fanzine: PFF-Zine #4

Herr Magenbitter schickt ein neues Heft rum.
Diesmal in aktualisiertem DinA6 Querformat. Schaut schon mal wirklich witzig aus und passt für unterwegs in jede Tasche.
Geändert hat sich auch sein „Ton“. Er ist direkter, ehrlicher und sensibler. Deswegen sein Humor aber kein bisschen weniger infantil an einigen Stellen.
Was die Ausgabe 4 zu einem wirklich tollen Heftchen macht. So klein wie es ist, muss ich das einfach verniedlichen.
Wie immer dabei ist seine Assi-Punkfigur Fickfried, der sich durchs Leben oimelt und einige Cartoons.
Diesmal sind mehrere große Themen dabei, zuerst sein inzwischen festgestelltes und dennoch nicht diagnostiziertes Chronique-Fatigue-Syndrom (CFS). Woraufhin er sich mit dem Thema Inklusion auseinandersetzte, was ihn dazu brachte, einen recht gescheiten Artikel über privilegiert / deprivilegiert zu schreiben.
Auch macht sich Markus in drei Teilen Gedanken um (Über)Political Correctness in der PunkSzene. Es geht vor allem um einige negative Erfahrungen, die er im Laufe der Jahre gemacht hat. Im ersten Teil geht es um den entstandenen Zwang sich für seine Cartoons, Plakate und Comics rechtfertigen zu müssen. Da er einige Artworks für Ska-Bands gemacht hat, wurden diese auf einer Ausstellung als rassistisch angesehen.
Er sah sich mit klischeehaften Rollenbildern und Heteronormativität konfrontiert.
Hui. Ich kann echt verstehen, dass nicht jede*r einen Cartoon gut und vor allem lustig findet, doch nur weil wir Teil einer Szene sind, in der sich Markus ja offensichtlich gerne bewegt, alles zu hinterfragen und ihm derart Vorwürfe zu machen ist in einigen Fällen hergeholt.
Im zweiten Teil geht es um eine Band und deren Pseudonymen, die allesamt dem Dritten Reich entlehnt waren. Nun, ich konnte für mich von Anbeginn meiner Punkzeit nichts mit den Nazidevoltionalienspielerein anfangen… aber is halt Punk. Markus zählt dann berechtigterweise einige Beispiele aus den 80ern auf. Dass das in den 2000ern evtl nicht mehr ganz zeit- und szenegemäß ist, denke ich aber auch!
In Teil drei geht es um Sexismus in seinen Cartoons.
Ich finde es total gut, dass er sich so offen stellt, seine Cartoons und Plakate auch nochmal abdruckt und erklärt. … und einen Witz zu erklären… nun, ja. Seltsam.
Für ihn aber sicher sehr wichtig.

Gastcartoons von Ardy Beld und ein Coop-Cartoon (?) von Markus mit El Jaro. Sonst: alles DIY. Oder wie auf der Rückseite die Trump-ete tönt „PFF-Zine? That’s Fake News!“
Zu haben per Mail, 1,50 plus Porto.

LP: grow grow – lichterloh

ein wunderschönes cover, elegische, nahezu endlose IndiePunk-Songs: Grow Grow. Neue Platte „lichterloh“.
Kennt ihr diesen Moment, in dem ihr aus Neugierde auf irgendeine Random-Band clickt und nach 1,5 Sekunden denkt „was passiert denn da, ist das total geil?“. Und innerhalb kürzester Zeit auf den Bestellbutton drückt, ein paar Tage wartet, dann das Paket voller Vorfreude aufmacht, die Platte auf den Teller schmeißt und euer Gehör neues Futter bekommt!
Es passiert dann genau das, was du erwartet hast, obwohl du nur 4,8 Sekunden Musik anhörtest!
So war das bei Grow Grow, fast. Die Band hat mir freundlicherweise ihr aktuelles Album zum rezensieren zugeschickt.
Der erste und lder letzte Teil der Geschichte stimmt aber 😉 !
Jedenfalls hat die Berliner Band in Eigenregie bereits seit 2012 fünf Tonträger veröffentlicht. Anfangs noch eine CD, dann eine 10Inch mit dem schönen Titel „Hamsterrad of Glory“. Das neue Album nun heißt, wie schon erwähnt „lichterloh“. Es strahlt in Hochglanzweiß mit einem schlichten Segelboot, gebaut aus Treibholz, darauf.

Genug gejubelt, es ist jetzt nicht so, als ob Grow Grow das musikalische Rad neu erfinden; wer kann das heute noch?
Ich bin einfach total happy, weil ich nen Glücktreffer gelandet habe.
Mich erinnert das sofort an Maulgruppe beispielsweise, wobei die Band hier viel mehr Krach und Screamo-Anleihen hat. Nicht ganz so ruhig und abgeklärt ist.
Es startet alles mit einem superspannenden Tapping, irgendwie kommt es einem bekannt vor, doch dann bricht sich der Song entzwei. „rattenfang“ entschließt sich schnell aus einem freundlichem Intro in ein wütendendes, sehr deutliches Statement gegen Rechte Ideologie gegen den Wind zu segeln. Schon eine Weile nicht mehr einen so unplakativen, deutlichen Text gelesen.

Gegen Empathie versichert, gegen Logik resistent
Tradierte Privilegien unter Exklusivität
Gewalt ist institutionell – Hierarchien zementiert
Der Jäger erbt den Jagdschein, gejagt wirst du geboren
In fremdem Namen – auf Geheiß
Im Sternzeichen des Zahnrads – Aszendent Werkzeug
Ich verachte euch aus Notwehr, Rattenfang
Ein feierlicher Schwur auf die Idiokratie
Gehorsam überzüchtet, Moral wird amputiert
Alles Gute kommt von oben – Verfluchter Weise wird die Luft unten dünn
Zum Jubiläum gibt’s Pralinen, exekutiert wird im Akkord

Ich fürchte der Rest des Reviews von Grow Grow wird recht kurz sein: die Band hat mich. Was soll ich jetzt jeden einzelnen Track über den Klee loben?

Kein Song unter vier Minuten. Aus ein wenig Recherche ziehe ich, dass die Band mal zu viert war, sich nun geschrumpft hat auf ein Trio. Weniger Lärm machen sie deswegen nicht!
Ihre Spielerfahrung merkt man, durch den Indie-Einschlag kommt eine Stimmung auf, die mich eher an Hamburg als an Berlin erinnert. Wobei der Melancholie-Dampfer ja schon lange in ganz Deutschland unterwegs ist.
Wenn ein Gitarrenriff eigentlich auserzählt ist, setzt Grow Grow noch eins drauf, fügt noch etwas an, schrabbelt das nochmal anders, wechselt, verändert leicht den Beat.
Die Texte, allesamt Gedichte, betörend, melancholisch, erzählend, erfrischend, vom Gestern im Heute.
Für ein Trio also Maximalmusikammentierung (Achtung: neue Wortschöpfung)
Echt cooler Stuff. Kommt mal in den Süden (Zitat crossedletters: „Wir brauchen keine Bands aus Übersee, die für drei käsige Shows einen klimaschädlichen Atlantikflug verbraten.“) Ihr habt ne Mail von mir!

Platte(n) gibts bei Bandcamp, diese in 180gramm Vinyl oder in Weiß mit Splattern. DIY.

 

MC: Trash Crawlers – buzz off!

Eine Band, die sich, wie ich inzwischen erfahren musste, bereits wieder aufgelöst hat, hat ein ganz klasse Demo rausgebracht; was ebend nichtsdestotrotz sehr hörbar ist.
Trash Crawlers aus BErlin mach(t)en echt abgefahrenen, eigenwilligen Garagepunk auf „Buzz off“. Eine wilde Mischung aus  lärmigem New-Wave-Punk und Garage und einem ordentlich Schuß Noise.
Eher Mid-Tempo, nicht ganz so schnell, die zwei Frauen und drei Männer haben von sich ein schickes kleines Poster engst zusammengefaltet und in den Pappschuber gepackt.
Zwei Gitarren zocken zwischen disharmonischen Riffs ein Feuerwerk (ähnlich wie das brennende Brett auf dem Cover) des Garage-Trash ab, was mein Gehör echt fein durchzuckt. Erinnert mich manchmal an Oiro in ihren Anfangstagen, so leicht windschiefe Halbtöne kitten die einzelnen Parts zusammen. Wobei die Trash Crawlers kein Punkrock ist.
Der Sound ist ziemlich cool aufgenommen, mit ordentlich Distortion und angezerrten Vocals.
Erschienen ist es bei Mommys Mistakes Records. Schon im August 2021.
gibts noch hier:

MC: Angerboys – how to profit from the panic

Die wütenden Jungs wollen mir jetzt also erklären, wie man aus Panik Profit ziehen kann. Nun denn, ich bin gespannt:
Als Erstes: es sind keine Jungs. Zumindest die Stimme und die Zurodnung ihres Namens fällt mir leicht, denn sie heisst Taylor Snifft. Yeah. Ihre Vocals sind eher hart angezerrt als versnifft, aber die ersten drei Töne reichen aus, um mal wieder mein Wohnzimmer zu zerkleinern. Zu „cut your throat“ lässt sich das (er)leichternd machen.

i’m full of hate/ you’re full of shit
youre full of blood/ you’ll choke on it

Es folgen noch 14 (!!) weiter ins Hirn fräsende Punkhymnen in knappen 20 Minuten Spielzeit.
Die Angerboys aus Recklinghausen besingen in sehr kurzweiligen Songs das Tragen eines Insektenkopfs „insect head“ ebenso die daraus resultierende Wirrnis, die im Herstellen von Crystal-Meth endet „self-immolation“.
Klares Statement gegen Faschismus ist dann „make fascists afraid again“

fight the fascist scum
every single one
5 on 1/ i’m getting bashed
broken glass eats into my flesh
kicked in the face/ stabbed in the back
acht right now or youll be next
MAKE FASCISTS AFRAID AGAIN


Irgendwie kommt mir Nina Hagen in den Sinn. Die Sängerin hat auch dieses abgefahrene Ding in der Stimme. Ihr wisst, was ich meine, oder?
Insgesamt also sehr punkiger Polithardcore. Zackig, mal ein wenig hektisch, sehr angepisst, mit recht hoher Melodie-Dichte! Die Lyrics zwischen ernstgemeint und ernstgemeintem Nonsens.
Halt: die Musik macht ab und an auch mal einen extravaganten Schlenker. Bspw. in „terror attack“ wird eine doch recht bekannte Melodei zerwurstet.
Wie man nun von der Panik profitiert ist am Ende wohl absolut unwichtig geworden. Nein, es ist ein richtig schlauer Plattentitel und ein super Artwork noch dazu.

Erschienen bei RilRec als kotzbeiges Tape. Und bei Plastic Bomb und No Front Teeth Records als rosafarbige LP. Erschienen im August 2021.

MC: outdate – demo

Outdate haben eine Demo auf MC rausgebracht. Die Band kommt aus Dresden und hier gibts „give everything“ auf die Ohren. Erschienen bei Black Cat Tapes.
Das Wort Outdate gibt es so om Englischen gar nicht. Denn ich dachte zuerst natürlich an „outdated“ = veraltet. Was die Band aber sicherlich nicht meint. Vielleicht sowas wie „Ablaufdatum“?
Das Cover das s/w und blutrot, alte Hände, Titel „give everything“, schönes Pappfoldercover mit Texten drin. Sehr schönes Artwork!

Zur Musik kann ich sagen, dass es nicht mehr so oft vorkommt, das Bands reinflattern, die Englisch singen, bzw. nur Englisch.
„done with you“ ist gleich ne klare Ansage gegen Bullen. Outdate schaffen es einen musikalischen Spagat zu machen. Die Gitarre eher Garagig, die Drums aber Pogopunk und der Sänger könnte auch prima in eine NYHC-Band singen!
Mit „hear our calls“ folgt an Startpostition zwei ein Wunsch nach einer Faust im Gesicht eines Faschos.
Stimmung also ziemlich pissed und ich wünsche mir, dass die Band ordentlich Demos mit Faschos aufmischt, wenn denn Musik ein spürbarer Schlag ins Gesicht eines Idioten sein könnte; hach, das wäre was!
Der Vierer aus Dresden Outdate liefern eine prima Motivationshilfe für dergleichen.
Hört mal rein, super gemischt, toll gespielt.
Zu haben per Bandcamp oder bei Black Cat Tapes.

Einen Erstling wird es wohl im Frühjahr (das ist gar nicht mehr lang) geben bei Riot Bike Records. Ein erstes Video / erster Song vom Album ist allerdings etwas mehr in Richtung Oi-Punk, oder was würdet ihr sagen?

LP: aackr – almae

AACKR. Wie spricht man diesen scheiß Bandnamen eigentlich aus?
ahkr? acker? Nein, es ist bestimmt eine Abkürzung. Oder eine Lautmalerei.
Jedenfalls sind sie mir durch ein famoses Tape aufgefallen, was sie in einen Stoffbeutel eingenäht haben. Ja, ich gestehe, ich habe es immer noch nicht aufgemacht. Aber wenn, dann landet der Patch auf jeden Fall auf meiner Jacke. Wirkt dann ein wenig so wie ein Foto von einem Foto.
„Demo 2016“ kam aus bei Mörtel Sounds raus. Nun musste ich ne ganze Ecke warten, bis dieser Longplayer erschienen ist. Im September ’21.
Kommt mit kurzen, knackigen sechs Tracks, die alle ungefähr sechs Minuten Spielzeit haben.
Klar, ich übertreibe … ein bisschen.
Ich nehme es vorweg, die Band wird gegen Ende der Platte etwas kürzer! NoiseRock wird aufgespielt. Eine furztrockene, ich nehme an tiefergetunte Gitarre, und ein Schlagzeug. Mehr braucht es nicht.


Noiserock ist ja inzwischen auch ein extrem dehnbares Genre geworden, und wenn die Band es schafft Genreübergreifend Ideen einzuweben, empfinde ich diese Spielart inzwischen als weit weniger nervig, als vor einigen Jahren noch. Trainer oder Trigger Cut sind aktuell richtig gute Anspieltipps. Nur Vergleichbares mit AACKR… da fällt mir wenig zu ein. Ich umschreibe also mal die Songs dieser Platte:
AACKR sind sehr Beatorientiert. Doch ich lasse mich schon bei ersten Song zum mitwippen hinreißen und nehme das Cover in Augenschein. Diese durchgeknallte Nonne des Satans ist nicht auf dem Cover, nein, sie ist ausgestanzt und der Plattentitel „almae“ gestempelt. Ihr Konterfei befindet sich also auf der Innenhülle. Ha! Finde ich to-tal geil.
Die Band AACKR begrüßt uns mit „Namaste Motherfucker“ dem ersten Sechsminüter.  Sie beginnen mit einem Beat, bauen darauf auf, verzetteln sich nicht, eine gewissen Melodiosität stellt sich ein; hat etwas Post-Punkiges.
Trotz der Länge geniessen die Songs eine Kurzweiligkeit, die die Zeit im Nu verfliegen lassen. Bei „HNO superlike“ ist Anfang und Ende sehr sphärisch, die Tracks bleiben ohne Vocals. Der harte Sound der Gitarre, gestützt von den knalligen Drums, treiben den Song dann kurzzeitig vor sich her, um zum Schluss wieder zurückzukehren zum Anfang.
Klingt alles recht simpel, nicht wahr? Ist es aber oft nicht. Die Nuancen im (Zusammen)Spiel der beiden Instrumente sind klein und doch bemerkenswert.
„Überall“ und „Alme / Ghost Spiders“ haben dann doch einen Vocaleinsatz zu bieten, den aber Gäste bei der Aufnahme übernehmen.
Seite zwei glänzt mit „Spinde“, sie eröffnen mit einem endlos-Öffnen eines Spinds, zerlegen den Beat, spielen irgendwo plötzlich das Geräusch wieder ein, ebenso spannend wie der folgende Song „Harvester.“ Der Beat wird zerlegt und dagegengespielt… an was erinnert mich der Sound der Gitarre? Alte Fluid to Gas?
Die beiden AACKRs machen alles richtig.
Die Platte wurde schon 2020 eingespielt und ist im Eigenrelease ebend letzten Herbst erschienen.
Platte ltd 100 Stück. Ein echter Blickfang.

Fanzine: ROMP #49

Im Sommer ist schon die #49 hier reingeflattert, directement aus der Schweiz. Ich finds total spannend, da die Schweiz, auch dank des Machers dieses Zines, eine recht spannende autonome Szene hat. Und das schon seit vielen Jahren.
Im Vorwort werden ein paar Worte über Verfallsdaten verloren. Leider sind zwei Freunde übergesetzt, leider aber auch durch die Pandemie das „30 Jahre Romp Fest“ ins Wasser gefallen.
Dafür hat sich der Macher dahintergeklemmt eine neue Rubrik aufzumachen „Geschichten aus den 80ern“. Diese widmet sich dem Streetpunker Freggel, der  für diese Zeit wohl ganz ordentlich was drauf hatte, Dope dealen, Gitarre spielen und Prügeleien sind da gerade noch die „normalen“ Straßenpunkersachen. Ob das heute noch genau so stattfindet?

Ein ausführliches  und einziges Interview dieser Ausgabe ist die Band Octopulpe. Spannend ist auch das zusammengewürfelte Interview, welches er mit Mika erarbeitet hat, von Bieber (dem Flight 13 Duplication-Macher) und Optimal Media. Es geht (nicht nur) um Recycling Vinyl.

Was sich sonst noch in dieser Ausgabe versteckt, könnt ihr erfahren, in dem ihr euch eine besorgt.
Auf jeden Fall mal wieder eine Kaufempfehlung.
Gibt es bspw beim Fischkopp-Plattenshop in Hamburg oder Save The Scene Records in Dessau. Wenn ihr Interesse habt und den kürzeren Weg wollt, bestelle ich auch ein paar zum Weiterverkauf. Meldet euch redaktion (ö) provinzpostille.de

fanzine: Entes Anomicos #16

Liegt schon ewig hier, nun endlich:

Entes Anomicos #16 – das Zine ist komplett auf spanisch. Ich bin über den Macher selbst, Carlos, daran gekommen.
Mit meinem wirklich rudimentären Spanischkenntnissen hangel ich mich so durch.
Das Zine besticht durch seine Vielfältigkeit. Musikalisch klar im Punk angesiedelt, trifft man auf viel andere Genre. Beispielsweise sind die, auf dem gleichnamigen Label erschienenen, The Catherines dabei. Ein Jangle Pop, Lo-Fi Duo aus Hamburg. Auch viele südamerikanische Bands, die hierzulande sicherlich nur einigen wenigen Auserwählten ein Begriff sind; dadurch aber nicht minder (rein)hörenswert!
Ein absolut empfehlenswertes Zine: Ausgabe 17 ist in Arbeit.
Mal abgesehen von unglaublichen vielen Projekten, Carlos hat auch ein zweites Zine Constante Indagacion am Start, kommt da auch ein Interview mit ihm in meiner nächsten Printausgabe!

Es sind Aufkleber dabei, ein CD-Sampler dabei. Dazu nicht viele Worte, einfach reinhören. Alles selbstgemacht, gestempelt, kommt in A4 in einem Bürohefter (oder wie die Dinger heissen). Find ich auch cool! Die meisten Zines sind getackert, oder inzwischen auch wirklich gedruckt und geschnitten – was mich meist ein wenig nervt, nimmt es doch Authentizität.
Alles sehr kurz gehalten, keine ausschweifenden Interviews, viele Reviews aus aller Welt. Ganz, ganz klasse! Man spürt in jeder Zeile die Jahrzehnte an Erfahrung, die Carlos schon gesammelt hat beim Fanzinemachen!

BTW: Carlos macht mit Kush Gong immer wieder Lathe-Cut-Releases, was ich für ein ganz wunderbares Medium halte.


Kommt sehr spartanisch daher, was den Informationsgehalt über die Bands anbelangt. In der Hauptsache sind sehr ruhige, poppige, spanische Akustikmusik drauf.

ich habe heute keine review für dich LP / MC out now.

Boah ey. Was hat sich hier angestaut?
Ich versuche es kurz zu fassen.

Mein Job hat es, auch pandemiebedingt, dazu gebracht, dass das Telefon nicht still steht. Viele Angebote, ich arbeite beim Film, zeitabhängig beschäftigt.
Nun habe ich seit Anfang Juli durchgearbeitet. Bin nicht am Ende meine Kräfte, aber am Ende der Zeit, in der ich (fast) nichts anderes machen kann als Keine Musik, Keine Reviews, Kaum Musikhören…. lauter K’s.
Ab und an doch mal eines. Der übriggebliebenen Zeit abgerungen.
Hört sich hart Kapitalismusorientiert an, isses aber nicht. Ich könnt auch Nein sagen und nicht arbeiten gehen. Mit Kindern aber kaum eine Option und außerdem liebe ich meinen Job leidenschaftlich.
Deswegen liegt auch hier ein fertiger Sampler für die Printausgabe #8. Nur mit der Grafik bin ich noch nicht durch. „Herbst 21“ steht auf dem Cover, das habe ich schon gedruckt…..

Wie auch immer: wenn bei anderen die Winterpause herrscht, gibts hier die nächsten Tage wieder Reviews, ich habe unfassbar viel zu lesen, danach kommt wieder Musik.

Yeah.
Weiterhin schöne Weihnachten und einen Guten Rutsch.
Ich mach mir erstmal n Bier auf; und leg ein paar witzige Scheiben auf, die ich extra für diese Tage besorgt habe. (nur wham lasse ich aus! Ich habe es tatsächlich geschafft diesen beschissenen Song dieses Jahr KEIN einziges Mal zu hören. Nicht im Supermarkt, im Radio, in der Tanke oder sonstirgendwo. Geiel – dann ist Platz für andere Ohrwürmer. Was waren denn eure?)

review: TISCHLEREI LISCHITZKI – wir ahnen Böses LP

Tischlerei Lischitzki. Der Name allein ist Gold. Wann, mein Gott, wann hab ich die Band das letzte Mal gehört? Die Split 7inch mit den leider schon verblichenen Grizou vielleicht? Oder war es „Halt die Kladde“ – auch ein schönes Ding. A6 Ringheft mit allen Texten und ein Tape dazu. Das war 2013. 63 (!!!) Songs zum Download mit Lyric-Buch.
Nun sind wir im 20ten Jahr der Tischlerei angelangt und es gibt ein neues Album!
Manche Bands sind einfach toll, weil sie einfach bleiben, einfach ihr Ding machen.

Eine unfassbare Melancholie erfasst mich beim Hören der ersten Gitarrentöne. Die Akkorde, die Melodie steht fast still, hält die Zeit an. Gänsehaut!
Die Energie, die Wut, der Zorn, der in dieser Punkmusik steckt, erinnert mich total an eine Band aus Mönchengladbach. Jedenfalls zeitweise. Die Texte und der Gesang von Ralf sind wesentlich mahnender, anklagender und wesentlich konkreter! Jeder Mensch hat einen Namen, wenn er sich an sie „Wolfgang Mirosch“ erinnert. Ein Platte zum Reinhören, Festfressen, Graben. Das war erst Seite eins!

Und ich darf feststellen, dass die Tischlerei Lischitzki mich reingelegt hat! Ich dachte nämlich, dass die Seite 2 die Seite 1 ist; weil auf dem Label das Logo mit dem Zirkel und dem Hobel ist. Zusammen sieht es halt aus wie ein „A“. A, wie „Ausgetrickst“!
Ich halte es immer noch so, dass ich eine Platte erstmal einfach auflege. Nein, ich staubsauge nicht dazu, einfach mal laufen lassen. Keine Texte lesen, kein Cover anschauen, nur die Musik.
Also: die Platte geht los mit einem super Intro und der darauf folgende Song „Konzertanfrage“ ist ein wunderbarer Song über all die Booker:innen, die Bands einfach buchen, ohne deren Backstory gecheckt zu haben.
Betrifft ja auch genug Bands, die einfach ein Venue suchen und dann eine Überraschung erleben, mit welch schlimmen Bands sie die Bühne teilen dürfen. Gutes Thema!

(und statt eines Videos gibt’s hier ein älteres Interview bei der großartigen Sendereihe von Punkrockers Radio: Kopfpunk):

Ich mag kein Wort über Weiterentwicklung verlieren oder Namedropping betreiben. Die Tischlerei Lischitzki ist was ganz besonderes und hat ein tolles Album auf einem ebenso gefühlt ewig existierenden Label veröffentlicht: Elfenart.
Die Band spielt richtig gut zusammen, nach vorne, nehmen auch mal Tempo raus. Der Song „Feldpost“ ist die Erklärung für den Titel der Platte. Der erstmal Zeitaktuelles vermuten lässt. Das man hinter allem, zumindest vielem, Böses vermutet, bzw. wenn man vorausschauend denkt schon Böses ahnen kann, hinter dem was irgendwelche Leute so erzählen. Aber gemeint ist die Frage nach dem „Warum“. Warum haben Soldat:innen, obwohl sie so viel Leid erlebt haben, zugefügt und selbst durchlitten, Fotos nach Hause geschickt, auf denen sie lächeln?

Alles an diesem Album ist anregend. Ich erwähnte es ja schon. Es ist ein wenig düster und hat eine Traurigkeit inne, ist dennoch nicht melancholisch; mit hellen Momenten. Steht für sich.
Gibt es hier: Elfenart. Und die Band macht lieber, statt buntes, limitiertes Schnickschnack-Vinyl, eine Soliaktion für die Seenotrettung!
(dieser Review ist auch bei Vinyl-Keks erschienen)