LP: modern hell – s/t

Modern Hell kommen aus den Tiefen des Murgtals und machen überraschend offenen und mitreißenden Emo-Hardcore.
Kann man das so nennen?
Auf jeden Fall ist es komplett DIY produziert. Geil.

Das selbstbetitelte Debutalbum ist wirklich überraschend gut.
Vier der zwei Kerle kenne ich schon eine ganze Weile. Damals waren Pip und Markus bei Kasino Koschmidder, wo sie noch so typisch dünnen Emo-Punk-Sound gemacht haben, wie Bands auf Lala Schallplatten (Krawehl und Willy Fog, etc. in den 2010ern halt klangen)
Pip spielt auch noch bei Finding Harbours, einer Emoband aus Karlsruhe.

Wie auch immer: der Sound von Modern Hell ist viel fetter und sie haben ein wahrlich abwechslungsreiches Songwriting. Melodic Hardcore meets Emo meets Punk.
Es ist nicht einfach Melodic Hardcore, sondern echt zwischen den Stühlen steht. Einfache Punkriffs treffen auf vertracktere Hardcore-Attitüde. Geshoutete Parts, die trotzdem gesungen sind und nicht so weinerlich, poppiges Gejammer sind, wie so oft bei Vertretern dieses „modernen“ Styles.
Pflichtlektüre. Auf wunderschönem Vinyl
Erschienen bei iwishicouldstay.

LP: smackbeat – little letters

Die Platte flattert bei mir rein und haben 11 Songs im Gepäck.
Smackbeat aus Münster.

mit 1999 gehts los, erinnert mich an Green Day; keine Ahnung ob das stimmt, ich kann Green Day heute noch nicht hören.
Mir fallen mit laufender Spielzeit Ramones oder Bad Religion ein, Poppunk ohne Ende da drin, das läuft glatt durch.
Top Sound, schön ausgewogen. Der Gesang ist superklar zu hören; was mich auch dazu bringt zu fragen, was denn da in „last summer“ los ist?

Per se keine schlechte Musik, wirklich nicht. Der Pop“punk“, den da Smackbeat kredenzen ist fachlich sicherlich erste Sahne, bei mir wird die aber sauer.
„song for nolti“ ist eine schöne Hommage an englischen Punkrock im Midtempo. Die Band versteht wirklich gute Hooks zu schreiben und nervt mich hart damit.

Monasteria Records dort gibts die Scheibe. Veilchenblaues Vinyl. Total gelbes Cover mit hübschen Buchstaben drauf.

LP: mørsch – hohldrehung

Das erste, was mir in den Sinn kommt, als ich diese einseitig bespielte Scheibe der Band Mørsch anhöre ist, dass sie in einer Fahrrinne mit Knud Voss, Litbarski, Herr Paulsen und das Zeitproblem aber vor allem Krawehl schippern.
Was ich richtig gut finde. Denn alle Bands sind gänzlich unterbewertet und fliegen hart unter dem Radar. Klar, in diesem Bereich des deutschsprachigen Punk bewegt man sich meist bewusst genau dort.

Mørschbringen sieben Songs, mir war die Band bis dahin noch nicht bekannt, obschon sie bereits zwei Demos raus haben und nun zwei EP’s on vinyl.
Gleich beim ersten Song „kein disco“ drückt der melancholische Wind der Gitarren durch alle Luken und um alle Ecken. Mit „awwk“ eine Ode an die leidige Selbstoptimierung. Irgendwie klingt da Pascow durch; nicht nur im Gesang, zwinker.
Mørschbleiben aber wesentlich wütender als alle bisher genannten Bands. Das macht sie mir grundsympathischer und ehrlicher, auch mutiger als die meisten. Der gemischte Sound ist knackig und dennoch bleibt er rough, wie die Musik.
Vielleicht haben die Herren auch einiges an Kaputkrauts gehört. Zumindest der Track „abschlag“ über die Menschen, die einem so gar nicht am Herzen liegen, da ziemlich nah dran. Der Text ist schon ziemlich hart, trifft aber das, was man in größeren Städten vermutlich zu oft erlebt: Menschen, die einen brauchen, aber nicht wollen.

Mørschhaben viele Einflüsse und weben sie gekonnt ineinander. Das ist nicht aus einem Guß und macht die Crowd zu ihren mitfeiernden Freunden. Eher drückend und ehrlich. I like.

Vinyl kommt via Elfenart und hat auf Seite zwei die Frontcoverspirale als Siebdruck. Schön.
Alle Songs, bis auf einen, bleiben zwischen eineinhalb und drei Minuten. Nur ein Ausbrecher mit vier Minuten, bleibt aber kurzweilig. 60 Sekunden sind halt manchmal auch 71; und auf englisch; und mit gepfiffenem Solo. Ist doch irgendwie so Knochenfabrik, oder? Nie verstanden, diese Band.

Den Abschluß macht dann der sehr lyrisch wütende Track „schöner tag“.

Dieser Review ist auch – so ähnlich – beim Vinyl-Keks erschienen.

7inch: bent blue /w sunstroke – split

Sunstroke eröffnen diese Split 7Inch, die sie mit Bent Blue teilen.
Sunstroke sind eine Band aus Philadelphia, die ganz klar jede Menge Bands wie Hot Water Music oder Samiam gehört haben; alledings geben sie ihrer Musik etwas Screamo hinzu durch den expressiven Gesang. Der Song „nineteen“ ist ordentlich bärtige Midtempomucke, die sofort mitzieht. Es folgt ein Coversong: sie spielen „salvation“ von den Cranberries. Ist tatsächlich auch ein Stück, was ich seinerzeit echt cool fand.
Coole Band, ich zieh mir dann gleich nochwas von ihnen rein.

Hier ein Video zur Show für Hate5Six (Corona.Show. Falls sich noch jemand erinnert.)

Bent Blue aus San Diego präsentieren sich auf dieser 7inch wesentlich melodischer, nicht ganz so räudig, wie auf den beiden EPs, die ich sehr liebe! Der Sound etwas glatter, geht so Richtung Turnstile, auch singt Sänger Toni Bertolino mehr, als er bisher die Worte aus der Kehlkopfgegend krakehlt hat.
Folglich passt auch der Track von One Last Wish „three unkind silences“ ziemlich gut zu dieser Herangehensweise.

Hier ein Video zum titelgebenden Track der letzten EP.

Ich habe mir drei von Dingern aus USA von War Records kommen lassen, wer eine möchte, schicke mir eine Mail oder DM via Insta.
Vinyl ist lila-transparent mit Schlieren.
Beim Zine gab es das in Orange.

video: NO°RD – wir

Die zweite Videoauskopplung „wir“ schließt mit der Story im Grunde da an, wo der letzte Clip „Horizont“.
Der Schlafanzugmensch schlurft weiter durch sein Leben, in die nächste Kneipe.
Wähnt sich sicher, doch was ist schon sicher? Dieses Leben?

Vorgeschmack auf das kommende Album „Böse Wetter“.
Bleibt dran und schaut, ob und wie diese Story weitergeht!

LP: frachter – bad sterben

Frachter, eine Band aus Weimar, wo liegt das eigentlich? Ein Ort irgendeines Dichters, glaub ich, da kommen Frachter her, die schon in 2016 ihr erstes Demo veröffentlichten.
Mich erinnert das sofort an Kitt Wolkenflitzer, Herr Paulsen und das Zeitproblem oder Lygo. Nicht ganz so „schreiig“, mehr Indie, mehr Emopunk,
aber von vorn:

Der Frachter legt ab mit dem ersten Track der Platte Bad Sterben. Der lakonische Gesang von Jochen, dem Sänger und Gitarristen von Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen kommt mir in den Sinn; dabei ist Weimar tatsächlich weit weg von Flensburg oder Kiel.
Sie haben auf jeden Fall die „richtigen“ Vorbilder, die sie in den Titeln auch benennen, wie Graf Zahl oder ….but sterben zum Beispiel. Das ist schon alles hoch melodisch und hat doch so einige schöne Textzeilen, viel Ironie zwischen und in den Zeilen.

denn perfekt ist nur der tod

die Tischdecke bleibt kleinkariert
genauso wie die Köpfe
(Atacama)

Das gefällt mir richtig richtig gut, was die Band da macht. Abwechslungsreiches Songwriting! Die Songs „zylinder“ und „keine szene machen“ gehen ineinander über, durch ein Break ins andere.
In Letzterem dreht es sich um eine Liebeserklärung an eben die eigene Szene, davon ein Teil sein zu dürfen, sich sicher fühlen kann, aufgehoben. Was man kreativ und subversiv erschaffen kann. Im letzten Satz bekommt das noch einen Twist, ein klein wenig erhobenen Zeigefinger, denn ob der Jugend der Band ist das entschuldbar:

eine Szene nimmt eine Menge in Kauf
weil sich das einfach besser verkauft
aber hey alles cool
ich will keine Szene machen
es war schon immer so
und dabei sollten wir es belassen

So ein kleiner Wink, dass eben auch eine coole Szene ins Konservative abrutschen kann; eingefahren wird. Sollten wir es also belassen?

Die Worte gebe ich mit auf den Weg.
Ein paar Shows spielen sie auch, schaut mal bei FB.
Album ist am 17.02. erschienen. Mein Review so ähnlich auch beim Vinyl-Keks.
Käuflich zu erwerben direkt beim Label gunner-records.
Ein Video gibt es zu „homo faber“ – ein Track, der mich nun an Captain Planet erinnert. Das Album kann echt nur gut sein, wenn ihr auch nur annähernd etwas mit den genannten Bands anfangen könnt!

und ganz aktuell gibt es noch einen Clip zu „schnauzbert“

Jubiläumskonzert: 17.12. in der alten Hackerei in Karlsruhe

Ein klein Wenig Werbung in eigener Sache.

20 Jahre pADDELNoHNEkANU sind ein Grund zu feiern.
wir haben dazu die famosen No°rd aus Dortmund eingeladen und Kraus Glucke Weltverschwörung aus Konstanz.

19 Uhr Einlass, 2030 Uhr gehts los!
Karten gibts bei der Hackerei.

festival: gutensglück #1 16.09.2022 – von hölle / kurzinti

Roger (Gitarre / Gesang) haben uns vor ein paar Jahren mal schon in der Gegend um Magdeburg kennengelernt.
Von Hölle gibt es nun doch schon seit ein paar Tagen, wie bei den meisten Bands gab es kleinere Veränderungen, und sie hatten das Vergnügen nun mal zu Viert aufzutreten. Jens (Drums), Laui (Bass) und Rudi ist „der Neue“ an der Klampfe; seit ca. 2018.
Das erste Album bevor Rudi dazu kam heißt „alles muss raus“

Im Kurzinti hat mir Roger verraten, dass Von Hölle seit geraumer Zeit an neuen Songs wurschtelt. Sie nehmen im Proberaum selbst auf und schicken die Songs peu à peu ins Studio zum abmischen. Da sind inzwischen so viele Stücke bei rumgekommen, dass sie jetzt ein Album fertig machen und danach direkt noch ein zweites!
Die erste Platte wird „unwelt“ heißen und kommt dann so in… 5 – 19649164 Monaten, da die Band Vinyl machen lässt.
Auch gibt es eine Split mit der Band Nopedose. Die Bands covern sich gegenseitig. Einen habe ich live gerade sehen und hören können „(in den Köpfen brennt noch) Licht“. Laut Aussage Roger haben Von Hölle den Song etwas eingekürzt und umgemodelt. Das haben Nopedose ebenso gemacht.
Mir fräste er sich gleich ins Hirn.

7inch: hell & back – club lathe #1

Hell & Back hauen zwei neue Songs raus. „monochrome“ und „have i ever let you down“. Beide Stücke drei Minuten. Wobei mir der zweite etwas besser dünkt.
Und sie haben ihren eigenen Club Lathé gegründet und vertreiben die vier Teile selbst über Bandcamp. Nach vier Jahren das erste Lebenszeichen der Band, was neue Songs angeht.
Selbstverständlich ist das schon ausverkauft. 50 Stück wird es von jeder Single geben.
Wie auch immer. Hell & Back machen dort weiter, wo sie aufgehört haben.
Lebendiger Emocore, melodischer Punkrock, abwechslungsreich, gutes Songwriting – mehr braucht es doch gar nicht.

Auch digital absolut lohnenswert!
Erschienen bei Flying Penguin Records, was das bandeigene Label ist.

review: Herr Paulsen und das Zeitproblem – aufgewacht, verlaufen (revisited) LP

Herr Paulsen und das Zeitproblem, hier nochmal die LP „aufgewacht verlaufen“.
Ich nehm einfach zum Anlass, dass wir in einer echt seltsamen Phase stecken, so zwischenmenschlich, bin aufgewacht und habe mich in éinem Gedanken verlaufen. Seit letztem Sommer, Aufgrund Corona, herrschen Schwierigkeiten beim Proben, beim Aufnehmen, Verzögerungen beim Bestellen und Liefern.
Erfindet selber Gründe! Jedenfalls ist mein Gedanke: seit einem Jahr gibt es  keine Musik mehr. Nichts erschienen, keine neuen Platten, man hört nur noch das alte Zeug; wird auch nichts mehr kommen.
Philipp ist der Gitarrist der Band, ein alter Kumpel von mir, spielte mit mir mal bei pADDELNoHNEkANU und gründete mit unserem Trommler die Band „Herr Paulsen und das Zeitproblem“. Sie brachten ein rotziges und wütendes Demo heraus mit dem Artworker, der auch das Anatol Cover „rette sich, wer darf“ gemalt hatte. 
Wir versuchen, wie viele, irgendwie Kontakt zu halten, was uns ohnehin etwas schwer fällt, leider, sorry. Es st dann aber immer mal schön, die quasi Compilation CD mit dem Demo und der letzten Scheibe, um die es hier eigentlich ja geht, in den Player im Auto zu schieben.
Ein weiteres Review der selben Platte, so was hat wohl noch nicht gegeben, jedenfalls nicht nach knappen zwei Jahren. Wohl eher beim Rerelease oder 20 Jahre-Jubilat.
Mir fällt nach einer so langen Pause des Nicht-Hörens auf, wie wahnsinnig abwechslungsreich Herr Paulsen und das Zeitproblem zur ersten Platte geworden sind. Musikalisch wie auch Textlich immer noch Dinge ausprobiert werden und man als Band die sich nun dann auch schon ein paar Jahre kennt, zusammen spielt, immer wieder auf der Suche ist nach etwas Neuem.

Bei diesem Gedanken fällt mir dann auf, wie schmerzlich ich Philip’s Ideenreichtum bei pADDELNoHNEkANU vermisse. Dieses „nicht machen, was andere machen“ und auch nicht dem Songwriting folgen, was irgendwer für richtig und „gut hörbar“ empfindet. Sondern sich von den Gefühlen und den (manchmal) spontanen Ausbrüchen im Proberaum hingibt; um dann in der dritten Version an dieser vermalledeiten Idee zu verzweifeln. Augenzwinker.
Das man ein viel zu langes Intro spielt, dass man eine kindische Freude daran hat ein bisschen holprig zu sein. Was sogar ein bisschen überfordert anhören könnte; für einen selbst UND die anderen. Und das ein Ziel da sein könnte, man aber gar nicht so richtig dort ankommen kann, weil man über den Drei-Akkorde- Tellerrand hinausblickt, am Horizont nach neuen Möglichkeiten, neuen Chancen sucht.
Sie schwelgen zwischen der frühen Angepisstheit, als die Band noch in Baden-Baden ansässig war und der Ruhe und Klarheit, die ein bisschen klingt wie Muff Potter oder Schelm, Indie angehauchter Punkrock. Songs, die vor Urzeiten gespielt wurden und jetzt im neuen Gewand auftauchen. Ersteinmal befremdlich für mich, der die Urversion schon vor Jahren abfeierte. Darf man das als Band machen?
Naja, wenn man es so sieht, dass Philip eine neue Band mit Martin, Clemens und Steven gegründet hat. Die fanden den Bandnamen total geil, also warum nicht? Fällt doch in quasi den selben Gedanken wie: diesen Song spielen wir nochmal, aber anders. Wie hier mit „Myosotis“ geschehen, den Tom von Freiburg / Auszenseiter gesanglich seine Note geben durfte.
Ich hatte mich das tatsächlich schon öfter mal in meiner Zeit als Musiker gefragt, wieso man ein neues Intro schreiben kann, warum den Song nicht verändern, schneller oder langsamer oder wütender spielen? Warum nicht dann auch noch mal Aufnehmen? Euch werden sicher einige Beispiele einfallen von Bands, die das schon gemacht haben. Ist ja sicher keine neue Idee!
Ich habe gerade einfach extrem Spaß daran, euch meine Empfindungen, Erinnerungen und Gedanken mitzuteilen, die mir beim hören dieser tollen Platte durch den Kopf gehen.
Auf Seite B gibt es bei „überholt“ wieder ein superlanges Intro. Geil.
Und an solchen Stellen maulen einige Schreiberlinge, Kollegen und Kolleginnen am erwähnten Songwriting rum oder merken auf, dass das ja kein Punk sei. Hierzu folgende Bemerkung: lest Verrisse nicht. Die wenigsten sind so gut geschrieben, dass man als Leser*in versteht, warum die Platte missfällt. Es ist meistens schon eine verfi**te Zeitverschwendung, sie zu schreiben (und gar abzudrucken). Dann lieber nix.
Vielen Dank fürs Lesen! Zieht euch Herr Paulsen & das Zeitproblem rein. Herzpunk. Von Herzen Punk. Die haben sicher noch ein paar Scheiben. Ich hab noch ein paar Platten im Bauchladen. Elfenart. Weißes Vinyl, Texteinleger, DL-Code und ein paar Sticker.