CeDe Salatschüssel #8: das frisbee maul, 100 kilo herz, exat, menschenmüll

Wie immer gilt: ich hab einfach kaum Zeit mir mal ne CD anzuhören.
Danke für eure Geduld, hier nun einige CD’s aus dem letzten Jahr, die hier so eingetroffen sind.
Ein paar haben es nicht geschafft, ich kann manchmal gar nicht mehr nachvollziehen, wann die hier in der Post lagen. Sry.

Das Frisbee Maul – Piet
Erschienen DIY schon Sept. 2023. Ich hab gedacht, ich warte mal ein Jahr damit.
Das Frisbee Maul – was ein Bandname, bzw. Projektname – ist 2005 als Soloprojekt gegründet. Es gab eine Bandphase und da wurden diese 13 Songs auf der CD aufgenommen. Die Band löste sich wieder auf, Macher Michael hat die Festplatte entstaubt, gemischt und gemastered und ist wieder auf Suche nach Hörern.
Witiger bis penetranter Poppunk ist das, wie es in meinen Ohren Klingt.
Wirklich gut gespielt und bleibt abwechslungsreich über die halbe Stunde Laufzeit! Poppig, bißchen Rock’n’Roll, so Ärzte-Indie.
Die Texte sind schon das, was am besten ist, in meiner Welt, aber ihr könnt euch gerne nochmal selbst überzeugen

Pappschuber plus Textbeiblatt. Koschd n Heiermann. Plus Porto. Easy. Wer Bock hat auf flüssigen Durchlauf von Musik: hier absolut richtig!

Menschenmüll – am Abgrund
Erschienen DIY im April 2024. Mit Textplatt und Aufkleber. 36 Minuten Spielzeit.

Angepisster, „so klingt Punk aus dem Ghetto“, Beatboxpunkrock. Den Begriff habe ich von Peppone, die auch ne Weile mit Drumcomputer unterwegs waren.
Der lebensbejahende Tanz am Abgrund begann 2019 und damals flog hier schon ihre erste CD rein.
Damals hatte ich die Hoffnung, dass da ne Steigerung stattfinden könnte: und ja! Ich werde nicht enttäuscht.
Klare Ansagen, die die beiden Freiburger*innen Büchi und Micky hier musikalisch ummalen ist gut! Erinnert mich an Streckmittel 1312. Es dreht sich einiges um die Folgen von Corona „Lust am Untergang“, „die neue Normalität“, „impfausweis“, „der Umbruch kommt“.
Und vor allem geht es klar gegen dieses System in diesem Staat. Ja, das kann man auch mal von der linken Seite betrachten und nicht immer nur den rechten Durchgedrehten zuhören.
Die Gitarren haben so nen typischen Deutschpunksound, doch die Beats sind differenzierter und mit guten Wechseln. Die beiden Stimmen klingen schwer nach 19alptraum80; man könnte auch sagen, wie aus einem bösen Zauberwald. Märchenland ist abgebrannt.
Einzig: wenn ich „der Umbruch kommt“ lese, dann entdecke ich da null Ironie.
Wobei die Band das sicher nicht so rüberkommen lassen möchte.
wie auch immer CD gibt es hier.

EXAT – jetzt erst recht
CD und digital im November 2023 raus. 30 Minuten Spielzeit. Wohl auch auf Vinyl – warum schickt ihr mir das nicht? Seiht auf jeden Fall schicker aus.
Kommt im triple CD Klappcover. Erschienen bei RockZone Records.

Die Band bringt rock’n’rolligen Schalalala Punkrock. Das klingt jetzt nach Schlager ist aber halt straighter, breitbeiniger Punk mit Cchören und schalala. So Hosen-mäßig.
Gleich der erste, „oldschool und unbequem“ Track hat alles, aber auch alles, was ich mir nicht so wirklich anhören kann, ander aber hart lieben und feiern.
Dafür hier etwas Werbung:
gut abgehangener Punk, lieber ein Refrain mehr wiederholen, damit man auch nochmal mitgröhlen kann. Am Ende noch Doublebase-Geboltze. Alles im Mid-Tempo. Und Off-Beats. Huch!
Klare Kante gegen Rechts.
Das Trio Clemens (Gitarre, Voc), Mathias (Bass, Voc) und Thomas (drums, voc) brettert schon auch mal nach vorn „sag’s mir“ oder brettert mit Metal-Einschlag auf der Gitarre „keine Blumen auf deinem Grab“.
Insgesamt ein guter Sound, fett und ordentlich produziert.
Band gibt es schon 20 Jahre! Ich hatte sie im Februar ’23 schon mal im Review. Nun also das Jubiläumsalbum.
Sie haben es per Crowdfunding finanziert und noch 10% davon an Sea Shepherd Deutschland gespendet. Was ne coole Sache!

100 Kilo Herz – zurück nach Hause
Erschienen im Sept. 2023. Via Bakraufarfita Records.

Irgendwie habe ich ja schon drauf gewartet, wie das alles so klingt, nach dem Ausstieg von Rodi.
Das „Akustisch im Gewandhaus“ fand ich schon richtig gut.
Nun also wieder in voller Lautstärke.
Ich hab nach dem Akustikalbum nur noch mitbekommen, dass Rodi gegangen ist.
Und dieses Album auf CD bekommen. Dann lag es. Gärte. Jetzt ist es reif.

Es ist soooo gut.
Es gibt keinen einzigen Moment, den ich denke, dass irgendwas nervt. Ich mag seine Stimme.
Ich mag die sehr guten Texte und diesen klaren geradeaus Stil im Songwriting.
„eine hölle aus pastell“ hat einfach eine fantastische Bläserhook. Dann der Gesang von Amy Vialon (Kopfecho).
Klar, wer jetzt die Reviews „da oben“ gelesen hat denkt „hat Felix hier nicht über Rock’n’Rolligen Punk gemault“ – ja!
100 Kilo Herz wissen einfach, wie man das in guten Punkrock packt, der ein gutes Tempo hat, in den richtigen Momenten runterschaltet, „keine zeit für angst“ kommt Piano, bis sich die Band wieder komplimentiert. Auch hier ein Duett mit Nicholas Müller (Jupiter Jones)

Bombenalbum.
Ich mir das jetzt mal als LP kaufen.

 

fanzine: OX #174 & 175

Es ist einfach mal wieder ein random Review einer Ausgabe des Fachmagzins für Spartenmusik.
Kommt ja alle zwei Monate raus, das OX, so schnell schreibe ich gar keine Reviews…. Und da fällt mir auch schon auf, was mein Fehler ist: die #175 hab ich auch reviewt. Also in meinen Notizen. Da hatte ich mir wohl viel vorgenommen und wollte gerade zur #174 Juni/Juli etwas tippen.
Ein paar letzte Worte dazu:

6,90€ kostet das gute Teil inzwischen im Handel. 36ter Jahrgang. Hat Akne Kid Joe auf dem Titel und hat mit das längste Interview, dass ich jemals gesehen und gelesen habe. Leider hätte man das sehr gerne kürzen können. Ehrlich: ich finde die Band halbwegs öde. Sie haben mit „zwei akkorde deutschpunk für ein leben ohne deutschland“ mein herz getroffen, wie auch irgendwann mal Team Scheiße mit einem Song – aber das wars dann auch. Seitdem wiederholen sie irgendwas. Oder der Sound, auch egal, ist ja kein Review für die Band.
Nur Fat Mike von NOFX hatte wohl schon mehr und längere Interviews. Und mehr Titelbilder.

Cooles Interview mit Oiro, bzw hier Jonny Bauer, und da kann JEDES Interview mit ihm einfach mal länger sein. Die Unterhaltung mit Alex Pascow über seinen Hörsturz und Tinnitus (ich hab da auch einen….) ist sehr informativ. Über Germ Attack habe ich mich amüsiert, die Band hatte unser damaliger Drummer von Hünersüppchen wahnsinnig gerne gehört – aber er hatte auch nur die eine CD.

#175 August / September
Krass wie zwiegespalten ich manchmal bin, wenn ich das lese, oder was ich alles davon nie lesen werde, weil mir gar nicht so langweilig sein kann, alle Kolumnen durchzuackern. Dennoch ist die Fülle an Buchstaben gerechtfertigt.
Ohne, dass das OX den Fokus weggewendet hätten, die nicht Punkkompatibel sind, nein, sie bleiben dran.
Diese Ausgabe könnte aber nicht uninteressanter sein. Diesmal ist wirklich kaum eine Band drin, die scheinbar in meinem Kosmos unterwegs sind. Oder noch Lichtjahre entfernt.
Wenn ich querlese, stelle ich aber fest, dass sich halt unendlich viele Fragen wiederholen, per Mail gestellt wurden und technisch beantwortet. Das lebt nicht. Aber klar, so ist das in Fachmagazinen.
Make War und Spiritual … (hab ich vergessen) sind sehr gute Beispiele für „how to say nothing“

Ich danke auf jeden Fall sehr, dass so gut wie alles besprochen werden, da ist wohl die Auswahl sehr groß und jede Band bekommt Gehör. Ich weiß, was das für Arbeit ist, oder manchmal ist! Und ich habe wahrlich schon einiges entdeckt, was ich mir dann auch besorgt habe!
Thx.

LP: schnaps – alles verdampft

Einen Brief habe ich bekommen, ja, einen großen, denn da war auch noch ne Schallplatte drin als Beigabe.

Schnaps, Zwölf Hits, 25 Minuten, was ich mehr will?
Ein Spottlack-Gatefoldcover also Stickeralbum (Sticker inliegend). Also auch noch was zum basteln, während man sich den Lärm reinzieht.
Das ist schon mal ne geile Idee. Gratulation.
„Zum Spaß“ haben sie mir ihr drittes Album geschickt, ich nahm dann an, dass ich eine Review schreiben soll. Das mache ich hiermit!

Die Platte befindet sich in einer bedruckten Innenhülle. Schnaps haben, sie sind ein Duo, einfach mal komplett alles selbst gemacht; auch ohne Label.
Drums und Gitarre. Sie sind und bleiben Ronald und Christoph. Nicht, dass es Besetzungswechsel in Duos nicht schon gegeben hätte, witzig isses aber schon. Wie auch immer, an welche deutsche (fun)Punkband denkt man als erstes, wenn man „Punkduo“ liest?

Na?
Es kommt aber anders. So richtig zuordnen lässt sich das nicht. Deutschpunk ist es nur von der Seite, dass es so nen Sound hat. Aber auf der Gitarre passiert da schon so einiges und der Akkordzähler bleibt nicht stehen.
Richtig abwechkungsreich. Die Lyrics sind auf den Punkt kritisch, kein Drumherum Gelaber. Sie ziehen sich manchmal schöne Assioziationsketten wie bei „dein Vater ist ein Nazi“. Fazit: dein Vater ist ein Nazi, aber du liebst meine Tochter und ich könnt brechen, wenn ich euch seh.“

Elly Schlein ist die Vorsitzende der Partito Democratico in Italien. Und ich hoffe, sie hat eine blühendere Zukunft vor sich, als die von Seniora Fascismo Meloni. Jedenfalls bringen Schnaps uns etwas europäische Politik näher. Überhaupt schaut man gerne übern Tellerrand.

„alles verdampft“ ist und bleibt weiter abwechslungsreich, ich vergesse immer wieder weiterzukleben, weil ich eher bei den Songs bin. Leider gibt es auch einen Off-Beat. (….)
Ist aber trotzdem schlüssig.
Wenn man es in eine Kausalkette hängt, wäre es sehr schade, wenn Schnaps verdampfen würde.

Erschienen via eigenem Label schnaps music industry. Aus Wernigerode.

 

hier noch ein Livevideo für euch

LP: peppone – genug gesehen

Ich habe ja keine Ahnung, warum das so ist. Doch ich lege dieses neue, das vierte, Album von Peppone auf und merke, dass mir das ganz arg zu Herzen geht.

Ein gutes zu Herzen gehen. Das ist schöne Musik von lieben Menschen, die etwas zu sagen haben. Die in einer Gegend dieser Republik leben, in der nicht nur ein paar Querulanten unterwegs sind, vor allem keine herzlichen. Irgendwie konnte man die Anarchos immer doch mehr als bunt ansehen und sich hineinfühlen, als in diesen schwarz gekleideten Mob von schlecht gelaunten Menschen, die den Weg zurück gar nicht kennen.
So heißt auch die erste Videosingle, die vor einiger Zeit erschien:

der weg zurück

Peppone präsentieren ihre Songs bildhaft in den Lyrics, die Melodien sind in einfache, klare Strukturen gebettet, geradezu poppig kommt das daher. Es schwingt aber noch, durch Tempo und Spielfreude, genug Punk darin mit; Peppone haben von Anfang an beides vereint.
Das Maximum aus einem Song rausholen ohne dabei auch nur eine Note zu viel zu spielen.
Jens Halbauer hat das Album aufgenommen und gemischt in seinem Matatu Tonstudio. Das kann sich hören lassen!

Beide haben keine Angst vor Pop. Eine weitere Videoauskopplung macht das sehr schön anschaulich. Ankes Gesang ist unschlagbar! Sowie auch die Lyrics und der wunderbare Protagonist in diesm Clip.

du kannst mich morgen

Kann man das einfach nur lieb haben? Ja!
Peppone verpacken manche Themen mit einer Leichtigkeit, die faszinierend ist.
Sozialkritisch, ohne Opfer zu sein, denn dein Schicksal bestimmst du selbst. Alles in einer sehr bildhaften Sprache, was zB im Song „schwarzer schmetterling“ sehr schön zu hören ist. Diesen Song hatten sie schon auf der Bootstoursingle mit Die Art in 2021.

Die Platte heiß „genug gesehen“ – ohne Fragezeichen, ohne Interpunktion. Ich würde sagen, wenn ich mir das Layout anschaue, dass es eine Aussage ist. Artwork ist von Torsten, der schon einige Covergestaltungen Magdeburger Bands gemacht hat. Auch diesmal gelungen!
Jedenfalls verstehe ich „genug gesehen“ als Art Resumée. Es ist kein resignieren, kein „das, was uns andere vortanzen wollen“. Einfach genug gesehen.
Das steckt zB im Song „1992“ drin. Und ich kenne den Song, habe ihn auch erst am letzten Wochenende live gehört, als Peppone auf dem Gutensglück Festival ihre komplette Platte präsentiert haben.
….und ich hab Gänsehaut.

„ich hab dich von 1000 Metern schon erkannt
mit deinen scheiß Klamotten
ich bin viel zu oft vor dir davongerannt
wollt nicht auf meine Fäuste hoffen“

 

 

majorlabel mit DL-Code. Orangenes Vinyl (99 Stück, nummeriert) oder halt schwarz.
Sobald die Scheibe online geht, gibt es hier auch einen Link dorthin !

LP: ben racken – V

Ben Racken bringen „V“ und ich kann ehrlich sein: sie können bei mir nichts mehr falsch machen. Haben sie eh schon nie.
Nur manchmal sind ja Bands anfangs etwas sperrig, man kommt nicht immer gleich „rein“. Findet sich in den Texten, wasimmer.

Und nach vielen Jahren, die wir uns nun kennen, fragen sie mich, ob wir gemeinsam ein Video machen wollen.
Klar. Und ziehe mit Tuba (Git, Voc) und Paule (Drums) zwei Tage durch den Schwarzwald.
Nico wurde in dem Video als Pappaufsteller mitgezogen, mancher fragte sich, ob er noch in der Band sei.
JA!
Und den Rest der Geschichte, darf die Band selbst erzählen. Irgendwie, irgendwo, irgendwann.

„freunde bleiben“ ist der Opener, der es schonmal in sich hat. Kein klassisches Songwriting. Strophe, Melodie, Strophe, Melodie, Ende.
So darf das!

Ben Racken stecken voller Liebe, ein wenig Pathos, Freude, Feuer für das, was sie tun. Sie sind Freunde, wir sind Freunde, und dies kann nur eine Lobhudelei werden.
Der zweite Song ist auch auf dem Bootstour-Livetape „keine zeit darf ewig dauern“
(solang das Album noch nicht digital verfügbar hier mal dieses:)

Der dritte Song „drei engel“ ist so ein typischer Song für die Band. Ein wenig… strenger.. Punkrock, straight, mit einem ganz klaren Rhythmus, der Bass dengelt und Tuba ruft uns seine Lyrics zu!
Bei „helmut“ ist ein wenig Turbostaat-Feeling garantiert, auch das haben Ben Racken schon eine Weile in ihren Songs, der Nordseewind scheint ab und an über die Elbe zu tröhlen. „helmut“ ist ein Lied über das Leben, über den Tod.

Seite zwei beginnt mit „ende der wanderzeit“, ich bin ganz und gar im Universum des Ben gefangen und freue mich über die abwechslungsreichen Songs, denn als nächstes folgt eine Ballade. „muschel“
Auf der „V“ hat sich der Sound ein wenig verändert, die Solo-Gitarren haben einen bestimmten, zuordbaren Sound bekommen, überhaupt ist die zweite Seite etwas ruhiger.
„schilfbreite“ ist die lyrische, wütende Antwort auf „freunde bleiben“, so empfinde ich das jedenfalls.
„die, die noch da sind“ gefällt mir fast ein wenig besser als Liveversion. Aber ihr habt ja Gelegenheit euch beides anzuhören!

Abschluß ist „kinder“, der auf einer der Bootstour 7inches auch schon war. Ein guter Punksong, der das Album schließt, was man dann gleich von Vorne wieder auflegen kann.

Das Artwork ist, so schlicht es vorne aussieht, ein Ort im Madgeburger Umfeld. Ja, so nehme ich die Gegend jedenfalls war. Zwischen all den Orten, die am Ende „-leben“ haben. Wie schön und positiv das ist. Jedesmal, wenn ich ich von Westen nach Sachsen-Anhalt fahre und all die Orte Klein Ammensleben, Dormersleben, Ottersleben, …. ist das nicht schön? Wie kann man dort schlechte Laune haben?
Jedenfalls: Artwork von Thorsten Mosh aka Torsten Freitag.

 

Majorlabel. 99 Stück in blue-marbled, handnummeriert. Schwarzes Vinyl. Texteinleger.
Text von „stufen“ ist von Hermann Hesse. „eisgarten“ und „ende der wanderzeit“ haben André Franke und Tuba gemeinsam geschrieben.

CD: mutter will tanzen – schattendasein

„schattendasein“ heißt die CD, die ich von Mutter will Tanzen bekommen habe; und das schon vor langer Zeit.
Und um diese hart geile Mucke mal aus eben jenem Dasein zu befreien, hier nun eine Review. Eine Lobhudelei. Und der ausfühlrichste CD-Review ever!

Der Bandname ist ja schonmal ziemlich gut. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, warum ich da snoch nicht reviewt habe. Vielleicht liegt es an meinem Faible für analoge Tonträger, vielleicht daran, dass Bands, die auf CD rausbringen nicht so hammergut sind? In den 90ern noch feststecken? Klar, auch schlicht keine Kohle habe für aufwendige Produktionen analoger Tonträger.
Vielleicht weil die CD einfach das aussortierteste Format in den Tonnen an Zeug ist, auf denen ich sitze. Seit kurzem habe ich nun wieder eine kleine Kompaktanlage (aus dem Bestand meines Onkels) mit CD + MC- Player. Geilo. Also jetzt aber mal ab, in die Mucke eintauchen.

Mutter will Tanzen hat eine extreme Reibeisen-Stimme am Mikro: Nina! Total gut.
Erinnert mich an eine schöne Mischung aus Bicahunas und Kraus Glucke Weltverschwörung. Ein Mix aus Deutschpunk, Metal-Kante mit ordentlich Rachut-Einschlag. Interessante Mischung auf jeden Fall.

Der erste Songs also „teufelslied“ holt mich gleich ab, die Musik fordert und ich mache mit. Im zweiten Song „alte kamellen“ bin ich hin und weg. Ich lass den gleich noch drei Mal laufen. Was ein Refrain! Was eine Hook! Wie geil ist das denn bitte?

Verdammte Kamellen
bellende Hunde
die Zeit stell sie ruhig
doch Ruhe ist Trug

Wie sie die „kamellen“ gesanglich zieht. Das bleibt total hängen. Ich kann es euch gerade nicht vorsingen. Sie trifft auch echt den Ton!
Sie bleiben variantenreich im Spiel, die Gitarren hören nicht auf weitere Akkorde aus den Saiten zu zaubern.
Für den, der bei diesem Sound eingängige Musik erwartet, wird allerdings getäuscht. Die Musik ist geradeaus, und doch eben kleine Haken hier und dort. Ein Tempowechsel, immer passiert etwas!

Sehr guter Punkrock mit klarer Kante. Zitatwürdige Texte. Hier ein zweites Beispiel des Songs „fassade“ über eine toxische Beziehung.

sie sitzt vor der fassade
kennt den unterschied
weiß dass er die augen nicht zum lügen kriegt
ihr schmerz, seine fassade
sie lässt ihn nicht allein
alles böse bleibt hier

Das ist der neunte und letzte Track dieser CD, die schon 2022 erschienen ist.
Das Booklet mit allen Lyrics. Songs alle so roundabout zwei Minuten.
Mutter will Tanzen sind Nina (voc), simon (git), chrischn (bass, voc) und büddel (drums) und kommen aus Flensburg.
Ich weiß, dass die Band an neuen Stücken arbeitet und aufnehmen möchte. Ich bin megagespannt und darf verraten, dass ich sie in naher Zukunft live sehen werde!
Tourdates folgen also.

 

video: ben racken – freunde bleiben

Vom, am 13.09. erscheinenden, nächsten Album „V“ gibt es hier ein wunderbares Video von Ben Racken und dem Song „freunde bleiben“.

Es ist ein weiteres Video, welches ich auch wärmstens empfehle, da ich das mit Lautstarke Filme habe produzieren dürfen.
Von und mit Freunden, für Freunde, und solche, die es noch werden wollen.

Das Titelfoto sind Nico und ich. Unterwegs.

Vorbestellungen fürs Album: majorlabel.

LP: syndrome 81 – chant les ruines live

Kurz & knackig:
Syndrome 81 live kann ich mir natürlich als Fanboy nicht entgehen lassen.
Scheibe kommt via KickRock, einem französischen Label.
Die erste Auflage war sofort vergriffen.
Artwork cool, Aufnahme super, knackige zehn Songs, die aus der letzten Platte und den Singles einen schönen Überblick geben. Die meisten Songs dann doch auch einen Tacken schneller gespielt. Kein Bootleg, sondern ein offizieler Release.

Bemerkenswert finde ich, wie sehr die Hardcore-Szene die Band annimmt, obwohl sie mit ihrem Sound schon ein ganzes Stück „daneben“ liegen.
Mehr Punk, mehr NewWave.
Set ist gut zusammengestellt. Die Hits, wie „vivre et mourir“ und dem großartigen „dans le rues la nuit“ am Anfang, zum Schluß vom Pogokracher „violence sociale“ rausgeschmissen.

LP: streckmittel – typ 1312

Streckmittel ausm Pott.
Das Demo war räudig, irgendwie, und doch durchweg sympathisch.
Nun endlich der Review zu einer LP, die ich mir vor Monaten bei Spastic Fantastic besorgt habe, auch die Herausgeber, dieses musikalischen Kleinods.
100 Stück in weißem Vinyl, eine ist meine.
Es macht mega Spaß dieser Band zuzuhören! Die Texte sind total gut, wirkt rumpelig. Es ist einfach mal wieder geil eine Band zu finden, die hingeht und ihre Wut rausprügelt. Und zwar so, wie man das macht, mit dem ganzen Können seines geliebten Unvermögens.

Drei Akkorde: check.
Klare Texte: check.
Lyricsheet zum Mitsingen: check.

Streckmittel spielen Deutschpunk in Anlehnung an alle Bands, die einstmals das „hardcore-gütesiegel“ bekommen haben.
Die Bandhymne „streckmittel“

„alles was du eh schon denkst hörst du dir gern selber an – alleswas du eh schon denkst liest du dir gern selber durch“

ist mal einfach schon ne klare Ansage.
„ich kam, ich sah, ich kaufte“
Die Düsseldorfremineszenz darf nicht fehlen, denn mit „moderne petzen“ hören sie sich an wie ZK. Am meisten erinnert es mich aber an Joey (hier auch ab und an Gastschreiber), der auch irre gerne derart Punk raushaut (Beispiel).
Und mit der Läuflänge der Platte hat man immer mehr das Gefühl, dass die Band Streckmittel sich warm gespielt hat; oder mein Gehör hat sich einfach dran gewöhnt.
Vier der fünf Songs von der „demonstration“(s) CD sind neu eingespielt und mit auf der Platte.
Das klingt schon sehr viel geiler!

Streckmittel sind Stephan am Mikro, Lara am Bass, Christoph Drums und Rapha an der Klampfe.

7inch: hell & back – lathé-club #4

Hell & Back auf dem Weg zum neuen Album eine Abo-Aktion, die ich schon zwei Mal besprochen habe. Nummer 1, Nummer 2 (da hatte ich wohl keine Zeit…), und Nummer 3.
Jetzt also der Abschluß.

Diese Serie, selbstproduziert, komplett (von Aufnahme bis Vertrieb!) ist einfach megagut gewesen.
Auch machen sie immer noch das Hellfest in Stuttgart Juha West (dieses Jahr am 14.09. – leider bin ich diesmal selbst auf der Straße.

Das Coverartwork ist von Mara Piccione. So ganz kapiert, wie ich mir dei zusammenbauen soll, habe ich noch nicht, vielleicht hat ja eine von euch eine Idee!
Die müssen doch passen, oder? Wie so’n Puzzle.
Zweiter Song, nach dem „space jam“ ist „waiting for the bleeding“ als Coversong von den Cro(w)s. Mehr finde ich dazu allerdings nicht….

Hier ein Liveclip von „space jam“, einer der beiden Songs auf der aktuellen Lathé Cut.