review: Tourette’s – confidence in disorder MC

Ein neuer Kontakt, eine neue Band und ein Blick über den Tellerrand, denn nicht alles in Mönchengladbach ist düster und melancholisch. Die Tourette’s gibt es seit Ende der 1990er Jahre und machen seither einen recht eingängigen Poppunk. Mal etwas progressiver (Invasion EP), mal mehr Melodycore, schnell und mit vielen Singalongs (Demo & Live Tape).
Nun bekomme ich von dieser Band gleich die letzten beiden Tapes ins Deck gespült. „confidence in disorder“ ist aus dem letzten Jahr, davor gab es ein Demo in 2018. Beides als MC vorliegend oder bei Bandcamp.
Ich mag mich sehr gerne hier allerdings nur auf den letzten und aktuellen Release konzenrieren, das Demo markiert den Wiedereinstieg der Band, nachdem sie sich 2007 aufgelöst hatten. In der Zwischenzeit begab man sich in Ehen, zeugte Kinder und beschäftigte sich nicht so sehr mit Musik.
2017 folgte die Reunion, Tourette’s spielten das Demo ein und reisten im Support durch einige europäische Länder. Soweit der Infozettel.

Bei der vorliegenden EP „confidence is disorder“ punkrockt die Band im Midtempo, druckvoll und abwechslungreich ihren Gladbachstyle. Die Songs sind bereits 2019 aufgenommen worden, gemischt dann in der Kultube.
Mich erinnern sie an Drunk Motorcycle Boy, nicht ganz so poppig, dafür aber auch mit viel Spaß und Freude in den Instrumenten.
Die Band dürfte live ordentlich Fun bringen!
Ein gutes Gespür für Hooklines und Songwriting. Für mich ist der einzige Wehrmutstropfen die Wohohoho-Chöre. Ist nicht so meins.
Was ich wiederum total klasse finde, die Band released ziemlich konsequent auf MC. Das ist schon was besonderes in dieses Zeiten!
Tape ist rot, Einleger mit Lyrics, vermutlich gibts so 100 Stück davon.
Hier entlang: Dr. Skap Records

fanzine: Letzte Oelung #2 (drei vollendete Kurzgeschichten)

Mal nur lesen. Keine Bilder, keine Musik dazu.
Karl Knochen schreibt drei Kurzgeschichten, Konsti macht das Artwork. Und bevor ich mich den Geschichten des Autors widme, erst das Artwork.
Die „letzte Oelung“ erscheint wohl ein mal im Jahr, jedenfalls, lief es bisher darauf hinaus. Es gibt eine Art Nachwort, denn „Addendunm“ bedeutet, es wird etwas angehängt. Im Grunde verstehe ich es nicht, haha, das ist mir zu intellektuell.
Diese 21 Seiten fallen mir aus dem eigentlichen Heft entgegen. Nein, es ist schon ein kleines Buch, denn es ist mehr Hard- als Softcover. Print auf sehr schwerem Karton. Das Cover ist von Regina Zindler. Ist aber wohl erst der dritte Akt. Die ersten beiden Akte befinden sich in einem A5er Zine mit einem extra-schmalen Einband, auf dem eingeladen wird mit „mach’s dir gemütlich“. Auch dieses Artwork ist sehr minimalistisch aufgemacht und auf gelben Karton gedruckt. Ich mag das wirklich sehr. Eine wilde Mischung aus Reclamgelb und Kunstpunk.

Denn das ist in den Geschichten: melancholischer Punkrock.
Die erste Story über Majo, ein junger Mann, der damit klar kommt, dass er halt mit Hoffi unterwegs sein kann, nicht mit Saskia. Sie nimmt in der Berufsschule nicht wirklich wahr, stelzt mit Plateauschuhen an ihm vorbei. Hoffi und Majo neigen dazu, Einzelgänger retten zu wollen. Enden werden sie in einer recht unübersichtlichen Situation, aus der es keine Rettung mehr gibt.

Und als ich das erste Mal dieses Jahr die Hitze am Badesee aushalte, über die verlorene Ente, die Majo und Hoffi finden, lese, marschiert dieser Dauerbewohner des Badesees an mir vorbei.

Keine Ahnung, ob er inzwischen von verschiedenen Leuten unterschiedliche Namen bekommen hat. Er kann wohl nicht mehr fliegen und hat sein zuhause gefunden. Im Winter ist es still, im Sommer wird er überflutet von menschlichen Leibern, dünnen, dicken, verbrannt betrunkenen, Tangahintern, Kindern, Möchtegernlustigen, die ihm hinterherlaufen und ihn versuchen zu foppen.

Über die zweite Geschichte „Kosmos Garten“ verrate ich euch nichts. Die dritte im Addendum „Senfgas oder keine Selbstverständlichkeit“ ist eine Story über Jeka und Senfgas. Wer das ist, der diesen Spitznamen verdient, erfahrt ihr, wenn ihr sie lest. Klar, oder?

Mir gefällt der Schreibstil von Karl Knochen sehr. Diese leise, leichte Melancholie, das Verlorensein der Protagonisten, ohne dabei Loser zu sein. Die außergewöhnliche Alltäglichkeit, in diesen kleinen Kosmen.
Zum Schluß darf man sich über einen letzten Witz freuen, ein paar Notizen eintragen.
Wie schon erwähnt ist die Grafik , der Druck sehr hochwertig. Konsti hat auch einen eigenen Blog gafas del rigor cassettes.
Das Heft ist für 3,50€ zu bekommen beim Autor selbst. Bei Kink Records in Heidelberg und dem The Needle and the Damage done Plattenladen in Leipzig.

review: KaputKrauts – quo vadis, arschloch? & strasse kreuzung hochhaus antenne

Ich könnte schwören, ich habe eines meiner ersten Reviews, damals war der Blog der Postille noch bei Blogsport, über die „Strasse, Kreuzung, Hochhaus, Antenne“ der KaputKrauts geschrieben. Doch mein Hirn scheint sich zu täuschen. Ich finde es nicht. Nirgendwo, nicht auf der Festplatte, einfach weg!
Wie kann etwas im Internet verschwinden? Verschwörungstheorien besagen, dass alle gespeichert wird.
Kurze Einleitung, denn im Grunde gibt es schon eine Menge zu erzählen zu diesen famosen Platten!

Angefangen hat die Band mit der Split LP „Bombing your Kleinstadt“ und, gefühlt, damals mit Nein Nein Nein Massstäbe in Sachen intelligenten und eigenständigem Punk gesetzt. Massstäbe, die ich bis heute noch bei keiner Band wirklich wiederentdeckt habe.
Dazu kam, dass sich die KaputKrauts permanent auf Achse befunden haben und man sie wohl jedes Jahr ein bis zwei Mal in seiner Nähe live erleben konnte.
Es kam der erste Longplayer „quo vadis, arschloch?“, der 2008 bei TwistedChords erschien. Ich bin damals noch nicht so sehr auf die Band eingesteigen, mir war das zu ernst gemeint. Ich hatte die feine Ironie zwischen den Zeilen noch nicht erkannt.

„making punk a threat again!“
tausend mal gehört, tausend mal ist nichts passiert
daily terror – coverbands
tausend mal gehoert, und niemals interessiert

ein haufen kotze in den nacken der gesellschaft
oder zumindest vor den aldi oder so
ein haeufchen elend vor dem bahnhof deiner kleinstadt
eine in selbstmitleid ertraenkte rebellion
(aus „gemütlichkeitspunk not dead“)

Sehr sehr viele Konzerte später, ich erinnere mich daran, das die Band sich auch aufteile auf diverse Städte und proben mehr oder weniger vor gemeinsamen Konzerten stattfand? Erschien 2012 dann der zweite, und momentan letzte Longplayer, mit dem seltsamen Titel „Strasse Kreuzung Hochhaus Antenne“. Im Zusammenhang mit dem Cover macht das irgendwie Sinn, der Gesamtzusammenhang fehlt mir heute noch.
Jedenfalls: es gefielen mir durchweg alle Songs, die immer tiefgründig, zweideutig eindeutig ins Gesicht.
„erlebniskosmetik“ „im netz und doppeltem boden“ „das mag alles stimmen, ich glaube es nicht“
Musikalisch ein Freude. Spielerlebnis, eine Melodie nach der anderern wird zersetzt und geradezu verbrannt, Idee werden nicht geklaut, sie werden am Fliessband gezündet und zur Explosion gebracht. Und Pascow haben doch sicher hier ein paar ihrer Gitarrenmelodien gezockt, oder?
Quasi der Ideereichtum von Japanische Kampfhörspiele nur ohne Grindcoregeballer.

Weitermachen!
Kaufen des Tapes hier:
Coop von Black Cat Tapes und Twisted Chords.
Pappschuber. A4 Faltblatt mit dem Covermotiv, DL-Code.

review: Friedemann – in der Gegenwart der Zukunft LP

Friedemann trägt sich auf seiner 180 gr Vinyl-Scheibe und diesem wieder superschönen Artwork, mit seiner tiefen Traurigkeit gleich im ersten Song weit in meine Ohren.
Es ist ein wunderschön politischer Song „das Sammeln von Licht“; wobei das Licht wohl viel Ideal, viel Freiheit, viel Leben meint, welches man in einem Korb sammelt, um es mit Freu(n)den zu teilen.

Und ich habe direkt das Gefühl, dass ich jetzt gar nicht auf jeden einzelnen Song eingehenden muss, oder will, denn selbstverständlich ist das was Friedmann macht, genau das, was mich gerade aus den Boxen anlacht: Lebendigkeit! Inzwischen dürfte er ja, auch durch C.O.R., sein freies Denken bekannt sein, sein klarer Antifaschismus, seine Liebe und sein Zweifel am Menschen. Hier also die aktuelle Scheibe „in der Gegenwart der Zukunft“
Vor 10, 15 Jahren hatte das Gefühl, dass diese Art des Vortrags so gar nicht mein Fall ist. Oder ich hab einfach einen sehr langen Anlauf gebraucht. Oder das Verständnis dafür, was Punk tatsächlich ist: mach, was du willst und wie du es kannst. Dein persönliches Schubladendenken völlig irrelevant.
Wie soll ich das nun ausdrücken: die musikalische Person Friedemann hat für mich eine Harmonie bekommen, eine Sehnsucht, eine Ausdrucksweise die ich sehr gut nachvollziehen kann.
Eventuell habe ich es inzwischen aber auch geschafft, eben jene sehnsüchtige Art, die nach einigen Songs, ihr wisst, diese Nachdenklichkeit Friedemanns, mental etwas nach unten zieht. Oder anders formuliert, etwas Soghaftes hat, sodass ich es schwierig finde mir 45 Minuten am Stück anzuhören. Ich schaffe eine Seite, mache eine Pause, reflektiere, dann höre ich die nächste Seite.
Es ist nicht so, dass nicht auch lebendige, fröhliche Songs auf der Platte zu finden sind „wo wir ankommen“ ist ein schönes Beispiel.

Der Longplayer widerspiegelt ein Leben. Und das ist halt ne ganze Menge für die dann doch kurze Laufzeit.
Leben, lieben, fröhlich sein, traurig sein, nachdenken, diskutieren!
Allein die letzten vier Titel beschreiben das alles. „bleib dem Frohsinn treu“ „desillusioniert“ „kleiner Regen“ und zum Abschluss gibt es „einsam“. Gänsehaut.
Die Platte kommt auf 180gr Vinyl, Inside-Out-Cover, Recycling Vinyl, erschienen bei Exile on Mainstream Records.
Ganz vielen Dank, dass ihr mir die Platte zugesandt habt!

review: Nikola Tesla Pandemie Live Sessions Vol.1 MC

Was tun mit leeren Bühnen, deren Stille ohrenbetäubend scheint? Was tun mit verwaisten Bars, auf deren Theken die letzten Tränen kaum getrocknet sind? Was tun mit den Räumen, wo sonst das Leben pulsiert, torkelt, schwitzt und tanzt?

Das fragten sich ein paar (?) oder alle Macher des Nikola Tesla Clubs in Chemnitz und sperrten ein paar Bands, gut desinfiziert versteht sich, in den Club ein und die Aufnahmen auf diesem Tape sind dabei rumgekommen.
New-Wave-Post-Punk Bands, ein bisschen Hardcore, sphärischer Stoner, die auch schon hier besprochenen L’Appel du Vide sind dabei, aber auch Integral, Nowaves, Suralin, Mvrmansk und das Beam Orchestra.
Die aufgenommenen Songs sind durchweg super gespielt und top aufgenommen.
Bevor ich aber Purzelbäume schlage: hört selbst rein. Ich finds großartig!
Seite A und B haben von jeder Band je einen Song zu bieten. Da mir kein Infowisch vorliegt, kann ich euch leider nicht sagen, welche Band hier exklusive Tracks zu bieten hat.

Regelmäßig gibt es nice Playlisten, wöchentlich, wenn ich es richtig gesehen habe. 
Und ich finde es zur Abwechslung mal ganz gut, Livemusik nicht als Stream zu sehen, sondern nur zu hören.
Das Inlay ist defintiv auch noch erwähnenswert, denn es ist zum Auffalten, jede Band hat den Spruch eines bekannten Promis zugeordnet bekommen. Das Artwork ist von Zomba und sehr ansprechend! Jede Band hat so etwas wie eine Spielkarte als Design, eine Karikatur der Band, „awesome Bandinfos“ und eine „pandemic classification“.
Alle Einnahmen gehen zugunsten des Nikola Tesla. Es gibt auch eine Special Edition mit T-Shirt.
Im Tape finde ich aber auch noch den Hinweis, dass es Menschen gibt, die unter unwürdigsten Umständen an den EU-Außengrenzen ausharren müssen, gehen 3€ je Tape an die Organisation Legal Centre Lesvos in Griechenland.

review: Fotokiller – Demo MC

Ich liebe Tapes! Habe ich das schon mal erwähnt? Ich liebe Tapes, bzw. ich liebe sie wieder.  Über dieverse Umzüge dachte ich, und da war dann das Tapedeck auch noch ka.p.u.t.t., „ach, schmeiß doch die Alf-Kassetten endlich weg (und den andern Kram auch)“. Ein paar wenige Mixtapes und Demos habe ich behalten. Einen Schuhkarton voll. Maximal.
Und nun werden meine beiden Tapeschubladen im Plattenschrank immer voller und voller mit coolen Sachen. Und ja, ich nehme es vorweg, auch dieses Tape findet hier einen Platz!

Die Tape-Täter-Szene hat sich wieder geöffnet, für mich ganz klar mit großer Hilfe von Bandcamp. Vielleicht war sie nie weg, ich habs halt nur nicht mitbekommen. Inzwischen habe ich drei funktionierende Decks und vier Überholungsbedürftige hier stehen.
Hier geht aber um Fotokiller. Band aus Berlin, die so nett war, mir ein wenig Gebäck ins Promopäckchen zu backen. Der musikalische Dreier hat sich 2018 gegründet und probt seither, Eigenaussage, in einem unansehnlichen Plattenbau ohne Kiosk oder Toilette. Kenn ich. Also das ohne Toilette proben. Um etwas noch aus ihrem fantastisch formulierten Infowisch zu zitieren:

… dafür aber in repräsentativer Gewerbegebietslage im pulsierenden Berliner Szenebezirk Lichtenberg herumsteht und dort wertvolle Grundstücksfläche für dringend benötigte Yogastudios, Bioläden sowie Seifenmanufakturen blockiert, welche mit an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in spätestens 20 Jahren auch an diesem Flecken betonveredelter Erde herbeigentrifiziert werden.

Diese selbstgetippte A4-Seite wird aber ab einem bestimmten Punkt sehr ernst. Die drei Bandmitglieder, Sofy, Damon und Matze, die schon in Bands wie Hatehug, The Dead Pony Kids oder auch Derbe Lebowski und Femme Krawall spielten, machen keinen Hehl daraus, die letzteren beiden aufgelöst zu haben, wegen eines misogynen Gitarristen.
Ihnen geht es nun in erster Linie darum, die feministische Kritik innerhalb wie außerhalb der Punkszene zu unterstützen, bzw zu vertreten.

So, jetzt aber zur Musik!
Der Sound erinnert mich brutal daran, Achtung Zeitreise, dass man vor 25 Jahren noch auf einem Tascam 488 oder ähnlichen Aufnahmegeräten mit schlappen zwei Mikrofonvorverstärker seine Songs aufgenommen hat.
Das klingt so räudig und so begrüßt mich dann dieses Tape! Fotokiller klingen nicht frisch und modern, keine getrimmten Gitarrenspuren oder sauber gespielte Drums. Die musikalische Ausrichtung ist jetzt auch nicht so unbedingt 21 Jahrhundert.
Was keineswegs rumpelig klingt, nein, ich würde sagen „besonders“. Die ersten beiden Songs ziehen ruch und beim dritten „Isolation“ nimmt die Band Fahrt auf, spielen richtig cool zusammen!

Je länger man sich reinhört, desto mehr zuckt das Tanzbein. New-Wave, ein bisschen düster, ein bisschen punkig. Flanger auf dem Bass, eine begleitende Gitarre, kurze Melodien heitern die leicht gedrückte Stimmung auf, irgendwie Verzerrung auf dem Schlagzeug (ich sag nur: Tascam 488, haha!) und eine ganz klasse Stimme.

Erinnert mich an Hi-Tereska, ach ne, Namedropping spar ich mir, dafür hat die Band auch zu viel Spielerfahrung. Einige Eltern des New-Wave-Punk der 70er/80er Jahre könnte ich noch nennen, aber macht euch selbst ein Bild.
Apropos, die Texte sehr bildhaft.
Anspieltipps sind „Babel of tongues“ und „City lights“.
Der Nächste Release kommt hoffentlich bald. Wer ein Tape möchte, vermtl die Band selbst mal bei FB oder Bandcamp anschreiben.

fanzine: Trust #207/02 April/Mai 2021

Das Trust Nummer 207 ist mir mal wieder eine kleine Review wert. 
Das Magazin erscheint seit vielen Jahren regelmäßig, ich hab ein Abo seit vielen Jahren, und irgendwie gehen wohl die meisten, so auch ich, nach so vielen Jahren mit dem Heft um, wie mit einem Freund. Mal ruft man an, sprich: schreibt ein paar Worte darüber, mal hat man schon Schwierigkeiten, eine einfach Postkarte zum Gruß zu verfassen, sprich: man blättert nur durch.
Klare, bleibende Elemente sind das Layout, schwarzer Rand, weißes, das Papier.
Direkt gefreut habe ich mich über das kurze, vorstellende Interview von Modern Illusion Records, deren Tape-Veröffentlichungen ich schon alle hier mal besprochen habe. 
Dieses Jahr wird wohl ihre erste Vinyl-Veröffentlichung folgen. Apropos, es gibt ein Interview mit Optimal Media, die sich vor allem darum bemühen beim Pressen eine 1A-CO2-Bilanz vorweisen zu können. Das fängt bei den Produktionsprozessen an und geht über Recycling Vinyl bis zur Nutzung der Hitze, die beim Prozess entsteht.
Ein gutes und interessantes Interview mit Ronja, Kollegin und Redaktionleieterin der Plastic Bomb, Jan Röhlk hat ausführlich mit ihr gesprochen. Nicht nur über alles, was mal war bei der Bombe, sondern auch den neuesten Entwicklungen und Ereignissen zum Thema „punktoo-Bewegung“.
Gibt dann gibt es noch die Reptilians from Andromeda, Nobelschrott und Kali Masi, die ich bisher nicht kenne. Ich hör mal rein!
Da bin ich auch schon bei den Reviews, in denen ich erfreulicherweise diesmal eine recht hohe Deckungsgleiche an Bands, die hier wie dort besprochen wurden, entdecke.
Tolle Ausgabe, wieder mal.

Danke.

fanzine: Ruebenmus #4

Rübenmus, schon die Nummer 4, ein junges Fanzine welches sich in meiner Welt quasi erst vor einem halben Jahr gegründet hat. Zack! – schon Ausgabe 4 raus. So klaffen manchmal gefühlte und echte Wirklichkeit auseinander.
Glücklicherweise haben die Rübenmusis das „Ultra Systrempresse-Siegel“, ich hätte das auch gerne, wo gibts das denn?, welches sie ganz klar auf die wirkliche Welt-Seite stellt.
Fleißig sind die Punx unerhörterweise also, jede Ausgabe, so fühlt es sich an, wird jede Ausgabe dicker. Mehr Stoff, also zum Lesen. Das Dosenbier schlucken wir immer noch alle allein zuhause (oder heimlich in der Tiefgarage umme Ecke, gebt es zu!)
Interviews mit den Geheimratszecken, „with OI to hope„, einer echt cuulen Soli Aktion mit Sampler, der Band Scheisse und einem herrlich gegensätzlichen Pärchen: „Punk is tot“ vs. „Weiterentwicklungen im Punk“.
Ihren Stil haben Szenepolizist und de Wessi gefunden, er ist gleichbleibend hübsch punkig anzuschauen. Seid ihr beiden das auf dem Cover? Dit is aba keen Punk, ihr schaut aus, wie Studis auf ner Bad Taste Party, haha. Dit raff ich eh nie. Punk. Ist doch tot, gell!
Irre, ironische, ernst gemeinte Berichte, zum Beispiel „Hundertprozent Arschl*chdichte (gefühlt)“ – ihr merkt schon: mit den Themen haben sie bei mir ein gemeinsames Interesse geweckt. Rubrik „Rübe ab“ wird das Buch „Hamburg Calling – Punk und Underground“ verrissen; ich fands ja ganz gut. Aba ich bin ja auch voll nich Punk. Ich komm ja ausser Provinz.  Der Autor eigentlich nur darauf, dass er den Typen, der das Buch verzapft hat, für zu alt findet und den Podcast den er gehört hat war Scheisse.
Ich meine, viele Punks haben das Gefühl, dass das was andere als Punk verkaufen Scheisse ist. Ich kann das nachvollziehen, ist mir aber auch schießegal.
Dann jibbet noch jeweils zwei Reviews, jeder der Herausgeber schreibt also seine 2Cents zu etwas. Find ich gut. Kann ich folgen!
Beispielsweise dieses kleine Provinzheftchen hat einen Bonuspunkt bekommen wegen des Ausmalbildes in der Mitte des Hefts (Ausgabe 6). Fein. Herzlichen Dank für die Blumen, die ich nur zu gerne zurückwerfe!
Ich macht ein super Heft, macht bitte weiter so!
Rübenmus hier oder bei FB oder mail

review: BÜCHSE – Tumulte LP

„Tumulte“ ist ja mal ne Ankündigung für ein erstes Album. Mir sagte die Band Büchse nichts, ich bekam eine unverfängliche, freundliche Anfrage.
Spontan nahm ich mich ihrer an und mein Stapel an zu hörenden Platten wuchs weiter an.
Zeit vergeht.

Ich packe die Platte mal spontan aus, freue mich direkt, ein grandioses Innenleben tritt hervor. Plakat, Platte, Booklet und: guter Musik auf Vinyl.
Ausm Saarland kenn ich nur Pascow. Glaube ich.
Ins Ohr flattern mir aber, zu meiner Überraschung, kein Deutschpunk, nicht mal Ansatzweise Punk, oder doch?, sondern Synthie, Drumcomputer, Gitarre und Sprechgesang.
Mit genau dieser Reduziertheit punkten der Dreier schon mal richtig hoch! Was ein bisschen Elektronik und Gitarren so ausmachen können. Die Lyrics sind sehr menschlich, solidarisch, offen und kommunikativ. Auch das sticht aus der breien Masse weit heraus! Die Texte machen wirklich Spaß. Ich hoffe, euer Mucke kommt im Radio, dass auch mal der Spack von nebenan mal hört wie man Sprechgesang mit Hirn zusammenbringen kann.

Cooler Song und cooles Video von Büchse über Coming of Age aufm Dorf.
Saarland in schlau.

Insgesamt echt mutig, so nem alten Punker die toll aufgemachte und gespielte Platte zuzuschicken. Ich springe also vom Tellerrand in einen Rap und Indierock-Gebräu, welches ich so noch nicht gehört habe. Aber meine Old-School-Freunde hören heute auch noch Such A Surge und zahlen viel Geld für deren LPs; for what?
Manche Musik ist halt zeitgemäß und kommt über diese Zeit auch nicht hinaus. Vielleicht weil sie zu experimentell und zu speziell ist.
Bei Büchse hab ich echt Hoffnung. Ein paar gute Musiker mit viel Phantasie für Story-telling und dieses in gute Lyrics verpackt. Gönnt euch.
Da geht noch was.
Das Chartpunklabel Bakraufarfita jedenfalls passt schon mal wie die Faust aufs Auge.

buch: GARY FLANELL – angst vor blauem himmel

Angst vor blauen Himmel“ ist der Titel von Gary Flanell’s zweiten Werk nach „Stuntman Unterwasser“. Er selbst ist oder war Fanzine-Macher (Renfield-Fanzine), Musiker, DJ. Euch ist er hier bekannt durch seine famose Split-MC rebok. Yeah. Es finden sich 35 Kurzgeschichten und Gedichte auf 207 Seiten, das ist ne ganz ordentliche Zusammenstellung, bzw ein respektabler Output.
Es geht um melancholische Lappen, DJs, die ihr Programm zusammenstellen, trotzdem ein nie zufriedenes Publikum haben, pubertierende Punks und andere, völlig absurde Geschichten. Völlig, nein, sicher nicht; da steckt jede Menge Leben drin!
Gleich die erste Story „Vom Verschwinden einer Fluse“ ist schön schräg, kurzweilig, punkig, ein toller Opener! Weil Fluse anders gemeint ist, als es der Titel verrät.
Die Kurzgeschichten sind mal kurz, erstrecken sich über eine Seite und mal etwas länger, wo sie dann auch mal 5-7 Seiten füllen. Mit diesem „was sie schon immer nicht wissen wollten“, schließe ich die kleine Story an, dass ich das Buch letzten Spätsommer gelesen habe und gerade am Badesee lag, als ich diesen Review in mein Diktaphon sprach. Das höre ich am Rauschen der klitzekleinen Badewellen, die all die Menschen machen mit ihren Gummidingern, wenn sie sich darauf rumwälzen. Das abgefahrenste Teil, an das ich mich erinnere, ist eine Badeinsel auf der mindestens vier Personen sitzend Platz haben. Aufblasbar und groß wie der 7-Meter-Raum vor einem Fussballtor.
Ein Gedicht, welches sehr heraussticht und noch erwähnt sein soll: „Michelle Piccoli Am liebsten ess ich Polizisten“. Wirklich ein Amusement, dies zu lesen.
Ich finde Gary hat einen richtig guten, eingängigen Stil. Es macht richtig Laune seine Geschichten zu lesen! Abwechslung ist immer da, manches mal geht es recht ruppig zur Sache, mal erzählt ein Wal Witze. Ja.
Danke für diese Buch. Wünsche euch auch maximales Lesevergnügen!

Buch gibts von und bei der Edition Subkultur. Und natürlich auch woanders. Da mach ich nur keinen Link für.
Hier sein Facebook-Link.

PS: Ich bin also froh, meine Audionotizen nochmal durchgesehen zu haben, nun steht es geschrieben: kauft dieses Buch.