7inch: peppone & fliehende stürme – bootstour

Teil der Bootstour auf der Elbe bei Magdeburg zu sein, ist etwas Besonderes, durch die Herangehensweise von Team Peppone. und dem MajorLabel. Vom ersten in See stechen an war klar, dass es eine 7inch-Reihe sein wird, die diese Tour begleitet. Kleine Auflage, nur die Bands und das Label.

Hier also Teil 4. Erschienen am 07.10.2023, während die zwei Mannschaften gemeinsam auf einem Kahn die Leinen festzurrten.
Fliehende Stürme mit einem Song namens „Generationen“ und Peppone mit „ein Bett“.
Letzterer ist von Krypto-Hendrick, ein total cooler, neumodischer Name, i like very much, der um die Kinder, die in den Krieg geschickt werden und nicht wieder zurückkommen. Echt schöner Text, den die vier Peppones da vertont haben. Ernstes Thema, niemals nicht aktuell. Die Melodie ist viel leichter, als es der Text vermuten mag. Der wunderbare, endlose Chor am Ende des Songs:

auch in der Hölle wird Regen dann zu Schnee
auch in der Hölle gefriert das Blut zu Eis
zu Hunderten sind wir und jeder doch allein
das hat System und seinen Preis

Fliehende Stürme haben auf ihrer Seite „Generationen“ in dem es um Abschied geht. Die Generationen, die nach und nach verschwinden, vielleicht nicht wiederkommen und doch durch Fotos und verstaubte Kisten in Erinnerung bleiben. Ein etwas flotterer Song der Band.
Da es sie, ich habe mir die Tage den Podcast „und dann kam Punk“ mit Gitarrist und Sänger Andreas Löhr angehört. Eine Band, die es seit 1985 gibt. Wahnsinn! So viele Alben.
Bei mir steht bisher eine Single. „Kaleidoskop“ ein wirklich grandioses Stück. Auf ganzer Länge habe ich FS noch nie durchgehalten.
Jedenfalls wundervoll, diese 7inch haben zu dürfen.
Vielleicht sollte sich das MajorLabel überlegen, all die Songs mal auf eine Scheibe zu packen?

LP: berlin 2.0 – scherbenhügel

Keine Ahnung, warum man sich so einen blöden Namen gibt (Scherz) aber ich bestellte diese Scheibe mit Berlin Diskret. Einfach, weil ich ne Dosis Berlin brauchte.
Hier also nach Monaten des Hörens ein Kurz & Knackig Review zur Scheibe.
BERLIN 2.0 aus Stuttgart machen NDW Post Punk.
Wie schon so manches Mal nehme ich einfach die Platte, lege sie auf. In diesem Fall wohl Seite zwei, denn es geht mit „meine Freiheit, dein Problem“ los.
Sofort haben mich beide Stimmen von Sängerin Elena und Jogges, der da mitsingt. Erinnert mich sofort an KURSCHATTEN, POSTFORD und IDEAL. Und so ein bisschen Post-Hardcore in der Herangehensweise an die Songs. Ich hab echt lang nichts wütenderes gehört, obwohl die Sängerin ja echt einen supermelodischen Stiefel durchdonnert. Super Texte.
Dieser Song endet mit „

keine Panik, Systemabsturz
Highway in die Psychiatrie
mit 10 Treuestempeln Lobotomie
am Bürgertum platzt jetzt der Lack
und dann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab

Traurig, verbittert und zynisch. Bevor ich die ganze Seite lobhudle, drehe ich sie mal eben um und bin schon wieder weggeflasht. Der erste Song „Benzo Heart“, was hauen Berlin 2.0 da nur raus? Spielt da der SLIME-Schlagzeuger Stephan Mahler?
Das repetetive, Dialog-artige in den Texten – ich kann da nicht weghören. IDEAL haben ihre Unschuld verloren, das hört man dieser Band an! Der Sound ist gut, hat aber immer noch genug Rotz und seine ungeschliffenen Kanten. Berlin 2.0 haben so klare, erwachsene, erfahrene Texte.
„kairos“ ist einer Texte. Der ist so spannend, musikalisch so Post-Irgendwas. Da steckt so viel im Songwriting.
Klar, es wird auch Geister scheiden und so mancher wird mit dieser durchgängigen Düsternis, die über der Musik hängt, nicht gleich klarkommen. Hört dann einfach nochmal rein!
Und nochmal zurück zu Elena, sie singt so facettenreich, hat so viel Punk und so viel Herz in sich. Eine große Wut und kann trotzdem auch die etwas poppigeren Nummern wie „Feind am Tisch“ singen.

Flight13.

 

7inch: shitshow – -​+​#​!​?​$

Der Titel wirkt schon mal so, als ob da jemand mit dem Kopf auf die Tastatur gefallen ist. Das ist Kunst, oder? Oder ein Fluch, wie im Comic.
Shitshow bringen ihre zweite 7inch raus mit sieben neuen Punkrock-Perlen.
Auf der ersten Seite sind „cop porn“ „flat white“ und „bottropp“. Die Titel sprechen ja schon mal für sich!
Shotshow sind irgendwie „rock’n’rolliger“ geworden; was bei der Röhre am Mikro aber auch kein Wunder ist, das muss man schon ausnutzen.
Die Texte sind nihilistisch und desillusioniert aber mit einem gewissen Humor. Die Band hat schon eine mega Spielfreude, weil sie den Punk ganz schön vor sich hertreiben. Fast forward. Läuft richtig gut rein!
„-​+​#​?​!​$“ „casual tea“ „red light“ und „no tomorrow“ bringen Seite zwei zum durchdrehen. Alle Songs bleiben bei 1:30 oder zumindest unter zwei Minuten. Konsequent!
So n richtigen Vergleich habe ich nicht, da ich die Spielart des Punk nicht so ausgiebig höre – und Shitshow machen da richtig Spaß!
Sängerin Julia bastelt sich, in meiner Hörwelt, irgendwie ihr eigenes Englisch zusammen, weil ich beileibe nicht alle Texte verstehe, bzw. sie manchmal so gar nicht mit dem geschriebenen Wort auf dem Textblatt zusammenpassen wollen.
Vielen Dank auch für das Kalenderblatt der Steel Panther, welches meinem Paket beilag! „balls out“ und eine Bikinischönheit hält sich immens große Liebeskugeln zwischen den Schenkeln. argl.
DIY – self-released. Cool. Gibt es hier:

fanzine: Knuckle Sandwich #1

Irgendwie – zack – Instagram oder so entdeckt, bestellt und: mega!
Die Nummer 1 hat schon mal 300 Stück Auflage, vow, super Cover, ein klein wenig denke ich: ah, so geht das, damit das sofort alle anspricht und – zack – ausverkauft ist.

Knuckle Sandwich ist ein Fanzine, nein, eher ein Magazin. Voller Gedanken und Berichte. Es ist in ganz feines Papier eingeschlagen und kommt mit einem Farbdruck. Einer Karte mit einem seltsamen Vogel, eventuell nutze ich es mal als Postkarte oder so.
Es ist feministisch, es ist kämpferisch, ehrlcih, bunt, ziemlich professionel gemacht und sagt im Vorwort „noch ist Print nicht tot“. Stimmt. Alles.

„Lost in Las Vegas“ ist eine Story über ein paar schräge, sehr jugendlich unbedarfte Begegnungen, wenn man allein auf Reisen ist. Die Schreibe ist flüssig und liest sich gut. Ina, die Herausgeberin, hat sich mit Moses vom ZAP getroffen, weil die beiden eine schräge Jugendgeschichte verbindet. Oder vielmehr Ina mit dem ZAP.
Ein Interview mit „Siegfried und Oi“, einem Podcast, und ich stelle fest, daß ich also nicht der einzig*e bin, der Interviews mit Podcaster*innen macht. Sehr cool. Beides: das Interview und der Fakt.
Ina spielt mit Look und Schriftarten und es macht Spaß, sich das anzuschauen. Das darf man ja auch einfach mal: durchblättern.
Ein Artikel über Female Bombing, Bambi sprüht Graffiti. Metal & Marken ein Thema, dann hab ich das Heft von hinten nach vorne durchgeblättert und bin bei den, würde ich sagen, direktesten Berichten hängengeblieben.
„Kontaktschuld“ reißt mich schon mit, doch Ina hat sich einige Mitschreiberinnen gesucht, was dem Heft, der Schreibe, die ich lesen darf, eine sehr Spür- und Nahbarkeit gibt, von der ich echt Gänsehaut bekomme. Total gut! Es gibt einen Bericht „16.12.2022“, einen Tagebucheintrag, über einen Vater, Alkoholiker, der verstroben ist, und wie die Frauen der Familie damit umgehen, sich um seine Hinterlassenschaften zu kümmern. Marie schreibt über den Weg aus der Prostitution.
Es ist so heftig, immer schon, was diese Frauen erleben müssen, und es ist so wichtig darüber zu sprechen, darauf aufmerksam zu machen, wie man die Prostitution abschaffen kann. Das sind keine Einzelschicksale, Deutschland ist das Bordell Europas. Da sind einige Länder in der EU weiter mit ihrer Gesetzgebeung, als wir hier!
„Der Tod ist politisch“ – mega!
Ich hör auf! Einfach weil das Heft auch schon ausverkauft ist und ich mir viel zu viel Zeit gelassen habe, alles zu lesen und nun darüber zu schreiben.

Ich freue mich auf Ausgabe zwei und ihr solltet schauen, dass ihr euch das auch zieht!
Knuckle Sandwich.

Eventuell bekommt ihr noch eine Ausgabe bei Kink Records, der seit Neuestem übrigens auch die Postille im Regal hat, yey!

7inch: Angerboys – Against a Wall

Die Angerboys, die lagen hier schon mal auf; mit ihrem Album „how to profit from the panic“. Nun ein neues, kurzweiliges Vergnügen mit sechs Songs auf einer 7inch. „against a wall“. Die Angerboys sind ein Quartett aus Recklinghausen und Bochum, gegründet 2018, ordentlich Zunder in die Gitarre gegossen, den Geang angezündet und los geht das Feuerwerk mit Taylor Snifft am Gesang, Zotti zappelt mit der Gitarre, Benni brummelt Bass und Dustin dengelt Drums.

Genug des Spaßes, schwierige Zeiten erfordern klare Worte; und die finden die Angerboys mit einem messerscharfen Blick. Im Grunde ist bei diesem, man sagt heute „klassischem“ und meint „kenn ich schon“, Hardcorepunk vermutet man zu wissen, was als nächstes kommt, und doch machen Angerboys dann doch was anders.
Die Vocals von Tylor Snifft ist noch ein wenig überdrehter, als ich ihn in erinnerung habe. Da ist ganz sicher ein bisschen Zerre drauf, um sie ab und an hochzupitchen, die Vocals. Es geht in einem sehr gut angezogenen Midtempo nach vorne, vielleicht ein wenig krautrockige Anleihen auf der Gitarre (sag ich jetzt aber nur, um irgendwen zu ärgern; wäre ja möglich, dass es Absicht ist). Das ist total gut eingespielt und es hört sich an, als hätten Angerboys einfach maximalen Spaß, euch ihre Riffs und Texte vor die Füße zu schmeißen.
Um diese dann, lautstark mit Wut angefüllt, in Pogo zu verwandeln. Es hat etwas räudiges, roughes, und etwas unperfektes, was die Band liebend gerne ausspielt. Da rumpelt nichts, das meine ich nicht!

Die Texte sind in ihrer Direktheit sehr sehr geil.
„frontex kills“ ( diese Organisation ist europäischer Faschismus; wir zahlen von unseren Steuern Genozid) und „stop being poor“ sind da meine Anspieltipps.

one mans trash is another mans treasure
strength through joy and work ist pleasure
you owe me a living i keep reciving and you keep me giving

Diese sechs-Song EP hat ein klasse Cover; welches Zotti zusammenschnippelte. Ein Frau lässt sich offensichtlich mit Messer bewerfen. Da muss(te) man wirklich Nerven behalten. In diesem Moment frage ich mich, wer auf die Idee gekommen ist solche Jobs zu „erfinden“ und wieviele Schrammen die Ladies abbekommen haben von diesen dämlichen Männern, die ihren seltsamen Machthunger auch damit ausgelebt haben?

Als 7inch und MC erschienen bei RilRec.
Ich kann jemensch wärmstens empfehlen, wer etwas gegen diese Welt hat, oder noch ein Argument mehr braucht, der möge sich diese sechs gesungenen Argumente rein tun.

V.Ö. am 06.10.
300 Stück schwarzes Vinyl und 80 gelbe Tapes!

(dieser Review erscheint so auch nochmal beim VinylKeks 😉 )


 

LP: cyco – cyco

Auch Bands über die im worldwideweb wenig bis nichts zu erfahren ist, machen Musik, veröffentlichen Platten. So auch CYCO aus Dresden.
Außer dem unten angeführten Bandcamp-Link habe ich nichts zu bieten aus meiner Recherche.

Das Cover erinnert mich an die „schwarzer Planet“ der Band Klotzs. Gemalt hat dieses Cover der Drummer von Cyco, die Band macht also viel in Eigenarbeit!
Alle vier Bandmitglieder singen, brüllen mal ins Mikro.
Ich bleibe mal beim Artwork, die selbstbetitelte Platte ist recht schlicht aufgemacht. Kohlezeichnung auf dem Cover, ein Einleger mit den Texten ist dabei.

Die Musik. die sich in der Rille befindet ist ganz klar links, sie ist antifaschistisch, antikapitalistisch. Es ist reflektiert und ein großer musikalischer Bogen wird zwischen verschiedenen Unterarten des Punkrock gespannt. Cyco selbst bezeichnen es als Crust, wobei ich diesen immer als wesentlich härter, prügelnder emofinde, als jetzt bspw. Cyco.
Hardcore mit D-Beat, Punkrock der eher melancholisch melodischen Art, erinnert mich an Kuballa!
In der Art und Weise, wie sie die Songs aufbauen, meist kurz & knackig, manchmal total ausbricht, wird man in eine Art Sog mitgenommen, der immer tiefer in diesen … Tunnel (?), der sich auf dem Cover befindet, reingezogen wird.
Wenn es mal hektisch geworden ist, holen sie den Hörer wieder mit einem ihrer famosen Punkrockparts ab, zurück. Manchmal resignativ, manchmal kämpferisch.
Cyco kombinieren also Hardcore mit D-Beat, Punkrock mit Screamo-Elementen, mal etwas noisig, der Sound der Platte ist entsprechend keineswegs glattgebügelt, ein Glück! Die verschiedenen Stimmen/ Vocals unterstreichen noch mehr den Abwechslungsreichtum der Musik.
„choose life“ wird angesagt, wie auf einem Konzert. Das ist echt cool!
Dadurch wirkt das Gesamtwerk noch nicht ganz fertig oder noch „in Bewegung“, da kann sich noch was tun, bzw der Live-Vortrag kann sich sicherlich ein wenig unterscheiden von dem, was man auf Platte hört. Ich bin gespannt! Kommt doch mal in den Süden dieser Republik!

Ich freue mich aber auch jetzt schon auf den nächsten Release, total gute Scheibe! Bekommt ihr in schwarzem Vinyl unter einem der Labels, die Cyco gemeinsam herausgebracht haben.

Coop Release von Broken Sounds Records, Abnegat, Shove Records, Pyrrhic Defeat Records und Trace in Maze Records.

fanzine: plastic bomb #124

Ich lese also die Ausgabe 124 vom Sommer 2023.
Sofort habe ich mich auf den Artikel „punk und kulturförderung vom staat“ gestürzt, bin dann doch erst an der tollen, zurecht vielgelobten Rubrik „21st digital punks“ hängengeblieben. Diesmal drei junge Männer im Interview.
Dann doch erst auch noch Torsun (& die Stereotronics) im Interview, der ja ordentlich was in seinem Leben gerade stemmen darf. Wenn er es denn noch nicht durfte. Ich hoffe, du packst den Krebs, Torsun!
Torsun und die Stereotronics machen Punk zu Lo-Fi Pop. Juhu:

Nun etwas anderes. „Tag X zum Antifa-Ost-Verfahren“ im Interview einer der Anwälte, Christian Mura, der einen super Einblick gibt in die verhakten „Dinge“, einem sehr kleinteiligen Verfahren. Es wurde ein Urteil gesprochen, Revision ist beantragt.
Dann kam der Artikel mit der Förderung, Antitainment nannten das mal „Subkultur brought to you by Sparkasse Hanau„, 15 Jahre ist das nun her. Nun gibt es das also vom Staat gefördert und Ronja nimmt sich dem aktuellen Thema an. Auch anhand der Band, die sie via Plastic Bomb Records rausgebracht haben Dividing Lines.

Eine Förderung bedeutet, dass alles gefördert werden kann, was dem Gelichstellungsverständnis näher kommt, welches dem im Grundgesetz enthaltenen Regelwerk entspricht. Dann sprechen wir über eine Demokratisierung des Punkrock. Natürlich findet Label und Band es natürlich seltsam am Ende den Bundesadler auf dem Cover zu haben, doch es geht ja schließlich auch um eine Professionalisierung. Ronja stellt da die Frage, wenn von den Szenemenschen denn nicht auch vom Staat gefördert werden, weil sie im Sozialsystem tätig sind, oder bei der Stadt arbeiten, oder… Wieviel Juzis und AZs bekommen Förderung?
Ein zwiespältiges Thema? Eigentlich nicht. Zeiten ändern sich.
Natürlich geil, wenn eine kritische Band Kohle bekommt, wenn sie von allen, vom Staat, um genau diese Themen an den/die Zuhörer*in zu bringen. Und das Geld was sie bekommen stecken sie in die Kultur um sie herum, Videoclip, Grafikherstellung, Studio etc pp.
Wir in Deutschland (bzw. Europa) sind da schon immer etwas priviligierter als die Amerikaner, da wir schon immer Kultur fördern. In USA muss ja jede Punkcombo schauen, wie sie damit Geld verdienen.
Um „unsere“ Ansichten nach Außen zu tragen, und es scheint notwendig zu sein, ist das schon ein gutes Hilfmittel. Ich werde auch Kulturförderung beantragen, hüstel.

So oft schreibe ich nun nicht ein Review übers Plastic Bomb, obschon es hier zweimonatig auf dem Tisch liegt, respektive in meinen Händen.
Wollen die überhaupt Reviews? Nö, sonst würden sie ja Rezi-Exemplare verschicken. Kommt man durch Kritik weiter? Ja!
Ich gehe zum Schluß noch eben auf das Vorowrt von Ronja ein, in dem sie sich echauffiert über all die, die in Kommentaren oder Reviews schreiben, übers Plastic Bomb, dass immer wieder erklärt würde, das Veränderung im PB nicht gut sei. Das früher alles besser war. „Das früher Punk besser war, das Gras grüner und das Bier kälter.“
Ich reiße das ein wenig aus dem Zusammenhang. Aber dieser Satz weist schon auch den Weg in „was interessiert mich eigentlich eure Kritik“! Wie gesagt, ich habe ein Abo, noch nie ein Rezi-Exemplar zugeschickt bekommen!
Ich weiß, manchmal ist Kritik echt mau. zB hat sich tatsächlich noch nie ein Einziger zu meinen Compilations geäußert und ich schicke Promo-Kassetten mit! Die CDs vom Plastic Bomb waren ja oft voll mit …. Quatsch. Egal.
In dieser Ausgabe habe ich also einiges gefunden, über das ich selbst nachdenke oder mich zum Nachdenken anregt. Bei den ganzen Bandinterviews bin ich raus. Da ist nichts dabei, was mich musikalisch antörnt. Aber es geht sicher um mehr Reichweite eines größeren Magazins, da kannst halt nicht, wie ich, mit so Dorfcombos um die Ecke kommen. Klar. Auch meist aktueller als in einem halbjährlichen A5er Zines.

Längste Rezi fürs Plastic Bomb, jemals, bitteschön!
Lese ich sehr gerne weiter.

PS: Geschichten aus dem Grab, den Kuhlengräber gibt es nun als Youtube-Kanal, finde ich gut. Rezi folgt. Erstmal n paar Folgen schauen. Apropos: das Plastic Bomb auch einen Youtube Kanal, die Cyber Bomb, vow.

LP: von hölle – unwelt

Neues Album von Von Hölle heißt „unwelt“, was ich schon einen ziemlich coolen Titel finde!

Hinter dem ersten Track steckt gleich ein megasweeter Gedanke, jemanden eine handvoll Konfetti hinterherzuwerfen, der mich abgefuckt hat.
Zweiter Song „dunkel in mir“ ist ein klares Statement über die Umtriebe der Rechten in Sachsen-Anhalt. Ein wirklich guter Track. Insgesamt fällt mir ohnehin auf, dass das erste Album „alles muss raus“ von 2018 nun schon fünf Jahre her ist.
Es gab einen Bandzuwachs, die Herren sind nun zu viert und haben zwei Gitarren am Start.
Ich hatte sie letztes Jahr schon auf dem Gutensglück Festival gesehen und fand ihr gesamtes Zusammenspiel wesentlich runder und tighter als noch in den Jahren davor.
Ja, es ist sehr breitbeiniger Punkrock, der sich aber durch die (nicht zu) schlauen Texte aus dem Deutschpunk verabschiedet und nichtsdestotrotz aber diese Attitüde hat. Könnte Mensch gefallen, der auf frühe Muff Potter steht, oder auch Molotow Soda.

EIn Video hamse auch gemacht „besoffen ohne bier“. Der ist herrlich punkig und so leicht misszuverstehen. Natürlich doppeldeutig gemeint. Es ist ein Liebeslied.

Das Album „unwelt“ haben sie wieder in Eigenregie aufgenommen und rausgebracht. Bei mir könnt ihr ein paar Exemplare erstehen, aber auch bei Flight13 oder der Band direkt.

fanzine: ostsaarzorn #4

Und zwar: Ostsaarzorn, Ausgabe 4, Thema Provokation und Punk. Eine junge Frau hat sich ein paar Boxhandschuhe übergestreift und schaut auffordernd vom Cover. Und möchte mir wohl schön eins auf die Fresse hauen. Das find ich mal per se Kacke, sollte aber damit das Thema Provokation abgehandelt sein und ich werde im Heft nicht dauernd auch noch angegriffen, dann lass ich das mal durchgehen. Ganz abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich recht hat…..

Das Teil ist soooo dick, dass ich erstmal dacht, ganz viel zu lesen und dann darüber zu schreiben.
Zeit läuft den Rhein runter, versickert im Schlick der Nordsee. Und da es ein paar Tage dauert bis der Ende August geschriebene Review online geht, mach ich es dann doch gleich. Und lese nix.

Dann dachte ich, das liegt da ja immer noch, was mache ich denn da, es ist auch immer noch so dick.
Ganz klar, die Zine die ich kaufe oder tausche über die muss ich auch schreiben. Also:

Ich schlage irgendwo auf, mit dem Zeigegriffel irgendwo rein und das lese ich jetzt. „Revolution Oi“.
Es gab eine Veranstaltung im Juni 2022, das Conny Oi-Land. Ist ein ausführlicher Bericht über ein wohl sehr gelungenes Oi-Festival, niedergeschrieben von Tobi und Dr. Ali. Sie berichten amüsant bis spitzäugig über die Anwesenden und die Bands. Zum Ende, also auf der letzten Seite des Berichts steht „lest mehr DIY-Zines“. Und eine Liste von Zines, von denen ich sagen darf: kenne ich, lese ich gern, tut das doch auch. Hab also die richtige Stelle im Heft aufgeschlagen, die ProvinzPostille wird auch erwähnt. Kein Review, kein Verriß, einfach nur ne Liste. Das finde ich – gut!
Und wenn das die ganze Liste von DIY-Zines mit Musikbezug sind, die im Zornesgebiet landen, dann sind das ganz schön wenige. Ich erinnere mich da an das Blurr, in dem zwei A4-Seiten winzig gedruckter Reviews NUR von Fanzines standen. Klar, dass war 1997 oder so. Aber ein paar mehr dürften es schon wieder sein. Zwei A4-Seiten.

Danach kommt eine wissenschaftliche Videoanalyse des Dödelhaie Videos „fuckedifuck 2020“. Ich muss dazu echt mal loswerden, dass ich die Platte der Dödelhaie zugeschickt bekommen habe; für meine Nebentätigkeit bei einem anderen Blog. Ich hätte sie irre gerne verrissen, doch das machen wir dort nicht. Finde ich auch in Ordnung. Verrisse sind meist persönlich, unnötig, gehen zu weit und sind wenig fundiert.
Jetzt, wo ich das da wiedersehe, denke ich, das geht nicht gut aus. Nun, ich werde überrascht. Das Fazit ist: gute Zusammenfassung des Jahres 2020.
Die Platte ist ein fast schon rückwärtsgewandter Humor. Die ganze Bands aus den 80er/90er Jahren die heute noch versuchen Musik zu machen. Ja, versuchen, da gibt es echt wenige, die noch was reißen und nicht einen auf ACDC oder Rolling Stones machen und ihren Signature Sound nochmal auflegen.

Das Ostsaarzorn kostet, keine Ahnung, 8€ oder so. 300er Auflage, 260 Seiten. Wahnsinn, die machen dem Testcard Konkurrenz.

Ach so, zwei Berichte über Pisse gibt es noch, erwähne ich deshalb, weil ihr TikTok-Hype sie nun nach Amerika auf Tour führt. Geil.
Ich schaue nochmal in die „Innereien-Liste“ die nach Alphabet, ne nach, nach was eigentlich, sortiert sind. Jedenfalls gibt es viel zu lesen im Fachjournal für Punk. So viel, dass mir zum Schluß die Frage kommt, weshalb ihr nicht mehr einzelne Zines macht? Verlängert die Liste (siehe oben) und man beschäftigt die Post.

Man könnte so viel.
Das hier ist geiler Shit. Kaufen.

CeDe Salatschüssel #6 – ausschreitung / g.recke / streckmittel / mainline 10

Ausschreitung – Welt am Galgen
ausschreitung, eine Deutschpunkband aus Lauchhammer. Assoziative Wortspiele herzlich willkommen!
Und aus dieser Stadt, die keiner kennt, kommt eine Punkband, die keiner (?) kennt und sie bringen nicht nur ein neues Album sondern auch noch eine Doku (!!!) von Gründung 2012 bis heute.
Das neue Album wird gleich mit dem ersten Track besungen „Welt am Galgen“.
Ein Name, den ich kenne springt mich sofort an: Kurt Ebelhäuser. Es ist also garantiert, dass hier ein Top-Sound aufgenommen und gemischt wurde.

ausschreitung spielen ohne Umwege. Mir springt der Begriff „ernsthafter Deutschpunk“ irgendwie an.
In Ausweg gibt es schöne, melacholische Mollakkorde. Die Stimme bleibt aber immer fordernd, vielleicht in der Art von den Dödelhaien?
Dann geht es aber auch mit einem rock’n’rolligen Einschlag auf den Klampfen desöfteren nach vorn!
Zu dieser fast klassischen Mixtur mischt sich ein wenig Crossover, einem ordentlich bretternden Bass und einem ziemlich tighten Trommler.
Dreizehn Songs Punkrock.

Erschienen bei Pauli Punker Records als CD.

Gernot Recke – Alles Gute Geschichten

Unter dem Pseudonym TaschenRecke findet ihr in bei Facebook.
In der ersten Geschichte widmet er sich dem Fleischkonsum, dem Rauchen und anderen alltäglichen Lastern und der einhergehenden Schwierigkeiten, wenn man in der Öffentlichkeiten derart Dinge tut. Er bezweifelt hier stark, dass es mehr als herausgplatzte Argumente sind, die irgendwo aufgeschnappt wurden und im falschen Zusammenhang gebracht dann aktivistisch genutzt werden.
Ich höre weiter.
Kindheit anno 1984. Laute Musik muss laut gehört werden – laute Musik hören nur Jugendliche, die nicht arbeiten.
Ich hörte noch weitere Gedichte. Die ganze viertel Stunde.
Ein Gedicht, dass auch meine wunderbare Omahanne hätte schreiben wollen. Sie liebte es, witzige, hintersinnige Gedichte zu schreiben. Ohne Andeutungen von Drogen, aber in diesem Duktus. Ich mag es, in diesem Moment des Hörens.
Es geht um Humor, ums Hinterfragen, ach, was wünschte ich, dass Gernot das all den alten Menschen vorliest, die so verbohrt und dümlich durch die Gegend laufen, die heute 60+ sind. Da sind so viele, die ihren Horizont jeden Tag aufs neue überblicken sollten.

Bei Facebook gab es mal eine kleine Lesung.
Kleiner Appetizer auf das famose Buch.
Das Buch „RestAlkohol“ habe ich auch reviewt und fand es um einiges besser, als die kurzen, auf wirken sie etwas sehr aus der Zeit gefallen, Geschichten.

mainline 10 – painful EP

Auf der EP, ich nehme es vorweg, sind die Songs „ohana“ und „heartbeat“ von der Split 7inch mit den Tourette’s drauf. Review gibt es hier dazu.
Mit „i don’t care“ und „the silent“ zimmern Mainline 10 gleich ein hartes Brett Melodicore in eure Ohren. Die Gitarren schon recht metallisch, fast Speedmetal, die Drums kloppen exakt getriggert präzise und unablässig. Der Gesang, bis auf ganz wenige Ausnahmen sehr melodisch. Als Abwchslung bauen sie auch schon mal einen kurzen Beat-Down ein.
„bright falls“ ist dann etwas, ein ganz kleines bisschen…, nein doch nicht, haha!
Mainline 10 haben auf dieser EP extrem viel Spaß daran, die Pogobeats in Höchstgeschwindigkeit über ihre Gleise zu jagen.
Es ist schon so, dass ich da „Ohana“ schon fast als ruhigeren Punksong bezeichnen kann, weil sie ein wenigTempo rausnehmen und der Track auch kurz & knackig ist mit 1 1/2 Minuten. Und da kann ich auch sagen, dass ich diese Länge wirklich erträglicher finde, was mein Gehirn an Beatwechseln in kurzer Zeit halt so aufnehmen kann.

In kleiner Auflage ist diese EP der mallorkienischen Band Mainline 10 erschienen. Wenn noch welche da sein sollten: für den geneigten Melodi-corer ist das hier Gold!

streckmittel – demo

Das Deutschpunk-Demo der Band Streckmittel, tatsächlich eine selbstgebrannte CDr, das ist ja sowas von 2000er – fehlt nur noch das Myspace Profil!
Stephan von Punkrockers-Radio am Gesang. Dazu Peter an den Drums, Lara am Bass und Rapha an der Klampfe.
Streckmittel kriegen einen hart-Daumen-Doch-Bonus für diesen ganz klassischen Proberaum-Deutschpunk. Bombe!

Was soll ich sagen, sie machen alles richtig. Nicht ganz gradlinig gespielt, Proberaumaufnahme ohne Schepperfaktor, Versmaß, welches manchmal gar nicht so richtig in die Zeile passt, keine nervigen Melodielinien, der Gesang noch relativ auf einer Tonlage und Bass & Gitarre spielen schlicht das Gleiche.
Mit „ich kam, ich sah, ich kaufte“ geht’s dann etwas hardcore-iger zu.
Fünf Songs in sechs Minuten. Wieder: richtig gemacht!
MIt was lässt sich das vergleichen? Mit Hass (ein Songtitel mit dem selben Namen) vielleicht?
Die Themen sind „gegen Nazis“, „Hass“ und „morgens aufstehen“
„Das Handy schellt um eins, das Handy schellt um zwei“ – schellen! was für ein geiles Wort, schon ewig nicht gehört.
Ich freue mich. Hier wird nichts gestreckt. Es geht zackig auf den Punkt.
Kann mich leider nicht erinnern, woher ich das Ding habe. Aber danke dafür!