LP: syndrome 81 – chant les ruines live

Kurz & knackig:
Syndrome 81 live kann ich mir natürlich als Fanboy nicht entgehen lassen.
Scheibe kommt via KickRock, einem französischen Label.
Die erste Auflage war sofort vergriffen.
Artwork cool, Aufnahme super, knackige zehn Songs, die aus der letzten Platte und den Singles einen schönen Überblick geben. Die meisten Songs dann doch auch einen Tacken schneller gespielt. Kein Bootleg, sondern ein offizieler Release.

Bemerkenswert finde ich, wie sehr die Hardcore-Szene die Band annimmt, obwohl sie mit ihrem Sound schon ein ganzes Stück „daneben“ liegen.
Mehr Punk, mehr NewWave.
Set ist gut zusammengestellt. Die Hits, wie „vivre et mourir“ und dem großartigen „dans le rues la nuit“ am Anfang, zum Schluß vom Pogokracher „violence sociale“ rausgeschmissen.

LP: typhuzz – s/t

Typhuzz sind DIE Fuzzrockband aus Karlsruhe. Und was will man auch anderes erwarten von Bandmitgliedern die bei Zero Zeroes, Degenerated Jerks, Astrokraut und wasweißich wo überall mitspielen. Klingt wie ne All-Star-Band, kann mich aber auch vertun, denn ich kenne die meisten nur vom Sehen.

Ihr merkt also, ich schreibe das mal wieder freiwillig, habe mir die Platte beim Mo im Shop geholt, der ja das Label Hand of Doom betreibt. (Interview mit ihm in Ausgabe 9)
Den Doom, den Black Sabbath nicht hatten, der platzt hier raus wie ein Hellhammer. Ein Gebräu aus Doom und Fuzzrock. Man merkt, wie krass Bock das Trio hat, loszuphuzzen. Wilde Zuckungen bim Tanzvolk vor der Bühne garantiert.
Auf beiden Labels ist eine Spirale, um sich ordentlich vor dem Abspielgerät mit der Musik zu hypnotisieren.
Seite eins startet mit „golden glow“, einem Banger zum Haare schütteln. Irgendwo zwischen Fuzzrock, Doom und ruhigeren, psychedelischen Parts; mystischen Lyrics über einen Zauberer, dem man zuhören will. Man kann schon sagen, dass das modernerer, nicht in den 70ern hängengebliebener Stoner ist, der hier geballert wird. Hölle abwechslungsreich. Die Band verliert sich nicht in „wir hacken auf dem selben Part rum, bis ihn keiner mehr hören kann“ (dazu noch ein Solo). 
Der Drummer spielt brutal schnelle Achtel auf dem Ridebecken.

Seite zwei beginnt mit einer Akustiknummer und Vogelgezwitscher. Witzige Kombi.

Klar kann man ihnen nachsagen, dass sie einen ikonischen Sound irgendwie kopieren oder nachempfinden. Egal. Mal abgesehen davon, das Max‘ Stimme einfach so klingt wie sie klingt.

Typhuzz find ich jedenfalls tausend mal steiler als Black Sabbath je in meinen Ohren waren; wobei die Porvinzpostille ja nicht gerade das Doom-Blättchen aus dem Black Forest ist.

Zehn Songs, 40 Minuten, 300 Exemplare auf schwarzem Vinyl. Kauft hier: Hand of Doom

 

LP: fornhorst – leben ohne scheiss

Aus dem Hamburger Umkreis flattert eine Platte hier rein, die so üppig ausgestattet ist, wie lange keine.
Fornhorst heißt die Band, deren Bandnamen wohl mal wieder dafür spricht, dass man sich als Punkband wirklichen JEDEN Namen geben kann. Egal. Hauptsache man hat einen. Und das ist gut so!

Die Band kommt aus Fornhorst. Sie haben sich nach ihrem Ort benannt. Und ebendort auch aufgenommen.
Und der Sound kann sich hören lassen!
Das ganze Artwork spielt um die Menschheitsgeschichte, denn wir haben ja mal als Affen „angefangen“. Und das erste Stücke ist ein super Einsteiger. In einem drei-minütigen Punkrocksong kann man die Welt nicht verändern, aber man kann zum Nachdenken anregen. „vielen dank für deine angst“ handelt genau davon.
Wie einfach es geworden ist, etwas zu „unter“schreiben, etwas zu abonnieren, kommentieren von Menschen mit supereinfachen Argumenten.
Eine gewisse Fortsetzung findet dieser Song im fünften Track „tommi“. Tommi lebt in Hamburg aufm Kiez mit einem Haufen Leuten, die seiner Meinung sind. Das ist natürlich sehr überschaubar und leicht für ihn. Anders als in Sachsen-Anhalt in der Provinz.

Fornhorst machen druckvollen Deutschpunk mit einem guten Anteil Rockelementen. Ab und an mal ne Solimelodie, jedes Instrument bekommt seinen Platz im Songwriting. Melodische Hooks und eindeutige Lines dazu. Ab und an mal ein Off-Beat. Das ist schon alles sehr Festival-kompatibel.

Fornhorst bezeichnen sich selbst als Kollektiv. Sie hören sich an, als hätten alle Bandmitglieder schon massig Erfahrung, bzw. diese Band sollte schon seit 20 Jahren unterwegs sein. Super professionell. Fotos, Artwork. Die Lyrics strotzen nur vor Aussagen und Intelligenz.
Das Booklet bebildert all das, jeder wird vorgestellt. Sehr knackige Farbwahl, fast schon comic-artig. Das Artwork des Cover vervollständigt sich darin.
Einen QR-Code zur Nachverfolgung einer Playlist, vrmtl Spotify.

100 Stück weißes Vinyl. 400 schwarzes Vinyl. Auch als CD erhältlich.
Vinyl mit Booklet, Plakat, Fornhorst – whoever cares – Interview. SIe haben sich mit Freunden unterhalten, um zu erzählen wer sie sind und was sie machen.
Das ist mal eine klein wenig andere Herangehensweise – gut!

Der Sänger hat kürzlich eine Initiative mitinitiiert held_in_der_provinz gibt es bei Insta  + FB (noch keine Beiträge)

„Held*in der Provinz“ ist ein Projekt, das junge Menschen im ländlichen Raum dabei unterstützt, eigene Veranstaltungen zu organisieren, durchzuführen und vor allem zu verstetigen. Im Vordergrund stehen hier erstmal Konzerte, denkbar sind aber auch alle möglichen anderen Aktionen.

Den Rest erfahrt ihr auf deren Seite.

 

fanzine: Geländepunk (Motivationstipps)

sternstunden des kapitalismus liefern schöne Fanzines, Minizines und wie man sie auch alle nennt.
Hier picke ich mir mal, stellvertretend für vieles andere, den „geländepunk“ raus.

Die Motivationstipss sind von Stefan Salvator Gisoldi. Ein Minizine im Risodruck erstellt.
Es gibt immer tolle Sachen, da zu surfen und einen Großeinkauf zu machen. Klar, es ist immer eine extra Portion Kohle für etwas, was man nicht unbedingt braucht. Aber schön!
Es geht ums Drucken, um Kunst.
Bspw. Dada Reinhardt hat zuerst Linol-gedruckt, dann wurde das mit Riso überdruckt. Bilder zwischen Dämonen und Dosenbier. Ist doch auch passend!
Jedes der Motive könnte auch ein schönes Plattencover oder Plakat zu sein.
Ich finde darin Inspiration, die sich nur entfalten kann, wenn ich es in der Hand halte. Es macht keinen Sinn, das im Netz anzuschauen.

Alles ist handgemacht, schaut doch auch mal im Nachladen vorbei, wenn ihr in Hamburg seid.

LP: dead years – night thoughts

Boah ey, wie konnte ich übersehen, dass diese Review noch nicht online ist. Jetzt aber schnell.

Dead Years haben ein zweites Album raus, es heißt „night thoughts“.
Ich mag die Band unheimlich. Erwartet also nichts minder als eine Lobhudelei.
Sie starten direkt da, wo sie beim ersten Album endeten. Straight nach vorne, dem sehr eigenständigen Sound, der Hitdichte. Die übereinander-geschachtelten Vocals.
„infinity“ heißt das erste Stück, welches mich sofort abholt!

Zweites Stück „pictures of my death“, nicht nur im Titel düster, donern auch in den Lyrics. Was aber genau Dead Years ausmacht: Düsternis gekontert, bzw ummalt mit Dur-Akkorden.
Midtempo-Songs wechseln sich auch mal mit wirklich druckvollen Punksongs ab – die mir dann doch auch am besten gefallen!
Sie erweitern ihren Sound zum ersten Album noch etwas. Der weibliche Part im Gesang ist noch etwas mehr ausgebaut, was großartig ist.
Einzig fällt mir auf, dass sie Soloparts, die Melodiebögen, um einiges länger sind. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor, aber das zündet nicht immer bei mir. Was darin mündet, dass ich fragen muß was dieses Experiment im Titeltrack „night thoughts“ soll. Tatsächlich quietscht das ganz ordentlich in meinen Tinnitus-Ohren.
Ein wirklich fantastischen Stück, wie eigentlich alle auf dieser Platte!

Das Album wirkt sehr düster, der Sound sehr mächtig, Drums und Bass wirklich toll gemischt.

Zehn Songs mit tollen Übergängen, 35 Minuten. Erschienen bei MyRuin.
Zweite Auflage hier zu haben.

 

Konzerte:

07.09.24 Frankfurt @ Kids in the Backyard Fest

13.09.24 Bielefeld @ Extra Blues Bar

15.11.24 Lübeck @ VeB

16.11.24 Kiel @ Fahrradkinokombinat

29.11.24 Hamburch @ Stoerte

22.02.24 Berlin @ Trixxxstar

7inch: die Art vs. Peppone – Bootstour #5

Eine Bootstour 7inch ist hier auch nochmal eingetroffen.
Peppone haben dieses Jahr nocheinmal mit Die Art eine Bootstour auf der Elbe gemacht und nachträglich kann man sich das gute Stück dann doch immernoch besorgen. Auch wenn die Kanäle recht eng fließen, nicht so breit wie die Elbe.
Man bekommt noch ein paar wenige beim MajorLabel, wenn überhaupt.

Die beiden Bands hatten schon mal eine Bootstour und das ist auch der Track, der einzige, den ich digital gefunden habe:

 

Es scheint beiden Bands so gut gefallen zu haben, dass sie diese Fahrt nocheinmal gemeinsam gemacht haben.
Auf dieser 7inch ist diesmal kein Boot mehr drauf, sondern nur noch die einsame See und auf der Backside ein Leuchtturm.
Die Art spielen einen (vermutlich) recht typischen Song für Die Art. Mich erinnert es sofort an Fliehende Stürme, wobei Die Art eingängiger im Sound sind. Es klingt nach Abschied. Eine verblassende Erinnerung, eine verschwindende Zeit. Wobei das Leben viel zu schön ist, um daran vorbeizugehen.

Peppone spielen das Lied „mond“, welches ein Coversong ist von Aktion Steinreich aus dem Jahr 2003. Wobei es einen Aufkleber in der Hülle gibt, auf der darauf hingewiesen wird, dass die Komposition von Astrid Adlung, und nicht von Aktion Steinreich.
Hier mal das Original

Man merkt sofort, dass dieses Lied prima zu Peppone passt, bzw. wo Peppone die Inspiration für ihren Stil her haben?
Der Text ist sehr gut nachvollziehbar. Es geht darum, was  einem so durch den Kopf geht, wenn man wach liegt.
Jens wird stimmlich von Anke begleitet. Das passt unheimlich gut.
Ihr werdet ganz sicher auf dem neuen Album mehr davon erleben.

Langsam aber sicher, kann ich mir die ganzen 7inches auf ein Tape ziehen, ich freue mich schon auf die nächste Fahrt. Das ist schon sehr besonders und ich mag es gern.
Wenn ihr die Gelegenheit habt: geht mal dahin!

LP: streckmittel – typ 1312

Streckmittel ausm Pott.
Das Demo war räudig, irgendwie, und doch durchweg sympathisch.
Nun endlich der Review zu einer LP, die ich mir vor Monaten bei Spastic Fantastic besorgt habe, auch die Herausgeber, dieses musikalischen Kleinods.
100 Stück in weißem Vinyl, eine ist meine.
Es macht mega Spaß dieser Band zuzuhören! Die Texte sind total gut, wirkt rumpelig. Es ist einfach mal wieder geil eine Band zu finden, die hingeht und ihre Wut rausprügelt. Und zwar so, wie man das macht, mit dem ganzen Können seines geliebten Unvermögens.

Drei Akkorde: check.
Klare Texte: check.
Lyricsheet zum Mitsingen: check.

Streckmittel spielen Deutschpunk in Anlehnung an alle Bands, die einstmals das „hardcore-gütesiegel“ bekommen haben.
Die Bandhymne „streckmittel“

„alles was du eh schon denkst hörst du dir gern selber an – alleswas du eh schon denkst liest du dir gern selber durch“

ist mal einfach schon ne klare Ansage.
„ich kam, ich sah, ich kaufte“
Die Düsseldorfremineszenz darf nicht fehlen, denn mit „moderne petzen“ hören sie sich an wie ZK. Am meisten erinnert es mich aber an Joey (hier auch ab und an Gastschreiber), der auch irre gerne derart Punk raushaut (Beispiel).
Und mit der Läuflänge der Platte hat man immer mehr das Gefühl, dass die Band Streckmittel sich warm gespielt hat; oder mein Gehör hat sich einfach dran gewöhnt.
Vier der fünf Songs von der „demonstration“(s) CD sind neu eingespielt und mit auf der Platte.
Das klingt schon sehr viel geiler!

Streckmittel sind Stephan am Mikro, Lara am Bass, Christoph Drums und Rapha an der Klampfe.

7inch: hell & back – lathé-club #4

Hell & Back auf dem Weg zum neuen Album eine Abo-Aktion, die ich schon zwei Mal besprochen habe. Nummer 1, Nummer 2 (da hatte ich wohl keine Zeit…), und Nummer 3.
Jetzt also der Abschluß.

Diese Serie, selbstproduziert, komplett (von Aufnahme bis Vertrieb!) ist einfach megagut gewesen.
Auch machen sie immer noch das Hellfest in Stuttgart Juha West (dieses Jahr am 14.09. – leider bin ich diesmal selbst auf der Straße.

Das Coverartwork ist von Mara Piccione. So ganz kapiert, wie ich mir dei zusammenbauen soll, habe ich noch nicht, vielleicht hat ja eine von euch eine Idee!
Die müssen doch passen, oder? Wie so’n Puzzle.
Zweiter Song, nach dem „space jam“ ist „waiting for the bleeding“ als Coversong von den Cro(w)s. Mehr finde ich dazu allerdings nicht….

Hier ein Liveclip von „space jam“, einer der beiden Songs auf der aktuellen Lathé Cut.

video: Jëg Hüsker – inte mer hem

Die Band, deren Namen man nur durch Copy & Paste korrekt schreiben kann, die einen Sound aus der Hölle des Garagerock generieren, sie kommen mit ihrem ersten Release.

Und der Track „inte mer hem“ (das ist schwedisch für „keine heimat mehr“) ist die Videoauskopplung dazu.
Die Band Jëg Hüsker veröffentlicht am 30.08. ihr Album auf Tape und als Stream bei Vinyl-Keks.

Yeah. Hört rein und begebt euch an den Rand des Wahnsinns. Garage trifft auf Blackmetal trifft auf Punkrock.
Wer aufmerksam war, hat diese Band aus Karlsruhe natürlich schon auf der aktuellen Compilation zur Ausgabe 11 gehört!

Wer mehr dazu erfahren möchte, schalte bitte bei Vinyl-Keks am 30.08. zu, dort gibt es auch ein paar Worte in Form von Frage/Antwort obendrauf.

7inch: die siffer vs. sick of society – split

Die Siffer und Sick of Society teilen sich eine 7inch. Beide Bands keine Unbekannten in der schwäbischen Szene und sicher auch etwas darüber hinaus.
Die Split 7inch der beiden Bands nennt sich „schafe im wolfspelz“- Auf Seite D sind Die siffer und auf Seite S sind Sick of society.
In meinen Ohren ist das Funpunk in den 2000er. Hochmelodisch, bisschen SKA (!!!), sprich ein Off-Beat; wobei der zweite Songs „ein verwaschenes herz (eine hymne)“ genau das ist: eine Hymne. Man kann alles hervorragend mitsingen, feiern und fröhlich sein. Ein Coversong von B-Ware.
Ironisch ernst gemeint. Allerdings ist das Tempo des ersten Song eher Speed-Metal, grins.
Gut gespielt & aufgenommen, auf dem Foto der Bands kann man sehr gut sehen, dass die Herren schon ein gutes Alter haben und hier nach Herzenslust ihre Lieblingsgenre durch den Gitarrenwolf drehen.
Holzi, der bei die Siffer mitsingt (bei der Hymne), hatte mir auf dem Kuballa-Releasekonzert in Ludwigsburg schon das Cover gezeigt gehabt, da er dieses erstellt hat. Und ich war gleich hin & weg. Das ist schon richtig gut! Kompliment.
Der dritte Song ist eine Kombi aus den Toten Hosen und Feine Sahne Fischfilet. Nur die Double-Base, die gibt es bei den genannten Bands nicht, dafür bei Die Siffer.

Sick Of Society. haben zwei Tracks auf der Single. Diese erscheint bei Sick of Society zum 30-jährigen Jubiläum. Gratulation an dieser Stelle!
Als ich mir die Songs durchhöre sehe ich, dass die beiden Bands sich gegenseitig covern und der zweite Song „licht am horizont“ von Die Siffer ist.
Insgesamt ist das eine klare Ansage gegen Schafe im Wolfspelz, alle Menschen die denken, dass sie auf dem „richtigen“ Weg sind, dabei aber einen Haufen Scheiße hinter sich herziehen, den dann andere auslöffeln dürfen.
Auch diese Seite sehr gut gespielt und aufgenommen und so weiter.
Es gibt das ü-ber-haupt nichts auszusetzen. Ihr könnt da bedenkenlos zugreifen.

Erschienen bei Wiewalditonträger.

Digital bei Deezer und anderen Plattformen, nur nicht bei bandcamp.