers machen keinen untypischen Sound für eine schweizer Band. Viele Bands aus der Schweiz scheinen auf den klaren Rock’n’Roll-Einschlag im Punk zu stehen.
Und die Band hier mischt da auch noch Oi bei, ein bisschen Hardcore, das klingt alles nicht nach Annodazumal, sondern stürmt frisch in die Ohren!

Nach ihrer ersten 10″ EP „tinder match“ ist einiges passiert im Sound, doch bleibt sich die Band in den Themen treu. Besagte EP handelt von unserer übersexualisierten Gesellschaft und so packt die Band auch weiterhin politische und soziale Themen an.
Das war eine ganze Zeit in den Genres Oi und Hardcore nicht wirklich präsent.

Anspieltipps sind „hymn of the poor“ und „break the chains“, die ich musikalisch richtig gut finde.
Ein wenig ab fällt die Hymne „alcohol“ – das ist mir way too eingängig, aber hej, hört selbst! Und auf den Off-Beat hätte ich auch gut und gerne verzichten können, er passt nicht so richtig ins Gesamtbild, wobei das Abwechslungsreiche ja gerade ihr Markenzeichen ist!

Ziemlich guter Sound, wer auf singalong Punkrock steht, zum Abfeiern aber auch kritisch seine Meinung zu äußern, ist hier genau richtig.

Wo ihr das Vinyl bekommt – im Shop des Labels steht es (noch ?) nicht – kann ich euch leider nicht sagen. Schreibt die Band doch einfach bei Insta an (erster Link oben)!