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MC: plaeikke – hydrastylez

“Amygdala” ist ein ziemlich abgefahrener Track! Und damit schaffe ich es mal wieder, von hinten her anzufangen. Keine Ahnung, wie man das schafft bei einem Tape! Also schmeiß ich meine Notizen über den Haufen und fang mal von vorn an.
plaeikke hat eine MC rausgebracht via Black Cat Tapes und lautet auf den Titel “hydrastylez”.
Eingangstrack ist dieser hier:

ich fick nicht das game – ich restauriere den bo-o-den

plaeikke steigt mit einem Song in ihr Album, der den männlichen Kollegen wohl ganz klar eine Richtung weist: die Tür. Erzählt aber auch von der Genese dieses Albums, dessen Weg bis zur Veröffentlichung nicht ganz einfach war.
“ralla ralla” ist irgendwie der Party-Track mit spooky Intro, in der sie mit Nachdruck darum bittet, dass sich alle Motherfucker von der Bühne verpissen sollen. Eine Aufforderung zum Abhauen.

Klasse!
Menschen, die kurzweilig von Hiphop unterhalten werden wollen, verstehen das hier ganz sicher nicht. Was ich als schade empfinde, da es sich absolut lohnt immer und jederzeit über seinen Tellerrand rauszugucken. Wie dichtet es plaeikke: “…mit Weitsicht die anfängt bei dir und endet bei deinem ich” – klar, ich reiße das Zitat aus einem Zusammenhang, hört bitte den ganzen Track!
Sexisten in der Szene: muss man eine klare Ansage machen!
Ich mag die Oldschool-Beats, klar nach vorne gebrettert. Keine Umwege, kein Gelaber, keine Fritzelbeats.

Der erwähnte “amygdala” hat einen abgefahrenen Beat von Dr. CrackLE bekommen und ich finde die Sprachlichkeit von plaeikke in diesem Track sehr sehr geil.
Die Reime sind cool, unkonventionell und die Worte werden so verdreht, dass sie sich reimen. Das kann ich an Sprechgesang total gut abhaben, dass eine Freude daran haben kann, das jemand so kreativ mit Worten umgeht. Buchstaben werden verdreht, aber der Sinn bleibt verständlich. Das ist nicht ganz leicht.
Das Tape schließt also mit einem absolut gekonnten Track. Thx!

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LP: scherben – domestiziert

Scherben haben vor einer ganzen Weile schon ein selbstbetiteltes Album rausgebracht; bei Tante Guerilla. Irgendwoher hab ich das Tape, ich glaube über Black Cat Tapes. Habs irgendwie nicht gehört und nun kam die neue Platte “domestiziert” und ich dachte: ich hör mal in das Tape und Vow! geilo.  Ich bin gespannt, was passiert, wenn die Platte aufm Teller liegt (und den Rest habe ich schon schneller via Vinyl-Keks veröffentlicht)

Endlich wieder Deutschpunk!
Auch 2022 gibt es diese Musikrichtung und man muss sich schon fragen, ob das ein Furunkel geworden ist, oder doch nur eine Hautirritation. Bands und deren Mitglieder benennen sich um, machen weiter; oder eben auch nicht. Darf man das dann noch Deutschpunk nennen? Da die Zeit sich weiterdreht und auch die Gitarrenriffs im Würgegriff der Handelnden sich weiter durch 12 Töne schrauben, will es doch erlaubt sein, weiterzumachen. Was soll die Diskussion? Seit 40 Jahren “ist das noch Punk”!
Also das hier schon, auf Jedensten! In Scherben liegt eine Menge Zerbrochenes, doch die Band liest alle auf und klebt sie auf eine sehr eigene Weise zusammen.

Oke. Scherben. Was fällt mir gleich auf: Kaput Krauts, Kapot, Zystem, lauter gute Sachen. Man könnte jetzt ein gewisses Bildungsbürgertum unterstellen, die Texte sind einfach zu zynisch gereimt. Aux contraire, meine Lieben, hört selbst!
Neulich hörte ich nochmal in den ersten, selbstbetitelten Release rein. Vier Jahre soll das schon her sein. Wow. Hat sich musikalisch was getan? Ja! Man kann sagen: sie sind mit angezogener Handbremse gefahren. Nicht minder von Qualität, nein!
Los geht’s mit “ein Glas Pisse”, was die Stimmung im ersten Hardcore Pogo Smasher ganz gut beschreibt. Und greift auf, was mir im Vorwort noch so schnell ausm Kopf gefallen war.

hey – schaut mich an
ich bin ü30 und mach jetzt nur noch ironisch punk
und die leute gehen steil
doch wenn die asis zur show kommen
plötzlich doch nicht mehr so geil

Frage: meint ihr die gänzlich überbewerteten Team Scheisse?

“Gottseidank Krieg” eine wohlfeile Mischung aus dem schon angespielten Hardcore, büschn Thrash in die Gitarre gezupft, auch ein gut klingendes melancholisches Akkördchen geleiert, hach, mir geht schon das Herz auf.

Die Band Scherben widmet sich innerpunkischen Diskursen, es geht um die Billigbier trinkende Innenstadtfront vs. zu betanzenden, beknicklichtende Solicocktails.
Es ist wirklich nichts missverständlich formuliert, alles klar heraus, keine Parolen, die Krefelder Band Scherben hauen einem ordentlich einen vor den Latz.
Wie das Cover (Model ist übrigens Rüdiger) schon zeigt: domestiziert ist auf dieser Platte mal thematisch wie auch musikalisch mal so gar nichts.
Eine kleine Remineszenz an …but alive gibt es noch mit dem Songtitel “ich möchte hg maaßen die brille von der nase schlagen…” wobei Scherben hier wesentlich deutlicher werden, als mit dem kleinen Song, mit dem …but alive eine Kontroverse auslösten. Denn an dem Handeln von HG Maaßen gibt es nichts zu deuteln, das geht klar in eine Richtung.
11 Songs, angepisst, wütend – das ist der Hardcore, catchy rüpelnde Refrains – das ist dann der Punk! Gei-el!


Erschienen am 25.11. via Kidnap Music.
Und auch via JPC zu kaufen, oder Flight13.

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Jahresrückblick 2022

Jahresrückblick 2022 (Lesezeit ca. 20 Min.) (ich habe die Reviews verlinkt, um nicht alles mit Fotos zuzuballern!)

2016 hatte ich einen ersten Jahresrückblick gemacht. Viel Privates auch erzählt. Jetzt bin ich in 2022 und könnte einfach aus der letzten ProvinzPostille copp&paste machen, das Tagebuch übertragen. Aber ganz so leicht mache ich es dann mir, bzw euch nicht.
Marten von LatteKohlerTor hatte das mal so formuliert: Der Tag (das Jahr) beginnt im Halsumdrehen, verstanden hab ich’s nie. (…)
Wir waren bei Freunden in Berlin. Es war toll. Ganze Familie. Pension. Filmmuseum angeschaut. Silvester gefeiert. 1500km.
Heute verstehe ich dieses Halsumdrehen so, dass etwas halt nunmal plötzlich passiert. Und so passiert, jedes Jahr älter zu werden, jedes Jahr den Kindern zuzuschauen, wie sie älter werden.
„ich möchte alt sein“ von Pisse ist da zwar etwas aus dem Zusammenhang gerissen, ganz so alt bin ich dann d(n)och nicht, komme aber Schrittchenweise näher.
Yey.
Ich mag gerne berichten über die famosen Platten, die reingekommen sind, über das geradezu exzessive Konzertjahr und die Freude auf unser Jubiläum. 20 Jahre dieselbe Band pADDELNoHNEkANU. „stetig erfolglos“ haben wir das getauft. Die längste Beziehung meines Lebens. Tulle und Ole seit 15 Jahren dabei.
Irre. Freude. Wahnsinn. Umarmend. Herzlich. Ärgerlich (selten). Verrückt. Bekloppt. Lachend. Schimmernd. Scheinend. Tag an der Sonne.

Zu den Platten:

OIRO – Coole Narben MC & LP
Zuerst als Tape veröffentlicht, als Appetizer, Überbrückungsschleife, bis das Vinyl da war.
Oiro haben sich enorm gesundgeschrumpft und spielen ohne Trommler eine Platte ein, die dort anknüpft, wo die letzte „Mahnstufe X“ ihre unverwüstlichen Spuren hinterlassen hat.
Zu dritt, Akki und Jonny Bauer sind noch am Start, dazu Don, der schon bei der „Meteoriten der großen Idee“ mit dabei war.
Ich hatte damals noch gerätselt, ob sie das live auch reproduzieren können, was da nun nur noch vom Band fliesst.
Ja, im September hatte ich die Gelegenheit, sie vor Alte Sau zu sehen und fand sie gut.
Tatsächlich halt nicht mehr soooo guuuuut wie damals als Punkband.
wie auch immer, ist ne tolle Scheibe geworden, die Texte etwas weniger kryptisch, dazu abgehangene Noise-Wave-Gitarren.
Tapes kam via Raccoone Records und das Vinyl, wie immer, via flight13.

KAPUT KRAUTS – greatest splits

Ab und an frage ich mich schon, ob man tatsächlich auf einen neuen Release irgendeiner Band (auch der Liebelingsbands) wartet. Bei Oiro ist das so, da weht beständig die Veränderung.
Bei den KaputKrauts diesmal nix Neues, dafür ein Compilation all ihrer 7inch und/oder Split-Releases. Da hab ich mich wahrlich gefreut, mal wieder was zu hören, denn alle Songs kannte ich noch nicht!
Black Cat Tapes hat sich mit Chukky Fuck (Artwork) an diese Zusammenstellung gewagt und gewonnen! Ich denke auch, eine der letzten Zusammenarbeiten mit dem geschlossenen Twisted Chords Label.

Kraus Glucke Weltverschwörung – alles.
Hier nun das aktuelle Split-Tape mit Eyesore. (auf dem Foto nicht enthalten, da ist es das Split Tape mit Parkbank 5000)
Was Neues der deutschsprachigen Punkband aus Konstanz mit dem längsten Bandnamen momentan Krause Glucke Weltverschwörung. Ja, dieser ferne Ferienort hat eine Punkband zu bieten. Dazu noch eine mit sehr engagierten, klaren Texten über Alltagssexismus, Alltagsrassismus („alle gleich“), Ungleichheit durch Kapitalismus („Fehler im System“), Verlassen-sein („doch nur Angst“) und als vierten Song gibt es ein herzlich punkrockiges Fuck you von #Punktoo an alle Männer, die sich mit den immergleichen Klischees umhüllen.Musikalisch weniger sperrig wie Lügen, dafür aber auch weniger abwechslungsreich. Soweit ich mich erinnere gab es einen Bandwechsel in der Band; ja, das kann man so formulieren.
Ich hab sie im Sommer in Konstanz im Proberaum besucht und ein Interview mit ihnen gemacht – zu lesen in Ausgabe 9. Momentan noch käuflich zu erwerben, bin allerdings schon bei den letzten 20 Ausgabe.

SYNDROME 81 – prisons imaginaire
Im Blog habe ich schon viele Worte verloren und einige andere Blogs haben diese Platte mal ganz schnell zum Release des Jahres erkoren!
Ja, ist gut, wirklich gut. Läuft bei mir schon seit einigen Jahren und bei mir gibt es solche Kategorien / Gewinner nicht. Syndrome 81 haben sich wirklich komplett fallen lassen und sehr viele Songs aufgenommen, ausprobiert, und sich am Ende für die mehr oder weniger eingängigsten entschieden. Straighter Punkrock mit England-Einschlag der 80er Wavephase, Attitüde und sehr eigenem Sound.
Ich bin gespannt und harre, was noch kommen wird!

LENA STOEHRFAKTOR – die essenz EP
Oldschoolrap. You like? Ich mags. Das Tape, die paar Songs sind wirklich gut geworden. Ganz klasse Texte, reflektierend, direkt, politisch, sozialkritisch, feministisch. Und das ganze ohne Holzhammer.
Lena macht das echt schon lang und ich hoffe sehr, dass da noch was „nach oben“ geht.

BENT BLUE – where do ripples go EP
Jo, hab ich drauf gewartet, völlig irre… in Amerika bestellt. Eigentlich superteuer, aber das Label hat einen kleineren Betrag draufgeschrieben und so musste ich nur ganz wenig VAT zahlen.
Wie auch immer: auch diese zweite EP von Bent Blue funktioniert ganz ganz wunderbar!
Sozialkritische, politische Texte, außergewöhnliches Songwriting. Wer Turnstile total abfeiert, der liebt wohl den glattgebügelten Sound, und ja, der ist gut, aber: Bent Blue sind rau, direkt und haben mehr (punk /hardcore) Spirit, als so manche Bolzband.

DEAD YEARS – s/t
Viele haben schnell Vergleiche bei der Hand gehabt, denn Dead Years machen einen irre eingängigen Sound. Sie wechseln sich mit dem Gesang ab, sind zu dritt und richtig schön rough. Der Bass rappelt, die Drums treiben und die Gitarre überspielt nicht alles mit endlosen Melodiebögen oder Solis. Nein, sie schaffen es, eingängig zu sein, in dem sie die kleinen, melancholischen Akkorde mit den schmalen Gesangslinien megagut in Einklang bringen; und dazu spielen sie auch noch fantastisch miteinander!

Grupo Pisse y las hermanas Martinez – Los Alemanes no pueden bailar
Wenn sogar meine Kids Pisse kennen (klar, ich kenne sie und hör sie ab und an, hatte auch schon das verrückte Vergnügen Vorband sein zu dürfen – wir spielten länger als sie mit unserem 30 Minuten Set), dann ist irgendetwas irre in dieser Welt.
Ich sag nur TicToc. Meiner Tochter singe ich die Melodie von „fahrradsattel“ vor, sie kriegt ein überraschtes Gesicht, dreht sich zu ihrem Bruder: „jaaa! Die kennst du auch, guck mal“. Danach kam die Feststellung, dass es tausende von Videos gibt, die irgendwie einen Spaßfilm drehen mit diesen „deutschen“ Lyrics – und keinen blassen Schimmer haben, was gesungen wird; Hauptsache Lippensynchron.
Was machen also Pisse? Sie veröffentlichen eine neue 7inch, der Gesang ist nun anders, vrmtl ist die Band nun nicht mehr die, die sie mal war. Auch daraus machen sie ein Geheimnis.
Kommen wir also zu diesem Tape.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben diese TicTocs dazu geführt Las Hermanas Martinez auf die Idee zu bringen, Songs von Pisse zu covern.
Es ist schon wirklich lustig und großartig!

BIRDS IN ROW – Gris Klein
Ich bin so erstaunt, geplättet, von diesem Album, dass ich es aus diesem Erstaunen heraus einfach wieder und wieder auflegen kann!
Die Band, das Trio, dass es schafft einen so gewaltigen Sound zu machen, das man meinen könnte, es seien 7 Leute am Start!
Pendelnd zwischen Screamo, Hardcore, Post-Hardcore und einem Touch Wave, hat mich in ihren Fängen. Bombenmäßig cooles Album.

Dieses Jahr auch erschienen, es war sooooo viel, ich habe so circa 170 Reviews und Konzertberichte geschrieben, dazu zwei (!!) Ausgaben der ProvinzPostille, mal abgesehen von den Releases meiner Band und meines kleinen Labels Krachige Platten.

Hier also ein kurzer Abriss von dem, was es so 5 bis 8 Mal auf den Plattenteller oder Tapedeck oder auch mal in den Stream von Bandcamp oder Deezer geschafft hat:

Slime– zwei

Tatsächlich mache ich das an den Texten und am Sänger Tex fest. Den finde ich äußerst lebendig. So ein Deutschpunksänger hätte Slime entgültig ad absurdum geführt.

DEGENERATED JERKS – s/t

Karlsruher Supergroup. Anarcho Punk irgendwie so Reagan Youth und andere Calrifornische Vertreter hör ich da. Eigentlich nicht so ganz meine Richtung, live super, Platte toll: Empfehlung!

SOKO LINX – auf die fresze, fertig, los!

Es reiht sich ein infantiler Hit an den nächsten, mit einer Ernsthaftigkeit und Spielfreude. Ich finds ganz groß. Die Texte sind super, musikalisch sehr abwechslungsreich!

PETER LÖWE – ein gutes Leben

Der Sänger von Mikrokosmos23 und Elmar mit einer Solo-Scheibe.
Zwischen Gefühlsduseleien und tiefem Ernst.
Sehr sehr schön!

InDECISION – ID (LP über die Band, MC veröffentlicht bei Krachige Platten)

Wahnsinns New-Wave-Band, die sie sich unendlich viel Zeit gelassen hat. Ich durfte auch ein Video mit Sänger Andi drehen „healing / heilung“.
Tanzbare Wavemusik mit Gesang, der einem Räume öffnet und nicht hinunterzieht.

COR – Gott der Möglichkeiten

Überraschend frisch nach all den Jahren! Tolle Idee mit den Gedichten. Der neue Basser und der neue Gitarrist haben wirklich ordentlich frischen Wind in die Band getragen!

LOS BANDITOS – Apokalypse der Liebe

Zufallsfund. Mein Nachbar spielte Bass bei Achtung Rakete. Er empfahl mit die Surf-Ikonen um Los Banditos. Ich finds in der Optik recht edgy, weiß nicht, ob das sexistisch ist oder einfach nur konservativ, oder beides. Musikalisch ein totaler Bringer.

TURNSTILE – glow on

Anfangs keine Chance bei mir. Dann hatte ich so einen Melodic-Tanz-Wutanfall: und ja! Abwechslungsreich und richtig richtig gut gespielt.

L’APPEL DU VIDE – Abwärtsspiralen (MC mit mehr Tracks als auf der 7inch)

Über das vollständige Tape mit acht Songs habe ich mich richtig gefreut, denn der New-Wave/Post-Punk der Band ist total gut. Super gespielt. Der Bass brummelt, die Gitarre kommt mit einer elegischen Melodie um die Ecke.
Total cool. Wird jedesmal besser!

the NOTWIST – s/t (reissue – nur absolut LAUT zu hören!)

ich hab die Scheibe wieder mal aufgelegt und BAM! Ging das ab. In meiner kleinen Musikwelt hat es davor und danach keine Band geschafft in dieser Art Musik zu machen. Unfassbare Energie, wild, unbändig, trotzdem fokussiert, gefühlvoll, melancholisch, more Hardcore than every fucking Bolo-Hardcore-Band!
Ich bin auch wirklich traurig, dass sie das selbst nicht mehr tun, nicht mal zwischendurch, so aus Spaß an der Freude. Deswegen habe ich mal, zu unserem 15 jährigen Jubiläum, den Song „nothing like you“ mit meiner Band gecovert.
Ganz, ganz, ganz, ganz, große Liebe!

EL MARIACHI – crux

Irgendwann hatte ich diese Single mit dem Delphin auf dem Cover und fand den Gesang unerträglich.
Dann habe ich Balboa Burnout kennengelernt und somit auch den Tobi! Und seine Energie gespürt, gefühlt.
Diese Platte, mit den falschen Dollarscheinen als Gimmick!, ist ein Ausbund an tollen Einfällen, Melodien und Texten. Mega!

ANGER BOYS – how to profit from the panic
hab ich zwei Mal reviewt; ist mir noch nie passiert, lustig!

Konzerte (besucht & Band)

09.03. zerozeroes Alte Hackerei Karlsruhe

11.03. Black Square auch in der Alten Hackerei

24.03. pADDELNoHNEkANU & ben racken im Cafe Handgemenge in Rathenow
25.03.   … mit Ben Racken in Leipzig Privat
07.05. InDecision KOHI-Kulturraum Karlsruhe
13.06. ZeroZeroes & JudyAndTheJerks in der Alten Hackerei
18.06. Phileas Fogg und Björn Peng in der Villa Barrock Ludwigsburg
24.06. pADDELNoHNEkANU mit Kaptain Kaizen im Nilles in Saarbrooklyn
25.06.  …  mit Hass in der Alten Hackerei
23.07.  Die Toten Hosen auf der Messe in Freiburg
29.07. pADDELNoHNEkANU mit Fliehende Stürme im P8
13.08. Darkest Hour im Juha West in Stuttgart
27.08. Artcanrobert Open Air Rastatt
31.08. Slime in der Alten Hackerei
15.09. Oiro und Alte Sau in der Alten Hackerei
16.09. Gutensglück Festival (mit hasenscheisse grüner star interna PEPPONE uvm.)
17.09. Gutensglück Festival bei Magdeburg
22.09. degenerated jerks und bad breeding P8
24.09. pADDELNoHNEkANU im Komm Bühl
02.10. pADDELNoHNEkANU in der Teestube Singen mit KrauseGluckeWeltverschwörung
10.10. INTEGRITY jubez Karlsruhe
15.10. loosingsleep und feeltheknive im Artcanrobert
21.10. Spermbirds in der … Alten Hackerei
06.11. sheer terror in der … jap (s.o.)

16.11. klotzs und duesenjaeger Cafe Atlantik Freiburg
20.11. The Hillbilly Moon Explosion in der … again (s.o.)
02.12. 100blumen & phileas fogg (again) in der (s.o.)
17.12. pADDELNoHNEkANU Jubiläumskonzert mit No°rd und KrauseGluckeWeltverschwörung
23.12. EITR kesseloffenburg
25.12. The Lennons in Pforzheim (ganz schlimmer Laden)

Da ihr über alle Konzerte in der Ausgabe 9 lesen könnt, jedenfalls bis Spermbirds, und die folgenden Konzerte in Ausgabe 10 besprochen werden, hier nur mal ein Auszug, ein paar Besonderheiten!
Vor allem war ich ja in der Alten Hackerei gewesen. Zehn Konzerte, von den insgesamt 31 (vow, ich glaube ich war das letzte Mal mit 20 auf so vielen Konzerten) habe ich also dort gesehen.
Was ich sagen kann ist: es ist ein echt besonderer Laden und Plüschi hat eine irre tolle Anlage da reingebaut, der Sound ist auf und vor der Bühne satt und laut.
Zuschauermäßig waren die ersten Konzerte ganz gut besucht, im Durchschnitt sind bei unbekannteren Bands oder an Montagen maximal 70 Menschen da.
Slime und Spermbirds waren ausverkauft, soweit ich weiß, Sheer Terror, Hass, Alte Sau und Oiro, bzw auch unser Konzert maximal 100 Zuschauer*innen da.
Spermbirds war mein Highlight, auch aus dem Grund, weil die ersten Töne losgingen, die Hits angezockt wurden, ich hab mein Bier in die Luft geworfen und 15 Minuten Pogo getanzt. Es war wunderschön!
Sheer Terror wollte ich unbedingt auf dieser Tour sehen, war schon traurig sie in Wiesbaden zu verpassen (ist einfach zu weit von hier), denn sie spielten die „still can’t hate enough“ Tour mit dem kompletten Album – und ich liebe dieses Album (es heißt: „just can’t hate enough“ first released in 1989)
Kalle Stille war an diesem Abend auch da, ihr könnt mich auf einem seiner Videos ganz links am Bildrand desöfteren sehen; leider, haha!
Das schlechtbesuchteste Konzert war das Degenerated Jerks und Bad Breeding Konzert im P8. Voll schade!
Das neue P8, ich war dieses Jahr auch das erste Mal dort, ist wirklich ein toller Ort geworden, an dem man Konzerte zwischen bspw 30 und 500 Menschen besuchen kann.
Das Kollektiv hat sich entschlossen, diesen Konzertort nun so zu organisieren, dass die doch höhere monatliche Miete durch Veranstaltungen reingeholt werden kann. Die Karlsruher habe ich ab und an mal darüber reden hören, dass das P8 nun leider nicht mehr soooo gut zu erreichen sei. Für mich als Autofahrer erstmal egal.
Dort habe ich eines von zwei megageilen Konzerten erleben dürfen: als ich mit pADDELNoHNEkANU Fliehende Stürme supporten durfte. Ein tolles Publikum, super Stimmung, ein klasse Abend.
Zweites Konzert war unser Jubiläum in der Alten Hackerei. Wir sind immer noch megaglücklich, dass sie die SAU e.V. und Plüschi darauf eingelassen haben, günstig war das für unsere Bandkasse nicht!
Die Stimmung war der absolute Hammer, demnächst schnippel ich eine halbe Stunde Video zusammen, dann könnt ihr selbst schauen – wirklich, wir sind keine Partyband, aber an diesem Abend – wir sind immer noch sprachlos!
Mal schauen, ob ich nächstes Jahr auch wieder so viele Konzerte besuchen kann, spielen möchte ich (wir!) selbstverständlich auch wieder mehr als genug.
Ein Termin steht: 25.03. in Magdeburg auf der Elbe. Mit Ben Racken, Panikraum und einer neuen Split 7inch im Gepäck, extra für diese Bootstour. (sry, but Sold Out!)
Einen Wehrmutstropfen gibt es schon, bzw eine Unvermeidlichkeit: die Preise sind gestiegen. Nicht nur, dass auch wir unsere sehr schlicht ausgestattete 7inch „wir streiten aus ästhetischen gründen nie“ für 8€ verkaufen müssen, um überhaupt die Kosten (mit Promo) zu decken und bei 0 zu landen, auch die Eintrittspreise sind hart gestiegen. Aus Gründen, ich weiß.

Degenerated Jerks: 13€
Spermbirds: 23€
Sheer Terror: 18€
Zero Zeroes, Black Square: 13€
Duesenjaeger & Klotzs: 20€

Klar, das hört sich meist nicht viel an, für das, was da alles dranhängt, das soll hier keine Kritik sein. Nur: Konzerte mit 5-10€ Eintritt sind wohl wirklich nur noch in den autonomen, bzw subventionierten Läden möglich.
Was haltet ihr davon? Bleibt ihr deswegen nun mehr zuhause, oder geht weniger weg?

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MC: the Melmacs – good advice

Zwischen Rockpop (ich hab keine Ahnung, wie man das nennt) und Poppunk schwelgen die the Melmacs in sehr fein produzierten Songs.
Hits sind, meiner Meinung nach, “saturday night” und “planet melmac”. Die beiden Songs veranschaulichen sehr gut die Herangehensweise der Band.
Während “saturday night” eine ganz wundervoll melancholischen Basslauf hinter extrem repetitiven Lyrics versteckt, kommt der “planet melmac” daher, als wäre er aus einem 60er Jahre Film gefallen.

Die Band aus Leipzig gibt es noch nicht gar so lang.Scheint aber einen maximal kreativen Lauf zu haben. Kann man ja auch ganz gut anhand des Videos sehen, Zitate fallen ihnen auch nicht schwer.

Das ist ziemlich kurzweilig. Und ohne diese Nummern, die immer mal eingestreut sind, würde mir der doch sehr poppige Sound leicht durchrutschen. Da bleibt wenig hängen, wenn da… ja wenn da nicht….
Also: gut!
Kaufen. Tape gibt es mit Button und einem anderen Cover als die LP.
Hier und hier.
Selbstverständlich erschienen für den Garant der punkig guten Laune: Bakraufarfita. V.Ö. am 30.09 (und ich habs geschafft, rechtzeitig, vuhou!). Tapelabel ist Tape or die. LP-Coop mit Wanda Records.

Eigenbeschreibung noch hintendran:

The Melmacs give you top notch PowerPop-Punk, combining jab jab guitars with a jub jub keyboard, pow pow drums and a boomboom bass that will butter your parsnips! A terrific potpouri, very nice, very evil, stabbing you in the back, blowing out your earwax, rising the sun with it‘s bare hands. Helmets and slippers required – Welcome to Planet Melmac!

UPCOMING SHOWS:
———————-2022———————-
15.09.2022 – München, Feierwerk w/ Kotzreiz, Pestpocken
17.09.2022 – Stuttgart, Juha West w/ Kotzreiz, Pestpocken
18.09.2022 – Göttingen, Musa w/ Kotzreiz, Pestpocken
03.10.2022 – Leipzig, Manfreds w/ Missstand
11.11.2022 – Dresden, Chemiefabrik w/ Pissed Ones, Strg+Z
18.11.2022 – Bautzen, DIY w/?
19.11.2022 – Erfurt, Tiko w/?
02.12.2022 – Hamburg, Indra Musikclub w/?
03.12.2022 – Hannover, Monster Records, w/?
———————-2023———————-
06.01.2023 – Berlin, Schokoladen, w/The Not Amuesd
07.01.2023 – Jena, Alster (Kneipe)
28.01.2023 – London w/ The Speedways

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festival: gutensglück #1 – 16.&17.09.2022 – Kapitel 1 & 2

Kann denn ein Festival kacke sein, wenn es so heißt?
In der Pampa rund um Magdeburg befindet sich die Börde. Dort gibt es viele kleine Ortschaften, die irgendwas mit “-leben” im Städtnamen haben. Oder “-wegen”, ja, klar, es gibt auch noch ganz doll andere, ist ja auch nicht wichtig. Ein so lustiger Spruch wie der von einem von den drei Detlef’s aus Köln fällt mir sowieso nicht ein; dazu später mehr.

Kapitel 1
“Vorgeplänkel”
Ich freue mich ja seit gefühlt Monaten schon dort hinzufahren, es war nicht ganz leicht für mich, das mit meiner Familie zu organisieren. Na, hat ja geklappt, ich sitze im Auto. Freue mich. Der Weg dorthin, ist schon ziemlich weit. So knappe 600km – one way. Gut für die Öko-Bilanz!
Nach und nach wurden die Bands bekannt gegeben und ich freu mich tierisch die neue Band von Tuba, den ich nun schon soooo lange kenne, und noch nie von seiner zweiten Zweitband gehört habe. Die Boitels. Peppone werden spielen. Dann freue ich mich über Grüner Star! Da ich mit Nils schon so viele Jahre maile und noch ein paar Platten in meine Plattenkiste genommen habe, aber persönlich noch nie getroffen! (PS: Schneller Autos Organisation!)
Weiter gings mit Bands, mit denen ich irgendwie bekannt bin: Dr. Dexter, Von Hölle, Hasenscheisse (ihr kennt die nicht, whaaaat?, aber ich kenne die, whaaaahaaat?) oder Interna.
Da musst ich erstmal im Netz gucken und stellte dann fest: mensch, da kenn ich doch den Steven und Stulle, die haben bei Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen … aber das ist ja auch schon… Jahre her.
Am gespanntesten bin ich darauf, ob und wie mich Chrischan von Hasenscheisse begrüßt, wenn er mich an einem Ort trifft, an dem er mich nun so gar nicht erwartet; wir haben uns auch sicher 10 Jahre nicht gesehen.
Also ein kleines, feines Festival für mich auf Augenhöhe, mit total persönlichem Bezug und freundschaftlich.

Auf dem Weg durch die Republik regnete es. Wer zur Hölle kommt auf die Idee, Mitte September ein Open Air zu machen? Es ist plötzlich kühl, innerhalb von Stunden ist vergessen, dass es den ganzen Sommer heiß war. Ich habe mindestens einen Pullover zu wenig dabei, immerhin: eine Regenjacke.
Und wieso komme ich dazu, meinen Öko-Fußabdruck so derart zu zerstäuben?
Je mehr Baustellen ich befahren darf, desto düsterer werden mein Gedanken. Zwei Mal Stillstand für 10 Minuten und kein Unfall oder andere Katastrophen in Sicht; nur dumme Autofahrer mit “fuck Greta Aufklabern”.
Ich höre die zwei megaklasse ersten Alben von Rantanplan, um mich zu erheitern. Es klappt auch, bis ich dann denke: ach, jetzt kannst auch was Aktuelles von denen hören! Ui. Ich mach ganz schnell wieder aus. Das Genuschel und ultrabrutalschnelle Sprechsingen ist einem unerträglich durchgemixten Popsound gewichen. Ist ja auch lang her “kein Schulterklopfen” und “gegen den Trend”.
Ich wollte um neun Uhr los. Habe es auf 10 Uhr geschafft. Wollte um 16 Uhr dort sein, nun ist es 17Uhr30 und ich stehe, laut Link an der richtigen Stelle. Ist nur mitten im Dorf, ich fahre hin und her, telefoniere, finde, Umarmungen, jetzt erstmal Pipi und dann ein Bier; schon geht’s los:

(ab hier mache ich Copy & Paste beim ausführlichen Bericht von Steven von Interna. Er hat das ganz wunderbar beschrieben, und mit seiner Erlaubnis, von mir gegengezeichnet, sozusagen.
Randnotiz: ich habe mit (fast) jeder Band kurz geschnackt und diese Interviews kommen noch jedes einzeln!)

Kapitel 2
“Frame in Frame”
Die Straßen werden schmaler, die Beläge ruppiger, und die Wände rücken näher ans Auto: Wir sind im ländlichen Osten, im Bördekreis genauer gesagt, Niedere Börde noch genauer gesagt. Where‘s the playground, Susie? Wir rumpeln durch Groß und Klein Ammensleben, Gutenswegen und andere Orte mit positiven Namen. Die Wasserdichtigkeit der von Tengo Peppone telegrafierten Wegbeschreibung erweist sich letztlich als Vorbote einer extrem runden Sache, so rund wie ne blankpolierte Kastanie im Herbst. Wie eine von denen, die ich morgen früh in Klein Ammensleben aufsammeln werde.
Irgendwann sind wir da, werden von Jens und Normen herzlich aufgenommen und mit den nötigsten Informationen (Parken, Pinkeln, Poofen) versorgt. Währenddessen spielen die lokalen Dr. Dexter traditionellen Punkrock mit dem Willen zur heiseren Hymne, bei dem aber die prominenten Keyboard-/Klavierpassagen aufhorchen lassen. Völlig frei von solcherlei Brüchen scheinen mir hingegen Keele aus HH zu sein, geschmeidiges Quartett, ausdrucksmäßig für MICH ALTE, ABGEKOPPELTE SALZKARTOFFEL natürlich eine Punkrock-/Rockpunk-Inkarnation von REVOLVERHELD. Das pneumatisch rundumgefederte, alle Zeit „Engagement!“ kommunizierende Fitneßtrainer-Gehüpfe des Bassisten macht mich am fertigsten, aber gecoacht wirkt die ganze Band. Morgen werde ich mir unsere Setliste auf die Rückseite der Keele-Setliste kritzeln und die Regieanweisung „Ciao/Merch/Socialmedia“ vorm letzten Lied entdecken. Ciao, kauft unsere Vinylplatten und folgt uns auf Inza. Geleckt. Und jetzt fallt über mich her, freßt mein Gehirn und mein Plauzenfett.
Wir verbringen den restlichen Abend am Lagerfeuer bei Currywurst und Kartoffelspalten mit Zwiebelstippe und freuen uns des Lebens. 23:30 Uhr archimedisiere ich mich in meinen Schlafsack und schlafe in der spartanischen Stockbett-Hütte 6 Std. straight durch. Stulle, der alte Penn-Artist, schnurchelt heimelig ins Ikea-Laken, und ich wittere Chancen, die das Leben evtl. gerade für mich anrichtet. Aufstehen, rausgehen.
Stapfe ungeduscht und ataktisch auf der Lichtung umher, schaue mir die Baracken an, die rauchende Lagerfeuerasche, die Autos und die Bühne, auf der ein halbes Schlagzeug und ein Trio toploser Boxen darauf warten, von Flechten, Moosen und Ranken überwuchert zu werden. 1936, als dieser Ort noch ein Schwimmbad war, campierten hier die italienischen Olympioniken. „Da war Bud Spencer bestimmt auch bei“, denkt mein benebeltes Hirn mir vor. Waldspaziergang wird nichts mangels Wald. Ich erklimme den Hang, auf dem die Schlafhütten stehen, und sehe im Horizontdunst den Salzberg des ehemaligen VEB Kaliwerke „Ernst Schneller“, Zielitz, quasi also den Ayers Rock von Sachsen-Anhalt. Peppone haben einen Song namens „Kalimandscharo“ über diesen fremdartig in der Landschaft liegenden beige-braunweißen Hügel geschrieben, und über den Acker, auf dem ich stehe, schiebt der kühle Wind Wolkenstränge verschiedener Grautöne. Endlich Herbst. Endlich wirklich Herbst. Jedes Jahr warte ich länger drauf.
Unterm kalten Wasserhahn des aufgerissenen Herrenklos Haare und Sonstiges waschen. Mal zur Straße gehen und schauen. Plötzlich nicht mehr pleite sein, weil am Wegesrand 10€ liegen. Zu Fuß nach Klein Ammensleben, weil sie da vielleicht Kaffee haben. Eine Einheimische versichert mir, daß es „…hier im Durf…“ GAR NICHTS gibt. Oder wie Detlef es heute Abend ausdrücken werden: Man sei durch jede Menge Orte gekommen, die irgendwas mit „-leben“ heißen, „…aber sah gar nicht nach Leben aus!“
Also wieder zurück zum Slot. Fremd in der Börde, und Alleinsein ist ein rares Gut in meinem derzeitigen Leben, so daß ich jede Minute, die ich unter rauschenden Bäumen dahergehe, genieße. Es ist der Morgen eines perfekten Tages.
Wenig später geben sich die Wohltaten schon die Klinke in die Hand und rennen bei uns offene Türen ein. Peppone tischen Frühstück auf, und die Sonne beginnt ihre Tagesschicht. Stulle und ich holen die Hobel aus den Futteraalen und daddeln rum. Simme, was macht der eigentlich? Schlaf nachholen, aufem Übungspad klöppeln? Mit Anlauf in den Wald förstern? Ordnungsgemäß die Grenze verzollen und simultan die Mutti verlinken? Sich gebenedeit ein paar unter die Tonsur mönchen? Sich gehörig was ins Keyboard klimpern oder einen hinter den Schnuffi atmen? Etwa die Rinne verzinken? Ich weiß es grad nicht.
Nachmittags Spaziergang zum Mittellandkanal mit Tuba (Ben Racken, Die fabelhaften Buckau-Boys undwasweißichnoch) & Felix (pADDELNoHNEkANU, Provinzpostille, Vinyl-Keks): Interessante Gespräche über Punkrock im Wandel der Zeiten, den Magdeburger FC und die Gegend, Beinahtuchfühlung mit Nandus und zunehmender Regen. Gut, daß Team Peppone bereits am späten Mittag zwei Pavillons direkt an die Bühne gezwirbelt haben. Unter ihnen werden sich nachher die Leute versammeln und wegen des Regens auch nicht weggehen. Sprich: Der ganze lange Abend wird eine einzige, herrliche BANDS-UND-LEUTE-SITUATION sein! (war gestern allerdings ohne Regen und Pavillons auch schon so!)
Als wir zurückkommen, hat Jens bereits Kürbissuppe auf dem Kocher. Ich habe schon so manche Kürbissuppe verkasematuckelt, aber diese gehört zu den Top-Pumpkin-Five! Dazu ein paar vegetarische Schmalzkniften, und schon fühl ich mich wie Steven Frame an einem Samstagabend mit Kürbissuppe und Schmalzkniften.
Grüner Star machen den Auftakt einer höchst abwechslungsreichen Handvoll Bands. Meine Sympathometer schlägt gleich ein wenig aus, weil der Gitarrist eine Fidel Bastro-Pudelmütze trägt. Man soll ja die Menschen nach ihrem VERHALTEN beurteilen, nicht nach ihrer KLEIDUNG, und eine Mütze aufzuziehen, das ist ja ein Verhalten. Der Sänger erinnert mich an Peter Hein, aber nur wegen seines idiosynkratischen Auftretens; halt einfach ein TYP, der authentisch sich selbst transportiert und eine menschliche Aussage macht, der ich mich nicht entziehen kann und möchte. Seine Gesangspausen nutzt er zum Tanzen mit geschlossenen Augen, aber ohne animatorischen Gestus. Für sich macht er das und zieht während der 40 Minuten, die Grüner Star bestreiten, eine Schneise in die Crowd. Kein Bad in der Menge, eher ein Vordringen. Baut Spannung auf und hält die Balance. Der Regen sei ihm und seinen Kollegen von Hamburg bis hierher gefolgt, erklärt er. Gut zu wissen, ich dachte nämlich, WIR wären das gewesen.
Die Musik bewegt sich im weiten Feld zwischen Indie und Punk, BPM-Quotienten von Midtempo bis Motorik, manchmal beginnend repetitiv und auf eine kratzbürstige Art fließend und offen. Kann ich auf Anhieb was mit anfangen, und später wird mir der wundervolle Felix ihr Album „Hauptsache, es bleibt friedlich“ für umsonst überreichen, was mich ziemlich vom Podest schwiemelt. Die Zeile „Ist dir die Luftfeuchtigkeit der Nacht in die Augen gefallen?“ soll mich heute noch ein wenig begleiten, repräsentativ für die überragenden Texte dieser Gruppe. Eine Entdeckung! Toll!
Unser eigenes Konzert (das siebente unserer Karriere) geht danach zu meiner vollsten Zufriedenheit über die Bühne, und das ist selten so. Die Leute gut, wir gut, Sound gut, Gelöte macht mit, Kommunikation funzt – eins der besten Konzerte, die ich je gegeben habe und unser bestes bisher. Hinterher wollen Zwei zuerst etwas von uns kaufen (aber wir haben ja nichts) und dann wissen, was wir beruflich machen. Vorher möchten sie aber raten und tippen bei mir auf Pfarrer. Das gefällt mir.
Selbst mit Hasenscheisse kann ich heute etwas anfangen. Ihre „acoustic guitar trash balladen“, aus denen ich mir einen gewissen Brecht/Weill-Einfluß heraushöre, sind nicht mein Ding, aber ich genieße den Auftritt und fühle mich blendend unterhalten. Extrem aktivierende Polka-Refrains wechseln sich mit rhythmisch offenen Intermezzi ab, in denen die Geschichte des jeweiligen Songs mehrstimmig weitergesponnen wird. Macht einfach Sauspaß, da zuzuhören. Und unterm Pavillondach fliegen die Extremitäten, während Stulle und ich uns die nächste Rutsche Kartoffelspalten reinmähen und uns von Anke und Otto vom Kali-Lauf erzählen lassen: Letztes Jahr hat Tuba auch mitgemacht und ist bei 35 Grad Celsius den Kalimandscharo hoch, aber da hatte Otto ihn längst abgehängt.
Den emotionalen Höhepunkt setzen aber Peppone, deren Energie, Fleiß und Liebe wir dieses rauschende Fest zu verdanken haben. Mag sein, daß es in musikalisch-technischer Hinsicht gar nicht ihr bester Auftritt ist, und auch der Sound ist zumindest anfangs echt brüllig, aber die großen Punkmomente der Geschichte haben diese Vorzeichen immer umgedreht, und deswegen waren sie so begeisternd und so gut. Punk handelt von Leuten, die was Eigenes auf die Beine stellen (klingt jetzt ein bißchen nach Jodeldiplom, ist aber auch wahr), und diese vier Typen sind so punk wie nur was. Endlich normale Leute!
Stunden später wird mir Stulle, der mit melancholodischem Punkrock wie diesem nicht automatisch was anfangen kann, erzählen, daß ihn die menschliche Größe, die hör- und lesbar in diese Musik und die Texte eingeflossen ist, unerwartet berührt hat; daß Hoffnung und Optimismus darin wären, trotz aller thematischen Heftigkeit (Flucht, Krebs, Tod, gescheiterte Existenzen). Er hat es erfaßt. Peppone sind die wahrhaftigste Band des Abends, sie sind Familie und holen sich ihre Lieben auf die Bühne. Jens‘ Tochter nimmt sich am Ende ihres Vokaleinsatzes einen dieser extrem süffigen Mexikanerschnäpse* vom Tablett und enteilt, ihn stürzend, in die Menge, am Vater vorbei, der ihr mit einem „Ach-so-ist-das-also“-Blick nachschaut. Riesenkurzfilm.
(*Alter Sombrero, dieser Mexi-Schnappes: Kurz vor meinem längst zur lieben Gewohnheit gewordenen „Shellober“-Gesangscameo stürze ich mit Simme einen dieser roten Teufel, und der fährt mir so hart und würzig ins Gedärm, daß ich zügig den Sanitärbereich aufsuchen muß. Längerfristige Folgen bleiben aus. Klammer zu)
(Zweite Klammer: Als Frank Mühr mir bescheinigt, „Shellober“ gut gesungen zu haben, weiß ich noch gar nicht, daß das FrFrank Mührst.)
Eigentlich braucht jetzt nichts mehr zu kommen. Simme und ich auf zwei Stühlen im verwühlten Backstage, und bei ihm gehen die Lampen aus, er wird quasi neurophysiologisch runtergedimmt und kündigt an, sich im Bus abzurollen. Ich erwäge kurz, es ihm gleichzutun, gehe dann aber doch wieder raus und kröne mir den Abend mit den fantastischen Detlef aus Köln; allein auch, weil ich aus alter Liebe schwer an einer Band vorbeigehen kann, in der Eine/r eine Firebird spielt – wie Frank Mühr.
„Gut gelaunter Haß“ ist Detlefs Credo, und das greift tiefer als „Funpunk“, aber ein ums andere Mal scheckig lachen müssen Stulle und ich uns bei Titeln wie „Scheiße ich muß pissen“, „Wie kann man sich nur nicht für Fußball interessieren“ oder „Barclay James Harvest“ doch. Gleichzeitig stehen diese Typen ganz klar auf der guten Seite, ohne im geringsten den Konfektionierungen des Punkrockbetriebes anheimgefallen zu sein, und beliebige Lustigheimer sind sie auch nicht. TYPEN!! Humor, verdammt! Authentizität, ja, ja, bla, bli, blumm, wir sind ja hier nicht im Personalityzoo, normale Leute halt, die beim Frühstück am nächsten Morgen auch mal „Kopulationspsychose“ sagen, ohne daß komische Vibes aufkommen. Und ein brachial geprügelter, aufs Nötigste reduzierter Zweiminüter tritt dem Vorigen in den Arsch. Keine der großzügig auf die Bühne gereichten Alkoholspenden (Durcheinandertrinken? Ja, bitte!) wird stehen gelassen. Texte über Saufen und saufen, ohne daß die Performance Kinken kriegt. Drummer spielt open handed, wirkt auch bei fliegenden Tempi völlig entspannt, und 2-3x pro Song nimmt ein verschmitztes Lächeln in seinem Gesicht Platz. Ich bin verliebt und kaufe mir von teils geliehenem Geld zwei Platten.
#längesterreviewallerzeiten und es kommt noch mehr!
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LP: Syndrome 81 – prisons imaginaires

Endlich: die erste Full-Lenght von Syndrome 81 aus Brest im Nordwesten von Frankreich. 10 Jahr hat die Band sich dafür Zeit gelassen.
Ich nehme es vorweg: es ist großartig! Und es ist anders, als wir sie bisher kannten.
In 2017 hatten sie eine Compilation diverser 7Inches als LP rausgebracht “béton nostalgie”. Das war der Moment, in dem ich sie tatsächlich wahrgenommen habe. Ich liebe die 7er, alle!, aber eine LP bekommt halt eine andere Aufmerksamkeit.

“Prisons Imaginaire” (eingebildete Gefängisse) heißt das erste Full-Length, was sie uns auf den Plattenteller knallen. Im Grunde ist es nicht mehr notwendig überhaupt ein Rezi-Exemplar zu verschicken. Ähnlich vllt wie Pisse hier in Kaltland, muss man bei Syndrome 81 wohl damit rechnen, dass die Erstauflage ziemlich schnell vergriffen ist. Und ich habe tatsächlich zwei Tage fünf Stunden und 26 Minuten gewartet … zu lang gewartet. Weg war die farbige Auflage. Dann halt die andere. Egal.
Ich war zu der Zeit (zu) viel in Arbeit und hatte einfach keine Zeit, diesen einfach Onlineeinkauf  bei Sabotage Records (dem deutschen Vertrieb) abzuschliessen. Als ich nach einer Weile nach Hause kam, war das Paket da und ich schaute ganz schön erstaunt aus meinen Glupschern, als mir zwei LP’s in die Hände fielen. Eine LP ist mit Demo- und alternativen Versionen versehen. Fab (der Sänger) schrieb mir “Yeah this is no more a big secret that free bonus LP, we plan soon to put the songs online”, das war im August und ja, sie sind online!
Für den Preis, Freunde, wahnsinn!

Los geht’s mit “vivre et murir”, was leben und sterben heißt, und sie holen mich sofort ab – obwohl sich ihr Sound eklatant verändert hat! Er ist nicht mehr so punkig und rough. Viel Hall und New-Wave weht da durch die Musik. Litovsk spielen sowas in die Richtung auch.
Sie verlassen sich directement auf ihren neuen Sound. Das geht rein wie Butter. Klitzekleines Vorspiel, zwei Gitarren spielen zwei Melodien gegeneinander und Fab krakehlt seine leicht unterkühlten Lyrics darüber. Wie der Wind, der “dans les rue de brest” vom Atlantik her durchzieht.
Post-Wave-Punk-Hit diesen Herbst! Zieht euch den Scheiß rein. Ich bin so hart begeistert von Melodie, Herz und einen Singalong, der zum verlieben ist.
Man könnte schon fast meinen ohohoh, die Band hebt ab. Jetzt haben sie sich so lange Zeit gelassen, um uns Midtempo-Mitgröhl-Singalongs um die Ohren zu hauen. Aux contraire!
Mit “future périmé” sind sie bissig wie die 10 Jahre zuvor. Angeknüpft an diesen knallig nach vorne gespielten Oi-Punk mit diesem britischen Waveeinschlag. (über die französische Szene zu dieser Zeit weiß ich allerdings wenig)
Vor einer ganzen Weile schon habe ich Syndrome 81 angefragt an der für sie östlichen Grenze zu Deutschland zu spielen, Strasbourg und Rastatt, doch 1100km one-way sind dann doch sehr weit für ein Konzertwochenende. Das Begehren wird allerdings durch solche Releases nur noch größer, haha!
Neulich hatte ich in der Alten Hackerei ein Shirt von ihnen an und wurde angesprochen! Es gibt noch mehr wie mich. Das finde ich gut!
Was Syndrome 81 in der Folge, auf dem Album schaffen ist, eine Waage zu halten zwischen hart und weich. Eine Kombination aus eigenem Sound, den sie jetzt gefunden haben, Genreübergreifendem Songwriting, Tristesse im Gesang, Einfachheit und trotzdem bleiben die Melodien nicht wie Honig in den Ohren kleben.

Ungern, ganz ungern möchte ich hier im Blog etwas so hart abfeiern, sonst unterstellt mir noch Bierschinken oder so, dass ich zu denen gehöre, die immer alles abfeiern in ihren Reviews; DAS hier, gehört hart gefeiert! Und ja, sie singen alles auf französisch und nein, es liegen keine Übersetzungen bei. Macht aber nix. Ich hab auch schon jede Menge Bands in fremden Sprachen gehört und es stört mich nicht die Bohne, es erstmal nicht zu verstehen. Tomar Control zum Beispiel!
Vor 20 Jahren hätten mir Syndrome 81 vermutlich gar nicht mitgegeben. Für heute ist das ein großer Wurf. Ein absolutes Hitalbum.

Das außergewöhnliche Artwork ist von Hugues Le Corre & Nicolas Bazire von No Sun Media. Nicolas macht auch noch das französische Label, auf dem diese Platte erschienen ist Destructure Records

zu den Outtakes:
Es sind schon einige Veränderungen in den Songs passiert und ich feier auch das total ab, das eine Punkband uns diesen Einblick gewährt.
Einige sehr viel roughere Songs befinden sich auf den beiden weiteren Seiten. Hört rein, es lohnt sich.

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7inch: Lügen vs Rosa Blaulicht

Das witzige an Singles, oder auch 7inches, ist ja, dass man die meist irgendwo mitbestellt, um fein überrascht zu werden.
Klar, dass ich das mit der Split Single von LÜGEN und ROSA BLAULICHT auch erleben darf.
Ich höre, damit ich auch garantiert überrascht werde, erst ihre Seite an.
George und Schorsch teilen mir (auch dir, sofern du sie dir mal reinziehen magst) ziemlich schnell und unmissverstädnlich mit, dass sie ziemlich pissed sind. Musikalisch eingehämmert per Drumcomputer, Orgel und sozialkritischen Texten.
Der erste Song “krank” ist echt angepisst und schlecht gelaunt, das einzig erhellende an dem Ding ist, die kleine Orgelmelodie. Der Text besteht aus kurzen Textfetzen

BWL-Finanzberatender-Businessplaner, Körper genommen Kopf entleert, freie Entfaltung – neue Ideen unterm trendy Öko-Mantel, Nestlé hat viele Namen, …

einfach treffend!
Der zweite Song heisst “scheiße”. Diese könnte man aber auch in wohlfeilen Worten kredenzen. Mal hören:
es geht wohl ums Herumlaufen in dieser abgefuckten Welt voller bescheuerter Menschen. Zwischen den Klischeebilder von Cis-Männern und dem täglichen Weg durch die öffentlichen Verkehrsmittel endet mit dem Fazit

schon meine Mutter hat gesagt, wenn du groß bist, kannst du alles sein und ich wollt am liebsten immer Asi sein.

Auf die Ohren von Rosa Blaulicht: (umgehauen hat mich das nun nicht.)

Band kommt aus Hannover.

Volle Solidarität zu Punk too und dem Thematisieren und Aufbrechen männlich dominierter Realitäten/Bünde in der szene und überall. fight patriarchy – now and ever.

LÜGEN höre ich quasi vom ersten Release an. Eine sperrige, nicht einfach zu konsumierende Band. Lügen macht sowas wie Jensen macht, nur nicht so nett. Sängerin Sabrina hat einiges zu sagen und wenig Geschichten zu erzählen. Die Texte muss man schon mehrmals anhören, und haben nicht zwangsläufig einen Rhythmus, in den man sofort einsteigen kann.
Drei neue Songs sind auf der 7inch. Die ist ja schon ne Weile raus und ich hab sie auch schon zwei bis fünf Mal gehört. Was euch als Ausrede einfällt, weswegen ich den Review erst jetzt schreibe, dürft ihr hier eintragen __________.
Sie ist bereits 2021 erschienen, so ziemlich einem Jahr.
Sabrina textet und sing immer noch gegen den Strich, respektive Takt, und trotzdem, oder gerade deswegen, ist es nicht unharmonisch! Eher sehr außergewöhnlich.
Erinnert mich musikalisch ein wenig an Going Away Party.
“wie ich meine Jugend an die Idioten verlor” und “Pauls Penis” sind weiterhin sehr kritisch, haben aber, so hört es sich für mich jedenfalls an, etwas mehr Ironie.
Im ersten Song geht es darum, wie man in seiner Jugend seine Sexualität “findet”, und das Thema Sexualität zieht sich ja auch noch in “Pauls Penis” weiter. Aus der Sicht eines Mannes wird erzählt, wie man gegen das Patriarchat sein kann und es zerstören kann. Klingt komisch…

aber mit meinem Schwanz und dir, werde ich das Patriarchat zerstören

Im letzten Stück geht es darum, dass “Pommes oke sind, Kartoffeln aber böse” und das man das ordentlich mitsingen muss, was Lügen einige Male vorsingen, damit man sich das ordentlich einprägen kann!
Gesangliche Begleitung gibt es bei “Pauls Penis” von Thomas von Kackschlacht. Beim “Pommessong” gibt es Synthiesounds von Turbo, der bei Rosa Blaulicht orgelt. Da hab ich doch vorhin… ja, ich drehe die 7inch nochmal um, das steht “George und Schorsch”, nicht Turbo. Hm. interessant. Die Postille bittet um Aufklärung! Man verscht mich also hinters Blau-Licht zu führen.
Cooler Release insgesamt, eine Seite funktioniert nicht ohne die andere!
Sehr cooles, simples Cover mit den Buchstaben! Texteinleger, die 7inch in …. rosa und blau.

Gibts auf jeden Fall noch beim Grandioso Versand oder bei Conraszt Records.

Auf die Ohren von Lügen:

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MC: Muellheim – Fun

Gibts Pisse eigentlich noch? Also wenn nicht, dann habe ich auf jeden Fall die richtige Nachfolgeband für euch und die heißt Müllheim. Wobei diese Band hier klar so Pisse-Anleihen hat und ich will das auch nicht zu oft droppen, denn sie haben auch einen hart Post-punkigen Touch. Sind wesentlich krachiger. Glaubt ihr nicht? Naja, bei den oben genannten entsteht der Krach durch die Dissonanz der Instrumente, bei Müllheim durch 17 mal krachig eingespielt und aufgenommen.
Die Band hatte mir schon mal ihr erstes Tape zugeschickt und ich hab mich tatsächlich gefreut auf die neuen Songs, als ich das Tape eingelegt habe. Mülheim sind in meiner Soundwelt etwas noisiger und wagemutiger als andere Synthiebands. Oft klingen die supertough und alles ist total aufeinander abgestimmt. Hier kriegt ihr gleich mit “weiß, reich” einen lärmigen Track um die Ohren. Der Gesang etwas leise. “dein Stuhl wackelt” schön rotzig, alle Instrumente klingen durch und insgesamt meint man eine Band zu hören, die bei ihrem ersten Gig ausprobiert, ob die Lieder funktionieren.
Mit “m:m” will man doch gleich mitzappeln. Und so ein artsfartsy Videoclip drehen. In so nem schrabbeligen Keller im West-Berlin der Vor-Wendezeit. Aber es gibt keine Videos. Ich hab wieder nur diese abgeknibbelten Bieretiketten als “Brief”. Geil. (wenn ihr das auch bei 20 andern Rezensenten macht: Respekt!)
Ich finde die neuen Tracks um ne ganze Spur geiler als noch auf “kron”. Sie haben ein eigenwillig eingängiges Songwriting gefunden; welches sie oft im selben Song zerlegen, um irgendwie wieder zusammenzufinden.
Sie selbst würden sagen, das ihre Refernenzen DinA-Testbild, Mittagspause oder Abwärts sind. okay. Mir doch egal! Sind doch alles Bands aus so nem Musiklexikon, was?
Es käme oft das Wort “Deutschland” vor, steht im Begleitpuzzle. Ist mir auch relativ Hupe, denn es geht ja um den Inhalt. Toxische Männlichkeit, weiße Nazis, Migrationserfahrungen, das Leben im Kapitalismus. Alles richtig.
Auf jeden Fall sind sie desillusionierte Musiker, die das ganz hervorragend zum Ausdruck zu bringen wissen. Wie gesagt: 17 Songs!

Anspiel-Tipps: m:m, second generation immigrant, und und und. Hier zu haben:

Sammlung

PUNK
AUßER ich – punkmonium
ATMEN, WEITER demo // leichtigkeit des scheins LP
AMEN 81 le grand tour de passe-passe // attack of the chemtrails LP
ALARMSIGNAL – attaque
ADONEY chagrin
AT THE DRIVE-IN inter-alia
BEN RACKEN – III 1/2
BLEIB MODERN antagonism
bitter – engstirnig, festgefahren, neidisch MC
BIJOU IGITT – der letzte dodo
BRUTALE GRUPPE 5000 – zukunftsmaschine II
BLANK WHEN ZERO taped
CORNA KRUSWA – s/t
COLD KIDS das wollen wir 7inch
CAPTAIN PLANET ein ende
CHIN UP – greetings MC
DUESENJAEGER – treibsand
DASHCOIGNE s/t 7inch
DxBxSx – wer will das denn
DIE ANGST auf abwegen
you don’t know DIE HAUSVERWALTUNG – demo
DER FEINE HERR SOUNDSO – beweisstück a
DIE TOTEN HOSEN laune der natur 3LP
DER TAG DES DÜMMSTEN GESICHTS – s/t
DRUNK MOTORCYCLE BOY s/t // drunk motorcycle boy
EA80 definitiv: ja! // 40 // 7x7inch Box //
ERNAEHRNUNGSFEHLER sturmverse LP
ELMAR – betriebstemperatur halten
EINKAUF AKTUELL – alles muss raus LP
FRONT dissonanz & wahnsinn
FLUID TO GAS on air EP // handle with care (split w/ Potato Fritz)
FRAU MANSMANN menstruation in stereo // therapie EP
FRUSTKILLER treibgut
EIN GUTES PFERD robotertauben
GRIZOU – kueste
GVLLS – ep
HUELSE haben nichts verstanden // im kreis gedreht und jetzt ist krieg LP
[hi tereska] – 2 takte schneller EP
HASS AUF ALLES Ep
HERR PAULSEN UND DAS ZEITPROBLEM I und II // aufgewacht, verlaufen
HELMUT COOL schlachtrufe BRD GmbH verbesserte rezeptur split w/BIERDOSEN FREUNDE
HUMAN ABFALL
HINÜBER – s/t 10inch
INDECISION – ep
[hi tereska] – die wände weiss gestrichen
ILLE TANTEN – freudig destruktiv MC
INWIEFERN – irgendwas ist immer
KUBALLA kein land in sicht // auf dem weg durch die zeit
KRAWEHL s/t LP
KAPTAIN KAIZEN einatmen ausatmen
KLOTZS schwarzer planet in eigener Sache // eine stadt / keine stadt
KOTZEN werte propaganda dekonstruktion
KANTINE – s/t
KRASSER-FAHRSTIL – wenn möglich bitte wenden
KRANK mausetot EP (MC)
KIOSK – institut für weltanschauliche fragen EP
KRACHMAKERS – s/t
LOSER YOUTH livin la vida loca // es gibt viele schöne arbeitsplätze…. 7inch
LYGO – schwerkraft LP
LOVE A nichts ist neu
LESTER – die lüge vom großen plan
LÜGEN  s/t LP // III
LULU & DIE EINHORNFARM – ihr seid alle scheisse
MAULGRUPPE – tiere in tschernobyl
MISSILES OF OCTOBER – better days
MEISTER SPLINTER – stadtflucht MC
MOLOCH – fragmente LP
NO°RD demo // dahinter die festung // paläste
NO COMPLY reversion
NEAT MENTALS  humanoid // it ain’t easy 7″
NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN dirigenten dompteure diktatoren LP // s/t LP
OIRO meteoriten der grossen idee // nur ein augenblick // zähmen historia della musica rock
OH JESSES – ep
POSTFORD demo // s/t LP
pADDELNoHNEkANU 1+1=2fel // 15 jahre jubiläumstape // my button is bigger than yours LP
PISSE mit schinken durch die menopause // kohlrübenwinter do7inch // hornhaut ist der beste handschuh 7inch // split 10inch /perky tits // live bottleg 7inch
PASCOW lost heimweh box // jade LP
PEPPONE ohne grund LP
PARTOUT – s/t EP
PIEFKE – menschenmühle LP
SLEEP ROUTINE – demo
SINGSONG GIRL – diverses
SENOR KAROSHI – …oder deswegen LP
STRG Z – s/t LP
SYNDROME81 – beton nostalgie LP
SCHELM – ein bisschen mehr LP
SCHALKO – demo
TURBOSTAAT – abalonia // nachtbrot doLP
THOMAS TULPE – in der kantine gab es bohnen
TERRORFETT – die boys vom barbershop
ULF – 4 gute lieder
ÜBERFLÜSSIG – seltsamageddon
ZYSTEM – spatzen

splits:

DUESENJAEGER / COUNTDOWN TO ARMAGEDDON 7inch

DUESENJAEGER / GULIO GALAXIS / DISCO/OSLO / AUßER ICH 12inch split
COLD KIDS / KRANK 7inch
LHOTSE / BLOCKSHOT 10inch
senor karoshi / außer ich 7inch
schelm / die braunen raketen 10inch
sampler:
WUZETIAN / UWAGA split 7inch
A REVERANCE TO FUGAZI (the blog that celebrates itself)

HARDCORE und Artverwandtes
BLUT HIRN SCHRANKE s/t LP
DREI AFFEN – s/t
ETRE demo // konstruktion dekonstruktion
ERAI split 10″ w/ i feel nothing

FOR THE BIRDS – through pain and affliction
LIRR – ritual
LYPURA demo //á
LITBARSKI – s/t
PAULINCHEN BRENNT – salz
SHEER TERRORstanding up for falling down
TIGER MAGIC – if nothing works out at least i do
WE HAD A DEAL – counting leaves
WuZetian – bunker demo
WORDS OF REVOLT – same world different sides
YOUNGER US – tired tried
YUPPICIDE – revenge regret repeat

so ROCK und so.
ANTINATIONAL BASS CREW – demo
BUZZ RODEO – sports
BETWEEN OWLS – wellness
BLUTIGE KNIE – mucker booker wichtigtuer
ELECTRO BABY – flies are happy about coyote shit
HOW I LEFT – sniffing glue with frank sinatra
LUNATIC SPIRIT – II

HÖRSPIELE und andere schräge Sachen
INSPECTOR BOWSER UND DIE DILDOFEE

BÜCHER und FANZINES

ALLEINER THREAT #4
ACROX #8
AUF JAHRE UNSCHLAGBAR
ANGER IS AN ENERGY (johnny rotten biografie)
BROT #2 // #4 // sonderausgabe // #7
BEASTIE BOYS book
DOWNPOUR #4
DER GESTRECKTE MITTELFINGER #?
ER IST WIEDER DA (timur vermes)
FE_MALE FOCUS #1
GLEISDREIECK (graphic novel)
GERMAN COMPLIMENT #1 // #4&5 // # 6 // #7
HUMAN PARASIT #13 // #16 // #17
JAPANISCHE KAMPFLEKTÜRE
JAN OFF die helligkeit der letzten tage // vorkriegsjugend LP-Hörspiel // nichts wird sich niemal ändern // ausschuss // glaube, liebe, hohngelächter
kalle stille – alles was ein fanzine braucht
KAPEIKENPOST #9
KÜMMELGROLLER #4 #5
MIND THE GAP #15 // #22 // #23&24 // #25
MINOR AT HEART
OX #141 // #143
PFFF Zine #3
PLASTIC BOMB #92 // #95 // #108 // #110 // #119 //
PROUD TO BE PUNK #28
SWINGKID FANZINE #5
TRY TO WAKE UP WITH A SMILE IN YOUR FACE #7
TRUST #175 // #179 // #193 // #195 // #197 // #207 //
TESTCARD #26 “utopien”
TRINKEN TANZEN NARBEN SAMMELN
TITANIC #12/2018
UNDERDOG #47 /48 50 / 51
XCLUSIVE Fanzine #6

VIDEOS
BITTER GROUNDS – struck out
BLACK LINING – grumpy clown
BRUTTO TEMPO – all day out
FISCO – macond0
HERR PAULSEN UND DAS ZEITPROBLEM variabel // worte
HELMUT COOL – nein, meinen kanzler ficke ich nicht
HELL & BACK – fiction and history
OIRO – zirkus europa
NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN helikopter-eltern staffel 1
NO°RD gaslaterne // paläste // horizont
CLICKCLICKDECKER – läuft es eher daneben
RAMMSTEIN – deutschland
ULF – bei den alten
ÜBERFLÜSSIG – nämlich wenn wir uns lieben

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7inch: OUST – never trust a politician

Von Sabotage Records flattert hier die 7inch von Oust rein.
Erster Blick: fragend. Sieht nach Crust aus. “never trust a politician” verrät der Titel. Rote Lettern zerfließen Oust, ein Totenkopf mit Blümchen dazwischen. Innen gibt es einen Kartonageneinleger, gefaltet, mit den Texten.
Und ich wurde nicht enttäuscht von meinem Eindruck, als ich die 7inch auf unserem neuen, tragbaren Plattenspieler für den Merchtisch aufgelegt habe. Eher Hardcorepunk / D-Beat, ziemlich hart nach vorne gespielt. Pissed, wütend.
Die Band schreibt: “wir sind alle vor 1990 geboren, wir haben beschlossen eine Website zu machen”. Ergebnis.
Sie haben auch eine FB-Seite.
Die drei Songs “Redestribution of wealth” kannibalisiert den Satz “eat the rich”. “fuck your Band” handelt vom DIY, der sich gentrifiziert, der sich industiralisiert und kommerzialisiert. DIY means Passion not Profit.
“never trust a Politician” handelt von den Lügen, davon, dass sich nichts geändert hat.
Passende Musik, nicht einfach nur Crust, alles sehr wild und überrascht dann doch mit einem guten Schlag Doom und Post-Hardcore.
Finden kann man auch noch einen Elektro-Track, bei dem es sich um eine Fortsetzung eines Songs handelt. Ich spoiler hier nicht weiter. Hört mal selbst rein oder bestellt euch das gute Stück bei:

Erschienen bei Sabotage Records in Coop mit Autoreverse Records & Tapes