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LP: dead pioneers – dead pioneers

Zu einer Zeit im Sommer 24 hatte ich einen Link via Bandcamp zugeschickt bekommen mit der Empfehlung mir die Dead Pioneers mal anzuhören. Outstanding Stuff.
Und der mir diesen Release empfahl hatte recht: total abgefahren, total gut!
Vinyl nicht mehr zu bekommen und bisher auch nur über die Band und in Amerika.
Dann trudelte im Herbst der Repress für Europa via Hassle Records, ein Londoner Label, hier ein.
Zuerst übernahm es ein*e Kolleg*in in der Redaktion, stieg aber aus, weil das Themenfeld, welches die Band bespricht, doch ein sehr besonderes ist.

Ich hab gleich „hier“ geschrieen, aber im Grunde exakt dasselbe festgestellt. Wahnsinn.
Klar, ich könnte es auch lassen, warum sollte ich eine Platte reviewen, die schon im Herbst 23 erschienen ist? Die in beiden Versionen ausverkauft ist, egal ob Original oder Repress.
Die schon heiß diskutiert wurde und durch die Presse gegangen ist.
Deren Review vermutlich mehr eine Abhandlung, eine Bachelorarbeit werden könnte, weil das Thema so komplex ist, so viele soziale Aspekte berücksichtigt werden dürfen, müssen, sollten.
Weil Dead Pioneers eventuell an dir vorbeigegangen ist?

Okay, also los:
Sie beschrieben sich selbst als „indigenous fronted“. Eine kurze Eingabe in meine Suchmaschine zeigte mir bspw. einen Artikel der Frankfurter Rundschau. Hej, wenn eine Band mal nicht in kürzester Zeit angekommen, und hoffentlich auch erreicht hat, was sie sagen will!, dann wohl die Dead Pioneers. Ausgabe 175 vom OX-Fanzine ist ein Interview. Tour als Vorband von Pearl Jam.
Ich denke tatsächlich mal, dass genau dort der richtige Platz ist. Nicht wegen der schieren Größe der Crowd die die Band abfeiern, nein, weil sie wirklich Menschen erreichen für ihre Inhalte. Und zum Nachdenken anregen können und werden!
Kommen wir zu den Songs, endlich: sie starten mit „tired“.
Sofort nach Vorne, ein gutes Introriff, welches sich nicht auflöst durch einen besonders kraftvollen Song und weiteres Riffing, nein, durch die klaren Worte, die Sänger Gregg Deal spricht. Unaufgeregt, deutlich.

America is a pyramid scheme and you ain’t at the top!
(…)
Don’t be scared of learning the whole historical story, it’s not going to hurt you
(…)
This structure is a rigged game that breed racism homophobia, transphobia, classism and ableism.
It all makes me so so very tired.

Und so deutlich der Song angefangen hat, so plötzlich findet er ein Ende.
„we were punk first“ startet als klassischer Punksong, der in ein paar Zeilen nach vorne ballert, dann in Spoken Word übergeht. Ja, ein wenig gewöhnungsbedürftig ist es schon.
Doch wer auf der Suche nach etwas Besonderem ist, etwas, dass Worte findet und zum Ausdruck bringt, was 99,9% eben genau nicht sagen, dann bist du hier absolut richtig.
Schwarze haben wohl diesen Proto-Punk mit erfunden. Musikhistorisch ist das sicherlich diskutabel. Am Ende ist das, wie so oft, ja komplett egal, wer es nun erfunden, die, die die Kohle haben, die haben es groß gemacht.
Und ausverkauft.
Ich kann den Indigenous und Blacks nur entgegenrufen: danke dafür, habt ihr super gemacht, denn ohne euch wäre dann die Rockmusik vermutlich immer noch so langweilig, wie sie schon bei Song 135 von Elvis war.
Der Bandname, würde ich sagen, in Anlehnung an The Last Poets, eine afroamerikanische Gruppe von Dichter*innen und Künstler*innen, die in den 1960er Jahren gegründet wurde. Vermutlich sagt es euch aber mehr, wenn ich Henry Rollins als Spoken-Word-Vertreter erwähne – er ist halt ein Weißer.

All diese Feststellungen zusammengenommen führen zu all diesen Ausschlüssen, diesen -ism Begriffen.
Wieder zurück zur Musik:
Einige Stücke sind einfach nur unterlegt mit Gitarren-Sounds. Das ist nicht meganoisig und krass, sondern einfach eine Atmosphäre. Der Sänger gibt nie Vollgas.
„bad indian“ ist ein wahrlich zynischer und harter Track. Gregg erzählt in den Songs über seine Erlebnisse, den Alltagsrassismus, der ihm überall begegnet. „du siehst ja gar nicht aus, wie ein Indianer“.
Er formt in seinen Worten die Sozialkritik um in politische Statements. Ohne je eine hohle Phrase gedroschen zu haben. Er stellt fest, was wir alle wissen und nur in allerkleinsten Teilen versuchen für sie und mit ihnen zu verändern.
Die Selbstreflektiertheit zu besitzen, über sich selbst ironisch zu sprechen und dann einen Text rauszuhauen wie „this is not a political song“. Darin eine Geschichte zu erzählen, aufzuzählen was ersteinmal nur Worte sind, doch wenn man sie in einen Zusammenhang bringt, versteht man, dass es um Minderheiten geht, die von Anfang unterdrückt wurden von Weißen.
Ein fast 5 minütiges Stück, groovy, sehr gut zu folgen, ich habe nie das Gefühl, dass mir hier eine Meinung aufgedrückt wird, ein politischer Wunsch geäußert wird, was ich zu tun habe. Denn was ich zu tun habe, muß ich schon selbst rausfinden.

Zum Ende des Album ein Spiegelbild mit „doom indian“.
Der letzte Track „noone owns anything and death is real“ sowas in der Art wie Bad Brains oder Dead Kennedys. Es geht nur nie ums Gitarrenriff, dass das hängenbleibt. Es ist alles ausgerichtet auf die Vocals.
Die Drums sind etwas offener, guter, satter Sound.
Trotz des einen sehr langen Tracks ist die Platte nur 22 Minuten lang, beinhaltet viele Worte in 12 Songs. Es lohnt all das!

Fantastischer Release. Eine neue Single namens „my spirit animal ate your spirit animal“.
Dead Pioneers sind Gregg Deal – Vocals, Joshua Rivera – Guitar, Abe Brennan – Guitar, Lee Tesche – Bass, Shane Zweygardt – Drums.
Erschienen via Hassle Records.

 

PS: Ich fragte in der Redaktion rum, wer mir ein wenig zum Thema Indigene Hilfe geben könnte, denn von einem Fettnapf in den nächsten zu treten ist ganz sicher hier der falsche Ort.
Einer unserer Redakteure ist mit einer indigenen Person zusammen. Ich bekam folgende Nachricht:
„die Wahl Trumps ist eine große Bedrohung für die Rechte Indigener (er will mal wieder Land enteignen um dann Fracking zu betreiben und solche Geschichten…) und eventuell ist auch sowas ganz interessant, dass die Rate an Jugendsuizid bei keiner Minderheit so hoch ist wie in indigenen Communitys – dasselbe bei Alkohol und Drogen.
Oder das die sexualisierte Gewalt an indigenen Frauen laut Amnesty International „epidemische“ Ausmaße annimmt. Oder, dass die systematische Unterdrückung bis heute anhält, weil in einigen Bundesstaaten (bei Trump dann wohl noch deutlich mehr) z.b. indigene Schriftsteller*innen zensiert bzw. ihr Bücher schlicht verboten sind. Und das sind nur mal „die größten“ Themen. Du siehst, die Review könnte auch eine Bachelorarbeit werden.
— richtig, ihr habt nun 1000 Worte gelesen —- lasst uns was draus machen!

dieser review erscheint auch beim Vinyl-Keks. Mehr Reichweite und so!

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fanzine: drachenmädchen #15

„zuletzt geändert am 11.07.2024“ mannometer.
Wie kann ich ein so cooles Zine (in dem ich selbst auch einen Beitrag habe) so lange liegen lassen für die Review.
Auf jeden Fall gibt es noch Exemplare bei mir oder auch, klar, bei MYRUIN im Shop.

Das Drachenmädchen Nummer 15 hat sich mehr zu einer Sammlung von Kolumnen, Gedichten, Berichten und ein paar Reviews verändert.
Früher war da mehr Interview. Meist sehr ausführliche. Aber vielleicht hab ich das auch nur so im Kopf, denn oft, bzw. regelmäßig, kommt das Drachenmädchen nicht raus.

Ich lach mich schlapp über die Geschichte Dirk Bernemann, eine Fußballgeschichte folgt und startet mit dem poetischen Satz:

beim Öffnen des leeren Textdokuments für diese Kolumne schoß mir Kurt Cobain in den Kopf.

Dann auch ein kleines Interview mit einem der Macher*innen vom Scene Police Label. Wobei ich bemerkenswert finde, dass der Name nicht erwähnt wird. Sehr gutes Interview!
Es geht um Releases und dazu gehärt auch die HOT WATER MUSIC / RYDELL 7inch Split, die ich witzigerweise keine zwei Wochen vorher nach Tschechien vertickt habe, weil sie bei mir Staub fing.
Es findet sich tatsächlich ein zweites Interview mit Markus Haas vom PER KORO Label. Auch sein Name wird nicht genannt. Ich habe noch nicht kapiert, warum?

Gedichte, immer wieder eingestreut, von Julie Desastres.

„meine Top 5 Records als ich 18 war.“
Eine witzige Idee, ich hoffe, die Beteiligten konnten sich wirklich noch erinnern. Ich würde, so auf Anhieb, vermutlich alle möglichen Erscheinungsjahre von Platten durcheinanderwirbeln.
Liest sich ganz wunderbar. Und öffnet so einige Kanäle in die Vergangenheit im Oberstübchen.

Auf 104 Seiten ist ordentlich was los. Und es ist zeitlos, also greift ruhig zu!

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MC: marten mcfly – G L S M

Hier kommt Marten Mcfly, der ein Tape namens G L S M raus hat.
Mir wurde das von den lieben Tini und Tobi von Black Cat Tapes als „total lustig“ angepriesen – Schlagerhiphop.
Ich hab ja schon viel Blödsinn gehört, ich soll das UN-BE-DINGT besprechen.

Ich so: ui. Und dann lag das Kassettchen erstmal im Schränkchen. Ich liebe Schlager. Was ne tolle Idee, das zusammenzubringen.
Als meine Tochter dann im Auto saß dachte ich, das ist jetzt mal der super Zeitpunkt, den Test zu machen, ob das taugt.
Es geht los mit „apokalypso inferno“ feat. Lemur und Rischard Gabriel. Ein Feuerwerk der guten Laune. Unerträglich. Lustig.
Absurde Lyrics.
Total amüsiert haben wir uns, nachdem wir die Münder wieder zu hatten, dann extrem über „würstchen tropical“.
Der Song hat alles, was ich an der Hitparade im ZDF ordentlich gehasst habe. Bernhard Brink grüßt. Natürlcih nun mit zynischen Raplyrics.
„träumen“ – mit den schönen Worten „dein gesicht ist wie ein touchscreen, nur ein bisschen schwerfälliger“ oder so….. geil. Während ich lache, kann ich nicht schreiben.
Der Song hat eher was von den Flippers, etwas ruhiger, E-Drums am Start mit typischem Break.
Der letzte, vierte Song, viel mehr würde ich nicht durchhalten, „obst“ ist ein wenig strange und fällt ein wenig ab.
Drei Hits und ein Ding machen ein cooles Tape mit Partymusik.
Hübsch hässliches Cover in Star Wars Hülle, in so Gold wie der Kumpel von R2D2.

Marten hat auch ernsthaftere Tracks, zwinker – und nen eigenen Kanal mit Podcasts.
Black Cat Tapes.

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MC: sayes – kapuze auf kopf nicken

Mal wieder Hiphop ins Tapedeck geflattert.
Yep.
Sayes mit dem Album „kapuze auf kopfnicken“. Dreizehn Tracks mit seinen Lyrics und die B-Seite mit den selben Songs als Instrumentals.
Das sind alles kurze, knackige und recht eingängige Tracks, die mir echt gut reinlaufen.

Diverse Freund*innen sind am Start – BRKN1, Plaeikke, Ben Dana und MC Ellebogen und lockern die Dinger dann gemeinsam auf.
Beispielsweise „menschen sind ihhh“ finde ich iiiirgendwie seltsam. Ist aber der einzige….
Es sind richtig coole Lines, gutes Tempo in Stimme, die Zungen werden aufs Äußerste ausgereizt, und auch in den Tracks. Das ist nix zum chillaxen. Beats sind zwischen fluffig und fordernd.
30 Minuten, die richtig gut laufen und eigentlich zu schnell vorbeigehen. Gut konsumierbare Länge!

Hab das Tape vom Label bekommen Black Cat Tapes.
Ältere Videos habe ich hier beim Hoehlenkollektiv gefunden. Sayes selbst hat auch einen Kanal!

 

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LP: bent blue – so much seething

Bent Blue liegen endlich auf dem Plattenteller. Ein paar Worte dazu:
Warum zum Geier sind die in Europa noch nicht eingeschlagen, wie bei mir?
Jedenfalls bietet sie Coretex an, die letzten beiden Scheiben, halt zu Coretex-Preisen!

Musikalisch bietet gleich der erste Track „born on third“ eine gute Veränderung hin zu dem etwas melodischeren Stil von Turnstile. Wobei sich Bent Blue da wahrlich nicht verstecken müssen. Es passt halt auch zu ihrer Art des Hardcore.
Schönes midtempo- Kopfnicker-Mucke.

Großer Fan, der ich bin, hab den Shit aus Amiland direkt vom Label Indecision Records einfliegen lassen. Aber ich sollte damit aufhören, hier steht (wie bei einigen anderen Releases auch schon) „made in czech republik“. Heißt: die produzieren in Europa, fliegen das nach USA… und wieder zurück.
Ich wollte aber auch die limitierte Test-Press, das habe ich bisher von allen Alben.

Wieder zu den Tracks. Die 11 Songs sind Bombe! Relativ schnell geht es Richtung des ungeschliffenen Hardcores, den ich aus San Diego so mag! Bent Blue springen in ihrem Sound zwischen Indie und Hardcore, diesen Dischord-Touch. Sind in meiner Welt etwas eingängiger geworden, gefühlt nicht mehr ganz so fordernd. Die Drums pumpen richtig, bisschen alte Sick of it All schimmern durch.
Richtig coole Scheibe.

Und nachdem ich nun selbst bei der Verlinkung auf Insta geschaut habe:
Die Band ist in Europe unterwegs:

8.2.25 UK Bristol @ Exchange Basement
9.2.25 UK London @ New Cross Inn
10.2.25 NL Maastricht @ Muziekgieterij
11.2.25 DE Cologne @ Tsunami
12.2.25 DE Berlin @ Neue Zukunft
13.2.25 DE Regensburg @ Alte Mälzerei
15.2.25 FR Paris @ Ess’pace

 

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MC: bürokratie 84 – s/t

Unaufgeforderte Zusendungen bringen oftmals ja ordentlich Spaß. Hier also eine Band namens Bürokratie ’84, Deutschpunk, erinnert mich recht schnell an K.G.B. aus Tübingen, die habe ich hart gefeiert, zumindest das erste Album.
Die Gitarren sind irgendwie hardcoriger und metallischer. Die Vocals, bzw der ganze Gesang ist dann aber doch irgendwie eher 21. Jahrhundert, klebt an seinen vierhebigen Jamben oder sowas und hat ne Menge Gangshouts, auch ein bisschen „vohohoho“

„zeitsignale“ startet mit „was wenn wir nicht konsumieren, was wenn wir es boykottieren“.
Die Songs wirken irgendwie alt. „Stasipunkrock“ „Spitzelalarm in der Zone“ – ich guck da mal ins Anschreiben. Irgendwie passt das nicht zusammen, macht mich stutzig.
Alles ist auf geschredderte Akten, seltsame Email-Adresse, gegründet 1982, Bürokratie ’84 stünden für den rohen, rebellischen Sound der Punkbewegeung. Ich komme mir vergackeiert vor. 1985 schon wieder aufgelöst nach einigen legendären Konzerten. „Kultphänomen in der Untergrundszene“ – ich hab noch niemals von ihnen gehört. Oder kennt ihr meine erste Band Hünersüppchen? Nein. Uns gab es von 1994 -99 ganz in echt. Wirklich! Aber Bürokratie ’84 ?
Ich mach jetzt mal ne Suchmaschinenanfrage und finde heraus, das es exakt eine (1) Person gibt, die dieses Tape bei Kleinanzeigen verkauft.
Vow. Ich schaue mir die Anzeige an und da steht das drin, was auch auf meinem Zettel hier steht.
Es seien verschollene Bänder, die wiederentdeckt wurden, und man sich nicht hätte lumpen lassen, sie von Don Fury (DEM NY-Hardcore-Soundguy aus den 90ern) mischen zu lassen. Das kann sich wirklich hören lassen!

Ich finde nichts weiter im Internet…
Zweite Seite startet mit „pirvatier am Tegernsee“ – der Song ist hardcoriger. Das war schon in Ordnung, dass bei Don Fury mischen zu lassen. Irgendwie klingts auch nach Cro Mags oder so.
Irgendwie lasse ich es ne Weile liegen.

Mache Im Dezember nochmal eine Recherche. Finde bei den Kollegen von Away from Life dann doch noch was und hatte wohl den richtigen Riecher:

Einen großen Anteil daran hat die Stimme von Sänger Patrick, der ebenfalls für die Hardcore-Punk Band Farewell Signs trällert. Dreckig und rotzig, mit leichtem bayerischen Akzent, das passt wie die Faust auf’s Auge. Der Bass bollert richtig schön in Deutschpunk-Manier und der Drummer prügelt gut auf die Schießbude ein.

Das Tape hat ein dreiseitiges Flap, das gut aufgemacht ist, wenn man es auf macht. Diese Bürokratie ’84 ist auf 84 Stück limitiert. Rosa Tape n einem weißen Case.

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LP: rotting carcass – amis raus + demo

Das wird nun ein etwas ausführlicherer Review, denn Power It Up hat mir ein paar Platten zugeschickt und Rotting Carcass hat mich dann irgendwie am meisten beschäftigt.

Eine Allgäuer Band, die es in den 1980er Jahren gab und die wohl ganz ordentlich rumgekommen sind. Mir fällt als ertes das Foto des Drummers auf, der zwei so Kongas, die man eigentlich mit den Händen spielt, als weitere Hängetoms am Schlagzeugset hatte. o-kay, ich bin gespannt.
Im Vordergrund Tisch und Stühle, der Gitarrist mit Zylinder, auf der Front sind allgäuer Alphornbläser (ihr merkt, davon, hab ich ziemlich n Plan).
Auf der Platte von Rotting Carcass befinden sich das Demo „amis raus“ und acht Livetracks im Krokodil in Böblingen vom 20.01.1985.

Nach der ersten Seite ist mir klar, dass die Band mit den Texten „afghanistan“(sie stellen sich auf die Seite der Afghanen, die sich gegen Russen und Amerikaner wahren) oder „amis raus“ oder der Dystopie „nato alarm“ (die Nato führt Krieg gegen die Amis) bei mir nicht so ganz den Nerv trifft, bzw. den TestOfTime besteht.
„nuttenficker“ und „kotz dich frei“ sind schwer verständlich.
Leider im beiliegenden Booklet die Chance verpasst, die Texte abzudrucken.
Dafür ein Interview mit Bela vom Trust-Fanzine, der sich mit Hesse und Kurti von der Band unterhält.
Auf 12 Seiten bekommt man wirklich alles von der Geschichte der Band, die komplette Tour von Rotting Carcass mit den Toy Dolls (13.01. – 23.01.1985), von verloren gegangenen Aufnahmen, bzw Tonträgern. Das sie die Split LP, die sie mit Wut gemacht haben einfach selbst nicht haben.
Es ist also sehr ausführlich. Hesse beschreibt jedes Konzert sehr genau und ich stehe gar nicht mehr auf, um umzudrehen, sondern lese gebannt die abgefahrene Tourgeschichte. Damals waren sie mit zwei Gitarren auf Tour (eigentlich nur eine) und mit dem Trommler der Kult Huren.
Es war damals wohl nicht ganz unüblich auf offener Strasse von irgendwelchen Gangs überfallen zu werden. Man musste ziemlich schnelle Beine haben. Auf dem ersten Konzert in Hamburg waren wohl Skinheads im Publikum und es gab eine Massenschlägerei. Dadurch hate die Band am nächsten Tag Auftrittsverbot (der Grund wird leider nicht wirklich beleuchtet – oder ich habs nicht gerallt) in Berlin. Zusammenfassend sagt das Kurti mit:

im Rücken diese konservative Nachkriegsgeneration die schützend ihre Hand über dich halten wollte, um dich zu einem guten und wertvollen geschöpf ihrer Gesellschaft zu machen. Vor dir die Vorstellung eines globalen Atomkriegs. Dieser Kalte Krieg zwischen den Atommächten hatte sich so zugespitzt, das warwirklich 5 vor 12. Kein Wunder, dass „no future“ das Schlachtwort war.

Das Demo ist noch ein wenig rumpelig, man merkt aber sofort, dass Rotting Carcass Bock hat, da mehr aus dem Punk rauszuholen, als so einige andere Vertreter des Genre.
„rausholen“ ist vielleicht ein seltsames Wort dafür, aber hej, was soll ich sagen. Irgendwas muss ich ja sagen.
„computer“ als erster Livetrack ist ziemlich gut noch in der Soundquali, dann kommt „gerechtigkeit“ und die ist eine dreckige, rotzige Liveaufnahme, be der man ziemlich deutlich hört, dass das vom FOH, vom Mischplatz, aus aufgenommen wurde. Man hört Leute sprechen. Hach.
Man kann das schon anhören, ist ein witziges Zeitdokument.

Nach der Tour hat sich die Band nach Streiterein wieder aufgelöst. Das war die Kurzlebigkeit dieser Szene damals.
Es gibt einige andere Veröffentlichungen, ich blick auf so auf die Schnelle nicht durch, ob die Songs der Band nun alle irgendwie mal veröffentlicht wurden.  Oder… ?
Die Band spielt super zusammen, die Melodien sitzen. Hat was, gefällt mir gut!

Erschienen via Power It Up Records.
Vielen Dank fürs Zusenden, gute Platte!

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MC: blastrufe BRD

Erschienen ist meinem Schlagzeuger die Kassette Blastrufe BRD und er dachte „hej, das wird geil, das besorge ich meinen Kollegen“.
Als ich die Kassette bekam, wusste ich ja, was auf mich zukommt.
Ich glaube, sie nicht so wirklich.
Egal, Hackebeil Records aus Koblenz bringt uns 17 Deutschpunk-„klassiker“ als Hackebeil-Versionen mit ordentlich Prügel und Geschrei.

Mit dabei, wie sollte es auch anders sein, die mir wohl bekanntesten beiden Yac​ø​psæ und Arnø X Duebel. Dazu ein bunter Reigen an Bands, die mir namentlich nichts sagen, und Deutschpunk-Songs, die ich in der Hauptsache auch noch nie gehört habe.
Hörspaß also sehr einfach: ich muss gar nicht versuchen, das Original wiederzuerkennen.

In einer fucking räudigen Aufnahmequalität also hier 17 Knüppelbands, wobei der Titel auch bei SCHLACHTrufe hätte bleiben können. Hackebeil, Schlacht, Geknüppel, das assoziiere ich schon zusammen.
Das Deutschpunkschwein wird also geschlachtet und gecovert werden Bands wie Hass, die Goldenen Zitronen, l’Attentat, Knochenfabrik, Inferno, Rawside, und so weiter.
Es werden eben NICHT Feine Sahne Fischfilet und Slime gecovert.
Das Tape ist als atemlose Oper geschnitten, es gibt keine Sekunde Pause zwischen den Tracks, nach fünf oder so habe ich mich in der Liste der Bands verloren.

Ah ! „i hate hitler“ von den Buttocks kenne ich! Yeeees.
circa 17 minuten Musikgenuß für den Connaisseur.
Geiler Shit.

 

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MC: kurschatten – tropische jahre

Endlich Zeit für das Kurschatten Tape. Und es ist anders als das, was ich bisher von ihnen gehört hatte.
Live vor allem klingen sie irgendwie punkiger! Sprich rougher und ungeschliffener. Obschon das auch nicht so ganz stimmt, denn sie bedienen sich ja auch live des Synthie!

Nach dem Full-Length „träume in pastell“ nun wieder eine Art EP, die nur fünf Songs umfasst.
Dieser Release ist mehr auf die Wave-Musik abgestimmt und abgemischt. Überrascht mich und diese Songs funktionieren total gut in diesem etwas glatteren Soundgewand!
Die Texte sind dagegen beglieben, sozialkritisch. Da Kurschatten einen Sänger haben, aber auch der mensch am Synthie singt, ist ohnehin für eine gute Abwechslung gesorgt. Und es ist der Sänger, der nun weniger gepresst shoutet sondern beide etwas mehr aufeinander abgestimmt ist.
Gefühlt ist jeder Song in jedem Tempo. Ist jetzt das einzige, was mir während „tropische jahre“ aufgefallen ist.
Live eben etwas rotziger, hört hier mal rein, dass ist echt gut!
Schaut mal bei Bandcamp, dort gibt es auch ein paar Konzerttermine!

Gibt es via Jean Claude Madame.

 

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8inch: laminat snyder – s/t (+ MC)

Hier habe ich mal etwas getan, was ich sonst so gar nicht mache, oder sehr sehr selten: ich habe mir beide Tonträger besorgt vom selben Release.
Es handelt sich um die musikalische Experimentalreise von Laminat Snyder.
Ich denke, das Tape wird es noch geben.

Die 8inch (Nummer 31/33, erschienen bei Frei Zum Abriss Kollektiv) unterscheidet sich ein wenig, da weniger Tracks drauf sind. Tape ist die #45/70, erschienen bei Knorz.
Laminat Snyder hat sich nach dem gleichnamigen Parkett-Ersatz benannt. Der Kassette liegt ein kleines Zettelchen bei, auf dem alle Songs vermerkt sind und wer an welchem Track beteiligt war.

Es geht los mit „garten“ (auch auf der 8inch zu finden ist.) Ein sehr angenehmes Stück, mit Vibraphon. „den haag“ ebenso laid back, ich schaffe es so schnell einzutauchen, dass ich gar nicht mitbekomme, wann die Tracks wechseln. Jedenfalls, nein, „garten“ ist mit Synthie und hat ein ordentliches Tempo zu tanzen.
Sind die vllt in einer andern Reihenfolge darauf?
Jeder Track ist circa 5 Minuten lang, da kann man schon mal anfangen zu träumen. Es ist eher Easy Listening als Lofi, den Sound empfinde ich als sehr aufgeräumt und ohne wilde Experimente mit Geräuschen.
„zähne“ ist auch auf der 8inch, der Track mit Junge von EA80. Herr K. (so steht es im Beiblatt) hat einen Text über Zähne geschrieben und die Herangehesnweise war, dass das in einem Take aufgenommen wird. Erstes Take. Seine Stimme hört sich etwas an, wie durch einen Telefonhörer, was aber sehr gut zusammenpasst zur Gesamtstimmung des Songs.

Seite zwei, so finde ich es dann heraus: „du musst dich äußern“, „der sommer ist gegangen“ und „den haag“ drauf. Die Reihenfolge auf dem Beiblatt stimmt nicht zu der auf dem Tape. Was ich aber feststelle, immer noch nicht korrekt ist.
Der erste Track hört sich ähnlich an wie „garten“, vom Beat her, nur diesmal singt jemand anderer.
Boah, ich beschäftige mich zu viel mit dem … ist ja auch egal. Hört mal rein. Ist ein entspanntes Tape voller guter Musik.

Beteiligte Stefanie Shrnk (Vocals), Björn Sonnenberg, Florian Gelling, Doe Bed, Martin Kircher (Vocals), Christian Stemmann, Oli Spielberger, Christian Schneider (Vibraphon, Drums und alle andern Instrumente)