LP: scheissediebullen – simulation eines guten lebens

Die Freiburger Scheissediebullen bringen ihren dritten Longplayer raus, nachdem es 2013 „aufschwung“ und 2016 „anwohner raus“ erschienen ist.
Bei Gunner Records sind sie geblieben und „Simulation eines guten Lebens“ erscheint ergo wieder dort.

Das Cover ist aufwendig im Punkrock-Kritzelstyle. Glücklicherweise nicht auf kariertem Papier, ich würde sonst Rückschlüsse auf etwaig verlorene Schulstunden ziehen, in denen, statt der Performance der Leerkraft zu folgen, das Schreibgerät leergeschrieben wurde.
Die Vorderseite mit einem verträumten Punk, der aus seinem recht aufgeräumten Zimmer in die graue Welt (mit Atompilz) schaut, auf der Rückseite wohl die, möglicherweise von ihm beschmiertes Mauerwerk, Graffitis der Songtitel. Die finde ich allerdings etwas chaotisch angeordnet und unleserlich; da hätte man doch auch gleich einen Deathmetal-artigen Schriftzug… der ein oder andere ist vielleicht nicht ganz so lost wie ich.
Ein vier-seitiges Booklet mit allen Texten liegt bei. Auch optisch sehr schick.

Scheissediebullen machen recht gediegenen Deutschpunk mit recht schlauen Texten. Nach der ersten Runde fetzt mich das noch nicht so richtig, also nochmal von vorne.
Was die Band sympathisch macht sind ihre Spielfreude, der gute Sound und die Zitate. Ich finde Slime, die Toten Hosen, ihr könnt ja auch mal ein bisschen suchen!
Sie sind sich selbst nicht zu schade, Melodien zu klauen und selbstironisch über sich zu singen.
Ziemlich direkt ist beispielsweise „Philosoph“, einer umfassenden Kritik am Werk des Philosophen Sloterijk, der siet zu vielen Jahren an der Karlsruher Unität sein Unwesen treibt.
Erinnert mich desöfteren an Alarmsignal, wer einer unbekannteren Band eine Chance geben möchte, ist somit bei Scheissediebullen ziemlich sicher am richtigen Ort in der Plattenkiste.
Super Songtitel wie „La Deutsche Vita“ oder auch „Sommer, Strand & ein paar Leichen“ machen die 14 Songs eben selbstironisch, aber auch sozialkritisch und politisch. Ja, ein „so tun als ob wir ein gutes Leben führen“ das ist das Thema der ganzen Scheibe. Ist es ja mit der Punkmusik im allgemeinen.
Für Menschen die Mülheim Asozial mögen oder auch die erwähnten Alarmsignal.

Schöne Bundles der „Simulation eines guten Lebens“ (100 Stück limitierte LP mit silbernem Vinyl und Riso-Print, sweete Bundles mit unserem neuen Shirt (starring Hündin Pippa!!) oder einfach die CD oder LP) gibt es bei Gunner direkt.

(dieser Review ist freundlicherweise auch schon bei Vinyl-Keks erschienen)

 

fanzine: rauditum #8

Ha! Ich habs wiedergefunden. Ab und zu muss man gezwungen sein, zuhause zu weilen, dann kommt man auf die irresten Ideen; mal abgesehen von renovieren, basteln, musizieren oder laut Musik hören.
Hashtag „aufräumen“.
Und da zieh ich doch aus einem Stapel das (noch) aktuelle Heft vom Rauditum aus Dresden.

Ich schlag das also flux mal auf und gehe von vorne durch: ein paar Menschen haben mitgewirkt an dieser Ausgabe, außer Ugly und De Wessi. Zwei Gratis CD’s gibt es diesmal auch dazu.
Start ist das Interview mit den Machern von Demons Run Amok. Die beiden sind ziemlich offen und beantworten die Fragen direkt. Kurzweilig und gut!
Es folgt ein wirklich gutes Statement im folgenden Comic „Rude Femzines“. Ein schnuckelig kurzer Beitrag von the Roadblocks über die Songs auf ihrem neuen Album „welcome to Paradise“.
Etwas ausführlicher ein Bericht über die Rollstuhl Erlebnisreisen GIAMBO gUG. Heiko hat die Idee gehabt für Menschen mit einem Pflegegrad zwischen 3-5, die also rund um die Uhr versorgt werden müssen, mehrtägige Trips zu ermöglich. Wie cool ist das denn?
Ein sehr langes Interview gibt es mit Snob City, das hebe ich mir für später auf. Sie unterhalten sich über Antifschismus und Sexismus in der Oi-Szene.
Mit der Hardcoreband Schwach ein Vorstellungs-Interview und ein paar Facts zur aktuellen Scheibe. Eine recht junge Band Bullock aus Dresden darf ein paar Worte loswerden. Worauf dann Ralle ausführlichst aus seiner Biografie erzählen darf. Er ist, war Teil der Bands Rawside, Frontalangriff und Troopers.
Garniert mit ein paar Gedanken und Reviews von Zines und Tonträgern.

Auf jeden Fall wieder lohnenswert jede Seite zu lesen. Um genauer zu sein: es wird immer lesbarer, was Anfangs noch ausprobiert wurde, hat sich nun gefestigt und wir wird weiter ausgebaut.
Heft kriegt ihr sicher über die FB-Seite oder bei Ugly direkt.

LP: bockwurschtbude – sippenhaft

Die Bockwurschtbude haben mir ihr Album geschickt. Mieschka Mayonaise schrieb mich, glaub ich, schon vor ganz langem an, und dann hat das irgendwie ganz schön lange dauert bis die Platte nun fertig produziert hier auf dem Plattenteller liegt.
Erstmal: ganz schön bescheuerter Bandname – typisch Punk!
(Allerdings auch hier definitiv die Frage danach, wieso man einen Bandnamen trotz oder wegen der Bewetzungswechsel, Pausen, was immer, nicht ändert?)
Die ersten Klänge dieser Band aus Frankfurt an der Oder sind auf jeden Fall dem Deutsch-Punk der so ne Metalkante hat, mir aber glücklicherweise nicht gleich auf die Eier geht. Die Bockwurschtbude habe da doch etwas mehr zu bieten!
Nach vorne gespielter Punkrock mit klarer Verwurzelung in den 80er/90er Jahren.  Seit 1995 treiben die Herren ihr Unwesen, hab noch nie von ihnen gehört, aber vielleicht überliest man einen Bandnamen wie „Bockwurschtbude“ dann doch irgendwie mal; oder sie haben sich medial – auch zu Zeiten ohne Internet – rar gemacht.
Sie scheinen, nach den Flyern auf der Homepage zu urteilen, fester Bestandteil der Berlin-Brandenburger-Szene zu sein. Sie gründeten sich als Zwei-Mann-Funpunk-Kapelle, so schreiben sie jedenfalls. Seitdem ist ja einiges passiert; und ich komme mal eben zurück zum ersten Song.
Ein „Scherbenhaufen“ wird hier musikalisch dreckig, mit der nötigen Portion Wut im Wanst, in die Rille gezimmert. Die Band hat sich genug Zeit gelassen, um die zwölf Lieder dieses Releases einzupielen! Der Sound ist dichter im Vergleich zur „back to the roots“-Scheibe.

Es gab Besetzungswechsel seit dem letzten Release in 2013, der letzte ist nun 2020 gewesen, seitdem ist Andy von Fliehende Stürme mit an der Gitarre.
Alle Songs haben die gerne gehörte zwei bis drei-Minütige Länge. Anspieltipp von Die Bockwurschtbude ist „Helden“. Ich mag, dass sie aus den drei Akkorden da noch was rauskitzeln, die zweite Gitarre da noch ne melonacholische, kleine Meldodie (die in meiner Welt etwas lauter sein könnte) reinbringen. Die Texte sind durchweg echt gut, durchdacht, und auch sehr ernst. Allerdings auch, für die Funpunker unter euch, eine sehr starke Veränderung, denn Band gibt sich durchweg düsterer, wütender und druckvoller; was sicherlich auch ein Einfluss von Andy ist, seit seinem Einzug in Ensemble.
Beispiel „Strandgut“ – …als Opfer gegangen, als Nummer zurück!
Insgesamt weniger Ska-Einflüsse, Partyhaftes, sehr viel ernster. Bin gespannt, ob es die Band mal in den weit entfernten Süden der Republik schafft!
Erschienen in verschiedenen Vinylfarben, auf 5 (!!!) verschiedenen Labels:

Elbpower Records, Laketown Records, Anarchy of Sound, Kraut & Rüben Records und Oi!The Nische

fanzine: ruebenmus #6

Endlich ein neues Ruebenmus, lecker.
Das neue Rezept zum Ruebenmus ist diesmal eine gesunde Mischung aus Humor, denn es dreht sich viel um die Punkies auf Sylt. Die selbstredend inzwischen ausquartiert wurden, um den Wintertourismus auf der Insel nicht gänzlich zu zerstören; schade eigentlich auch.
Ladegerät und Szenepolizist sind wieder vereint, das Duo Infernale schreibt, wie oft, jeder seinen eigenen Senf zum Thema Sylt, wie sie eben auch Reviews schreiben.
Am aufregensten fand ich das Interview mit Hagi von Radio Scheisze. Ich fand das ja auch ganz gut, bisher, jetzt empfinde ich das voll als Hype, wenn das so rumgeht. Außerdem will mir Radio Scheisze, Scheisse als Bonbons verkaufen. Denn: es Audiofanzine heißt Podcast. So ist das heutzutage, Fachbegriff und so!
Oder, wie es das Fachblatt selbst feststellt: „alles über eine Minute Sprachnachricht ist keine Sprachnachricht, sondern ein Podcast“.
In diesem Sinne ergänzt sich dann der Bericht über die Entwicklung hin zu einem eigenen Radiosender Oh-Subs-Tapes, der aus dem Cafe Treibeis in Hamburg aus in Wellen sticht. Find ich super!

12 Seiten Sylt(se)
5 Seiten Corona Schwurbler Demo(Würstchen)
8 Seiten Radio Scheisse (kein Kommentar)
3 Seiten Krankenhausaufenthalt (ist im Mus inklu)
1 Brief an Lothar Wieler
4 Seiten „how to make an eigenen radio-sender“ (mit musik)
15 Seiten gemischte Bandreviews
unzählige Seiten Interview mit Hotel Kempauski
Ladebulle, Szenegerät und DJ Lizo erwähnen 10 unbekannte Deutschpunkbands

ca 90 minuten lesen, dann isses durch.
= Ruebenmus

Fazit: mal wieder (und ich hab doch was geschickt?) habe ich es weder mit meinem Zine noch mit meiner Band in ein so schönes Zine geschafft. Egal.
Hier die aktuelle EP von Hotel Kempauski (auf jeden Fall viiiiiel besser als Commandante Lipfred, oder so)

 

LP: v/a – fünf fäuste für ein halleluja

Gut Ding will Weile haben.
In diesem Fall „5 Fäuste für ein Halleluja“, wobei mit den Fäusten die beteiligten Bands gemeint sind.
T.I.M. – was ein SoloProjekt von Holger Voss ist, einem Altpunker, respektive einem, der schon in den 70ern aktiv war und immer noch ist. Erinnert mich Sound- und Songwriting-technisch sehr an die Zeit der Vemrischung des Punk mit der Neuen Deutschen Welle. Halt dem guten Teil davon. Aus Lüneburg, und das schon wohl seit 1999 in dieser Form „Terrorist in Mind“.
Jerome 5 – die mich erstmal an gewohntes denken lässt, als ich die Dimple Minds Gedenkstimme höre, aaaber: abwechslungsreich! Wirklich einfallsreich in der Instrumentierung oder den eingesetzten Sounds auf Instrumenten und Gesang. Auch die ironischen Texte bringen ne Menge Fun, wie zB „baguette“. Geht so in Richtung Detlef.
Das Mad Monkey Massacre macht Melodic-Deutschpunk, mies gelaunt, deutsche Texte, so wie alle Bands hier auf der Compilation. Kommen Aus Flensburg. Mit „klopf klopf“ kommt ein Song, Fliehende Stürme gar nicht mal so unähnlich, mit der bandeigenen Prise Deutschpunk.
Rastlos – lassen mich erstmal etwas sprachlos zurück. Es ist sehr waviger Post-Punk. Das Gefühl, was die Musik bei mir hinterlässt ist eine Verlorenheit. Als ob die Musik nicht wüsste, wohin und das überträgt sich auf mich.
Jedenfalls: eher gediegen und ruhige Musik. Textlich kann man hinter den düsteren Bildern, nicht mehr finden, als das, was man dem Punk als Parolenhaft vorwirft. Wie auch immer, es handelt sich wohl um ein Projekt zweier Musiker, Kai (aka Rudi Rastlos) und Yoshi. Mit „Kurzschluss“ hab sie den wohl experimentellsten Song am Start. Irgendwie gut!
Dan Scary – Düsterpunk der mich an Die Angst erinnert, etwas reduzierter, sie brechen die Düsternis mit coolen Backing Vocals auf. Mal auch voll auf die 12, nach vorne, fordernd. Auch sie haben eher düstere Themen und (apokalyptische) Bilder, doch sie schaffen eine gute musikalische Abwechslung in ihr Songwriting zu bringen. Wie sie selbst von sich schreiben: „Dunkelpunk mit einem letzten Funken scheiß Hoffnung“. 100 Blumen sind da nicht ganz so weit von weg, wenn auch sehr anders, hehe.

Insgesamt ist das in einem Picture LP Cover verpackt, Rückseite mit Siebdruck die Titel drauf. 500 Stück gemacht, was üppig ist, greift also zu. Das grau-melierte des Vinyl lässt mich auf recyling Vinyl schliessen, ist aber nur ne Vermutung. 8 seitiges LP-Booklet mit allen Texten.
Nachdem ich nun 10 Minuten auf allen Bandcamp-Seiten gesucht habe, ja auf youtube und in Ecosia, und nichts gefunden habe außer Terence Hill & Bud Spencer, kann ich euch leider weder ein Songbeispiel posten, noch nen Link, wo ihr diese schöne Platte bekommt.
Geheimtipp also. Vrmtl direkt bei einer der Bands. Hier mal die Mail von T.I.M., dem Macher des Ganzen.

MC: uli sailor – punkrockpiano vol I

Im Herbst 2022 kam dieses Tape mit dem Titel „Punkrock Piano Vol. I“ raus. Künstler ist Uli Sailor, der einigen sicherlich durch seine Tätigkeit bei der Terrorgruppe und früher bei den D-Sailors bekannt sein dürfte.
Alles Musik, Punk-Musik, die ich nicht höre, aus Gründen.
Wenn ich aber Piano im Zusammenhang mit Punkrock höre, fällt mir erstmal Richard Cheese (& Lounge against the Machine) ein. Klar, ist nicht aussschließlich Punkrock, was er interpretiert; und ich kann mir auch nicht alles anhören – aber lustig ist es. BigBand covert System of a Down. Musss das? Braucht man das? Diese Frage kann mich sich, ich weß, bei allem stellen. Aber hier geht es um das Spezielle. Punkrock also gespielt mit einem Piano.
Punkrock ist doch auf räudigen Instrumenten scheppernd gespielte Musik, right? Dabei die Instrumente nicht mal spielen kann, sondern es einfach tut. Und ein Piano setzt ja eine gewisse Fingerfertigkeit voraus. Es ist ein schönes Instrument, hat Volumen, äußerst harmonisch.
Ich lass das Tape also laufen und es ist, wie erwartet: toll. Super aufgenommen, ein gestimmtes, sauberes Instrument, Uli hat eine klare Stimme. Etwas mehr Druck wird erzeugt durch ein hinzukommendes Cello (Michael Schlücker).
Es klingt halt überhaupt nicht mehr nach Punkrock.
Durchweg sind es auch Nummern, die aus dem Melodic-Punk / Hardcore kommen. Allsda sind: Island Of Shame (Lagwagon), Linoleum (Nofx), Bullion (Millencolin), You Are (The Government) (Bad Religion), Anti-Manifesto (Propagandhi). Durchweg Nummern von Punkrock, die ich schlicht nicht höre. Uli Sailor hat sich, so kann ich mich aus seinen Posts erinnern, vornehmlich Stücke genommen, die ihn geprägt haben. Das mögliche (ich kenne die Songs schlicht nicht) Umarrangieren der Lieder ist gelungen. Für Mensch, der ein feines Gehör haben und nicht ständig so einen Deutschpunkrotz anhören wollen wie ich, ist das n Top Release!

Warum ich mir das reingezogen habe? Ich bin ein neugieriges Kerlchen geworden.
Inzwischen hat er eine zweite EP raus, auf der er sich nur deutschen Vertretern des Punkrocks gewidmet hat. Ab 25.02.2023 sind diese Songs erhältlich Terrorgruppe, WIZO, Casanovas Schwule Seite, Herrenmagazin and Schrottgrenze.
Artwork von SBäm.

Fazit: für Mensch, der das so hören möchte, wird das sicher eine easy schöner Abend, Uli erzählt bestimmt zwischendurch noch, warum er diese infantilen Texte so mag, jo, viel Spaß!

fotozine: punxelated #3

Bereits im May 2021 als Corona-Projekt erschienen, ist das einfach ein super Zine, um sich richtig gute Konzertfotos anzugucken.
Marc Gärtner hatte eigentlich gar nicht mehr vor, eine Ausgabe zu machen, es vergingen 7 1/2 Jahre und eine Pandemie kam, um ihm den nötigen Anschub zu geben. Und ich nehme es vorweg, wie die größenteils fantastischen Fotos, sehr viele Bands, die ich mag und kenne, sind hier nicht drin. Was aber eben nicht wirklich „schlimm“ ist, denn Marc fängt die Stimmung auf den Konzerten megagut ein. Klar ist auch: er ist kein Anfänger.
Punxelated im Netz! Er war schon echt richtig, richtig viel unterwegs. Vermutlich als gebuchter Tourfotograf. Da er sich auf das Thema Punk konzentriert: da gibt es nicht sooo viele Bands oder Veranstalter, die sich das leisten können oder wollen, da gehört definitiv eine Leidenschaft dazu. Und die bringt Marc in ein paar Begleitworten klar zum Ausdruck.
A4 full color, 64 pages, 170g paper quality!
Kontakt über ihn direkt. Oder bei Facebook neue, aktuelle Shows. Im Shop noch alle Ausgaben erhältlich!

MC: klaus kinks – Klaus K!nks

Klaus K!nks Demo habe ich hier zugeschickt bekommen – vor Monaten. Ich bitte vielmals um Verzeihung für einen maximalen Delay; kann aber sagen, dass es 1:1 steht, da die Band sich mit zwei Songs auf dem akutellen ProvinzPostillen-Tape präsentieren kann! Und den zu produzieren ging absolut vor.
Denn Klaus K!inks ist einfach gut!
Monatelang habe ich das Tape in der Hand, höre, schiebe es von links nach rechts und in dem Moment, in dem ich den Review schreiben will: ist es fort. Petrosilius Zwackelmann schnackelte mit den Fingern und machte daraus eine Erinnerung. Grmpfl. Ich hab das Foto also aus dem Review des Vinyl-Keks gerettet; zwinker.
Der Vierer um Frontfrau in Natalie Kink, alle kommen aus Ludwigsburg in der Nähe von Stuttgart, macht (sag ich jetzt mal frech) parodistischen Punk. Parodistisch, weil ich die Stimme von Natalie als befreiend ironisch empfinde. Eine ganz ehrliche Weise den Gesang vorzutragen, und nicht so drauf auf Thema; falls ihr versteht, was ich meine! Eine krass irre Mischung aus Horrorpunk, Debbie Harry, Kopfstimmen-Background, Klaus Kinks experimentiert ordentlich mich Stilmitteln. 
Ebenso mit musikalischen Stilen. Die Band selbst schreibt „stuck in the 90s“ aber ich höre da auch, vielleicht ob der selbstproduzierten Aufnahme, jede Menge roughe 80er. Der Bass dengelt mega, die Gitarre brazzt drüber. „blue light riot“ ist da ein absoluter MitsingHit!
Fest steht, es ist Punk. Aber auch ein Schlag Oi, stimmlich ab und zu etwas düsterer, aus dem New Wave entnommen.
Ihr Logo/Artwork ist das Enfant Terrible des Deutschen Schauspiels, wenn sie da musikalisch hin wollen fehlt momentan ganz klar noch die Publikumsbeschimpfung, aber vielleicht erlebe ich sie ja mal auf einem Konzert!

Hier ein Track, der nicht auf der Compilation ist:
erschienen bei Running Out Of Tape Records– hier gibt es auch super Shirts käuflich zu erwerben!

7inch: neckarions – s/t

Die 4 Stuttgarter, rund um den aus Texas stammenden Sänger Ivan, hauen uns mit ihrer „The EP“ 4 Smasher um die Ohren. Musikalisch zwischen California-Punk und 80er Hardcore.

Doch zuerst mag ich mich mal über das echt coole Artwork Neckarions auslassen, nein, lobend erwähnen! Das ist wirklich mega! Hottercomix hat da voll ins 50er Jahre C-Movie Kästchen gegriffen und die Neckarions, aus Stuttgart!, ein absolut passendes Äußeres gemalt bekommen.
Wenn man sich nichts unter der Musik erstmal vorstellen kann und das Cover sieht: ich finde, da ist drin, was drauf ist!

Aus der Unterwelt des Abwasserkanals in Gotham City hat Hottercomix die vier Superfischhelden aus Sin City (so heißt der Ort wirklich, aus dem die vier Stuttgarter entsprungen sind) auferstehen lassen. Untermalt wird das heiter in Grüntönen gehaltene Kiemenspiel mit einer Art Horrorpunk. Irgendwo zwischen Dead Kennedys (ich denke, sie werden oft mit ihnen verglichen – wobei sie wirklich kein lauwarmer Abklatsch sind sondern der Sänger einfach diese „Note“ hat) und Neckarions. Auf der Rückseite ist dann das grüne Biest aus der Zwischenwelt.
In der Hülle versteckt sich eine passend giftgrün-transparente Single mit vier Songs. Im falschen Licht betrachtet, könnte es auch Gold sein.
Die klagende Stimme des Sängers scheint auch permanent bemüht zu sein, jedem vorbeilaufenden, halbwegs spießig ängstlichen Spaziergänger die Penunzen aus der Tasche pressen zu wollen; und bereitwillig gibt man schnell alles, was man hat, um wegzukommen vom glibberigen Wesen! „Rise“

Die Melodien sind düster getragen, fordernd im Mid-Tempo-Bereich zieht der Vierer seine Kreise. Ein wenig Distortion auf dem Bass, gesprochene Vocals, mal rufend aus dem Dunkel der Strasse. „Dead Fish“
Es geht eher um den Aufstieg irgendwelcher fiesen Wesen, als um die freudige Zusammenkunft von bunten Waschlappen.

Das hier ist handgemacht, schwer, dunkel und treibt einen nach vorn durch die Strassen deiner Stadt. „a secret kept“.
Um in „Sin City“ zu landen.
Insgesamt ist die zweite Seite etwas flotter und griffiger als der düstere Zwilling auf Seite eins. Was das ganze Werk aber wirklich abwechlsungsreich macht!

Die 7inch bekommt ihr beim Label direkt im Shop 30 Kilo Fieber.
Ich komme allerdings aber auch nicht umhin zu erwähnen, dass es nun ein Tape bei Kloppstock Records gibt, mit den neuen Stücken und denen der CD „the rise of….“ auf 50 Teile limitiert. Das ist auch ziemlich cool; also das Label, wie auch der Release!


Dieser Review ist bereits beim Keks erschienen 😉

MC: kapot – place to be

Kapot!
„place to be“ ist endlich raus auf MC. Was irgendwie total schade ist. Denn die erste Platte „alle geht kapot“ ist als LP erschienen, nun „nur“ ein Tape. Ich mein, ich bin glücklich damit, sagt mir aber auch: ihr habt die Platte nicht gekauft! Geht gar nicht. So wie die famose Karmakopter Scheibe nicht zu haben. Das ist ein Affenmesserkampf!
Nun, glücklicherweise gibt es beim herausgebenden Label ein Bundle. Zuschlagen; im Sinne von bestellen! Rilrec
Ich kann nur vermuten, woran es liegen mag: die langen Produktionszeiten bei Vinyl? Keine Kohle?
Egal, digital reicht das ja im Grunde auch; ich mag halt ab und an ein Tape in mein Tapedeck schieben, es hat definitiv etwas Entschleuningendes, da man dem kompletten Release nicht entkommen kann!
Der Titelgebende Song „place to be“ war ja schon auf der Compilation der Ausgabe 8 auf Tape raus.

Insgesamt haben sich Kapot stark verändert. Die Aufnahme sind wesentlich dichter als auf der LP. Den Punkrock haben sie ein wenig verloren und sind eher hardcorig. Vorher war da mehr deutschpunk gepaart mit krass schnellen Beats, superabwechslungreichen Songwriting, was immer wieder den Hardcore kippt. Das ist nun eben: Hardcore.
Verdammt gut gespielt. Miley Silence (dreihardcore-grrrls und einem kerl aus Hamburg) machen die Gangshouts, funktioniert alles megagut.
Ich bin halt mehr so der Punkrocker. Was soll ich machen: ein wenig den alten Zeiten bei Kapot hinterhertrauern. So, jetzt isses raus.
Gebt Kapot ne Chance, lohnt sich ab-so-lut!

Superabgeklärtes Spiel, klasse Texte (lest bei Bandcamp mit), top Bandname, gemischt von Yannig; es gibt wahrlich nichts zu maulen!

Video „gregor“